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Canon FD 1,4/50mm SSC Blendenproblem beheben/entölen
Moin,
mal wieder eine Kurzdoku zu diesem Objektiv, dass wohl zu den meistbenutzten Objektiven von Canon gehörte und sogar noch in späteren Versionen Einzug in die Autofokuswelt der EF Objektive gehalten hat.
Wohl keines der mir bislang in die Hände gefallenen Objektive dieses Typs, kam ohne verölte Blendenlamellen daher, die verhinderten, dass sich die Blende ordnungsgemäß öffnet und schließt.
Deshalb hier eine kurze Doku, wie man das erfolgreich und einfach behebt.
Diese Version mit dem Chromring ist gemeint.
Anhang 87856
Zunächst brauchen wir zur Entfernung des Gravurringes einen Stopfen (kann ein Badabfluss-Gummi oder irgendwas geeignetes sein. Ich nutze dazu meist irgendwelche Kappen oder Rückdeckel auf die ich umlaufend Gummi geklebt habe)...
Anhang 87857
Hier der Stopfen in Aktion...
Anhang 87858
Nachdem der Ring heruntergebracht wurde, befinden sich darunter 3 Schrauben, mit denen der metallene Trägerring für die Canon eigene Streulichtblende befestigt ist..
Anhang 87859
Theoretisch könnte man auch diesen Ring für die Streulichtblende am Objektivrumpf befestigt lassen, ich empfehle aber das Ding abzubauen, weil man dann besser arbeiten kann.
Im nächsten Schritt wird der gesamte Frontlinsenblock herausgeschraubt.
Dieser besitzt hierfür zwei KERBEN, in die mit einem geeigneten Linsenschlüssel (oder hilfsweise mit Mess-Schieber-Spitzen) eingestochen wird und durch Drehung gegen den Uhrzeigersinn der Block herausgeschraubt wird.
Sollte es sehr schwergängig gehen, so hilft an der Stelle ein umlaufender "Tropfen" Aceton weiter, der das im Gewinde sitzende verharzte Fett anlöst.
Anhang 87862
Nachdem die Frontgruppe mit dem geeigneten Werkzeug heraus geschraubt ist, blicken wir nun auf den Problemkandidaten... Das Blendenmodul !
Dieses ist mit 3 Schrauben am Objektivrumpf befestigt und komplett als eine in sich geschlossene Scheibe inkl. Rückstell-Feder herausnehmbar. Also keine Furcht, dass da irgendwelche Lamellen herausfallen.
(Entschuldigt das schlechte Foto für den Sitz der Schrauben... musste schnell gehen, leider unscharf geworden)
Anhang 87863
Bevor diese Schrauben nun gelöst werden, gilt es eine Markierung anzubringen, an deren Ausrichtung später das Modul mit seinem nach innen durchreichenden Hebelwerk auch wieder richtig sitzt.
Ich hab mir hier einfach in der Nähe einer der 3 Durchgangsbohrungen (die in etwa mit der Indexmarkierung der Skala aussen zusammenfällt), eine Markierung "geritzt", die man hier sieht und im übernächsten Bild noch besser...
Anhang 87864
Nachdem man nun alle 3 Schrauben herausgeschraubt hat, ist das Blendenmodul einfach heraus zu nehmen.. und kann gereinigt werden.
Ihr werdet - falls mal vor die Aufgabe gestellt - erstaunt sein, wie unterhalb dieses Blendenmoduls alles quasi in Öl schwimmt !!!
Es muss nach dem Ausbau also auch der Bereich gereinigt werden, wo das Modul aufliegt. Aceton und Wattestäbchen helfen hier weiter... aber vorsicht walten lassen, denn man ist nun nah an der ersten Linse der hinteren Gruppe dran. Die gesamte hintere Gruppe könnte man zwar vor Beginn der Arbeiten auch rausschrauben, aber das ist ein längeres Thema und weil das tiefere Kenntnis der FD Mechanik braucht, will hier nur die Kurzversion zeigen. Ansonsten... sollte etwas Öl auf die Linse kommen oder schon drauf sein.... einfach die ölige Umgebung weiter reinigen und dann die Linse sauber machen auf die gewohnt Weise (ISOPROP, ATEMLUFT und Zigarettenpapier:lol:)
Aber weiter mit dem nun herausgenommenen Modul...
Anhang 87865
Die Reinigung erfolgt im Acetonbad bei stetiger Betätigung des Hebels, ohne das die Blendenlamellen einzeln entfernt werden müssten. So entfällt das lästige Frickeln mit dem "Neueinfädeln" der Blendenlamellen wie es bei anderen Objektiven der Fall ist.
Während des Trocknens sollte unablässig der Hebel bewegt werden, damit irgendwelche noch zwischen den Abdeckplatten sitzenden Feuchtigkeitsreste komplett entfernt werden. Das Modul in die Hand zu nehmen und auszuschütteln ist am Anfang auch nicht verkehrt...
Sobald dann wieder alles "Snappy" funktioniert an dem Blendenmodul, geht es an den Wiedereinbau.
