Zitat Zitat von Torsten Beitrag anzeigen
Das ist ein Super Thema, mir gefallen viele schwarz/weiß Bilder, einige jedoch nicht. Ich finde es teilweise schwierig schwarz/weiß Bilder anzufertigen, gerade in der digitalen Zeit. Es ist kaum damit getan, ein Bild einfach umzuwandeln - da sehen die meisten Bilder nicht gut aus. Zumindest empfinde ich das so, bei den eigenen Bildern.

Wie geht ihr denn da so dran? Wisst ihr schon von vorn herein, das ihr schwarz/weiß Bilder machen wollt? Oder entsteht die Umwandlung eher spontan am Computer durch probierlust? Fotografiert ihr vielleicht sogar schon in schwarz/weiß und macht parallel ein RAW dazu, so für alle Fälle als Farbkopie?
Geschult durch lange Jahre der SW-Fotografie sehe ich schon im Voraus, wenn sich ein Bild aus vielen grafischen Elementen zusammensetzt, ob es sich für eine spätere SW Umsetzung eignen könnte. Wenn man die Aufnahmesituation und das Motiv genau betrachtet und nach geometrischen Formen "abklappert" und sich das in einem fertigen Bild vorstellt, kommt nicht selten auch die finale Entscheidung bei der Nachbearbeitung zugunsten des SW Bildes.. aufgenommen wird aber immer in Farbe.


Cool wäre wenn es eine Möglichkeit gäbe schon beim Blick durch den Sucher auf schwarz/weiß umzuschalten, aber dafür braucht man wohl einen EVF...
Das ist nach meiner Meinung nicht das Mittel der Wahl.. besser ist es aus meiner Sicht das Erkennen dieser geometrischen Dinge wie Linien, Kurvenverläufe etc zu schulen und dies zu übertragen auf ein zweidimensionales Papierbild um zu sehen, wie wird sich das verhalten/darstellen.

Dafür gibt es auch eine schöne Übung:

Schließe mal ein Auge für ein paar Minuten.. decke es mit einer Hand oder einer Augenklappe ab.
Schnell wirst Du feststellen, das z.B. die Möbel in Deiner Wohnung in Deinem Blickfeld eine völlig andere Perspektive bekommen.. wenn Du im Stehen vielleicht in einem Winkel von 30-45 Grad auf Dein Sofa herabblickst, erkennst Du plötzlich, wie sich das auf einem Papierbild verhalten würde.. das Sofa ist nun zweidimensional nur noch "oben" und nicht mehr "vorn" und "unterhalb" des Sehbereichs... verändere mal so Deinen Standort.. plötzlich ist die Anordnung der Linien und Formen eine gänzlich andere, wo vorher der "Raum" war, sind jetzt Linien in allen Richtungen zu sehen und Räumlickeit kommt nur noch durch Licht und Linienverläufe zustande...

Starre Dein Sofa ruhig mal eine Weile so an.. dann fällt irgendwann auf, das sich das Auge stückchenweise auf die Anordnung der Linien und Formen der um das Sofa herum angeordneten Dinge beschränkt und es "platt" wirkt, also die Räumlichkeit verloren geht, die wir durch unser zweiäugiges Sehen gelernt haben.
Oder um das wiederum zu verstehen, halte mal Deinen Zeigefinger in einem Abstand von ca. 20-30cm vor Deine Nase.. und fokussiere mit den Augen auf einen entfernten Gegenstand. Du kannst mit beiden geöffneten Augen am Zeigefinger vorbeisehen.. und somit störende Gegenstände im Blickfeld ausblenden.

Mach das Gleich mal mit einem geschlossenen Auge.. uppps.. plötzlich haben wir ein Hindernis im Wege..

Diese "Spielereien" dienen dazu, sich ein wenig klar zu machen, wie unser Sehen beschaffen ist und wie es die Kamera eigentlich nichts sehen kann, weil sie eben nur "ein Auge" hat.

Sich dieser Dinge bewußt zu werden und auf diese Weise von der 3Dimensionalität in unserem Sehen zu lösen, die sichtbare und bunte Wirklichkeit in eine zweidimensionale Fotografie zu übertragen, bedeutet zuerstmal sich dieser Formen und Zusammenhänge bewußt zu werden. Und das ist eben deutlich schwieriger, weil darüber hinaus noch die "Farbdimension" fehlt, die wir jeden Tag wie selbstverständlich haben. Fotografie ohne Farbe ist schon eine hohe Schule.. weil sie genau dazu zwingt, sich die grafische Wirkung im fertigen Bild vorab klar zu machen..


LG
Henry