Eindeutig hat das 1.6/70 Biotar die Nase vorn. Für was wohl das Ding ohne Blende mal gebaut wurde? Für die DDR Verkehrsüberwachung hat es entschieden zu wenig Tiefenschärfe...
LG
Michael
Druckbare Version
Jepp, ist eindeutig das schärfste der drei Probanden und hat einen deutlich größeren Schärfekreis.
Erstaunlich auch die realen Brennweitenunterschiede... klar hat das "Fat Biotar" mit 75mm einen engeren Bildwinkel, was man deutlich sehen kann, wenn man in der Übersicht schnell die 3 Tabs wechselt.
Aber das Biotar 1.6/70mm dürfte - gemessen an den 70mm Brennweite des Meostigmat 1.4/70mm "real" eher bei 72mm liegen... aber eben noch etwas unterhalb des FAT Biotar.
Insofern ist Lutz Beobachtung auch in dieser Gegenüberstellung eindeutig richtig... es bestätigt sich, das Fat Biotar und Meostigmat in etwa "gleich auf" sind, das Biotar 1.6/70mm aber das eindeutig "bessere" Objektiv bei Offenblende ist, aber - situationsabhängig - eben auch die typischen und wunderschönen großen Biotar "Katzenaugen" produziert, dafür aber vermutlich etwas vom "biotarischen Swirl" des "Fat Biotar 75mm" einbüßt.
Ich werde mal sehen, ob ich eine geeignete Motivsituation finde, wo ich im wechsel der Objektive auf dem Stativ auch nochmal genau analysieren kann, ob meine Vermutung da richtig ist.
LG
Henry
bestätigt meinen Eindruck... das 1.6/70er Biotar ist bei Offenblende technisch besser als das 1.5/75 oder Meopta, hatte ich Lutz gegenüber schon so erwähnt. Deine Bilder zeigen das jetzt nochmal eindeutiger..
Den Biotar typischen Swirl kann es... der ist nicht völlig verschwunden, lässt sich aber schwerer provozieren.
dazu hatte Lutz bereits was geschrieben:
Vielen Dank für den Test, Henry. Ich hatte so etwas vermutet, aber daß das 1,6er Biotar die anderen in Randschärfe und "Alltagstauglichkeit" so in die Tasche steckt, überrascht doch.
Wahrscheinlich erforderte der Einsatzzweck dieses Objektivs mit eine größere Schärfezone, das scheint mir verständlich, sollte es sich um ein Mittel zur Qualitätskontrolle bei irgendwelchen
industriellen Produktionen handeln.
Jena hat diverse Varianten der Objektive für konkrete Einsatzzwecke gebaut. Heute hatte ich bei meinem Fotohändler ein Zeiss/Jena Sonnar 4,0/135 in der Hand, das bis zur Blende 42 reichte.
Es ist äußerst selten und wurde für medizinische Dokumentationen genutzt, wo (z.B.bei Operationen) wegen der Nahaufnahmen eine große Schärfentiefe nötig war.
Unser Biotar 1,6/70 scheint also im Normalbetrieb das Universellste der 3 hier betrachteten zu sein.
Aber was ist normal? Der Haupteinsatz des Fat Biotar ist das Portrait mit gefälliger Unschärfe abseits des Zentrums, dazu mit künstlerisch nutzbaren und hochwillkommenen
Abbildungsfehlern. Ebenso erfreut uns das "verrückte" Bokeh des Meostigmaten. Was hat das 1,6er dem entgegebzuhalten? Ist es nicht schon zu normal?
Daher bin ich auf die angekündigten weiteren und speziellen Bilder Henrys hochgespannt.
Mir passt mein Biotar sehr, das Farbrendering, die fast "duftige" Schärfe bei schöner Darstellung vor allem von Hauttönen. Rein intuitiv ziehe ich es dem Meopta vor,
aber da hat glücklicherweise jeder seinen eigenen legitimen Geschmack. Gut so! Zumal es wohl schwer ist, das 1,6er zu finden... Im April ging eines in der Bucht mit Mondpreis über die
virtuelle Theke.