Hier kommt nun die Markierung ins Spiel. Die Markierung auf den Index der Skala ungefähr ausrichten und mit einer Kanüle oder Nadel das Schraubenloch suchen.
Anhang 87866
Auf diese Weise - also Markierung und durch leichtes Verdrehen der Blende und Suchen des Schraubenlochs - ist die Blende wieder ohne die gesamte FD Mimik abzunnehmen, einsetzbar und funktioniert einwandfrei danach. :yes:
Beim Anziehen der drei Schrauben für das Blendenmodul muss man noch kurz checken, das die Lamellen auch komplett aus dem Strahlengang verschwinden bei f1.4 und sollte das noch nicht vollständig der Fall sein, mit einer leichten Drehbewegung des Moduls gegen den Uhrzeigersinn bei bereits eingeschraubten, aber noch nicht fest angezogenen Schrauben so komplett aus dem Strahlengang schwenken.
Die restlichen Arbeiten dann in umgekehrter Reihenfolge des Ausbaus
Arbeitszeit wenn alles glatt läuft, ca. 30 Minuten und dann ist das gute Stück wieder "Fit".
LG
Henry
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Bis hierher war es die "Quick & Dirty" - Version.
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Nun hab ich mich entschlossen, den Rest dann doch auch noch zu zeigen, nämlich wie das Objektiv von hinten zerlegt und wieder zusammengesetzt werden muss.
ACHTUNG ! DIE NACHFOLGENDEN ERKLÄRUNGEN ENTHALTEN BILDER PHYSISCHER GEWALT UND SIND NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN ODER ZART BESAITETE ZEITGENOSSEN !!!! :lol:
So schaut das Objektiv bekanntermaßen von der Kameraseite her aus...
#1
Anhang 87914
Chromring drehen, um den Deckel abzunehmen. kann wohl jeder.
Ab da aber wird es interessant, denn der Chromring muss auch ohne den Deckel beweglich sein...
Hierzu dient im Bereich der Mittenmarkierung der Skala eine kleine, unter dem Chromring nur schwer zu sehende Blechlasche.
#2
Anhang 87915
Dieser wird mit einem spitzen Gegenstand niedergedrückt... hier eine Pinzetten-Spitze im Bild
#3
Anhang 87916
Alsdann dreht sich der Chromring selbst gegen den Uhrzeigersinn durch die Zugspannung der Federn für die Blende.
Dieses Verriegelung dient an Canon Kameras dem korrekten Ansetzen an das Außenbajonett der Canon Kameras dieser Ära z.B. im halbdunkel eines Theaters oder bei nächtlichen Wanderungen. Durch das Einrasten des Chromrings in dieser Position wird sowohl der bei 12 Uhr sitzende Schraubenpin freigegeben als auch die für den Kamerabelichtungsmesser erforderliche klare Anfangsposition beim Ansetzen erreicht. Man kann dies prima sehen, wenn man nämlich nach der gezeigten Entriegelung den Blendenring dreht, wandert der Blendenübertragungshebel nach unten, der zuvor bei dem noch verriegelten Objektiv noch oben saß (der kleinere Hebel... der zweite Hebel gehört zum Schlagwerk von der Kamera, das die Blende auf den eingestellten Wert schließen würde).
Nochmal kurz zusammengefasst.
Der Chromring erfordert zum Ansetzen an die alten Canon Kameras immer eine fest definierte Position. Nämlich diesen Einrastpin den die Blechlasche bildet.
Der Blendenübertragungshebel muss beim Einrasten des Chromringes immer in der oberen Position stehen, damit er mit dem Belichtungsmesser der Kamera korrespondieren kann, denn in der Kamera wird diese Bewegung des Übertragungshebels über einen Seilzug an den Belichtungsmesser übertragen und dadurch die Belichtung anhand der eingestellten Blende korrigiert!
Wird der Chromring in die Einrastposition gebracht, muss auch der Blendenübertragungshebel nach oben wandern. Hierfür ist der am Chromring mit zwei Mini-Schrauben von außen erahnbare
Schieber verantwortlich.
Hier ohne Nummerierung mal kurz gezeigt, wie das ausschaut wenn der Chromring aus einer Rastposition heraus gedreht wurde... der Blendenübertragungshebel sitzt nun unten und abhängig vom Stand des Blendenringes würde dieser mitwandern und beim Ansetzen in der Eingerasteten Position ganz nach oben gezogen werden von der im Chromring befestigten Gabel
Anhang 87928
Ich gehe aber später beim Wiederzusammenbau nochmal drauf ein.
Also weiter mit der Zerlegung:
Unter dem Chromring befinden sich insgesamt 3 Kreuzschlitzschrauben... und eine Besonderheit.
#4
Anhang 87917
Diese Schrauben lösen wir.
Bevor wir aber nun den gesamten Mount abnehmen, möchte ich noch in einem Bild ein unscheinbares, aber äußerst wichtiges Detail zeigen.
Den von mir so genannten "A-Pin". Der Automatik Signalgeber für die Kamera.
