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Cosina MC Cosinon-S 1.4/50mm
Das Cosinon-S 1.4/50 wurde als lichtstarkes Objektiv mit der Cosina CT SLR-Serie Anfang der 1980er Jahre ausgeliefert (Bedienungsanleitung CT-2/3 hier als PDF/engl. + dt.)
Das Auto Cosinon MC 1.4/50mm scheint anhand der wenigen Beispiele im Netz etwas schlechter zu sein, kann ich persönlich aber nicht beurteilen.
Spezifikationen (Quelle u.a.: allphotolenses.com)
- 7 Elemente in 6 Gruppen
- Anschluss: Pentax-K
- Blendenstufen: 1.4 - 22 in ganzen Blenden
- Anzahl Blendenlamellen: 8
- Naheinstellgrenze: 50cm
- Filtergewinde: 49mm
- Gewicht: 235gr
Anhang 111417
Cosina stand für den "Consumer-Markt", die Kameras und Objektive waren eine preisgünstige Alternative zu den Angeboten mit Kit-Linsen der großen Hersteller. Die Qualitätsstreuung ist aber nicht mit der von Handelsmarken wie Porst zu vergleichen. Bewertungen der Objektive bewegen sich auf dem Niveau des Mittelmaßes eines Massenmarktes, unentdeckte Perlen sind dort ebenso selten wie komplett unbrauchbare Türstopper-Linsen, eher Kompromisslösungen, die einige Fehler aus Gründen der Entwicklung und Fertigung billigend in Kauf nahmen, ohne richtig schlecht zu sein.
Dazu gehört auch das Cosinon-S 1.4/50. Es ist absolut brauchbar, im Vergleich zu anderen 1.4er-Objektiven noch vergleichsweise günstig zu bekommen, aber es zeigt neben einigen unzweifelhaften Stärken auch Schwächen, die die großen Hersteller schon Jahre zuvor behoben, bzw. gelöst hatten. Qualitativ steht das Cosinon nicht auf dem Entwicklungsstand der frühen Achtzigerjahre, eher auf dem Niveau der frühen Siebziger.
Ich hatte hier bereits einige Fotos gezeigt.
Alle Testfotos mit der Sony A7, Import der RAW-Dateien in Lightroom-6, Profil "Neutral" (Maurizio Piraccini), standardmäßige, programminterne Lightroom-Schärfe bei Betrag 25 belassen, unveränderter Export als 1:1-JPG, Verkleinerungen und Bildmontagen in Photoshop. Lediglich die Fotos oben und am Ende der Vorstellung wurden in Lightroom oder Photoshop weiterbearbeitet/optimiert.
1. Belichtungsreihen
Zunächst Fokus auf das Kreuz des Glockenturms hier im Dorf, Entfernung etwa 30 Meter.
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CAs sind ein Hauptproblem des Cosinons, auch im Bereich der Bildmitte. Die Sonne fällt nicht direkt reflektierend auf das mit Goldbronze gestrichene Kreuz, hier und an der Dachkante sind Überstrahlungen und Aberationen erkennbar, die erst mit Blende 4 weitgehend verschwinden. Die Schärfe, das gilt für alle Fokuseinstellungen, nimmt von f/1.4 bis f/2.8 überproportional zu und steigert sich bis f/5.6, f/8 zeigt bereits erste, wenn auch minimale Schärfe- bzw. Kontrastverluste.
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Fokus auf Wasserspiegelungen: bei Blende 2 hat das Cosinon eine akzeptable Schärfe, f/2.8 zeigt neben einer deutlichen Verbesserung auch einen guten Kontrast. Bei Abwesenheit starker Kontraste oder Lichtreflexe wie hier sind CAs kein gravierendes Problem. Einige Reihen sind nur mit Blenden 1.4 bis 2.8 aufgenommen, da man bei einem lichtstarken Objektiv eine ausreichende Schärfe schon bei f/2.8 erwarten darf. Das ist hier zumindest im mittleren Bildbereich der Fall, für die Gebrauchstauglichkeit dieses 1.4-Objektivs spricht auch, dass die beste und auch gute Schärfe schon bei f/5.6 erreicht wird.
