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Thema: "Bildverarbeitung" / Prozeß

  1. #1
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    Standard "Bildverarbeitung" / Prozeß analoges Mittelformat

    Liebe Mitstreiter,

    angefixt durch den NMZ-Thread hier befindet sich nun eine Bronica EC-TL im Zulauf zu mir.

    Mich würden Eure Erfahrungen / Empfehlungen in Sachen Film / Entwicklung / Verarbeitung interessieren.


    1. Welches S/W-Filmmaterial empfehlt ihr für allgemeine Outdoor-Anwendungen (Landschaft, Architektur, Portrait)? Im Hinblick darauf, daß ich nicht vorhabe selbst zu entwickeln, hab ich mich zum Probieren erst mal für den Ilford XP2 entschieden.
    2. Entwickelt ihr selbst oder laßt ihr entwickeln? Wenn Letzteres: Habt ihr Empfehlungen bzgl. eines (Versand-)Labors?
    3. Scannt ihr selbst oder laßt ihr scannen? Wenn Letzteres: Wie ist der Ablauf? Erstmal ein kleiner Scan aller Negative zur Auswahl und die Ausgewählten dann noch mal in voller Größe / Auflösung? Oder laßt ihr beim Entwickeln gleich alles mit scannen? Oder nutzt ihr einen separaten Scan-Service? Ich bin z.B. auf diesen hier gestoßen. In welcher Größe / Auflösung / Format laßt ihr letztlich Eure "Favoriten" für die Weiterverarbeitung scannen? 30x45 und TIFF?


    Wie ihr seht: Fragen über Fragen eines Neulings auf diesem Gebiet. Ich freue mich über alle Erfahrungen / Informationen und Anregungen.

    Vielen Dank,
    Steffen
    Geändert von sauberli (08.02.2016 um 21:16 Uhr)

  2. #2
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    Standard

    Hallo Steffen,

    eines vorneweg: Ich bin selber mehr oder weniger Anfänger auf dem Gebiet und habe mir das Ganze autodidaktisch erschlossen. Inzwischen habe ich so um die 50 Rollfilme belichtet und die meisten davon selber entwickelt, bin aber noch mitten im Lernprozess. Du solltest also alles folgende nur als Anregungen und nicht als "Wahrheit" lesen.

    Zitat Zitat von sauberli Beitrag anzeigen
    Liebe Mitstreiter,

    angefixt durch den NMZ-Thread hier befindet sich nun eine Bronica EC-TL im Zulauf zu mir.
    Das ist m.E. schon mal eine sehr gute Wahl. Ich habe die gleiche und bin sehr zufrieden damit. Möglicherweise musst Du die Lichtdichtungen austauschen (so war es bei meiner), aber ansonsten sehr solide Technik.

    Ein Tip: Achte darauf, dass Du das Einstellrad für die Verschlusszeiten immer auf dem roten Punkt stellst wenn Du fertig bist mit Fotografieren, da der Belichtungsmesser ansonsten permanent weiter arbeitet und die Batterie langsam leersaugt.


    Zitat Zitat von sauberli Beitrag anzeigen

    1. Welches S/W-Filmmaterial empfehlt ihr für allgemeine Outdoor-Anwendungen (Landschaft, Architektur, Portrait)? Im Hinblick darauf, daß ich nicht vorhabe selbst zu entwickeln, hab ich mich zum Probieren erst mal für den Ilford XP2 entschieden.



    Ich sage jetzt mal etwas wofür mich die echten Analog-Freaks wahrscheinlich steinigen würden: Solange Du hinterher die Bilder einscannst und auf dem Rechner nachbearbeitest, kommt es nach meiner Erfahrung wesentlich weniger auf den Film an als man meint. Natürlich gibt es Unterschiede, aber erst einmal wirst Du so mit der Technik und dem Workflow insgesamt beschäftigt sein, dass Du diese fast vernachlässigen kannst.

    Ich verwende als Standardfilm den derzeit wohl preisgünstigsten erhältlichen (Fomapan 100) und bin recht zufrieden damit. Ich habe auch einige andere Marken und Filme ausprobiert, aber wirklich deutlich unterscheidbar für mich waren bisher nur der Rollei Retro 80S (sehr schwarze Schatten, bis in den IR-Bereich empfindlich) und die niedrigempfindlichen ganz feinkörnigen Filme mit ihren ausdifferenzierten Graustufen, z.B. Adox PAN 25.

