Das setzte allerdings voraus, dass wir Kaufentscheidungen primär vernunftgeleitet träfen :daz:
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Bilder bitte, denn das mich interessierende Signet dürfte die Linse nicht mehr haben. Der Swirl und die Katzenaugen bei Offenblende möchte ich sehen, denn das ist das Signet dieser Linse.
Dies war zumindest für mich das entscheidende Kriterium, wie etliche Posts vorher beschrieben unter Bezug auf das von F16Sunshine auf MF Lenses gezeigte Bild seiner Freundin.
Das dürfte dem Nikkor komplett abgehen. Und es ist nun grad beim Biotar nicht die Frage, ob ich mit einer besser korrigierten Linse eines recht ähnlichen Aufbaus arbeite, oder ob ich genau diese Eigenschaft mit der neueren Rechnung nicht "zerstört" habe. Dann ist nämlich auch das gesamte Signet hin.
Es gibt deutlich bessere neuere Rechnungen als das Biotar, aber selten hab ich ein Objektiv, mit dem ich mich dann mal näher beschäftigt habe, einen so tollen Mix an korrekt genommen optischen Unzulänglichkeiten mitgebracht, dadurch aber einen unnachahmlichen Charakter erlangt.
LG
Henry
Genau das meine ich doch, Henry!
Das Nikkor ist eine moderne Linse. Sie macht durch und durch exzellente Bilder, eben was man heute unter "exzellent" versteht.
Der Bastelbruder ist gekommen und wieder OK.. sehen schnuckelig aus.
http://www.computerluchs.de/Forum/biotare.jpg
LG
Henry
ich kenne mich nicht mehr aus - Nikkor ????
Was ja auch aufgrund der "ähnlichen" Rechnung nicht verwundert. Bei f/1.5 des Biotar aber hat das noch eine andere Qualität und ist merklich ausgeprägter.. siehe einige Posts vorher die Bilder von Frauke... zusammen mit dem "Swirl" ist das ein "Effekt", den Du beim Nikkor vergeblich suchen wirst.
Deshalb nochmals, das Nikkor ist mit Sicherheit die modernere Rechnung/Ausführung (fällt ja auch nicht schwer, denn das Biotar ist ja nun schon eine Uralte Linse!), aber das Nikkor wird niemals die Charakteristik in das Bild zaubern. Zusammen mit der unglaublichen Randunschärfe der alten Biotar-Rechnung bei Offenblende ergibt sich gerade bei Portraits ein genialer Effekt und eine Freistellung durch die ohnehin geringe Schärfentiefe bei 1.5 und zudem addiert sich dazu noch die vom Zentrum des Abbildungskreises ausgehende, zu den Rändern hin kreisförmig verlaufende Unschärfe bei Offenblende. Das Biotar ist eigentlich nur in einem beschränkten Zentrum bei Offenblende scharf. Dies ist bei meinen beiden Exemplare gleich.
Das Nikkor ist so konstruiert und mit neueren Rechen-und Fertigungsmethoden opimiert, das es mit Sicherheit einen deutlich größeren Bereich bei Offenblende scharf oder schärfer darstellen kann, als es diese uralte Biotar Version konnte und kann. Dies erreichte man früher bei den alten Linsen, zu denen auch das Biotar gehört, durch entsprechendes Abblenden, mit dem auch erheblich die Schärfe zu den Rändern und nicht nur in der Tiefe, zunahm. So ist es beim Biotar. Es wird ab Blende 4-5.6 schon sehr scharf, aber die Korrekturleistungen der Ingenieure waren zum Zeitpunkt des Wettlaufes um die lichtstärkste Brennweite damals noch nicht so überragend, wie es heute und vor 2ß-30 Jahren schon üblich wurde. Mein erstes Biotar ist von 1954 und mein zweites von 1960..
Genau diese nicht, oder nur mit damaligen Mitteln korrigierten Biotare und deren Fehler machen das Biotar in der Summe so einzigartig, wie ich finde.
