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Minolta MD 35-70/3.5: Blockade gelöst, Fungus entfernt, Ring getauscht
Gestern ließ ich mich von einem MD 35-70/3.5 zur Tat verführen.
Es stand ziemlich unansehnlich und krank auf meinem Tisch.
Eigentlich wollte ich nur Objektiv-Beifänge durchsehen und den Schraubendreher in der Kiste lassen.
Aber es war voll Schmutz, Zoom- und Blendenring ließen sich nur schwer bzw. gar nicht bewegen, am hinteren Ring fehlte eine Schraube und auf einer der hinteren Linsen sah ich eine Trübung.
Ohne lange zu überlegen machte ich mich ans Werk.
Und - entgegen meiner Gewohnheit - verzichtete ich diesmal auf geordnetes Vorgehen und Dokumentation.
Ohne Repair Manual, Video oder Reparaturanleitung im Web ließ ich mir selbst freien Lauf.
Die Übung war, frei an die Sache heranzugehen und auf meine Fähigkeit zu vertrauen, die Reparatur - und insbesondere den Zusammenbau - auch ohne Hilfen zu schaffen. Und dabei möglichst wenig nachzudenken.
Anhang 142551
Drei Schrauben gelöst - die vierte fehlte - und der Blendenmechanismus lag zum Teil frei.
Anhang 142552
Hier greift ein Mitnehmer ein, der die Blende schließt.
Anhang 142553
Und dieser Mitnehmer war nicht am Platz.
Das war rasch geklärt.
Beim Montieren des hinteren Ringes muss der Mitnehmer nur in die Aussparung geführt werden.
Blendenproblem behoben!
Weiter ging es zur getrübten Linse.
Die Einheit mit zwei Linsen ließ sich einfach abschrauben.
Anhang 142554
Mit dem Stellschlüssel löste ich die Verschraubung der Einheit:
Anhang 142555
Anhang 142556
Die Oberseite der Linse , vorübergehend gekennzeichnet mit einem wasserlöslichen Stift.
Damit soll der seitenrichtige Einbau gesichert werden.
Allerdings muss das dann bei jedem Ausbau - bis alles passt, kommen da schon einige Vorgänge zusammen - wiederholt werden:
Anhang 142569
Bei genauer Betrachtung der Linse entdeckte ich nicht nur Beschlag, sondern auch feine Fungusverästelungen.
Mit Aceton konnte ich beides entfernen:
Anhang 142557
Die Einheit wieder montiert:
Anhang 142558
Optische Reinigung erledigt!
Weiter zur Blockade des Zoomrings.
Ich betrachtete das Objektiv und drehte dabei am Zoomring, um den Mechanismus zu verstehen.
Die Ursache für die Blockade zeigte sich rasch.
Hier lag eine Schraube in einer Führung, die dort sicher nicht hingehörte:
Anhang 142559
Ein Katz-und-Mausspiel begann.
Als ich die Schraube in der Führung einmal im Kreis gejagt hatte, gewann meine magnetisierte Sonde und die Schraube lag am Tisch.
Dabei entfernte ich einigen Schmutz.
Und es war auch weiter im Inneren jede Menge Dreck.
Ich schraubte munter darauf los und lernte weitere Elemente des Zooms kennen.
Und hupps, eine zweite Schraube fiel auf den Tisch!
Wo die beiden wohl herkommen?
Fleißig machte ich weiter sauber, innen und außen.
Anhang 142560
Anhang 142561
Beim Zusammenbau stellte ich fest, dass der Zoomring wieder frei drehte.
Auch die Schnecke im Tubus war noch in guter Schmierung.
Blockade gelöst!
Beim Jagen der Schraube entdeckte ich auch eine winzige Kugel, die ebenfalls in der Führung lag.
Ich überlegte, woher die wohl stammen mochte.
Die Kugel ist für das Einrasten des Blendenringes zuständig.
Sie liegt in einer Aussparung und wird mit einer Feder gegen Rillen am Objektivring gedrückt.
Dorthin brachte ich sie wieder.
Zuvor fettete ich die Stelle etwas, damit der Blendenring schön satt einrastet.
Anhang 142562
Und nun begann die Prüfung.
“Plick“ machte es irgendwo in der Küche.
Die Kugel war dahin.