    Gerade wenn Du Wechselmagazine hast, finde ich es außerdem hilfreich, einen richtig hochempfindlichen Film (Ilford 3200) als Reserve für wenig Licht dabei zu haben.


    Zitat Zitat von sauberli Beitrag anzeigen
    1. Entwickelt ihr selbst oder laßt ihr entwickeln? Wenn Letzteres: Habt ihr Empfehlungen bzgl. eines (Versand-)Labors?


    SW-Filme entwickle ich inzwischen nur noch selber. Die ersten hatte ich in Frankfurt im Fotolabor Kratz entwickeln lassen. Dort wird noch wirklich individuell gearbeitet und die Ergebnisse waren sehr gut.

    Das selber entwickeln ist bei SW-Rollfilmen absolut kein Hexenwerk und benötigt auch keinen großen Aufwand zuhause. Angenehm ist ein vollständig abdunkelbarer Raum zum Einspulen des Films in die Entwicklungsdose, da reicht auch eine Besenkammer. Das geht aber mit etwas Übung zur Not auch in einem Dunkelsack. Empfehlung: Investiere die 3-4 Euro für einen Film und übe das ganze ausgiebig im Hellen, bevor Du den ersten richtigen, belichteten Film im Dunkeln einspulst.

    Alles weitere ist in einem ganz normalen, hellen Raum mit Waschbecken und einer kleinen Ablagefläche möglich. Anleitungen findest Du reihenweise im Internet oder in Büchern. Und für mich ist der schönste Moment immer das Öffnen der Entwicklungsdose und das erste Betrachten der fertig entwickelten, noch nassen Negative - hat etwas von Magie und geht Dir verloren wenn Du die fertigen Ergebnisse zugeschickt bekommst.

    Als Standard-Entwickler habe ich gute Erfahrungen mit Adonal gemacht (chemisch identisch mit Rodinal), der mit fast allen gängigen Filmen gut funktioniert. Eine sehr umfassende Tabelle mit Entwicklungszeiten findet sich hier:
    http://www.digitaltruth.com/devchart.php


    Zitat Zitat von sauberli Beitrag anzeigen
    1. Scannt ihr selbst oder laßt ihr scannen? Wenn Letzteres: Wie ist der Ablauf? Erstmal ein kleiner Scan aller Negative zur Auswahl und die Ausgewählten dann noch mal in voller Größe / Auflösung? Oder laßt ihr beim Entwickeln gleich alles mit scannen? Oder nutzt ihr einen separaten Scan-Service? Ich bin z.B. auf diesen hier gestoßen. In welcher Größe / Auflösung / Format laßt ihr letztlich Eure "Favoriten" für die Weiterverarbeitung scannen? 30x45 und TIFF?
    Ich scanne selbst mit einem Epson V750. Mehr als 1600 dpi Auflösung habe ich noch nie gescannt auch wenn der Scanner das könnte. Das reicht als Bilddatei auch für größere Ausdrucke und für den Bildschirm sowieso.
    Das angenehme an diesem Setup ist, dass der Epson zusammen mit der Software Vuescan auch RAW-Dateien produzieren kann und man die damit verbundenen Möglichkeiten der Nachbearbeitung in Lightroom voll nutzen kann. Auf diese Weise wird die "semi-analoge" Schwarzweiß-Fotografie auch enorm fehlerverzeihend und Du kannst die Charakteristik des Bildes und des Films sehr stark steuern.

    Wenn man echte Papierabzüge von den Negativen macht, wird der Aufwand einerseits deutlich größer (dann braucht man definitiv eine Dunkelkammer und etwas mehr Ausrüstung) und andererseits kann man sich nicht mehr so viele Fehler erlauben und muss wirklich auf die Materialien (Filme, Papiere, Entwickler) achten, um die Tonwertkurve zu steuern - was in Lightroom mit ein paar Mausklicken möglich ist.