Gruß
Lutz
Vergleichsbilder stehen an... es gilt, dem "biotarischen Swirl" in Vergleichsaufnahmen "auf die Spur zu kommen"... :lol:
(Sony A7, Linhof Doppelrohrstativ, fokussiert auf das große Efeublatt in der Bildmitte, Fokuslupe max., beste Ergebnisse aus 3 Serien)
Zunächst das hier besprochene Biotar 1.6/70mm
Biotar 1.6/70mm
Anhang 47102
gefolgt vom Meopta Meostigmat 1.4/70mm
Meostigmat 1.4/70mm
Anhang 47103
und dem "Fat Biotar", dem CZJ Biotar 1.5/75mm
"Fat Biotar"
Anhang 47104
Deutlich erkennt man, das der "biotarische Swirl" beim "Fat Biotar" - dem 1.5/75mm im letzten Bild - am ausgeprägetesten vorhanden ist.
In Verbindung mit den sich "mitdrehenden" Katzenaugen erzeugt das Biotar 1.5/75mm einen regelrechten "Strudel-Effekt", der den Betrachter förmlich auf den Bildmittelpunkt hinlenkt.
Das mittlere, mit dem Meostigmat 1.4/70mm aufgenommene Bild erzeugt einen ähnlichen Effekt, dominierend ist in der Aufnahme - trotz der um 5mm geringeren Brennweite - die Größe der Highlights/Katzenaugen... die sich zwar immer noch "mitdrehen", aber schon in deutlich abgeschwächter Form, dafür aber mit größerem Durchmesser im Vergleich zu den "echten Biotaren"...
Das Biotar 1.6/70mm im ersten Bild ist - verglichen mit dem 1.5/75er Biotar - deutlich schwächer in der Ausprägung dieses "Swirl" Effekts bei etwa gleich großen "Katzenaugen" wie denen des "Fat Biotar".
Nun hab ich mir mal überlegt, worin die Ursachen zu suchen sein könnten und "spekuliere" mal munter drauf los und stelle die Behauptung auf, das diese Unterschiede auf die unterschiedlichen Durchmesser der Front- und Rücklinsen zurück zu führen sind.
Hier gelistet:
(F= Frontlinsendurchmesser, R= Rücklinsendurchmesser)
Objektiv F R Bemerkung Biotar 1.6/70mm 46,7mm 31mm in etwa gleiche Durchmesser wie 75mm Biotar, aber kleinere Frontlinse Meostigmat 1.4/70mm 50,25mm 34,8mm größere F und R, daher größere Katzenaugen Biotar 1.5/75mm 49mm 30,5mm größere Frontlinse, bei gleicher Rücklinse= höherer Swirl
Auffällig finde ich, das sich die Katzenaugen beim Meostigmat stark von den CZJ Biotaren abheben in der Größe, während sie bei den beiden Biotaren annähernd gleich groß bleiben.
Betrachte ich nun die beiden Biotare von CZJ, so fällt zunächst auf, das diese fast identische Rücklinsengrößen haben. Austrittspupille demnach gleich, was sich auch in den Bildern in der Größe der Katzenaugen niederschlägt, die beim 70er und 75er annähernd gleich sind.
Hier nochmal die beiden untereinander...
1.6/70er
Anhang 47102
1.5/75er
Anhang 47104
Deutlich sieht man in dieser Gegenüberstellung die fast identen Größen der Katzenaugen, aber eben auch, dass der "biotarische Swirl" beim 70er deutlich gemindert ist... und nicht in dem Maße in Erscheinung tritt, wie beim "großen Bruder"...
IMHO dürfte dies an dem Unterschied der Eintrittspupille liegen. Während das Biotar 75mm eine 49mm im Durchmesser "große" Frontlinse besitzt (bei gleicher Rücklinsengröße wie das 70er), kommt das Biotar 70mm nur auf eine Frontlinse von
46,7mm... ist also rund 2,3mm kleiner als beim großen Bruder.
