Leider sind auch Leitz und Zeiss nicht in der Lage, die Physik zu "überlisten"..

Je lichtstärker ein Objektiv und je weitwinkliger die Sache wird, umso schwieriger werden solche Berechnungen, weil einige gegenläufige Entwicklungserfordernisse sich gegenseitig "im Wege" stehen, zwischen denen sich der Konstrukteur entscheiden muss. Je nachdem, was das Ziel ist, werden in die eine oder andere Richtung Kompromisse in Kauf genommen.. dies speziell bei den Lichtstarken Objektiven im WW Bereich.

Ich kenne eigentlich kein lichtstarkes WW (35mm gehören schon in die Gruppe der leichten WW), das bei hoher Lichtstärke (f2/f1.8/f1.4) am KB bei Offenblende bis an die Ränder scharf abbilden kann. Selbst speziell geschliffene Aspheren, können die eintretenden Effekte nur unzureichend auffangen.. extrem zu sehen beim Canon FD 1.4/24mm..

http://www.digicamclub.de/showthread...4mm-Aspherical

Zwar tritt dies bei den 35ern noch nicht so krass auf, zeigt jedoch die Tendenz. Vignettierungen, CA Korrektur und hohe Lichstärke vertragen sich nicht zeitgleich.
Schon deshalb sind die erzielten Fortschritte in dem Bereich immer klein zu nennen.

Für mich irgendwie aber auch klar. Eine hohe Lichtstärke braucht der Fotograf bei wenig Licht. Besonders sieht man dies bei dem Rennen in den 50igern um das Lichtstärkste Portrait-Objektiv überhaupt. Damals ging es nicht um solche "Bokeh-Spielerei" bei Tageslicht und Offenblende, sondern darum bei Dunkelheit noch Schärfe und Details auf den Film zu bekommen, wo mit normalen Objektiven nur noch per "Kochen" des Filmmaterials (pushen= ein 400 Asa Film wurde wie 3200 ASA belichtet und durch Entwicklungszeit und Temperatur gekocht) dicke grobe Emulsionskörnchen die Bilddetails zunichte machten, aber noch erahnen ließen, was da aufgenommen wurde.

Dies waren die Zeiten, als das Biotar 1.5/75mm das Primoplan 1.9/75mm konkurrierten um diese Stellung. Ermöglichten sie es doch, noch in Situationen zu fotografieren, wo andere Objektive bei 2.8 und 3.5 oder langsamer schon sinnlos wurden. Dort konnten sie überzeugen, waren auf Schärfe getrimmt und verbunden mit den dann feinkörniger ausfallenden Filmentwicklungen zu überzeugenden Leistungen in der Lage waren. Eine Schärfe bei Offenblende, bezogen auf das gesamte KB Format, war gar nicht im Gespräch. Wichtig war, das in der Dunkelheit das anvisierte Motiv auch scharf und kontrastig erkennbar war. Ein schönes Bokeh, wie wir es heute "zusammenspielen" und zu einer Wissenschaft erheben, gab es damals quasi als "Zugabe"... weil diese Objektive zumeist nur zentrumsscharf bei Offenblende waren und die unscharfen Randbereiche für entsprechende Zerstreuungskreise sorgten. Dort, wo sich auch die Mikroprismen oder Schnittbild - Einstellhilfen im Sucher befanden, war der Bereich der größten Schärfe. Abblendung half dann, Schärfentiefe zu gewinnen und eben auch aus dem Zentrum liegende Dinge etwas schärfer werden zu lassen und dabei die Vignettierungen etwas zu mildern.

Aber selbst heut muss man immer noch sagen.. auch die besten Objektive im WW Bereich sind offen immer noch keine Offenbarung.. kein Objektiv, im Bereich 20-35mm, das nicht bei Aufnahmen gegen Unendlich an den Rändern schwächelt und mindestens eine Abblendung auf 5.6-8 benötigt, um CAs, Vignettierung etc.. einigermaßen im Griff zu haben.

LG
Henry