Ein wenig durchwachsener sieht es bei Fokus auf Unendlich aus.
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Hier zeigt sich zwar eine ähnliche Steigerung der Schärfe in der Bildmitte, dafür ist der Mikrokontrast in hellen Bildbereichen nur mittelmäßig, hier zu sehen am Strommast im Hintergrund. Ein global ungenügender Kontrast zeigt das Objektiv nicht, das wäre ja leicht in der EBV zu optimieren. Beim Cosinon werden feine Strukturen, die sich vor sehr hellem Hintergrund abspielen, leider auch sehr hell.
Vignettierung ist wie bei jedem 1.4-Objektiv ebenfalls ein Thema, das hat das Cosinon aber recht gut im Griff, ab f/2.8 schon akzeptabel, ab f/4 kaum noch wahrnehmbar, ab f/5.6 verschwunden.
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Arge Kompromisse gibt es dagegen bei stärkeren Kontrastsituationen und bei den Bildecken am Vollformat.
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Auch hier nimmt die Schärfe in der Bildmitte bei den ersten drei Blendenstufen deutlich zu, der Fernsehturm zeigt bei f/2.8 aber noch nicht einmal die Schärfe des mittigen Strommastes bei f/2. Die Ecken werden erst bei f/5.6 scharf. Das Problem mit CAs hat das Objektiv auch noch extrem bei f/2.8, einige Streben des Strommastes zeigen sogar bei Blende 5.6 eine violette Färbung. An den Überstrahlungen am Horizont wird klar, dass man für bildfüllend angemessen scharfe Landschaftsfotos das Objektiv lieber im Schrank lässt, will man nicht ausschließlich mit Blende 8 und der Sonne im Rücken fotografieren.
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Cosina MC Cosinon-S 1.4/50mm, Teil 2
2. CAs und Verzeichnung
Neben der Schärfe an Rändern und Ecken sind CAs das Hauptproblem vom Cosinon-S 1.4/50mm, extreme Lichtsituationen machen das Objektiv bei Offenblende definitiv unbrauchbar, auch wenn ich hier in Lightroom die Belichtung erhöht habe.
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Das Objektiv bekommt aber selbst bei f/8 die CAs nicht unter Kontrolle, hier an den kleinen, dünnen Ästen gut zu erkennen. So etwas lässt sich auch in der EBV nicht mit ein paar Mausklicks beheben.
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3. Flares
Eine Linse, die derart große Probleme mit kontrastreichem Licht hat, wird selten gut mit Flares umgehen. Das Cosinon macht da keine Ausnahme.
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Flares treten auch bei starken Reflexionen auf und verstärken sich noch beim Abblenden.
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4. Verzeichnung
Die sichtbare, tonnenförmige Verzeichnung ist über alle Blendenstufen schlecht korrigiert.
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Cosina MC Cosinon-S 1.4/50mm, Teil 3
5. Nahbereich: Schärfe und Bokeh
Anhand der bisher gezeigten Schwächen wird klar, warum Vergleiche à la "fast so gut wie das hochgelobte …" oder "super Alternative zum teuren …" in etwa so realitätsnah sind wie "Messing ist eine super Alternative zum teuren und hochgelobten Gold". Messing ist nicht Gold und die großen Probleme von CAs, Randunschärfe und Verzeichnung belegen, dass das Cosinon kein Nikkor, Rokkor, Takumar usw. ist.
Nach so viel schlechten Nachrichten nun aber zu eindeutigen Stärken des Objektivs. Die liegen, wie bei den Belichtungsreihen gesehen, bei der guten Schärfe im mittleren Bildbereich und beim Bokeh.
