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Thema: Versuch: Aus- und Einlöten eines IC mit 92 Pins

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard Versuch: Aus- und Einlöten eines IC mit 92 Pins

    Heute wollte ich wissen, wo die Grenzen für mich verlaufen, wenn ich einen IC mit vielen kleinen Pins aus- und wieder einlöten möchte.

    Zum Beispiel, wenn ich einen defekten IC mit einem intakten aus einer aufgegebenen Kamera tauschen möchte.

    Zur Verfügung steht mir konventionelles Lötwerkzeug für die Arbeit mit TTH-Bauteilen. Also Widerstände, Kondensatoren Transistoren etc., die bedrahtet und auch mit den Fingern noch gut zu manipulieren sind, zum Einlöten durch Löcher in Platinen gesteckt und auf der Rückseite verlötet werden, wie zB hier zu sehen ist:

    Name:  IC_16.JPG
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    Name:  IC_17.JPG
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    Weiters sind hier eine Kopflupe mit 7facher Vergrößerung, Sonden, feine Pinzetten, Entlötlitze und Lötspitzen, wobei die kleinste runde eine Spitze mit 0,5 mm hat.

    Als Kandidaten für den Versuch mussten der mutmaßlich defekte IC und seine Platine herhalten, die ich unlängst aus einer T90 mit Displayfehler herausgeholt hatte.

    Der IC hat 92 Pins (Anschlüsse) und ist sauber auf die Pads (Lötstellen) der Platine aufgelötet.

    Im Versuch ging es darum, den IC möglichst schonend von seiner Platine zu holen und dann wieder aufzulöten.

    So wollte ich feststellen, ob ein derartiger Vorgang Chancen auf Erfolg hat, wenn ich einmal in einer Kamera ICs tauschen muss.


    Los geht‘s


    IC und Platine auf dem Platinenhalter:

    Name:  IC_1.jpg
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    Name:  IC_2.jpg
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    Die einzelnen Pins sind mit Lot auf den Anschlüssen aufgebracht.

    Ich möchte so viel wie möglich davon entfernen.

    Entlötlitze aus Kupfergeflecht saugt flüssiges Lot, das mit dem Lötkolben erhitzt wird, auf:

    Name:  IC_3.jpg
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    Auf einen Streifen Litze trage ich Flussmittel auf, damit Lot, Litze und Hitze gut aufeinander reagieren:

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    Die Litze in Position über einer Pinreihe:

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    Und das Ergebnis:

    Name:  IC_6.jpg
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    Da ist schon einiges Lot weggekommen, das sich nun fix in der Litze befindet:

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    Ich setze die Lötspitze auf ein Pin, und versuche, es abzuheben. Eine dünne Lotschicht hält es noch an seinem Platz.

    Es will aber nicht.

    Ich nehme die Sonde, und heble die Pinreihe vorsichtig von der Platine ab.

    Name:  IC_8.jpg
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    Das funktioniert gut und - bis auf Aufbiegen - ohne sichtbare Beschädigung der Pins.

    Es knackt leise in Serie und die Pins auf allen vier Seiten des IC sind frei:

    Name:  IC_9.jpg
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    Mit der feinen Spitzpinzette und der Sonde richte ich die aufgebogenen Pinreihen aus:

    Name:  IC_10.jpg
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    Die Platine mit den Pads, auf denen sich noch Lotreste befinden:

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    Diese Lotreste entferne ich wieder mit Entlötlitze:

    Name:  IC_12.jpg
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    Auf die Pads trage ich frisches Lot auf und probiere dabei verschiedene Techniken.

    Mit runder Lötspitze, mit meißelförmiger, Pad für Pad oder zwei nebeneinander, auch lasse ich die Lötspitze mit dem Lötdraht über eine Reihe wandern oder lasse das Lot nur über die Lötspitze auf die Pads fließen.

    Die Ergebnisse sind unterschiedlich:

    Name:  IC_13.jpg
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    Die untere Reihe sieht gut aus.

    Rechts Wildnis und zwei abgeheizte Pads.



    Ich setze den IC wieder auf seinen Platz und probiere, wie ich die Pins gut anlöten kann.

    Zuvor richte ich einzelne Pins noch aus.

    Es funktioniert, wenn auch nicht so, wie ich es gerne hätte.

    Lötbrücken bilden sich da und dort zwischen zwei Pins, die sich jedoch gut mit der Entlötlitze entfernen lassen.

    Aber der IC sitzt schlussendlich auf seinem Platz und die Verbindungen scheinen zum größten Teil intakt:

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    Dass dieser IC elektrisch einwandfrei leitet, ist auszuschließen.

    Dazu wird es zu viele ungewollte Kontaktschlüsse zwischen den Pins geben bzw. kann es auch sein, dass beim Ablöten zu viel Hitze einwirkte oder die Pins mechanisch gelitten hatten.

