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Minolta MC Zoom Rokkor 1 : 4.5 f = 80-200 mm
Liebe Altglasfreunde,
Nikolaus aka Namenloser stellte küzlich in diesem Faden das schon als “historisch” einzustufende Leitz Wetzlar Vario-Elmar 80-200mm f/4,5 vor und ich hatte in diesem Zusammenhang angeregt, parallel dazu das Minolta MC Rokkor 80-200 mm f/4,5 vorzustellen, das auf der gleichen Rechnung basiert.
Anhang 128584
Ganz aus Metall gefertigt hinterlässt das Objektiv einen sehr soliden Eindruck
Unter den Kameraherstellern war Minolta einer der Pioniere in Sachen Zoomobjektive. Während der 60er Jahre bot das Unternehmen bereits nicht weniger als vier verschiedene Modelle an : Auto Zoom Rokkor 50-100 mm f/3,5, Auto Zoom Rokkor 80-160 mm f/3,5, Zoom Rokkor 100-200 mm f/5,6 und Auto Zoom Rokkor 160-500 mm f/8. Anfang der 70er hatte Minolta aber nur noch das optisch kompensierte und relativ kompakte Zoom Rokkor 100-200 mm f/5,6 im Programm. Das MC Zoom Rokkor 80-200 mm f/4,5 erschien im Jahre 1973 und wurde fünf Jahre später vom MD Zoom Rokkor 75-200 mm f/4,5 ersetzt, das wiederum fünf Jahre später dem etwas lichtstärkeren und weithin bekannten MD Zoom Rokkor 70-210 mm f/4 weichen musste. Übrigens gibt es zwei verschiedene Versionen des 80-200 mm f/4,5, die sich nur durch die Kupplungsmöglichkeiten unterscheiden : MC (1973) und MD (1977). Allen gemeinsam sind die Einringbedienung (Entfernungs-und Brennweiteneinstellung erfolgen durch Drehen und Verschieben des gleichen Einstellrings) und das grundsätzliche Konstruktionsprinzip in drei optischen Hauptgruppen. In Sachen Lichtstärke (f/4,5) und Mindesteinstellentfernung (1,8 m) gleicht dabei das MC Zoom Rokkor dem “Referenzobjektiv” Zoom Nikkor 80-200 mm f/4,5.
Anhang 128585
Im Gegensatz zum optisch baugleichen Vario-Elmar ist die Streulichtblende nicht eingebaut
Unter den drei Objektiven ist das MC Rokkor 80-200 mm f/4, 5 wohl eindeutig am seltesten anzutreffen, denn es erschien zu einem Zeitpunkt, als Varioobjektive noch gemeinhin als den Festbrennweiten unterlegen galten und zu stolzen Preisen angeboten wurden. Die Konstruktion ist vorbildlich : ganz aus Metall gefertigt hat das Objektiv weiche und gleichmässig laufende Einstellringe, im Gegensatz zum weiter oben erwähnten Zoom Nikkor gibt es auch kein unkontrolliertes Gleiten der Brennweite (zoom creep). Alle Angaben sind graviert und mit Farbe gefüllt, auf einen Schärfentiefenfächer wurde aber leider verzichtet. Die separate Metallstreulichtblende ist auf 80 mm abgestimmt und dadurch für längere Brennweiten etwas zu kurz geraten. Das Objektiv besitzt einen für MC Rokkore übliches Standardfiltergewinde von 55 mm.
Anhang 128586
Das Objektiv im Kreise seiner Nachfolger MD Zoom Rokkor 75-200 mm f/4,5 (links) und MD Zoom 70-210 mm f/4 (rechts).
Hier noch mal die technischen Daten :
MC Rokkor 80-200 mm f/4, 5
• Optischer Aufbau : 14 Linsen in 10 Gruppen
• Vergütung: mehrfach (Achromatic Coating)
• Blendenskala : f/4,5 bis f/32 (halbe Stufen)
• Anzahl der Blendenlamellen : 6
• Filterdurchmesser : 55 mm
• Kürzeste Entfernungseinstellung : 180 cm
• Masse und Gewicht : 74,4 x 156 mm, 700 g
Fortsetzung folgt...
