Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Voigtländer Dynaret 100/4,8
Das Voigtländer Dynaret 1:4,8/100 wurde für die Voigtländer Vitessa T ab 1956 gebaut. Für Altglasfotografen hält es ein paar Überraschungen bereit, positive wie negative.
Anhang 121944
Die hier gezeigte Variante hat die ältere Form des heute so genannten DKL-Bajonetts, welches neben der Vitessa T auch bei einer Braun Colorette zum Einsatz kam. Das Dynaret kann an beiden Kameras genutzt werden.
Das Objektiv gibt es auch als Dynarex für die Bessamatic-Serie ohne eingebauten Blendenring (der ist dort in der Kamera). Als Dynarex erziehlt es vergleichsweise hohe Preise, weil es nur kurze Zeit gebaut wurde, bevor es durch das bessere Dynarex 90/3,4 ersetzt wurde, aber in einer vollständigen Bessamatic-Sammlung darf es trotzdem nicht fehlen.
Durch die Art der Fokussierung nimmt es eine Sonderstellung unter allen DKL-Objektiven ein. Es wird nicht durch Auszugsfokussierung fokussiert, sondern die hinteren Linsen sind unbeweglich, und nur die Vorderlinse wird bewegt. Und wisst ihr, was das Tolle daran ist? Das Tolle daran ist, dass der Spiegel nicht nur bei Fokussierung auf Unendlich hängen bleibt, sondern der Spiegel bleibt bei jeder Entfernung hängen. :donk
Grund für diese Art der Fokussierung ist, dass die Konstruktion einfacher und damit billiger ist. Leider sind die damit erreichten Ergebnisse optisch minderwertig.
Bei Landschaftsbildern, also Fokussierung auf Unendlich, kommt dafür Begeisterung auf. Es ist ab Offenblende über einen großen Teil des Bildes sehr scharf bei akzeptablem Randabfall, also offenblendig nutzbar, abgeblendet hat man bis in die Ecken eine sehr gute Schärfe. Von allen DKL-Objektiven länger als 50mm, die mir bekannt sind - ich kenne da nicht alle, aber doch so einige - ist das 100er Dynaret für Landschaften das schärfste Objektiv.
Im Gegensatz zu den anderen DKL-Objektiven aus der Zeit hat das Dynaret keine Schärfentiefenanzeige aus beweglichen Zeigern, sondern eine simple eingravierte Schärfentiefenskala.
Zusammengefasst:
Positiv:
- Hervorragende Schärfe bei Fokussierung auf Unendlich.
- Gut und wertig gebaut
- Naheinstellgrenze von 1m, das ist der reine Wahnsinn :blah: - zumindest für ein DKL-Objektiv (zum Vergleich, das Dynarex 90/3,4 hat 1,8m Naheinstellgrenze, das Super Dynarex 135/4 gar 4m - der Designfehler mit dem Zentralverschluss in der Kamera führt dazu, dass sich das optische System nicht weit vom Verschluss entfernen darf, ohne extreme Vignettierungen zu verursachen)
Neutral:
° Das Objektiv ist zwar weder groß noch schwer, aber doch deutlich größer und schwerer als das Dynarex 90/3,4 sowie die 85/4 von Rodenstock und Schneider-Kreuznach
Negativ:
- minderwertige Abbildungsqualität im Nahbereich, also bei weniger als 10m muss man schon erkennbare Abstriche machen, bei 1m ist es einfach nur schlecht
- nur Blende 4,8
- wegen Blende und BQ ist es für Porträts trotz der dafür eigentlich guten Brennweite nicht zu empfehlen
- kissenförmige Verzeichnung
Anhang 121945
Mit Deckel und Adapter an Nikon F
Anhang 121946
An der Naheinstellgrenze. Die Vorderlinse ist jetzt weiter oben. Die Gesamtlänge des Objektivs ändert sich dabei aber nicht, da das vorragende Filtergewinde starr und unbeweglich ist. Es wird nur ein Teil des inneren Tubus verschoben. Man kann das im Vergleich mit dem vorangegangegen Bild sehen, wo der innere Tubus nicht vorragt.