Eine Suche mit Lampe und Stabmagnet am Boden blieb erfolglos.
Nach einigen erfolglosen Versuchen, Ersatz zu organisieren aus der Ersatzteilelade, schaffte ich es, die Kugel aus dem unlängst zerlegten MD 35-135 zu transplantieren.
Dass ich im Verlauf der nächsten Stunden noch einige Male unter den Tisch musste, möchte ich vergessen ;-)
Anhang 142563
Nun sah ich mir noch an, warum der hintere Ring des Objektivs nur mit drei statt vier Schrauben montiert war.
Hier ist die Antwort.
In einer der Bohrungen steckte eine abgebrochene Schraube:
Anhang 142564
Die Idee, zur Geisterstunde den Dremel mit einem Bohrer zu bestücken und die Schraube auszubohren, verwarf ich.
Das war auch nicht notwendig, denn aus einem anderen 35-70 beyond repair organisierte ich Ersatz.
Mit dem Tausch des Ringes bekam das Objektiv auch eine neue Seriennummer:
Anhang 142565
Anhang 142566
Schraubenquartett wieder komplett!
Und die beiden verwaisten Schrauben fanden auch wieder heim.
Sie wohnen auf der Innenseite eines der hinteren Objektivringe.
Wie die sich dort lösen konnten - ich will es gar nicht wissen.
Und ich verstand jetzt endlich, wozu diese seltsame Ablagestelle mit Magnet in meiner Arbeitsmatte gut ist.
Eine Leimfalle für die winzigen Kugeln:
Anhang 142567
Bis das Zoom wieder so montiert war, dass alles funktionierte, vergingen einige Stunden.
Auch lernte ich, dass mein Teilespender zwar dasselbe Modell, aber nicht in allem baugleich ist.
Bis ich das verstand, vergingen zwei weitere Stunden, bis ich erkannte, dass ich versuchte, ein nicht passendes Teil zu verbauen …
Und irgendwo in der Küche liegen noch drei verschossene Ersatzkugeln :lolaway:
Hier das nun saubere und wieder einwandfreie funktionierende MD-Standardzoom mit neuer Identität, sprich Seriennummer:
Anhang 142568
Es hat mich sehr gefreut und diesmal sehr viel Zeit gekostet.
Aber wir haben viel gesehen und noch mehr erlebt :spitze:
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Danke, Michael!
In der Tat, der Magnet hatte mich heute Früh gerettet.
Denn als ich fertig war, nahm ich den hinteren Ring nochmals ab, weil ich etwas kontrollieren wollte.
Und “Plick“
Ich war schon zu müde, um mich zu ärgern und dachte mir nur, dass solche - und noch viel kompliziertere - Objektive wohl der Teufel selbst baut :devil:
Ich scannte dann wieder auf allen Vieren den Boden und tatsächlich, der Magnet schlug an :yes:
Anhang 142570
Ich frage mich aber tatsächlich, ob die Konstrukteure nicht auch Ehrgeiz darin hatten, ihre Geräte so tückisch wie möglich zu bauen.
Die Stahlkugelschleuder ist ein schönes Beispiel.
Und der Zoommechanismus, der nur bei einer bestimmten Ausrichtung aller beteiligten Elemente funktioniert. Eine Art Codeschloss.
Aber auch super knappe Verkabelungen in Motoren, oder Schalter, die mit winzigen Kontaktfühlern hinter sicherungsringgeschützten Gehäusen auf Verrückte lauern, die sie reparieren möchten …
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Aceton auf vergütete Linsen - ich konnte kein Problem damit feststellen. Und wenn, dann müsste es ja gleich zu sehen sein, da das Lösungsmittel rasch verdampft.
Hier verwies es den Fungus vom Platz.
Auf meinem Nikkor 50/1.4 Ai, meiner „Retro-Arbeitslupe“, konnte ich nur damit einen Klecks Loctite von der Frontlinse bekommen.
Wäre eine damit behandelte Linse aus Kunststoff, würde es ggf. anders aussehen.
Übrigens - meine neue Lupe, die Frontlinse aus dem zerlegten MD 35-135, hat sich hier erstmals bewährt.
Schön hell, knackscharf und eine Vergrößerung, die soweit alles zeigt.
Da werde ich mein Nikkor 50/1.4 nun in Pension schicken …
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