Da ist das Nikon eben nur ein Objektiv, das eine ähnliche Rechnung hat, lichtschwächer und in gewisser Weise "Charakterlos" im Vergleich zum Biotar daherkommt. Katzenaugen produziert auch ein Summilux, ein Pentax und einige andere Objektive... null Problem. Nur die einzigartige Summe der Fehler aus der damaligen Zeit, weil es eben noch nicht mit Computern und hochpräzisen Werkzeugmaschinen entwickelt wurde, macht es aus meiner Sicht doch recht einzigartig.
LG
Henry
Nur, dass ich weder nach Katzenaugen noch nach einem Swirl-Effekt gesucht habe.
Mag sein, dass du das so bezeichnest. Allerdings habe ich für meine Portraitlinse nicht nach solch einem "Charakter" gesucht, sondern wollte ein Kompromiss zwischen einer für Portraits angenehmen Darstellung und trotzdem dem durchgehenden Leistung einer modernen Linse.
Und im Nikkor 1.8/85 habe ich genau das gefunden.
Ich habe nur das Bild gezeigt, weil du in einem Post danach gefragt hast, Henry:
Ich will das Nikkor nicht mit dem Biotar "vergleichen". Das wäre für beide unfair, jenachdem was man sich wünscht.
Das Biotar hat eben diesen speziellen Charakter, das Nikkor ist objektiv sicher die bessere Linse.
Ein Vergleich wäre ein wenig wie das unsinnige Unterfangen, einen Mercedes SL Flügeltürer (=Biotar) mit einem 328er Ferrari (=Nikkor) zu vergleichen.
Beides sind keine brandaktuellen Produkte, das eine aber doch deutlich neuer als das andere. Und jedes für sich ein Top-Produkt!
Hi Peter,
die Linse hat bei der Herausarbeitung und Vorstellung des Biotar eigentlich auch nix zu suchen. War wohl auch nur ein Hinweis, das es eben noch weitere Linsen gibt, die diese Formel teilen. Sie hat ne ähnliche Formel, einen anderen Hersteller, kommt jahrzehnte später, hat eine Lichtstärke von 1.8 statt 1.5 und eine Brennweite von 85 statt 75mm.. kann auch Katzenaugen aus den Spitzlichtern machen und Peng.
Mein zweites Exemplar, das 1960 aus einer Charge von 200 Stück gebaut wurde (danke Urmelchen fürs nachsehen im Buch), hat eigentlich die gleiche Charakteristik wie mein 1954 gebautes Biotar.
Ich bekam dieses Objektiv in Einzelteilen von einem Mitglied eines anderen Forums in einem Tauschgeschäft. Es war gedacht als Ersatzteilspender für ein weiteres Biotar, das dieser Kanadier besitzt. Jedoch brachte er es nicht fertig, die Teile des ersten und zweiten Biotar so miteinander zu verbinden, das er aus den besterhaltenen Teilen ein neues zusammenbauen konnte.
Die Folge war, das er dieses Biotar nun auseinandergeschraubt hatte, es aber nicht wieder zusammen bekam und auch die Teile nicht an sein erstes.
So lag es also über ein Jahr lang sinnlos herum. Nun kam ihm die Idee, das Ding abzugeben an jemanden, der das versuchen will im Tausch gegen etwas, das ihn derzeit interessierte. Ich konnte genau das Objektiv liefern, das ihn interessierte und so kam es zu unserem Deal.
Deshalb hatte ich nun das ausgesprochene Vergnügen, ein zweites Biotar für mich sehr günstig mit allen Teilen (eine Stop - Schraube fehlte) zerlegt zu erhalten.
Ursprünglich hatte ich vor, dieses Objektiv sofort an Fotoservice Görlitz, Herrn Olbrich, weiter zu schicken, aber es juckte dann doch in den Fingern, als ich das Objektiv in völlig zerlegtem Zustand vor mir hatte.
