Frau Anna Loger und Herr Digi Taler im Gespräch…

Digi Taler: "Also ich verstehe überhaupt nicht, warum du immer noch auf Film fotografierst. Hast du denn keine Digitalkamera?"
Anna Loger: "Ach was Digitalkamera! Was soll das denn bringen? Ich habe meine alte, treue Spiegelreflex und meine kleine Messsucherkamera, die ich immer dabei haben kann."
D.T.: "Na ja, ich habe auch eine Spiegelreflex und eine kleine Kompakte, aber als digitale Modelle. Die sind doch inzwischen viel besser als analoge Kameras!"
A.L.: "Wer sagt das denn? Ist ein Benziner denn "besser" als ein Diesel? Fahren kann man mit beiden - und im übertragenen Sinne eben auch fotografieren."
D.T.: "Die modernen Sensoren bringen doch eine viel höhere Bildqualität als die Filme."
A.L.: "Schon wieder so ein Vorurteil! Es kommt doch immer auch auf Objektiv und Film an. Außerdem, du willst doch wohl nicht wirklich sagen, dass du bei deinen Fotos einen echten Unterschied merkst!"
D.T.: "Was soll das denn heißen? Gefallen dir meine Fotos nicht?"
A.L.: "Nee, das meine ich nicht. Aber du druckst deine Bilder doch maximal auf DIN A4. Solche Abzüge bekommst du auch hervorragend von Filmnegativen."
D.T.: "Gut, es hat ja auch eine Weile gedauert, bis die Digitalen an den Film herangekommen sind, aber inzwischen haben sie ihn eben überholt."
A.L.: "Oh weh, das habe ich schon mehrfach so und so gelesen."
D.T.: "Was?"
A.L.: "Na, Digitalfans preisen die Vorteile des Sensors und Filmfans, wie ich, glauben diesen Laborexperimenten nicht."
D.T.: "Jou, stimmt schon, bisher konnte auch niemand eindeutig nachweisen, welches Medium die höhere Dynamik bringt. Da gibt es auch unterschiedliche Meinungen."
A.L.: "Na siehst du!"
D.T.: "Trotz allem, schau doch mal auf die Kosten! Du musst einen Film kaufen, mit dem du gerade mal 36 Bilder machen kannst und dann die Entwicklung und die Abzüge…"
A.L.: "Ja, na und? Vergleiche doch mal die Preise für eine digitale Spiegelreflex und eine analoge! Was meinst du wieviele Filme ich dafür kaufen und entwickeln lassen kann? Soviel fotografiere ich ja auch nicht! Ich bin keine ‘Knipser’ wie die Digitalfotografen!"
D.T.: "Moment mal! Schere uns bitte nicht alle über einen Kamm! Ich habe zwar auch am Anfang wie ein Wilder ‘geknipst’, aber mit der Zeit nimmt das ab und man fotografiert wieder bewusster - wenn man sich dabei Gedanken macht."
A.L.: "Siehst du! Genau dazu zwingt mich der Film. Ich habe ja ‘nur’ 36 Bilder!"
D.T.: "Ach, wenn es das ist, dann nehme ich eben nur eine kleine Speicherkarte mit, dann muss ich mich auch beherrschen!"
A.L.: "Ja? Mach mal! Das will ich sehen! Du mit deinen Gigabytes!"
D.T.: "Anderer Punkt: du siehst doch sicher ein, dass ich am PC viel mehr aus meinen Fotos herausholen kann…"
A.L.: "Ja, da hast du mich schon so manches Mal überrascht! Ich finde nur, man sollte sich nicht zu sehr auf den PC verlassen."
D.T.: "Wie meinst du das denn?"
A.L.: "Na, wenn jeder ‘Fotograf’ einfach drauf losschießt, weil er ja sowieso alles am PC machen kann, dann hat das nichts mehr mit Fotografie zu tun."