    Aber das macht hier nichts.

    Ziel war ja, herauszufinden, was ich mit meinem Lötequipment schaffe.

    Alle Beteiligten im Größenvergleich:

    Name:  IC_15.jpg
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    Fazit

    • Immerhin gelangen Trennung und Wiedervereinigung von IC und Platine relativ schonend, wenn auch elektrisch nicht einwandfrei.
    • Für diese Größenordnung ist mein Lötequipment nicht mehr geeignet.
    • Die eingesetzten Techniken haben sich unterschiedlich bewährt.
    • Mit einer feineren Lötspitze und Lötdraht < 0,5 mm sollte ein besseres Ergebnis zu erzielen gewesen sein.
    • Aber ICs mit weniger/größeren Pins (wie zB in der Minolta X-700 und der Canon AE-1) haben gute Chancen, auf diese Weise erfolgreich aus- und eingelötet werden zu können.
    • Lötausrüstung für kleine SMD-Bauteile würde die Erfolgschancen erhöhen. Allerdings sind die Verhältnisse in Kameras beengt. Heißluft würde die Kunststoffisolierung benachbarter Kabel bzw. andere Bauteile beeinträchtigen.
    • Ein weiterer Versuch an einer X-700 ist geplant
    Geändert von Ando (18.03.2023 um 18:03 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

  2. 4 Benutzer sagen "Danke", Ando :


  3. #2
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    Standard

    nimm nen regelbares Heissluftgebläse und eine gute Entlüftung, deck den Kunststoffkrempel mit Alufolie oder Captan-Tape ab, spar beim Aus- und Anlöten nicht mit Flussmittel und los gehts. Ist viel schonender für die Lötpads und den IC.

    Klar, bei ICs auf Flexkabel wird das so nix, da musst Du händisch an jeden Pin ran.

  4. #3
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    Kapton

  5. Folgender Benutzer sagt "Danke", Jan Böttcher :


  6. #4
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    Zitat Zitat von barney Beitrag anzeigen

    Klar, bei ICs auf Flexkabel wird das so nix, da musst Du händisch an jeden Pin ran.
    Darum gehts.
    Gruß,

    Andreas

  7. #5
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    Standard

    SMD-Löten - ein durchaus vielgestaltiges Thema ohne Gold Standard:

    https://www.mikrocontroller.net/articles/SMD_Löten


    Für Kameras meines Kreises (80er-Jahre, schon mit gut Kunststoff und integrierter Elektronik) kenne ich keine besondere Anleitung/Besprechung.

    In der mir bekannten Fachliteratur zum Thema „Fotogeräte reparieren“ bleibt die Elektronik und ihre Praxis meist Stiefkind.

    Offenkundig ein Thema, das gerne gemieden wird ;-)

    Daher ist der Weg selbst zu finden.

    Eine dünne Lötnadel an 12 Volt hatte ich schon probiert, aber da lässt sich die Temperatur über das Labornetzgerät lediglich per Spannungseinstellung regeln. Damit wurde ich nicht froh, aber ich werde es nochmals versuchen.
    Gruß,

    Andreas

  8. #6
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    Zitat Zitat von Ando Beitrag anzeigen
    SMD-Löten - ein durchaus vielgestaltiges Thema ohne Gold Standard:

    https://www.mikrocontroller.net/articles/SMD_Löten


    Für Kameras meines Kreises (80er-Jahre, schon mit gut Kunststoff und integrierter Elektronik) kenne ich keine besondere Anleitung/Besprechung.

    In der mir bekannten Fachliteratur zum Thema „Fotogeräte reparieren“ bleibt die Elektronik und ihre Praxis meist Stiefkind.

    Offenkundig ein Thema, das gerne gemieden wird ;-)

    Daher ist der Weg selbst zu finden.

    Eine dünne Lötnadel an 12 Volt hatte ich schon probiert, aber da lässt sich die Temperatur über das Labornetzgerät lediglich per Spannungseinstellung regeln. Damit wurde ich nicht froh, aber ich werde es nochmals versuchen.
    Nix gegen die Übung an sich und das erste Ergebnis im Speziellen, aber im richtigen Leben müßte man sich dann sicher sein, daß die integrierte Schaltung eine Macke hat UND, daß das Spenderteil die Macke nicht hat (und auch nicht in 6 Wochen oder 0,001 Sekunden nachdem man den Strom einschaltet bekommt).

    Nun habe ich keine echte Studie und Doppelblindversuche zur Hand, aber gefühlt hat man es in der Wirklichkeit der Photographica-Reparatur meistens mit anderen Problemstellungen zu tun, selbst bei Kameras, die derartige Bauteile enthalten.

    Egal, erstmal "Respekt!" für die Lötübung. Das noch ein paar Wochen lang ein paaar mal am Tag machen, dann läuft es.

