Wer kennt das nicht? Man ist in der freien Natur und stößt ein "Oh" und "Ah" aus. Man möchte sich hinsetzten, um den Anblick aufzusaugen. Da das nicht geht, wird zur Kamera gegriffen und man ist anschließend enttäuscht, wenn das Bild nicht die Wirklichkeit widerspiegelt.
Ein nicht geringer Teil der Landschaftsfotos sieht unbefriedigend aus. Die wunderbare Lnadschaft ist auf dem Bild nicht getroffen, der romantische Herbstwald nur noch ein Haufen von Farbflecken, ein Bergmassiv zeigt sich als unbedeutender Hügelzug. Offenbar hält die Natur nicht das, was sie verspricht. Oder liegt der Fehler beim Fotografen?

In der Regel ist die Landschaft nie unfotogen. Es muss also an einer oder mehreren Fotosünden liegen, wenn der Eindruck vom Motiv nicht mit dem Foto übereinstimmt.
Schnappschüsse in der Natur sind selten gut!

Wenn Landschaftsfotos vom eigenen Eindruck abweichen, dann hat das fast immer dieselbe Ursache: Der Fotograf hat nicht bedacht, dass durch das Objektiv die Welt anders aussieht als durch ein menschliches Auge. Wenn eine Landschraft betrachtet wird, dann schweift der Blick von links nacht rechts und zurück. Dabei addieren sich bei der Betrachtung die Eindrücke, die aus einem großen Bildbereich kommen.


Wo ist der Reiz der Landschaft geblieben? Pure Langeweile herrscht.

Die Kamera kann dagegen nur einen bescheidenen Ausschnitt aus dem riesigen Landschaftspanorama festhalten. Wenn der Fotograf diesen Ausschnitt nicht mit Bedacht gewählt hat und versucht, dass Charakteristische der Landschaft mitsamt seinen persönlcihen Gefühlen hineinzulegen, so fehlt dem Bild zwangsläufig die notwendige Aussagekraft.
Wer gute Aufnahmen machen will, muss versuchen, die Landschaft vor sich zu erfassen, ihre typischen Merkmale aufzuspüren. Man sollte sich genügend Zeit dafür nehmen, denn mit Schnellschüssen ist die Aussicht auf ein erfolgreiches Landschaftsbild schnell zunichte gemacht.
Wenn eine bestimmte Gegend nur bei Postkartenwetter aufgesucht wird, dann vergibt man möglicherweise große Chancen für überdurchschnittliche Aufnahmen. Manche Landschaften sind an einem sonnigen Tag völlig reizlos, wirken jedoch bei einem nebligen oder gewitterhaften Tag ungeheuer anziehend.

Man sollte sich beim Erstellen eines Landschaftsfotos auf das wesentliche konzentrieren, den Mut haben, etwas wegzulassen. Ein knapper Ausschnitt, ein dominierendes, klar herausgearbeitetes Motivdetail können das Typische oder Besondere einer Landschaft häufig eindeutiger wiedergeben als eine Vielzahl an belanglosen, verwirrenden Einzelheiten.


Das bewusste Einbeziehen von Hindernissen erhöht den Reiz des Fotos.

Wenn eine Serie von Fotos gemacht wurden, dann ist es empfehlenswert, sich die Bilder anzusehen und zu fragen, warum das eine Bild mehr und das andere weniger gefällt.

- Liegt es daran, dass das grelle, von oben einstrahlende Sonnenlicht jeden zarten Farbton zerstrahlt?
- Tötet der tiefblaue Himmel jede Stimmung?
- Fehlen dem Bild Bezugspunkte? Kommt daher Langeweile ins Bild?
- Zeigt das Bild zu viel oder zu wenig?

Häufig werden Bilder dadurch aufgewertet, dass Personen oder Tiere einbezogen werden. Das bringt Leben in ein Bild. Die Person sollte ausdrücken, um was es hier geht. Sie ist Mittler und Verstärker.