#5
Anhang 87918
Im Kamerabajonett, also dem Gegenstück des hier gezeigten kleinen Pins im Objektivbajonett, sitzt an genau der Stelle ein kleines Loch mit einem Stellglied, das der Kamera mitteilt, das nun die A-Position am Objektiv eingestellt wurde und somit die Kamera die Blendenöffnung gemäß den Vorgaben des Belichtungsmessers selbst steuern darf.
Ich zeige am abgenommenen Mount nun einmal die mechanische Realisation..
Hier zunächst einmal der PIN mitsamt seiner Feder im ausgebauten Zustand
#6
Anhang 87919
Auf diese Weise wird der Pin über eine "Rampe" hochgedrückt, wenn das Objektiv in die A-Stellung gebracht wird (schwarzen PIN am Blendenring drücken und auf A-Position bewegen, schon sieht man ihn auch am Bajonettring ausfahren... die Feder dient beim umgekehrten Vorgang zum runterdrücken des Stiftes)
#7
Anhang 87920
Dieser PIN ist wird aber für uns noch aus einem anderen Grund wichtig. dem korrekten Wiederfinden des Ansetzpunktes des abgenommen Bajonetts.
Also die 3 Schrauben runter (man muss den Chromring gegebenenfalls leicht drehen um an die Schrauben zu kommen).
Dann den A-Pin mit seiner Feder sichern und weglegen
Nun sind wir an der Rücklinsengruppe dran...
ACHTUNG HIER FOLGT NUN die SZENE PHYSISCHER GEWALT
Die gesamte Rücklinsengruppe zwischen Kamera und Blendenmodul besteht aus einem in sich geschlossenen Tubus. Dieser ist oft so fest mit Sicherungslack oder einfach durch Korrosion verbunden, dass man schon so vorgehen muss, um ihn mit Druck gegen den Uhrzeigersinn zu lösen..
Hierzu den Tubus mit einer Wasserrohrzange oder ähnlich "breitmäuligem" packen und gegen den Uhrzeigersinn lösen. Keine Furcht, das Ding ist megastabil
#8
Anhang 87921
Und so ist die Rücklinsengruppe nun auch draussen. .. falls man da mal ran muß um zwischen den Linsen zu säubern etc.
#9
Anhang 87924
#10
Anhang 87922
Damit haben wir das Objektiv "nackig", aber wie kommt das Gewirr von Scheiben, Hebeln und Umlenkhebeln nun wieder zusammen?
Dieses erste Bild zeigt die beiden sehr wichtigen Punkte:
Der linke Teil mit der Einkerbung ist der bereits angesprochene Blendenübertragungshebel, der in eine definierte Positon beim Ansetzen des Objektivs an die Kamera gebracht werden muss
#11
Anhang 87923
Am besten benennen wir die Teile erstmal.
#12
Anhang 87925
Die Steuerkurvenplatte und das Kippgelenk sind hier die wichtigen Informationen.
Schaut man genau hin, so ist ein kleiner schwarzer Pin, der sich an eine Steuerkurve des silbernen Ringes anschmiegt zu sehen... hier nochmal in Nahaufnahme, damit
man auch die abnehmende Steigung der Kurve, sowie diesen schwarzen Pin des Kippgelenks erkennt.
#13
Anhang 87926
Beim Wiederzusammenbau ist unbedingt darauf zu achten, dass sich dieser Pin im Bereich der Steuerkurve befindet !!!!
SONST bekommt ihr das Objektiv nicht wieder zusammen.
Diese Steuerkurven-Platte ist rotierend um das Achszentrum des Objektivs angeordnet und zu ihr gehört eben auch der eingekerbte Hebel drei Bilder vorher.
Weil sie rotieren muss für die Automatik Steuerung der Kamera, muss eben auch das Drehgelenk dort rein und in der gezeigten Stellung stehen.
Da wir nun aber durch die Öffnung des Objektivs auch diese Steuerungsplatte "überdrehen" könnten, klappt dieses Gelenk um und dann schmiegt sich der schwarze Pin nicht mehr an die Steuerkurve, sondern kommt in eine undefinierte Position hinter der Steuerkurve. Das darf nicht sein und deshalb läßt sich das Gelenk auch mit einem spitzen Gegenstand gegen die Gehäusewand drehen und man kann bei gleichzeitiger Drehung des Blendenübertragungshebel diesen schwarzen Pin wieder in den Bereich der Steuerkurve zurück drehen.
Bitte diesem Punkt besondere Beachtung schenken.
Der Rest ist eigentlich selbsterklärend.
Zunächst darauf achten, dass die Hebel wie in Bild #11 zueinander stehen.
Schwarzer Pin an Steuerkurve in Bild #13 kontrollieren
Den A-Pin mit seiner Feder wieder einsetzten wie in Bild #7 gezeigt (allerdings Blendenring nicht in A-Stellung...wie für das Bild gezeigt)
Der A-Pin und das Gegenstück im abgenommenen Bajonett werden nun als Orientierung für das Ansetzen des Bajonetts genommen.
Anhang 87927
Den Sitz durch einen Spalt hindurch kontrollieren und wenn der A-Pin ordnungsgemäß durch das aufgesetzte Bajonett "durchguckt" seid ihr am Ziel und könnt den Mount wieder anschrauben.
LG
Henry