Zitat von
hinnerker
Das liegt wie immer im Auge des Betrachters, pardon des Kamerasensor.
Folgt man der Einschätzung, kann man mit "Fug und Recht" auch behaupten... auch mit einem Loch im Deckel kann man fotografieren... wozu also überhaupt Objektive kaufen?:lol:
Was rechtfertigt also die Anschaffung von Objektiven...
Schon da geht doch die Kette von gut, besser und optimal los, nach denen Objektive ausgesucht werden.
Und das hat nunmal mit dem Qualitätsanspruch im fotografischen Ausgangsmaterial zu tun.
Man kann sich als Hobby - Fotograf mit 60-70 % Leistung zufrieden geben... Das unterscheidet vielleicht den ambitionierten Amateur vom "Hobby - Gelegenheitsknipser".
Der ambitionierte Amateuer nimmt Geld in die Hand und kauft sich das dafür Bestmögliche für sein Geld, um durch die Technik keine Limitierungen zu haben.
Stets hat man die Wahl zwischen einer 1.8/50mm Standardbrennweite und kann mit dieser bis zu Ende seines Lebens zufrieden sein... bißchen ISO "pushen" höhere Schärfentiefe genießen (weil man mit einem 1.2er die meisten Bilder versemmeln würde)... und schon geht und steht es irgendwie mit seinen 60-70 % auf der möglichen Leistungsskala "in Stein gemeißelt".
Wozu braucht man dann bloß die 1.2/55mm oder noch schnelleren Objektive?
Nennen wir das Kind doch in 3 provokanten Thesen mal beim Namen:
Es gibt halt verschiedene Gruppen von Altglas-Nutzern
1.
die Altglasnutzer mit schmalem Hobby Budget, die in der Regel sich die besten Objektive gar nicht leisten können oder in Erklärungsnöte gegenüber den Haushaltsvorständen kämen
( ist ja nun auch nix neues, dass eine TOP Kamera gekauft wurde und dann "nur" billiges Altglas davor gebaumelt wird, getreu dem Motto.. die Kamera macht das Bild... und da war früher oft genug halt die teuere Kamera gekauft, aber das Objektiv kam dann von Porst oder Revue, Beroflex oder Weltblick):lol:
Da ging es dann mehr um das Ansehen des Kameraträgers, als um die Ausrüstung selbst. --> die Kamera als Prestigeobjekt des Besitzers.
Ihnen reichte für die 13x18cm Abzüge, die bei gelegentlichen Familientreffen herumgereicht wurden halt die Weltblick /Albinar "Ergänzung"... Hauptsache die Brennweite war irgendwie "besetzt"
Und letztlich ist es auch heute so geblieben... egal ob nun analog oder digital fotografiert wird. Die Kamera muss stimmen und was davor geschraubt wird, spielt keine Rolle.
2.
der ambitionierte Amateur:
Er kauft sich seine Ausrüstung bewußt nach Qualitätsmaßstäben zusammen. Er ist in der Regel informiert über Kameras, die Vor- und Nachteile seiner Objektive, sucht sich die Dinge für seinen "Handwerkskasten" gezielt aus und orientiert sich dabei an der Meinung von Experten und der im Laufe der Jahre entwickelten Erkenntnisse im Umgang mit vielen Objektiven und auch den historischen Hintergründen dazu. Er kann diese Dinge gezielt für seine Bilder nutzen... z.B. solche Dinge wie ein Imagon oder Petzval - Designs sind ihm vertraut...
Er muss nicht für sich hinterfragen, ob 1.2er Lichtriesen nun besser sind als 1.8er "Scharfzeichner"... nur weil der Preis eines 1.2ers um ein Vielfaches höher ist als ein "Brot und Butter"-Objektiv. Er hat in der Regel gelernt, solche Objektive in Grenzbereichen einzusetzen und sie als Gestaltungsmittel zu nutzen.
3.
Der Profi...
Ist darauf bedacht, robustes Material zu haben... er ist häufig nur in einem System zu Hause, kennt aber zumindest theoretisch alle Dinge, die zu seinem System gehören.. Er hat in der Regel während der Ausbildung so viel Theorie mitbekommen, wie es sich der ambitionierte Amateur erst langsam im Selbststudium erarbeitet hat.
Er weiß, das sein Kamera-Hersteller für alle Anforderungen die passende Lösung im Portfolio hat und vertraut darauf. Er steht in der Regel auch nicht vor dem Problem der finanzierbarkeit bestimmter Dinge wie der Fotograf unter 1. und teilweise auch 2. weil die Gerätschaften Geld verdienen müssen, der Verschleiss steuerlich abgesetzt werden kann etc.
Da seine Kundschaft stets beste Ergebnisse erwartet, ist auch die Geräte-Auswahl entsprechend.
Und nun kann sich im Grunde jeder selbst einordnen und damit auch die Frage beantworten, ob die 60-70% einer möglichen Leistung, die aber eben oft deutlich teuerer erkauft werden muss, zu seinem Anspruch passt.
Ich bin der Meinung, anders als "Digitom", dass es sehr wohl Sinn macht, diese teuereren und besseren Sachen zu kaufen, statt sich mit dieser "Brot und Butter" Welt des relativ anspruchslosen Hobbyisten zufrieden zu geben.
Im Endeffekt hat jeder hier mit billigen Objektiven im Altglaslager angefangen, um dann bereits nach dem zweiten oder dritten Objektiv zu merken ... da geht deutlich mehr als mit einem 4/135er Sonnar durch die Welt zu laufen... :lol:
Ja, es ist so, dass ein mehr an Leistung schon immer auch von anderen bemerkt wird... ja es ist so, dass das Bessere immer des Guten Feind sein wird.
Und das kostet numal mehr Mitteleinsatz als die Anschaffung solcher "Brot- und Butter" Objektive.
Das ist aus meiner Sicht eine Selbsttäuschung, hier von "ausreichender Leistung" zu schreiben... sie mögen für 60-70% Leistungen ausreichend sein... sind aber eben auch schnell weggeworfen, wenn man dann in den Bereich "70-99%" der erreichbaren Qualität kommt.
Wenn man mit höherwertigen Objektiven in Berührung kommt, fällt halt vieles von dem, was man zunächst als für Hobby-isten "ausreichend" erachtet hat ganz, ganz schnell hinten runter auf der eigenen Leistungs- und Bewertungs-Skala.
Ab da kommt dann eben der deutlich höhere Anspruch an die Technik... auch beim Altglas.
LG
Henry