Die Weite eines Strandes kann z.B. durch einen einsamen Wanderer unterstrichen werden; ein Sturm mit Brandung am Strand wird erst zum Sturm durch eine Person, die sich gegen den Wind legt. Ein Feldvorsprung kann noch drohender und mächtiger wirken, wenn er über einen Menschen hängt. Auch lohnt sich vielleicht der Wechsel von Quer- ins Hochformat. Querformat eignet sich eher für ruhige, besinnliche Darstellungen, Hochformat dagegen für dynamische, bewegte Bilder.


Sturm, vermittelt durch eine einbezogene Person.

Das Nebeneinander von nahen und entfernten Landschaftspartien, Höhenunterschiede und Bodenerhebungen sowie die in der Regel gegen den Horizont zunehmende Aufhellung von Farben und Kontrasten sind elementare Bestandteile jeder Landschaft. Sie verleihen ihr nicht nur Tiefe und Plastizität. sondern prägen auch zugleich ihren Charakter. Um dieses auf ein Bild zu übertragen brauchen wir vor allem Perspektive.

- Perspektive kann durch den Einsatz eines Weitwinkelobjektives verstärkt werden.
- Zusätzlich sollten Objekte in der Vordergrund gestellt werden, deren Größe durch eine geringe Aufnahmedistanz betont wird.


Starke perspektivische Linien.

- Soll ein Landschaftsbild bewusst flächenhaft abgebildet werden, dann sollte ein Teleobjektiv eingesetzt werden, dass durch Kürzung von Vorder- Mittel- und Hintergrund der Motiv optisch einebnet. Bei diesen Aufnahmen ist es sinnvoll, auf die Abbildung eines Vordergrundobjektes zu verzichten.

Fotos, die nur aus Mittel- oder Hintergrund bestehen, sind langweilig. Der Blick des Betrachters wird nicht geführt, da keine Bezugspunkte oder optische Gewichte vorhanden sind. Es wird ein Vordergrund gebraucht, der den Blick des Betrachters einfängt und dann weiter im Bild führt. Es eignen sich Personen im Vordergrund, aber auch Bäume, Sträucher oder noch besser Fenster in der Natur, die automatisch den Blick durch sie hindurch lenken.


Diesem Bild fehlt der Vordergrund: Langweilig.


Starke Räumlichkeit trotz engem Blickwinkel. Spannend.


Die Linienführung der Sträucher zieht den Blick in die Mitte, d.h. in die Tiefe des Bildes.


Ein Strand wie jeder andere: Doch was ist hier passiert?

Das Bild des Strandes ist uninteressant, er sieht aus wie jeder andere Strand, nichts hält den Blick fest. Doch was ist mit dem Schiff los? Es macht neugierig und beflügelt die Fantasie. Ein so großes Schiff liegt nie am Strand, es muss gestrandet sein. Das beflügelt die Fantasie weiter. Das ruhige Wasser täuscht, hier muss ein Sturm gewesen sein.

Schönes Wetter = schöne Fotos, die Gleichung stimmt nicht!
Gerade die Stunden oder Minuten vor einem Wetterumsprung liefern häufig eine reiche Palette an faszinierenden Stimmungen.
Regen zieht die Helligkeit nach unten und däpft damit auch die Farben. Kommt aber künstliches Licht dazu, dass sich im nassen Asphalt spiegelt, dann bekommt Regen seinen besonderen Reiz. Sehr ausdrucksstark ist auch Regen im Verbund mit Gewitter.


Regen und Sturm ziehen die Helligkeit aus dem Bild und lassen Farben verflachen.

Wenn bei Nebel Landschaftsaufnahmen gemacht werden, dann liegt der Reiz in der Andeutung. Kommt noch Bodennebel dazu und man steht auf einer Anhöhe, werden viele Objekte nur angedeutet, da sie in der Watte des Nebels fast unsichtbar sind.
Tipp: Bei Regen, Sturm und Nebel einmal eine Belichtungskorrektur von +1 bis +2 versuchen.