Hier zunächst eine Belichtungsreihe in der Naheinstellung mit 1:1-Crops der Schärfeebene:
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Anhang 111442
Anhang 111443
Anhang 111444
Das Potenzial des Cosinon sehe ich in der Eignung als Freistellungsobjektiv. Überstrahlungen fallen selbst bei kritischen Lichtverhältnissen wie hier nicht so gravierend störend ins Gewicht wie in der Fern- oder gar Unendlichkeitseinstellung. Das Cosinon zeigt bei Offenblende ein wirklich erstklassiges, ruhiges und ausgewogenes Bokeh, auch die Schärfe ist für bestimmte Situationen bereits akzeptabel, darauf gehe ich noch ein. Nicht nur f/2, auch f/2.8 zeigt angenehm ruhige Unschärfekreise, das geht auch mit 8 Blendenlamellen bei hochwertigen Objektiven weitaus schlechter. Selbst bei f/4 finde ich das Bokeh durchaus akzeptabel, vor allem in Kombination mit der erstklassigen Schärfe des freigestellten Objekts. Für mich ist Blende 2.8 hier die beste Einstellung: angenehmes Bokeh bei gleichzeitig sehr guter Schärfe in der Bildmitte.
Bei einer kritisch hohen Anzahl eng beieinander liegender Unschärfekreisen bietet das Cosinon immer noch einen ruhigen Hintergrund, hier ein Beispiel bei Offenblende:
Anhang 111445
Eine weitere, häufige Situation sind verteilte Unschärfekreise, hier der Himmel, der durch das Laub sichtbar wird. Auch das meistert das Cosinon sehr gut, wie ich finde:
Anhang 111446
6. Fazit und Empfehlung zum Gebrauch
Das Cosina MC Cosinon-S 1.4/50 zeigt eindeutig mehr und leider auch fotografisch gravierende Schwächen als Stärken:
+ Schärfe in mittleren Bildbereichen: brauchbar ab Blende 2.0, sehr gut ab Blende 2.8
+ Bokeh
+ Vignettierung ab Blende 2.8
- CAs
- Offenblende mit extremen Überstrahlungen/Koma
- Empfindlich für Sonnenlicht, Flares
- Rand- und Eckschärfe
- Mikrokontraste
- Verzeichnung
Geht es nur darum, Bilder mit einer Kantenlänge von bis zu 1.600 Pixeln per E-Mail zu verschicken, in Fotoforen oder gar bei Instagram zu zeigen (1000 x 1000 px), genügt fast jedes Objektiv, dafür sind auch die Leistungen des Cosinons mehr als ausreichend. Als Beleg hier ein paar bearbeitete Beispielfotos:
Anhang 111447
Anhang 111448
Anhang 111449
Anhang 111450
Möchte man die Leistungen eines Vollformatsensors auch in den Fotos ablesen können, sollte man die Voraussetzungen der Schwächen vermeiden und sich auf die Stärken das Cosinon 1.4/50 konzentrieren, also vor allem auf die Schärfe in der Bildmitte und dem Bokehverhalten. Es eignet sich meiner Ansicht nach deshalb besonders bei f/1.4 bis f/2.8 für Freistellungen und vor allem für Porträts, zumindest, wenn keine Sonne lacht. Da CAs in diesen Blendenstufen ein evidentes Problem darstellen, nicht aber die globalen Kontraste, würde ich es als ein sehr gutes Objektiv für Schwarzweissfotos bis Blende 2.8 und ausgewogenen Lichtverhältnissen empfehlen. Am APS-C-Sensor ergäbe der Crop eine Porträtbrennweite, hier wäre dann auch die nur noch moderat vorhandene Vignettierung verschwunden und die Verzeichnung wäre ohnehin kaum wahrnehmbar.
Als Beispiel hier Umsetzungsvariationen eines dösenden Katers (Vollformat, beschnitten).
Anhang 111451
Anhang 111452
Anhang 111453
Anhang 111454
Anhang 111455
Anhang 111456
Grüße
Nils