Unten ein Bild vom Zustand bei Anlieferung...
Anhang 16464
Also hab ich mich daran gemacht, dieses 1.5/75mm Biotar von 1960 selbst wieder instand zu setzen.
Die Schwierigkeit bestand darin, den alten Schneckengang komplett zu waschen/reinigen, weil der Helicoid derart verharzt war, das die Teile bereits nach dem eindrehen von wenigen Millimetern stecken blieben und nix mehr ging. Daran ist wohl der Kanadier auch gescheitert. Es sieht zwar alles noch recht sauber aus im Gewinde, in Wahrheit aber ist die gesamte Kurve so "festgeharzt", das ein eindrehen nicht mehr funktioniert.
Linsen abgedichtet, Zahnbürste und Reinigungsbenzin im ersten Waschgang den gesamten Schneckengang gereinigt... Zweiter Gang, Spülmittel (Tensid)... dritter Gang nochmals Reinigungsbenzin, vierter Gang nochmals Spulmittel und immer kräftig "geschrubbt", bis das blanke Alu schimmerte.
Noch immer wollten die Teile nicht ineinander gleiten. Mit etwas Nähmaschinenöl (hauchzart) eingerieben.. ging schon besser.. dann etwas Kugellagerfett für Feinstkugellager aufgetragen.. und verteilen mit der Bürste in den Gewindegängen.. und siehe da, auf einmal, mit leichtem Druck den Einstieg ins Gewinde gefunden und bis zum Anschlag drehen können.
Wieder lösen und erneut.. einige Male und dann lief der Helicoid plötzlich "samtweich" nachdem sich das Fett langsam durch die Rille seinen Weg gebahnt hatte. Es braucht ein wenig Zeit und Geduld und stetes Drehen, aber dann geht es auf einmal ganz easy.
Es gleitet jetzt sogar besser, als das, was Herr Olbrich mit meinem ersten Biotar gemacht hat.
Der Rest bis zum vollständigen Wiederzusammenbau war eigentlich ein reparieren nach Bildern, da ich mein erstes Biotar zu diesem Zweck als Mustervorlage hatte und eigentlich nur den Sitz der Elemente zueinander bestimmen musste. Dabei stellte sich heraus, das eine Schraube fehlte, die den Preset-Blendenring begrenzt. Aber da ich massig alte Kameras zerlegt habe und einen nicht ganz unerheblichen Vorat an Schrauben, Feder und sonstigem Kleinkram daraus gewonnen habe, fand sich schnell ein Ersatz für das fehlende Teil. Eine reine Begrenzungsschraube, die dem Kanadier wohl abhanden gekommen war.
Das Biotar ist sowas von easy zusammengebaut, wenn man es einmal gemacht hat.
Hier nachträglich noch mal einen Link, der es zeigt. Es geht um den schwarzen Ring mit den "Schleifspuren".. dieser regelt den Antrieb der Linsengruppen.
Die abgenommene Bajonett-Kappe (der Teil, der an der Krokodilklemme hängt) hat ebenfalls ein Gewinde und muss gesäubert werden, damit der Gang wieder geschmeidig wird.
http://forum.mflenses.com/adjusting-...ht,biotar.html
Die Reparatur war erfolgreich und ich kann mich über dieses Geschäft nur freuen.
Anhang 16465
Klar wurde sofort nach Fertigstellung fotografiert damit, um zu sehen, ob das Biotar auch optisch mit dem bei Olbrich frisch überholten mithalten kann. ....
Seht selbst.. es kann.
Anhang 16466
Anhang 16467
Anhang 16468
Es hat die gleiche Grundcharakteristik wie mein erstes. Keine wirklichen Unterschiede erkennbar.. ich werde aber nochmal mit Lichterketten etc..
einiges genauer testen.
Eine gelungene Operation, an der Meister Olbrich leider wieder kein Geld verdient, ich aber um eine klasse Erfahrung reicher bin.
LG
Henry