D.T.: "Ach so, das meinst du. Aber das machen doch die wenigsten. Mir geht es um Optimierung…"
A.L.: "…die ich auch in der Dunkelkammer hinkriege."
D.T.: "Ja, wenn du eine hast!"
A.L.: "Ach ja? Was meinst du, was teurer ist?"
D.T.: "Oh jeh, schon wieder das Geld…"
A.L.: "OK, lassen wir das Geld endgültig bei Seite. Ich finde, es ist schon ein Problem, wenn man sich beim Fotografieren keine Gedanken mehr macht, weil man ohnehin alle Fehler am PC beheben kann. Durch die neuen Stabilisatoren muss man nicht mal mehr an die Belichtungszeit denken."
D.T.: "Gut, das ist ein Argument, aber es gilt nur für die ‘Knipser’, die sich wirklich keine Gedanken mehr machen. Wenn du dich aber einmal umschaust, dann findest du zunehmend Digitalfotografen, die wieder bewusst fotografieren, die sich Gedanken über Blende und Belichtung, über Lichtrichtung und Bildkomposition machen."
A.L.: "Ja schon, aber das sind doch meist die, die auch schon vorher auf Film fotografiert haben."
D.T.: "Oder diejenigen, die durch die digitale Technik sehr schnell gelernt haben. Denn das musst auch du zugeben, die Lernkurve ist bei Digitalkameras viel steiler - man lernt viel schneller."
A.L.: "Schon, aber nur, wenn man das auch will - nur, wenn man sich tatsächlich die EXIFs anschaut und die Wirkung der Einstellungen nachzuvollziehen versucht. Das geht übrigens beinahe nur mit Spiegelreflexkameras."
D.T.: "Nee, das geht auch mit guten kompakten Modellen, in jedem Fall aber mit den sogenannten Bridge-Kameras."
A.L.: "OK, das sei dir zugestanden! Lernen wird ohnehin nur der, der es möchte."
D.T.: "Mal abgesehen von den Eigenschaften des Films, was fasziniert dich denn so an deinen alten Kameras?"
A.L.: "Hmmm… das ist gar nicht so leicht. Es ist, denke ich, das Gefühl damit zu fotografieren, die Haptik des manuellen Scharfstellens und der Charakter eines, wie du sagst, ‘alten’ Objektivs."
D.T.: "Ach so. Na, dann möchte ich dich einmal einladen. Nimm dir mal meine digitale Canon EOS und diesen Adapater. Damit kannst du deine charaktervollen Objektive digital nutzen."
A.L.: "Das geht tatsächlich? Ich habe mal davon gelesen…"
D.T: "Ja, das funktioniert wunderbar. Man muss ich aber ‘Gedanken machen’". [grins]
A.L.: "Na, das ist doch genau, was ich will!"
D.T.: "Es ist nicht so einfach wie mit einem modernen, annähernd perfektem Autofokus-Objektiv. Du hast aber den Riesenvorteil, dass du das Ergbenis sofort betrachten kannst."
A.L.: "Ja, schon klasse. Irgendwie hat man sich das schon des öfteren gewünscht. Obwohl die Spannung, auf den entwickelten Film zu warten, auch was hatte…"
D.T.: "… wenn man schon ganz gut fotografieren konnte!"
A.L.: "Ich glaube, wir werden uns so langsam einig: es gibt viele Möglichkeiten, Fotografie zu nutzen und daran Freude zu haben und keine sollte gänzlich abgelehnt werden."
D.T.: "Stimmt! Es gibt keinen Grund, eine dieser Arten zu verweigern. Schöne Fotos lassen sich mit jeder, halbswegs tauglichen, Ausrüstung machen. Es kommt ganz darauf an, was der Fotograf kann!"
A.L.: "Oder die Fotografin!"
D.T.: "Ja, ja, typisch Frau - immer das letzte Wort haben wollen!"
A.L.: "Stimmt doch gar nicht…"