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Auflösungsvermögen und Kontrast bei Unendlich
Der Minolta-Experte Josef Scheibel (Das Minolta Buch, Heering Verlag) verfasste im Jahre 1972 die folgende Einschätzung zu Vario-Objektiven : “Andererseits sind selbst die besten Zoom-Objektive in Lichtstärke und Abbildungsleistung den festbrennweitigen Hochleistungsobjektiven nicht ganz ebenbürtig”. Was damals weithin bekannt war, hat auch heute seine Gültigkeit nicht verloren, auch wenn moderne Zoomobjektive mittlerweile auch sehr hohen Ansprüchen an die Bildqualität gerecht werden können.
Ein Klassiker wie das Minolta/Leitz 80-200 mm f/4,5 sollte daher immer auch im Zusammenhang mit anderen, zeitgleich erschienen Objektiven beurteilt werden, anstatt mit modernen Masstäben zu messen. Die tollen Fotos von Nikolaus motivierten mich, das Objektiv mal selbst auszuprobieren, ich mache hier den Anfang mit “langweiligen” Testfotos, die aber auch ganz klar die optischen Grenzen des Objektivs aufzeigen.
Wie üblich zeige ich Euch hier eine “Hardcore”- Testserie, die mit der Sony A7R nebst Stativ und 2 s Selbstauslöservorlauf bei 100 ISO fotografiert wurde. Ich habe jeweils mit maximaler Lupenvergrösserung und offener Blende auf die Bildmitte scharfgestellt. Es handelt sich hier wieder um fast ungeschärfte Ausschnitte in 200% - Vergrösserung, die Korrektur der chromatischen Aberrationen wurde in Adobe Camera Raw desaktiviert. Die Lichtbedingungen (dichte Bewölkung) waren denkbar schlecht, sie machen aber eine “ungeschönte” Beurteilung der Abbildungsleistungen möglich.
f =80 mm
Anhang 128606
Die ganze Szene bei f/11
f/4, 5
Anhang 128607
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/5,6
Anhang 128608
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/8
Anhang 128609
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/11
Anhang 128610
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f = 100 mm
Anhang 128611
Die ganze Szene bei f/11
f/4, 5
Anhang 128612
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/5,6
Anhang 128613
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/8
Anhang 128614
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/11
Anhang 128615
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f = 135 mm
Anhang 128616
Die ganze Szene bei f/11
f/4, 5
Anhang 128617
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/5,6
Anhang 128618
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/8
Anhang 128619
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/11
Anhang 128620
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f = 200 mm
Anhang 128621
Die ganze Szene bei f/11
f/4, 5
Anhang 128622
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke rechts unten (rechts)
f/5,6
Anhang 128623
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke rechts unten (rechts)
f/8
Anhang 128624
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke rechts unten (rechts)
f/11
Anhang 128625
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke rechts unten (rechts)
Das MC Zoom Rokkor ist bei allen Brennweiten relativ kontrastarm, was sich aber in der Bildverarbeitung sehr leicht ausgleichen lässt. Das Auflösungvermögen ist bei den zwei kürzesten Brennweiten 80 und 100 im gesamten Bildfeld schon bei Offfenblende gut, der Schärfeneindruck verbessert sich dann kontinuierlich durch einen Konstrastzuwachs bei kleineren Blenden. Ab 135 mm weichen die Konturen dann auf, die Detailwiedergabe wird schlechter und die chromatischen Aberrationen brechen dann vor allem am Bildrand durch, auch wenn sie auch in der Bildmitte deutlich werden (siehe Ziffernblatt der Kirchturmuhr). Bei der längsten Brennweite ist die Schärfe nur in der erweiteren Bildmitte zufriedenstellend. Eine Abblendung auf f/11 ermöglicht eine zufriedenstellende Abbildung in der Bildmitte und am Bildrand, die Ecken bleiben aber immer etwas unscharf. Übrigens verschwinden die Farbränder auch bei Abblendung auf f/11 nicht. Die automatische Korrektur in Camera Raw/Lightroom beseitigt die lateralen chromatischen Aberrationen, die longitudinalen Aberrationen (Bokeh Fringing) bleiben aber sichtbar und störend. Insgesamt ist die Bildqualität zufriedenstellend, ohne aber das Niveau der Nachfolgemodelle 75-200 und 70-210 mm zu erreichen, die bei den längeren Brennweiten wesentlich bessere Leistungen abliefern. Alles in allem ist die Leistung des MC Zoom Rokkor nicht auf Festbrennweitenniveau (da muss ich Herr Scheibel beipflichten..), mein "Telebleistift" MC Rokkor 200 mm f/4,5, zum Beispiel, ist schon bei Offenblende "gestochen scharf".