  9. 2 Benutzer sagen "Danke", Jan Böttcher :


  10. #7
    Spitzenkommentierer
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    Da wären wir dann beim Thema „Wie prüfe ich IC“ und da wird’s dann abenteuerlich am Küchentisch

    Ich sehe hier tatsächlich keine Chance.

    Was der IC tut, ist bestenfalls im Blockschema zu sehen, wie er es tut und welche Signale seine Pins senden oder nicht senden, bleibt Herstellers Geheimnis, das er vermutlich schon längst auf seinem Produktefriedhof beerdigt hat.

    In den Service Centers waren vermutlich Prüfprogramme oder eigene Geräte dafür zuständig.

    Aber letztlich geht es ja nur darum, ob der IC fehlerfrei tut. Wenn nicht, muss er raus.

    Sollte ich in die Verlegenheit kommen, das feststellen zu müssen, würde ich versuchen herauszufinden, wofür der IC zuständig ist. Und dann auf Verdacht den Austausch versuchen. Was anderes bleibt mir auch nicht übrig.

    Aber solche Fehler scheinen nicht die Regel zu sein, eher sind es wohl Probleme in zeitanfälligen Strukturen der Schaltung wie (mechanische) Schalter, Kontakte und Lötstellen. Wobei es in erster Linie da wohl die böse Batteriesäure, also Anwenderfehler, ist. Schmutz wird seitens der Hersteller wirksam ferngehalten, so zumindest meine bisherigen Beobachtungen. Vielleicht noch Korrosion durch Feuchtigkeit.

    Was soll von selbst in einem IC auch kaputtgehen. Abnutzung im Silizium gibt es nicht, bleibt Überspannung.

    Wie auch immer, ich denke, in elektronischen Angelegenheiten bin ich jetzt einmal ausreichend fit.

    Jetzt möchte ich in die Feinmechanik reinschauen.

    Da sind zwar die Akteure (Teile) sichtbar - im Gegensatz zur Elektronik - aber nicht weniger kompliziert.

    Höhepunkt wird dann wohl der Copal S Verschluss sein, der vermutlich genau so transparent aufgebaut ist, wie ein IC
    Geändert von Ando (19.03.2023 um 11:43 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

  11. #8
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    Zitat Zitat von Jan Böttcher Beitrag anzeigen
    … Lötübung. Das noch ein paar Wochen lang ein paaar mal am Tag machen, dann läuft es.
    Übung ist gut, aber das möchte ich hier durch Nachdenken zumindest etwas abkürzen.

    Stell dir einmal vor, was da in der Küche los wäre, wenn ich jeden Tag ICs brate.

    Mein häuslicher Weg zur Suppenausschank meiner Pfarre ist dann vorgezeichnet

    Chancen auf Gelingen rechne ich mir zB in der X-700 und AE-1 aus, da haben die ICs weniger Pins und die Abstände dazwischen sind weiter.

    Mit der flexiblen Platine ist dann in der X-700 noch zu verhandeln. Aber das hab ich auf der Liste.
    Gruß,

    Andreas

  12. #9
    Spitzenkommentierer Avatar von waldbeutler
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    Hallo Andreas,

    bei den üblichen Konstruktionen in Kameras und Objektiven, Schaltnetzteilen und sonstiger "Hybridelektronik" (wo digitale Prozessoren mit analogen Bauelementen verknüpft sind) ist es leider meistens so, dass nicht ein integrierter Schaltkreis defekt wird, sondern etwas in der Peripherie.
    Wenn dann z.B. die Elektronik ein falsches oder gar kein Signal von außen bekommt, geht sie in "Störung" - dann nützt ein Messen an einem Pin eines Chips nichts, um die wirkliche Ursache zu finden.

    In meinem vorhin beschriebenen Fall hätte eine Messung am Schwingquarz ob er richtig schwingt (ist nur mit einem sehr hochohmigen, kapazitätsarmen Messkopf möglich) nur ergeben, dass er nicht richtig oder gar nicht schwingt.
    Da der Schwingquarz eine Induktivität darstellt, braucht er auch noch eine Beschaltung mit Kapazitäten (Kondensatoren) und eine Anregung durch eine elektronische Schaltung, die sich in dem großen Analog-Chip befindet.
    Man könnte dann nur den Schwingquarz (sofern man einen exakt passenden hätte) auf Verdacht tauschen. Wenn der Fehler dann weiter besteht (ein Schwingquarz geht selten kaputt und meist nur durch einen heftigen Stoß), bleibt nur noch der große Analog-Chip als Fehlerursache übrig - den man garantiert nicht mehr herbekommt.
    Wozu also der ganze Messaufwand?
    Gruß, Michael

  13. 2 Benutzer sagen "Danke", waldbeutler :


  14. #10
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    Zitat Zitat von barney Beitrag anzeigen
    nimm nen regelbares Heissluftgebläse ...
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    Gruß,

    Andreas

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