Die Überraschungen kamen beim genaueren Hingucken: Als erstes ist auffällig, dass dieses Objektiv nicht nur ein Bokeh produziert, das ich persönlich schlichtweg bezaubernd finde, das man aber unabhängig vom persönlichen Geschmack sicher als ausgesprochen charakteristisch und ungewöhnlich bezeichnen muss, sondern dass es selbst bei voller Offenblende absolut knackscharfe Bilder produziert - natürlich immer korrekte Fokussierung vorausgesetzt:
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links komplettes Bild (man beachte die relativ wenig störende Vignettierung), rechts 100% Crop
Daraufhin fing ich mal an, abzublenden und die "Alltagstauglichkeit" unter die Lupe zu nehmen. Bei Blende 11 sieht das dann so aus: Man hat nur noch relativ kleine, scharf begrenzte schwarze Ecken, so dass man bei vorausschauendem Bildaufbau und anschließendem Beschnitt vollkommen unbeeinträchtigte Bilder mit ca. 3000x3000 Pixel erhalten kann. Und auch hier: Eine Schärfe, die ich von einem so winzigen, alten und gewissermaßen zweckentfremdeten Objektiv nie erwartet hätte und dazu ausgesprochen kontrastreiche und brillante Farbwiedergabe - wobei letzteres am ehesten verständlich ist wegen der minimalen "Glasmenge", die hier im Spiel ist:
links komplettes Bild, rechts 100% Crop
Aber dann kam die größte Überraschung: Die Suche nach CAs, Farbsäumen etc. verlief bisher komplett erfolglos. Selbst bei voller Offenblende, strahlendem Sonnenschein und metallisch glänzenden Motiven ist weder im scharfen noch (und das ist noch ungewöhnlicher) im unschrfenBereich irgendetwas dergleichen zu erkennen. So etwas habe ich bei so lichtstarken Objektiven noch nicht erlebt.
(links leicht beschnitten, rechts 100 %-Crop)
Dass die Scharfstellung auf unendlich ebenfalls klappt und auch Gegenlichtsituationen zu keinen Problemen mit Blendenflecken, Flares o.ä. führen, zeigt der Sonnenuntergang (Blende 8). Nur eine kleine rötliche Reflexion vom Sensor sieht man links am Dachgiebel aber dafür kann das Objektiv relativ wenig, das scheint mir ein generelles Problem der E-P1 zu sein, das man bei fast allen Optiken beobachten kann:
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Und als Krönung hat man die Möglichkeit, ein oder zwei CS-/C-Mount-Adapter in der Größe eines Eherings als Makroring zu missbrauchen, um die etwas bescheidene Nahgrenze von 0,5 m zu unterschreiten. Das Ergebnis hat mich wiederum begeistert: Ein butterweicher Verlauf von Schärfe zu Unschärfe und ein Bokeh vom Feinsten. Und als Bonus verschwindet die Vignettierung komplett und man kann die komplette Sensorgröße nutzen:
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(beide Bilder unbeschnitten)
Ich bin - man wird es meinem Text anmerken - schlichtweg begeistert von diesem kleinen Juwel. Den Frühling mit lauter bunten Blumen und Schmetterlingen auf grüner Wiese kann ich kaum erwarten...
P.S.: Beim Betrachten der Bilder stelle ich fest, dass speziell die Crops teilweise ganz schön von der Software des Forums vermurkst wurden. Da sieht man ja teilweise sogar treppenförmige Kanten. Die Originale sehen wesentlich (!) schärfer aus.