Liebe Altglasfreunde,
gestern hatte ich auf meiner kleinen Testrunde das
Porst Color Reflex 50 mm f1.6 UMC dabei.
Das Objektiv ist absolut baugleich mit dem Fujinon EBC 50mm f1.6 und hat das Fujica-X-Bajonett.
Die Fotokette Porst hat in den 80ern sowohl baugleiche Kameras als auch Objektive des Fujica-Systems unter seinem Namen vertrieben.
Technische Daten:
Brennweite: 50mm
Blende: f1.6 bis f16
Blendenlamellen: 6
Naheinstellgrenze: 60cm
Länge: 40mm
Gewicht: 170g
Filtergewinde: 49mm
Das Porst präsentiert sich als typischer Vertreter der 80er Jahre - Kunststoff und Metall als Materialien,
gut verarbeitet. Schön klein und leicht, der Fokusring geschmeidig und der breite Blendenring klickt sanft -
es gibt also was die Haptik angeht wenig zu meckern.
Bilder von Objektiv und Adapter:
Adaptiert habe ich es per Adapter Fujica-X - Nex von Kiwifotos an die A7II.
Dieser betätigt auch den Blendenhebel, so dass man ganz normal abblenden kann.
Gedreht habe ich meine kleine Testrunde.
Alle Bilder sind jpg OOC mit den Einstellungen Portrait, Schärfe +2, Sättigung +2 und Kontrast +1.
Los geht es mit einer Blendenreihe.
Der Fokus liegt auf dem "Spielplatz"-Schild.
Ihr seht folgende Blendenstufen: f1.6 - f2.8 - f4 - f5,6 - f8
Die Schärfe ist bereits bei Offenblende klasse, steigert sich durch Abblenden noch etwas.
Es ist deutlich schärfer als der kleine Bruder mit f1.9er-Blende, den ich ja bereits getestet hatte.
Gut sichtbar ist die relativ starke Vignette bei f1.6. Ab f2.8 ist diese deutlich besser, spätestens ab f4 ist dann alles im grünen Bereich.
Alle nun folgenden Bilder sind bei Offenblende f1.6 entstanden!
Bokeh und Bildeindruck:
Beim 1. Bild sieht man schön die gute Schärfe am Geländer. Das Bokeh ist schön weich, ohne auffällige Strukturen. An den Baumspitzen kann man in den Highlights die Blendenform erkennen.
Beim 2. Bild ist auf die kleine Brücke scharfgestellt. Für ein offenblendiges Landschaftsbild erstaunlich wenige Bildfehler, auch nicht an den harten Kontrastkanten der Baumspitze.
Weitere Beispiele für das Bokeh:
Schöne Hintergrundzeichnung beim Blütenbild trotz unruhigem Hintergrund
auch hier:
Bei Highlights im Hintergrund kann das Objektiv seine Blendenform nicht verleugnen:
Hier der Vergleich von Vordergrund- und Hintergrundbokeh:
Beim 1. Bild aufs Astloch, beim 2. Bild auf die vorderen Weiden fokussiert.
Auch wenn die Unschärfebereiche prominent im Vordergrund liegen, gibt es keine Ausreisser.
Portrait-Esel:
Bei den ersten beiden Bildern ist aufs Auge fokussiert, beim 3. Bild auf das Trinkwasser-Schild um die Randschärfe zu testen.
Sehr harmonischer Bildeindruck mit knackiger Schärfe, wo sie liegen soll. Auch in den Randbereichen kaum Schärfeeinbussen.
"CA-Baum": Es gibt auch hier nichts zu meckern.
Gutes Kontrastverhalten.
Man kann (auf den 1. Blick fast nicht zu finden) an den oberen, dünnen Ästen in der Mitte grüne und lila Kontrastkanten erkennen.
Weitere Beispielbilder:
Die nächsten Bilder zeigen eine lustige Eigenschaft des Objekivs:
Es produziert "Flare-Männchen"- eine gewisse Ähnlichkeit zu den Berliner Ampelmännchen kann man mit etwas Fantasie schon erkennen
Diese Bilder sind nicht OOC sondern mit LR bearbeitet was Kontraste, Sättigung und Nachschärfen betrifft und leicht ins magenta verschoben.
Hier sieht man den Schärfeverlauf sehr schön (mit LR bearbeitet):
Fazit:
Noch nie hat mich ein Objektiv so überrascht. Der kleine Bruder (50mm f1.9) war bereits gut, doch dieses Porst ist klasse. Verstehe nicht, warum man (ebenso wie über das Fuji) so wenig darüber findet. Durch den Handelsmarken-Verkauf sollte es ja nicht so selten sein.
Schärfe: Bei Offenblende sehr gut und absolut "alltagstauglich", abgeblendet klasse!
Kontraste: 80er-typisch OK bis gut.
Haptik: ein kleiner Wermutstropfen, man merkt den Wandel in Richtung Plastik deutlich (auch beim Gewicht)
Bokeh: Sehr schön. Bei weichen Hintergründen gibt es keine nervigen Strukturen. Es schafft es auch bei nervösen Hintergründen diese nicht zu betonen, sondern eher zu verschleiern. Einziger Negativpunkt ist die sechseckige Blende, die man auch bei Highlights deutlich erkennen kann.
Farbfehler: unauffällig, aber leicht vorhandene CAs - in der Nachbearbeitung kein Problem.
Rein subjektiv: Ich hatte mich innerhalb von wenigen Minuten mit dem Glas wirklich angefreundet.
Das hatte ich z.B. mit dem Canon FD 50mm f1.4 nie geschafft, das habe ich nie gerne genutzt.
Die gleiche Freude hat mir in letzter Zeit nur das CZJ Pancolar bereitet, mit dem auch die Leistungen durchaus vergleichbar sind. Das Porst wirkt auf mich bei Offenblende schärfer.