Findest Du.. mit Mut hat das wenig zu tun.. sondern mit der Frage, ob man z.B. bei den von Dir gezeigten Bildern eigentlich ständig und wiederholt nur auf diese Freistellungspotentiale schielen muss. Das wird nämlich irgendwann auch langweilig.
Und umgekehrt brauchts eigentlich auch keine stete Wiederholung irgendeines Vorteils von f1.4 unter gestalterischen Aspekten, es sei denn man hat den Freistellungsaspekt langsam für sich als den "universal Helfer" in der Bildgestaltung gefunden..
Ich denke weder die Aufnahme des Fahrrads, noch die Nahbereichsbilder haben irgendetwas, das nicht auch mit einer Linse f2 oder f2.8 zu erreichen wäre.
Was Du zeigst, ist vielmehr das typische Nahbereichsfoto mit ohnehin eng umgrenzten Schärfentiefebereich.. was da einem f1.4/35mm im speziellen zuzuordnen wäre, erschließt sich nicht. Weil nun die Augen der Katze besonders hervorgehoben sind, aber die Ohren schon in Unschärfe versinken.. macht es sie zu einer anderen Katze?
Schau Dir mal Bilder an, die Loeffel von seiner Katze mit einem Omega Componon 4/50mm hier eingestellt hat.. Nahbereich halt..
Ausserdem mache ich da keine Regel draus, sondern wehre mich einfach nur gegen das ständig verbreitete Dogma der Freistellung bei f1.4, die einige, Dich eingeschlossen, hier anführen. Insofern ist durch ständige Betonung der Vorteile der Freistellung eines 1.4er oder sonstiger schneller Linsen eher Dir und Deinen Vorlieben der Versuch eine neue Regel zu schaffen anzulasten.
Heerscharen von Fotografen aus meiner damaligen Zeit haben die Lichtstärke als das gesehen, was sie war und ist.. nämlich eine Möglichkeit, bei LowLight, wie sie z.B. bei unseren Shootings in dunklen Theatern, auf Vernissagen oder Buch-Lesungen auf dem "Boot" in Hamburg, wo teilweise bei schummeriger Beleuchtung ohne Blitz fotografiert werden musste, eben genau solche Objektiven noch mit brauchbaren Verschlusszeiten zu arbeiten. Und damals hab ich mein Geld mit der Fotografie verdient !!
Nun herzuleiten, ich würde eine Regel aufstellen, verkennt, das der klassische Einsatzweck solcher Objektive in den beschriebenen Aspekten zu suchen ist, und nicht in der Frage, ob ich motivabhängig nun ein Fahrrad von einem Hintergrund freistellen kann oder mit ohnhin knapper Schärfentiefe einen einzelnen Buchstaben aus einem Wort herauslösen kann. Dies ist eine entfernungs- und brennweitenabhängige Sache und keine Frage der Lichtstärke..
Sorry, selbstverständlich hab ich mit hinreichend schnellen Linsen fotografiert.. aber um Lichtstärke zu einem Dogma zu erheben.. und mir dann sagen lassen zu müssen, ich würde hier irgendeinen Mut haben und neue Regeln aufstellen, geht dann doch entschieden an der Sache vorbei.
Ganz im Gegenteil ist es, das soll man einfach auch mal als Kontropunkt setzen, sind solche Begrifflichkeiten wie Bokeh, Freistellung und das ständige schielen auf Lichtstärke eher eine Ausgeburt des heutigen Umganges mit der Technik und seinen Möglichkeiten, haben aber mit den ehemaligen Verwendungen aus denen sich solche Regeln herleiten nix mehr zu tun.
Der eine oder andere von uns entdeckt vielleicht mal einen gestalterischen Aspekt in den Möglichkeiten der Neuzeit.. mehr ist das aber nicht.
Freistellung ist nicht nur an die Lichtstärke gebunden.. man kann es damit zwar auf die Spitze treiben.. aber ob das nun erstrebenswert ist oder nicht..
Offen gesagt.. ich kenne viele, die mir an etlichen meiner Bildern vorhalten, eigentlich in diese Freistellerei verliebt zu sein, wo eigentlich mehr Hintergrund-Einbeziehung erforderlich wäre.. Insofern kann das gesamte Geplauder über Freistellung, Bokeh und sonstige Objektiveigenschaften auch völlig anders gesehen werden und eher in die Abteilung "brauch ich nicht so extrem" eingestuft werden.
Und solche Nahbereichseffekte bekomm ich dann mit zwei Schritten vorwärts und einem 4/28er auch hin..
componon28mmsb.jpg
Eben weil Freistellung nicht alles ist und auch mit anderen Mitteln erreicht werden kann.Ich verstehe nur nicht, warum so viele Kollegen hier erklären wollen, warum sie ein lichtstarkes 35er NICHT brauchen, jedenfalls halte ich es nicht für konstruktiv.
Die 35mm sind eine Reportage - Brennweite, wie zurecht angemerkt.. und bei einer Reportage will ich deutlich das Umfeld mit einbeziehen und nicht durch übertriebene Freistellung das Gegenteil erreichen.