absichtlich unscharf

[jbw]

Hallo kuuan,das Bauchgefühl halte ich schon für wichtig im Leben,nur,den Kopf kann ich nicht so einfach abschalten.

Deine 'Regenschirm Invasion' gefällt mir gut,die anderen zeigen aber auch schön die herrschende Hektik in der Stadt,wenn auch der Aufbau mehr oder weniger zufällig sein wird,es kommt interessantes dabei heraus.

Gruß Jörg

[kuuan]

Hallo kuuan,das Bauchgefühl halte ich schon für wichtig im Leben,nur,den Kopf kann ich nicht so einfach abschalten.
Gruß Jörg

Jörg ich hab' da Erklärungsbedarf, das mit dem Kopf, besser gesagt 'Nicht - Kopf' ist so ein wenig ein Steckenpferd von mir: Oft scheint es mir daß der Kopf, das Dencken, Konzepte dem direkten Erfahren und Wahrnehmen im Weg stehen und viele Menschen, vor allem in unseren westlichen Kulturen, deswegen viel an Lebensfreude verpaßen.
Folgend ein Versuch zu verdeutlichen was ich meine: ( ist sehr lange geworden und scheint off topic, ist es aber meiner Meinungnach nicht, wem’s zu lange ist bitte nur die letzten 2 kurzen Absätze lesen)

Vor Jahren habe ich auf Märkten 1000ende von sog. 'Donuts', runde Edelsteine als Halsbänder auf Lederbändern aufgehängt, verkauft. Damals waren die große Mode, jedes Frauen / Gesundheitsmagazin hatte Artikel über Steine, entweder über die Wirkung auf die Gesundheit oder eingeteilt nach Sternzeichen.
Auf meinem Stand hingen 100erte Steine, schöne Steine, ich war 2x extra nach Hongkong geflogen um jeden einzeln auszusuchen. Oftmals hat ein Kunde, nach kurzem Blick auf alle Steine, schnell nach einem ganz bestimmten gegriffen, jeder wieder auf einen anderen, und ich konnte beobachten wie ihr/sein Gesicht aufleuchtete, da war Freude, oder wie ein Wiedererkennen. Dann aber plötzlich fror das Gesicht ein, der Stein wurde achtlos ausgelassen, tuschte dann gegen die anderen, manchmal wurde derart auch ein Stein verletzt, und es kam die Frage...nach der ‚Tabelle’: Sternzeichen - oder Gesundheitswirkungs – Aufstellungen, der Kunde wollte einen ‚verschrieben’ bekommen wie eine Pille beim Doktor.
In diesen Fällen erwiederte ich sinngemäß: ‚Was erwartest Du Dir vom Stein? Gute Energie? Ich sah eben wie Dein Gesicht voller Freude war als Du genau diesen Stein in der Hand hattest, das ist die beste Energie die es gibt: Ich glaube dieser Stein ist genau der richtige für Dich! Meißt wurde ich kurz mit Unverständnis angestarrt und schon war der potentielle Kunde auch schon weg. Ich hätte sicher noch mehr Steine verkauft hätte ich das Spiel mit den ‚Tabellen’ mitgespielt, alle Kollegen taten es, ich aber konnte nicht anders, wäre mir als vergeudete Chance erschienen: Ein paar wenige Kunden verstanden mein Argument, diese Menschen können ihre Gefühle ‚wahrnehmen’, ich denke denen hat der Stein mehr gegeben, vielleicht sind das auch die glücklicheren Menschen

Wenn ich einen Kommentar schreibe fühle ich mich manchmal dazu gedrängt hier und da ein smily dazuzufügen. Warum? Weil ich weiß daß die Worte alleine zu leicht zu einem strengen, engen Verständnis führt, und ein smily notwendig ist um den Intellekt aufzubrechen.

Du kennst wahrscheinlich auch diese Momente wenn man z.B. einen fantastischen Sonnenuntergang genießt, und dann sagt da jemand: ‚ist das nicht ein schöner Sonnenuntergang’, und schon ist das besondere Gefühl vorbei.

In Asien hat dieses direkte ‚Wahrnehmen’ und in Konsequenz direkte ‚Handeln’ Tradition, ist das Herz jedes ‚DO’s, jeder Zen-kunst. Es gibt sicher Bücher mit Titel ‚empty mind’ oder Ähnlich, sehr empfehlenswert ist das kleine Büchlein des deutschen Professors Eugen Herrigel ‚Zen in der Kunst des Bogenschießens’

Beim ersten Hinschauen auf ein Foto ist es Dir doch sicher auch schon einmal ein gewißes ‚AHHH’ passiert, dein Gesicht ist aufgeleuchtet, da war Freude. Man kann dann analysieren warum einem dieses Foto gefällt. Nimmt man alle diese Gründe zusammen kann das meiner Meinung höchstens ein nickendes, verstehendes Wohlgefallen, nie aber das gleiche Ahhh hervorrufen.

Zum Thema ‚unscharf’: Ich vermute daß so mancher ein unscharfes Bild nicht genießen kann weil es sein Hirn nicht zuläßt.
( und versteh’ mich nicht miß, Jörg, das ist nicht auf Dich gerichtet

Liebe Grüße,
Andreas