Mein Exemplar ist zwar eigentlich noch gut erhalten, aber links ist zu sehen, dass ein Druckhebel für den Blendenring fehlt, weswegen ich keine Gewissensbisse hatte, die Hinterlinseneinfassung anzufeilen, damit bei meiner Spiegelreflex der Spiegel nicht hängen bleibt. Das ist übrigens nicht so ohne; ich musste bis auf 0,2mm an die Hinterlinse ran.
Anhang 121950
Von vorne, links hinten der noch vorhandene Blendenringhebel.
Anhang 121951
Mit Adapter für Vitessa T an Nikon.
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 11)
Jetzt ein paar Bilder, alle mit der Nikon D780 aufgenommen.
Anhang 121953
Offenblende mit Porträtentfernung
Anhang 121955
dito
Anhang 121956
und ein Ausschnitt aus dem Zentrum
Anhang 121959
Anhang 121960
und vom Rand, leichte Aberrationen, aber viele Details
Anhang 121961
Anhang 121962
Anhang 121963
Alte Gebäude sind zwar manchmal krumm und schief, aber die konkav gerundete Pforte geht auf das Objektiv. Die Verzeichnung ist klar sichtbar.
Anhang 121964
Anhang 121965
Offenblende
Anhang 121966
... und Blende 22.
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 12)
Hier ein paar Vergleiche zur Leistung im Nahbereich. Alle Bilder wieder mit der D780 aufgenommen, Fokussierung auf die Augen des Krokodils. Aufnahmen alle bei Offenblende des jeweiligen Objektivs (f/4,8 bzw. f/4).
1. Dynarex 100/4,8 an der Naheinstellgrenze von 1m, so wie vom Hersteller vorgesehen.
Die Bildqualität ist unterirdisch. Schärfe ist nicht erkennbar. |
Anhang 121990 |
Anhang 121987 |
Anhang 121988 |
2. Dynarex 100/4,8 auf Unendlich fokussiert, mit Focar-A-Nahlinse. So war das vom
Hersteller nicht vorgesehen, die Nahlinse war für das 50/2,8, das 90/3,4 und das 135/4
gedacht.
Die Bildqualität ist dramatisch besser. Jetzt sind scharfe Bereiche vorhanden.
Man könnte auf die Idee kommen, nur mit Nahlinsen arbeiten, aber wenn man nicht
nur punktuell fokussieren will, wo gerade eine Nahlinse mit Fokussierung auf
Unendlich passt, sondern kontinuierlich, ist man doch wieder auf den minderwertigen
Fokussiermechanismus angewiesen. Aber deutlich besser werden die Ergebnisse schon. |
Anhang 121991 |
Anhang 121992 |
Anhang 121994 |
3. Zum Vergleich: Das Konkurrenzprodukt von Rodenstock, das Rotelar 85/4 (gab es
auch für die Braun Colorette und ließ sich in der Variante an der Vitessa T verwenden)
mit TI-Nahlinse an der Naheinstellgrenze von 1,8m des Rotelars. Der Fokus sitzt etwas
zu weit vorne.
Die Bildqualität ist noch etwas besser als mit Dynarex 100/4,8 an Unendlich und
Focar-A. |
Anhang 121996 |
Anhang 121997 |
Anhang 121998 |
4. Zum Vergleich: Wieder das Rodenstock Rotelar 85/4 mit der stärkeren NII-
Nahlinse fokussiert auf Unendlich.
Das Ergebnis ist deutlich besser als die vorangegangegen Bilder. |
Anhang 121999 |
Anhang 122000 |
Anhang 122001 |
Eine Anmerkung zu den beiden letzten Bildern 3. und 4.: Mir ist bei DKL-Objektiven schon mehrfach aufgefallen, dass Fokussierung auf Unendlich und Nahlinse eine bessere Qualität bringt als Fokussierung auf die Naheinstellgrenze ohne Nahlinse. Eine Nahlinse gilt zwar als potentiell Qualitätsmindernd, aber das gilt auch für Auszugsfokussierung, und hier ist der Verlust mit Nahlinse scheinbar geringer. Bei anderen DKL-Objektiven außer dem 100er Dynaret ist der Verlust durch den Auszug aber nicht so groß, so dass man in der Praxis sich keine Sorgen machen zu braucht, wo man bei seinen Nahaufnahmen jetzt fokussiert hat.