Fortsetzung folgt...
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Auflösungsvermögen und Kontrast bei ungefähr 5 Metern
Das MC Rokkor 80-200 mm f/4, 5 wurde sichtlich für unendliche Entfernungen optimiert, die Bildschärfe fällt bei kürzeren Entfernungen vor allem am Bildrand und/oder bei den längeren Brennweiten deutlich ab. Für höhere Ansprüche an die Bildschärfe ist die Mindestentfernung von 1,8 m meiner Meinung nach nur für mittig arrangierte Motive zu nutzen. Bei allen Blende zeigen sich in den Bildecken laterale Farbfehler, bei dreidimensionalen Motiven (also nicht hier) sind longitudinale Farbfehler (Bokeh Fringing) sehr deutlich und nachträglich nur schwer aus den Bildern herauszurechnen.
f =80 mm
Anhang 128628
Die ganze Szene bei f/11
f/4, 5
Anhang 128629
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und Ecke rechts oben (rechts)
f/11
Anhang 128630
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und Ecke rechts oben (rechts)
f = 200 mm
Anhang 128631
Die ganze Szene bei f/11
f/4,5
Anhang 128632
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), linkerer oberer Bildrand (Mitte) und rechte untere Ecke (rechts)
f/11
Anhang 128633
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), linkerer oberer Bildrand (Mitte) und rechte untere Ecke (rechts)
Fortsetzung folgt ...
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Bokeh
Meist sind es ja die optisch nicht so gut auskorrigierten Objektive, die bei der Anmutung der jenseits der Schärfeebene liegenden Bildzonen (bokeh) punkten können. So auch das MC Rokkor 80-200 mm f/4, 5, mit dem man innerhalb den von der Naheinstellung, der sechseckigen Form der Blendenlamellen und der Lichtstärke vorgebenen Grenzen sehr harmonische Bilder erzeugen kann.
Anhang 128634
Anhang 128635
Anhang 128636
Fortsetzung folgt ...
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Beispielbilder
Nachfolgend eine Reihe von Beispielbildern, die das Potential dieses Objektivs für die Landschaftsfotografie (abgeblendet auf f/11) verdeutlichen.
Anhang 128637
Anhang 128638
Anhang 128639
Anhang 128640
Anhang 128641
Fortsetzung folgt...
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Ein vorläufiges Fazit
Lohnt es sich, nach dem Leitz Leitz Wetzlar Vario-Elmar 80-200mm f4, 5 oder Minolta MC Rokkor 80-200 mm f/4, 5 zu fahnden ? Für mich war es reine Neugier, die mich zum Kauf dieses Oldtimers bewegte, zumal er mich auch nur den kleinsten zweistelligen Betrag gekostet hat (voller Fungus musste ich das Objektiv allerdings erst auseinandernehmen, um es startklar zu machen...).
Anhang 128643
Auch wenn Magier wie Nikolaus/Namenloser im übertragenen Sinne auch noch aus Brackwasser leckeren Wein zu produzieren imstande sind, bleibe ich als Normalsterblicher doch etwas skeptisch. Mir fehlt es beim MC 80-200 mm trotz Minolta-typischer Verarbeitungsqualität und Farbwiedergabe einfach ein bisschen an Charakter, um die Mängel bei der Abbildungsqualität zwischen 135 und 200 mm wettmachen zu können.
Anhang 128647
Neben meinen Festbrennweiten würde ich also eher zu einem moderneren Varioobjektiv tendieren, zum Beispiel dem exzellenten Canon FD 80-200 f/4 L, einem der Nachfolger von Minolta oder einem Zeitgenossen von Nikon (Nikkor 80-200 mm f/4), Olympus (65-200 mm f/4), Canon (FD 80-200 f/4 (SSC)) oder Konica (Hexanon UC 80-200 mm f/4), um nur Objektive zu nennen, die ich schon ausgiebig verwendet habe.
Anhang 128644
Allerdings ist mein Fazit auch nur provisorisch, ich werde also im Stile eines “Rolling Review” hier noch weitere Aspekte des MC Rokkor 80-200 mm beleuchten, sobald es Zeit und Licht zulassen.
Anhang 128645
Anhang 128646
LG Volker