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Nikkor 105/2.5 Ai: Vorüberlegungen zum Service
Als ehemalige Dienstausrüstung für Fotoarbeiten kam eine interessante Paarung zu mir:
Nikon EM auf Motor Drive MD-E mit Nikkor 105/2.5 Ai
Anhang 142830
Anhang 142831
Mit Erinnerung an den letzten eingelegten Film.
Interessant deshalb, weil die EM Nikons „Volks-SLR“ war für den einfachen Einstieg in die Spiegelreflexfotografie.
Eine eigene Reihe ebenfalls kostengünstiger Nikon-Objektive stand für die EM zur Verfügung.
Der breite Einsatz von Kunststoff machte „Nikon Series E“ leichter, aber auch weniger robust, als die metallenen Verwandten in der großen Nikkor-Objektiv-Familie, zu denen auch das 105/2.5 zählt.
Kamera, Motor und Objektiv wurden sichtlich intensiv benutzt, dabei aber gut gehalten.
„No abuse“ heißt es im Englischen dazu.
Was es auf den ersten Blick braucht, sind Reinigung außen und ggf. innen bei Motor und Objektiv.
Allfällige Funktionsstörungen finde ich nach eingehender Inspektion heraus.
Für die EM stehen Ersatzteile aus einem aufgegebenen Exemplar zur Verfügung.
Vor dem nächsten Abenteuer
Bevor ich mich ins nächste Abenteuer stürze, habe ich mich bei Richard Haw, Experte für Nikkor-Objektive, umgesehen, ob er mit diesem Objektiv schon gearbeitet hat, was zutrifft:
„Repair: New-Nikkor 105mm f/2.5“
https://richardhaw.com/2017/10/26/re...r-105mm-f2-5k/
Wie zu erwarten war, ist das Zerlegen dieses Objektivs keine banale Angelegenheit.
Mit Klebstoff gesicherte Schrauben und Halteringe müssen überwunden werden.
Positionen von Bauteilen zueinander sind zu beachten, Einstellungen möchten erkannt und gesetzt werden und alles vermutlich durchzogen von jahrzehntealtem Schmierfett und Schmutz, der sich angesammelt hat.
Ich stelle mich also besser auf einen Großen Service ein.
Unkritische und kritische Arbeiten
Dabei frage ich mich, wie man zwischen unkritischen und kritischen Arbeiten unterscheiden kann.
Unkritisch wäre, Linsen und Linseneinheiten zu entfernen, zu reinigen und wieder einzusetzen.
Dabei gibt es bez. Stellung auf dem Uhrzifferblatt nichts zu beachten. Linse und Bauteile liegen immer richtig.
Die Blendeneinheit wird vermutlich nur in genau einer Weise funktionieren - daher sollte es hier keine Missverständnisse geben.
Kritisch sehe ich das Zerlegen der Fokusmechanik.
Hier spielt es eine Rolle, in welcher Position die Teile zueinander gesetzt sind.
Und es gibt eine Unendlichkeitseinsstellung mit Stellschrauben.
Vielleicht kommt auch das Thema „Zentrierung“ ins Spiel.
Zusammengefasst …
… sollten die Linsen- und Blendenreinigung der einfachere Teil sein, wo - abgesehen von Arbeitsunfällen ;-) nichts passieren kann.
Zerlegung der Fokusmechanik - für eine Reinigung und Neufettung erforderlich - führt einen in das Justagethema.
Wie sehen das die Praktiker?
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Grenzen der Küchenwerkstatt
Beim Arbeiten mit dem Nikkor 105/2.5 Ai zeigte mir die Küche ihre - und damit meine - Grenzen.
Anhang 143200
Konnte ich die vordere Optikgruppe noch problemlos ausbauen und reinigen, so scheiterte ich mit diesem Vorhaben an der hinteren.
Eine einzige Bajonettschraube - die letzte von fünf - widerstand meinen Bemühungen, sie zu lösen.
Resultat:
Schraubenkopfprofil nicht mehr vorhanden - Schraube daher nicht zu lösen - Ausbau und Reinigung der hinteren Optikgruppe nicht möglich.
Wie kam es dazu?
Beim ersten Versuch, die Bajonettschrauben zu lösen, bemerkte ich, dass dafür der Schraubendreher alleine nicht ausreicht. Die Schraubenkopfprofile begannen sich zu verformen. Also brach ich ab.
Anhang 143201
Ich schloss auf Sicherung der Schrauben mit Klebstoff.
Mit dem Dremel Versatip (Heißluft über Düse und Katalysator) erwärmte ich jede Schraube ca. vier Sekunden lang mit minimaler Leistung.
Anhang 143202
Nun ließen sich vier Schrauben ausdrehen ohne weiteren Schaden zu nehmen.
Zu sehen waren deutliche Klebstoffreste an den verhältnismäßig langen Schraubengewinden.
Die fünfte und letzte Schraube widersetzte sich jedoch meinen Bemühungen, sie zu lösen.
Weder halfen zehn Sekunden direkter Befeuerung mit der offenen Butangasflamme (der Bajonettring nahm dabei keinen Schaden, es war ein Austesten ohne Sinn) noch ließ sich die Schraube mit WD-40 bewegen. Das Profil wurde durch die Ausdrehversuche schlechter.
Mir war klar, dass ich an die Grenze meiner Möglichkeiten gekommen war und das Resultat ein defekter Schraubenkopf sein wird.
Also war es schon egal und ich probierte, ob es mit einem Schlitzschraubendreher klappen würde. Der fand noch Halt.
Aber nein, die Schraube blieb stur und die Klinge des Schraubendrehers war verzogen.
Anhang 143204
Nun kam auch Emotion dazu und ich griff zu meinem letzten Aufgebot: Schraubenausdreher mit kronenförmigem Aufsatz.
Anhang 143205
Ja, da griff einer aus dem Set, aber trotz aller Kraftaufwendung blieb die Schraube unbeeindruckt.
Das Schraubenkopfprofil war nun im wahrsten Sinne des Wortes ausgedreht, wenn schon nicht die Schraube :motz
Anhang 143203
Damit waren meine Möglichkeiten in der Küche ausgereizt.
Für ein Ausbohren und Ausdrehen bin ich nicht ausgestattet.
Und das wird auch nicht aus dem Handgelenk zu erledigen sein, da es Präzisionarbeit in Metall bedeutet.
Immerhin wird eine maßhaltige Auflage aufgebohrt.
Fazit
- Ich habe jedenfalls alles versucht und bin dabei verhältnismäßig geblieben.
- Nicht verhältnismäßig waren die zehn Sekunden Grillen von Schraubenkopf und Bajonett bei rund 1000 Grad C. Immerhin bleibt als Erfahrung, dass ein Nikkor dieser Bauart auch das aushält :autsch:
- Als ich erkannte, dass die Schraube bereits angeschlagen war, setzte ich auf die mir verbliebenen Möglichkeiten und blieb erfolglos.
- Was in diesem Fall nicht viel ausmacht, da die Verstaubung der hinteren optischen Einheit noch akzeptabel und daher ein Öffnen des hinteren Teils nicht unbedingt notwendig ist.
- Der nächste Schritt wäre, das Objektiv einer Werkstatt zu übergeben, um die kaputte Schraube zu entfernen und zu ersetzen.