Fortsetzung:
Was bedeutet dies nun praktisch?
Ich öffnete also das Objektiv, um den Umbau zu preparieren.
1. FD Mount runterbauen
2. Einlegeringe aus Gußdruck entnehmen und anschließend alle weiteren Teile herunterbauen..
Dabei stellte sich heraus, dass es sehr weit "rein geht" in das Objektiv.. und die Mitnehmergabel der Blendenplatte sonderbar "schlackerte"..
Und dann zeigte sich das "Übel" auch schnell:
Bild #5
Hier zu sehen, ist der Sicherungsring des Canon nFD 1.2/85mm L - oftmals auch Seeger-Ring genanntes Bauteil. Dieses dient dazu, die in Bild #1 gezeigte Steuerkurve für den PIN gegen ein Verrutschen nach oben zu sichern. Dieses Teil kam mir bei der Demontage ebenso wie die Steuerkurvenplatte wackelnd entgegen.
Nachdem ich die Steuerkurvenplatte wieder an den ursprünglichen Ort brachte und mit dem Seegerring sicherte, stellte ich fest, das der schwarze PIN, der ja unter Vorspannung sitzen sollte, ebenfalls keine Funktion mehr hat.. er "schmiegte" sich nicht mehr an die Steuerkurve an.. also ist klar, das irgendwas am Blendenmodul, das von Oben nicht erreichbar ist, ausgehakt, gebrochen oder schlicht irgendwie aus seinen Führungen gesprungen sein muss.
Aus dem letzten Satz geht hervor, dass man mit "normalen" Mitteln nicht an diese Vorspannungsfeder herankommt, ohne nun das Objektiv komplett zu zerlegen!
Ohne einen weiteren Reparatur-Eingriff ist dieses Objektiv künftig nur noch mit Blende 1.2 zu betreiben..
Eine weitere, "grobe" Erschwernis kommt nun noch ins Spiel.. wäre ja auch sonst zu einfach gewesen..
Um für die Analyse und Wiederbefestigung vom Seegering und des Blendenproblems überhaupt so weit in das Objektiv vorzudringen, mussten 6 Schrauben gelöst werden, die dann dafür sorgten, dass die normalerweise im abgenommenen FD Mount sitzenden Kugellager in denen der Blendenübertragungshebel ohne Reibungsverluste läuft, in der Folge aus ihrer Führung in einen ungeordneten Zustand gerieten und sich nicht mehr zurückschieben ließen. Dies allein bedeutet schon einen immensen Zeitaufwand, wenn man nur den defekten Zustand des Objektivs bei einem Rückbau wieder herstellen wollte.
Ich kann nur definitiv davon abraten, ein Objektiv dieses Typs zu kaufen, wenn nicht vorher die Blendenfunktion komplett gecheckt und als in Ordnung befunden ist. Ansonsten das Objektiv gleich retournieren.. es sei denn, der Preis ist absolut heiß.
Da ich gewohnheitsmäßig vor keinem Problem in Sachen Objektivumbauten und Reparaturen mehr zurückschrecke, ergeben sich so folgende Denkvarianten:
1. Weitermachen und Komplettzerlegung des Objektivs um die Blendenfunktion wieder herzustellen, mit all ihren damit verbundenen Risiken !
- hierzu brauche ich Detailinformationen über den inneren Aufbau der Frontgruppe vor dem Blendenmodul.. also wie ist die Sache bei einem Einstieg "von Vorn" aufgebaut
2. Umbau und reiner Betrieb der Optik als "nur" 1.2/85mm ohne jedwede Blendenfunktion
3. langwierige Wiederherstellung des Ursprungszustandes mit den Kugellagern etc.. um dann es dann in eine Canon Werkstatt für die Durchführung der Blendenreparatur zu geben. Wirtschaftlich vermutlich ein NO-GO.. und Canon repariert die alten FD Objektive nicht mehr.. angeblich weil die Ersatzteile fehlen.
Zwischen diesen Optionen muss sich der Besitzer nun entscheiden..
Punkt 1. und 3. werden aber auf jeden Fall sehr zeitintensiv, weil bei 1. zunächst die gesamten Informationen gesammelt werden und die Arbeiten zeitlich umgesetzt sein wollen.. das kann zeitlich ziemlich dauern und eben von mir auch nur sporadisch daran gearbeitet werden..
Ich hege die Hoffnung, das Markus, der ja wohl sein 1.2/85mm L schon umgebaut hat, etwas dazu sagen kann. Soweit ich auf seiner Seite seinen Bericht nachlesen konnte, war er aber im Hinblick auf eine Reparatur leider mit viel zu geringer Detailtiefe dargestellt, so dass ich mit dem vorhandenen nix anfangen kann.
Aber vielleicht ist da ja noch das eine oder andere in Eurem Wissenschatz, dass hier hilfreich sein könnte.
LG
Henry



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