Diese Randbereiche dürften es also sein, die den Unterschied ausmachen zwischen den beiden CZJ Originalen.
Mir persönlich gefällt das "Swirlige" des Original 1.5/75er Biotars mit seiner "Sog-Wirkung" sehr, aber das ist - wie immer - Geschmackssache.
Das 70er dürfte hingegen denen besser gefallen, die zwar die Katzenaugen wie beim großen Bruder mögen, aber mit dem "Swirl" in den Bildern nichts anzufangen wissen.
Das Meostigmat ist aus meiner Sicht nochmals einen "Tacken" anders in den Hintergrundverläufen.. es hat den Swirl, längst nicht so ausgeprägt wie beim 75er, dafür aber die größeren Katzenaugen...
Wie gesagt, nur eine wilde Spekulation...
LG
Henry
Danke, Henry, für diesen Teil des Vergleichs. Swirl ist für die einen eine tolle Möglichkeit, gewisse Stimmungen zu erzeugen, den anderen ist es wohl eher weniger wichtig.
Das Fat-Biotar wie auch das Meostigmat zeigen es , wenn auch durchaus recht unterschiedlich.
Was mich fasziniert ist eher, dass wir hier drei Objektive haben, die eigentlich ziemlich unterschiedlich daherkommen und für unterschiedliche Anwendungszwecke
konzipiert sind. Dennoch liegen sie in der Bildwirkung so nah beieinander. Das Filmprojektionsobjektiv Meostigmat hat noch einen eigenen Stil, als Effektlinse für
starken Swirl und große Cateyes. Die beiden Jenaer Gläser sind sehr ähnlich, auch wenn das eine wohl für Industriezwecke entwickelt wurde (daher der größere
Schärfebereich), auch wenn (wie ich vermute) die Rechnungsgrundlage wohl das 75 Biotar sein dürfte, lediglich modifiziert für die technische Aufgabe.
Das Fat-Biotar ist halt die berühmte Rechnung für das spezielle Portrait, vergleichsweise selten und auch früher eine teure Sache für Spezialisten.
Dass wir heute mit diesen Adaptionen billige Alternativen haben, die dem Original nahekommen, hat für mich schon eine Art genialen Anstrich.
Das Meopta als verbreitete und daher recht preiswerte "Swirlmaschine" ist für den Altglasfreak ein Glücksfall.
Das Biotar 1,6/70 ist leider scheinbar eher auf der seltenen Seite. Für mich ein Glück, es gefunden zu haben, denn extremer Swirl ist nicht so ganz meine Sache,
dafür tolle Freistellung und die sehr gute Portraittauglichkeit. Und m.M.n. ein universeller nutzbares Objektiv, als das Meostigmat. Wer es findet, sollte unbedingt
zuschlagen, denn wer will schon die derzeit für das 1,5/75 er aufgerufenen Preise zahlen, wenn es auch billiger geht? Es sei denn, er ist Sammler, aber das ist ein
anderes, weiteres Feld...
Gruß
Lutz
Bilder sagen mehr als 1000 Worte...:
daher mal wieder etwas zum "Sonder"-Biotar:
Anhang 49347
für mich ein schöner 3D-Effekt.
Crop:
Anhang 49348
Es kann schon Swirl:
Anhang 49349
oder auch so:
Anhang 49350
und crop:
Anhang 49351
Gruß
Lutz
Gern nutze ich das Biotar für Portraits. Kürzlich konnte ich auf einer Hochzeit die Braut "erwischen"; da das mitten im Trubel war (also keine Zeit für genaues Fokussieren und geplanten Bildaufbau)
habe ich das Objektiv auf ca. Blende 4 abgeblendet. So hatte ich am Crop der Nex 6 eine höhere Erfolgschance, auch wenn natürlich noch mehr Freistellung möglich ist.
Anhang 49498
Gruß
Lutz
Lieber Lutz,
tolle Bilder, meinen Glückwunsch zu dem Objektiv...
LG Claas