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AW: absichtlich unscharf
Ein Bewegungsmotiv - hier kommt die Dynamik besser zur Geltung, wenn man nicht alles einfriert
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AW: absichtlich unscharf
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kuuan
eine superanlyse und darstellung, danke henry
Es geht mir hier darum das Postulat der Schärfe zu hinterfragen, bin durch einen mißverständlichen Titel auch ein wenig hineingeschlittert. Dein Hinweis darauf daß Dir die Motive aus Indien, genauer Nepal, gefallen haben, könnte mißverständlich sein denn hier geht es nicht darum ev. 'gute' Fotos von mir zu ziegen. Dieser thread gibt mir die Möglichkeit zu spielen, auszuprobieren, zu erforschen, ich fordere damit auch heraus.. Ich bin nicht kompetent noch habe ich Lust Standpunkte zu verteidigen, es macht Spaß und ich lerne.
Sehr freut mich daher Deine Herausarbeitung und Anerkennung von Unschärfe als 'echte Stilmittel', daß sie was kann, falls man's kann :beten:
also provokant weiter: Pinsel und Farbe vorzuziehen ist kein Ausschlußgrund Licht, Fotografie zu verwenden.
Ok, dann provokant weiter... :)
Das was Du "Postulat" der Schärfe" nennst, existiert nicht. Es ist zwar seit jeher so, das Schärfe in Bilder zunächst bei unbedarften Betrachtern eines Fotos als vorrangiges und wichtigstes Kriterium genannt wird, aber das betrifft nur die fotorealistische Betrachtungsweise des Mediums. Tante Erna wird die Fotos ablehnen, auf denen sie nur "stilisiert" etwas erkennt. Damit ist das Ganze eine zielgruppenabhängige Betrachtung.
Im künstlerisch, kreativen jedoch Bereich ist jedes "zweckdienliche" Mittel erlaubt, denn die hier aufgehobene Grenze der Bildberichtserstattung gestattet es, das Medium voll zu nutzen als das was es ist, Lichtbildnerei. Insofern ist Fotografie hier das bewußte gestalten mit Licht im Raum. Gestalten kann hier auch so verstanden werden, das Perspektiven, Lichteinfallswinkel, Reflektionen, Strukturen grafischer Natur und eben auch Schärfe/Unschärfe - Verläufe in die weitere Komposition des Vorgefundenen oder gestalteten einbezogen werden können. Dies macAlht aber nur Sinn, wenn es sich dem Betrachter erschließt. Als reinen "Selbstzweck verstanden" bleiben davon eben nur "Tupfer und Farben" übrig, die ebenso mit dem Pinsel in Photoshop gemacht werden könnten.
Insofern sind deine Experimente sinnvoll, jedoch geben sie mir als altem Reportagefotografen nicht so viel, weil ich in Fotografien doch immer den "Aufhänger" und die Hinlenkung auf die Aussage des Bildes brauche.
Durch überhaupt nix sagende Verwischungseffekte, wie hier im Thread auch gezeigt, ringt mir das offen gesagt nur ein Lächeln und die Bemerkung nach "Pinsel" und "Farbe" ab.
Klar sind auch Spiegelungen oder durch Scheiben hindurch fotografierte Sujets interessant, weil das Auge verweilt und sich nach einem Sinn fragt.
Offen gesagt, nutzt dieser Effekt schnell ab.
Bewegungsunschärfe ist nach meiner Ansicht da gut, wo es eine Steigerung der Dramaturgie aufzeigt, mitziehen bei einer Hundejagd, Motorradrennen oder Junge auf Fahrad um die Dynamik der Bewegung anzudeuten, weil ein "eingefrorenes" Fahrad einfach albern aussieht wenn jemand so drauf sitzt.
Reflektionen von Scheiben unterdrücke ich eher mit Polfiltern, da ich die Hinlenkung auf das Wesentliche will. Scheiben sind Killer..
Bei Regen finde ich verwischende Regentropfen interessanter, als knackscharf "eingefrorene", da sie der Szene eine andere "Dramatik" gibt, wenn Leute vor ihm flüchten.. Da wird Unschärfe zum Stilmittel zu Steigerung der Bildwirkung.
Gemein ist den genannten Beispielen aber und da stimme ich den Vorrednern zu, dass es stets ein "bildwichtiges und scharf dargestelltes Detail gibt, zu dem der gewählte Effekt PASST"
LG
Henry
Ups.. schon wieder so lang geworden..
Hier mal ein Beispiel, zwar nicht aus der "Streetfotografie" aber zur Verdeutlichung der Bewegungsunschärfe und dem Mitzieher...:)
Gleiches würde auch für Peters "Hüpfbilder" gelten. Es wäre noch eine Ecke eindrucksvoller geworden, wenn er bei einem Aufwärtssprung mitgezogen
hätte, so das der Hintergrund komplett in der Unschärfe verlaufen wäre, das Motiv jedoch scharf dargestellt. Zwar vermittelt das unscharfe Modell bereits die Bewegungsdynamik, aber ich hätte das noch etwas anders versucht.
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AW: absichtlich unscharf
Hier nochmal einige Beispiele, in denen der absichtliche Einsatz von Unschärfe zur Steigerung der Bildaussage gut erkennbar wird.
Ein Schachspiel bietet sich geradezu zur Verdeutlichung an.
Sowohl grafische Form, als auch Schärfe/Unschärfeverläufe sind genial
für die Erklärung des "gesehenen".
Das Schachmatt läßt den "Sieger" eindeutig erkennen, stellt den Sieger heraus ohne das der Verlierer sein Gesicht verliert.
Beim Bauernschlag ist der Verlierer der Begegnung zu erkennen.. dies sei der Sinn.
Beim Turm geht es rein um die grafische Wirkung der Felder. Hier fehlt der Bezug. Es ist ein Turm scharf.. und der Betrachter fragt sich, warum wurde dieses Bild gemacht.
Hoffe das verdeutlicht ein wenig das, was ich unter dem "zweckdienlichen" Einsatz von Unschärfe verstehe.
Um es auf den Punkt zu bringen. Unschärfe als Stilmittel ist eine gute Sache, aber muss im Zusammenhang zur beabsichigten Bildaussage stehen und diese "unterstreichen". Rein als Selbstzweck für grafische Spielerei spricht sie wie im Turm Beispiel nur eine vielleicht an grafischen Spielerein interessierte Gruppe an. Es ist mir bewusst, das dies eine sehr formalistische Betrachtungsweise ist, aber dadurch erschließt sich der Blick für bewussten Einsatz der
Hilfsmittel besser, um in einem zweidimensionalen Medium die dreidimensionale Wirklichkeit abzubilden.
LG
Henry
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AW: absichtlich unscharf
Hier ein anderes Beispiel, in dem Spiegelungen erkennbar und inhaltlich dem Betrachter erschlossen sind und gezielte Wirkung haben, weil klar wird, womit das Mädchen spielt. Denke Dir den scharfen Hinterkopf des Modelles weg und nimm nur die Spiegelung... was bleibt?
Ein absichtlich unscharfes Bild. Kann man zur Kunstform stilisieren, hätte man auch malen können..
LG
Henry