Die Verkrampfung liegt in den meisten Fällen beim Fotografen, weniger bei den Modellen.

In vielen Fällen ist der Fotograf im Amateurbereich zu sehr mit seiner Technik, der Lichtführung und den weiteren Umständen beschäftigt.

Aber gerade das ist es, was die Modelle später oft unnatürlich wirken läßt. Sie kommen deshalb selten "in Fahrt"...

Dabei ist für den Fotografen gerade das sich Lösen von dem Werkzeug Kamera und Licht oberwichtig, um in eine Interaktion mit dem Modell überzugehen.
Das Modell muss geleitet sein. Es muss gesagt und gezeigt bekommen, was die Schokoladenseiten an ihm/ihr sind.

Interaktion, klare Vorgabe und ständiges "beim Modell sein", bestätigen und freundliches "nein, nicht so sonder so herum" sind die Schlüssel.

Dieses "psychologische Moment" trägt zum eigentlichen Gelingen eines Akts bei. Die Fähigkeit in schlafwandlerischer Sicherheit die Technik zu bedienen und sie eigentlich "verschwinden" zu lassen.
Es ist immer eine besondere Situation und Beziehung, die in der Aktfotografie zwischen Modell und Fotograf herrscht. Dieses Vertrauen gewinnt man nicht mit einem angestrengten Blick durch den Sucher, sondern durch Lockerheit, humorvolle und auflockernde Szenen und Spielerein zwischen den Beteiligten. Oft helfen Requisiten, mit denen sich das Modell beschäftigen kann, auch dabei, sich von einer "verkrampften" in eine "mitspielende/n Akteur/in" zu verwandeln.

Beispiel: Ich hatte einmal ein Modell, da haben wir einfache Billiardkugeln
genommen, an nackten, in die Luft ragenden Beinen rote Stiefel
benutzt und es ging zunächst nur darum, die schwarze Kugel
zwischen den Stiefeln festzuklemmen.

Es entwickelte sich eine absolut entspannte Situation, wo später mit allerlei Witz und Ehrgeiz und den Kugeln sehr ansprechende Aktaufnahmen zu stande kamen, weil einerseits das Modell locker wurde, viel gelacht wurde und selbst vom Modell dann entsprechende Vorschläge und Ideen noch mit in die Szenen eingebaut wurden.

Deshalb ist es für mich immer ein wichtiger Aspekt gewesen, auch dem Modell "Spielzeug" oder Aufgaben mit auf den Weg zu geben um einerseits lockerer zu werden, sich selbst mit einzubringen.

Auch ist vor einem solchen Shooting mit Amateuren wichtig, das Offenheit über die körperlichen Vorzüge und auch Nachteile besteht.
In der Regel ist das viel weniger ein Problem, als ich in meinen Anfängen mit dem Metier je geglaubt habe. Ihr werdet sehr überrascht sein, wie sehr Modelle im Amateurbereich ihre Vorzüge und auch Nachteile selbst einschätzen.

LG
Henry