  3. 8 Benutzer sagen "Danke", Helge :


  4. #3
    Spitzenkommentierer Avatar von ralf3
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    Was zum Thema "Selbstentwickeln" immer verschwiegen wird, sind die Kanister voll Chemieabfälle. Rodinal ist ein Einmalentwickler, d.h. er wird nur für einen Film genutzt, danach kommt ein viertel Liter in den Abfallkanister. Fixierer wird öfters verwendet, aber auch da sammelt sich schnell was an. Bei mir ging es immer sehr schnell, bis ein 20-Liter-Kanister wieder voll war. Die nächste Entsorgungsstelle war eine mehrstündige Busfahrt entfernt, was mit einem vollen Kanister natürlich nicht ging. Da ich kein Auto habe, musste ich immer jemanden um Unterstützung bitten. Was ich damit sagen will, ist dass das Abfallproblem mich dazu gebracht hat, mit der Selbstentwicklung aufzuhören. Du solltest dich daher im Vorfeld schlau machen, wie du das Zeug in deiner Gegend los wirst. Oder du nimmst einen Film der im C41-Prozess entwickelt wird und gibst ihn bei irgendeinem Fotolabor ab. Ist aus meiner Sicht am sinnvollsten, wenn du nicht den von Helge beschriebenen "Zauber" unbedingt erleben willst.

  5. #4
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    O.K., das ist natürlich ein Thema je nachdem wo man wohnt. In größeren Städten sind Sammelstellen vorhanden und bei uns gibt es sogar ein "Schadstoffmobil" das zu festgelegten Zeiten herumfährt. Und bei mir kommt noch dazu, dass ich als Chemiker die Entsorgungsmöglichkeiten greifbar habe.

    Ich würde mir trotzdem keine 20l-Kanister hinstellen, das wäre mir zu unhandlich. Ich fotografiere allerdings auch nicht so viel analog. Bei einem Film pro Woche im Schnitt komme ich alle 3-4 Monate auf einen vollen 5l-Kanister.

    Zitat Zitat von ralf3 Beitrag anzeigen
    Oder du nimmst einen Film der im C41-Prozess entwickelt wird und gibst ihn bei irgendeinem Fotolabor ab.
    Das wäre genau der Ilford XP2, den Steffen schon für sich als erste Wahl identifiziert hat.

  6. Folgender Benutzer sagt "Danke", Helge :


  7. #5
    Spitzenkommentierer Avatar von ralf3
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    Zitat Zitat von Helge Beitrag anzeigen
    O.K., das ist natürlich ein Thema je nachdem wo man wohnt. In größeren Städten sind Sammelstellen vorhanden und bei uns gibt es sogar ein "Schadstoffmobil" das zu festgelegten Zeiten herumfährt.
    Ein Schadstoffmobil gibt es auch bei uns, aber das kommt zu Zeiten, an denen ich arbeiten muss und nimmt nur sehr begrenzte Mengen. 20 Liter hatte ich schnell voll, allerdings habe ich auch Prints gemacht. In jede Schale gingen schon 3 Liter rein und die waren an einem Wochenende durch.

  8. #6
    Teilzeit-Mod. ;) Avatar von LucisPictor
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    Ja, das Chemikalien-Problem ist durchaus beachtenswert. Es sollte aber nicht von der Erfahrung der Selbstentwicklung abhalten, denn wenn man nur gelegentlich mal eine Rolle entwickelt, reicht ein 5-L-Kanister schon eine Weil. Bei uns kann ich an jedem ersten Samstag im Monat die Chemie abgeben.

    Ralf, bei dir kommt da einiges zusammen: Papierentwicklung, kein Auto, große Entfernung zur Sammelstelle... Das scheint mir dann doch eher eine persönliche ungünstige Situation zu sein.

    Zur Frage:

    Helges Ausführungen kann ich nur unterstützen. Natürlich kann man Unterschiede bei den Filmen erkennen, doch m.E. nach hängen die Ergebnisse stärker vom Entwickler und der Art des Entwickelns ab als vom Film - vorausgesetzt man vergleich keinen ISO100 mit einem ISO1600 Film.

    Für Landschaften würde ich auf jeden Fall einen ISO100 Film wählen, wobei das Korn bei Rollfilm gar nicht so sehr ins Gewicht fällt. Aber da man Landschaften ohnehin oft vom Stativ aus fotografiert, warum die Empfindlichkeit erhöhen, wenn es nicht nötig ist?

    Für Portraits aus der Hand bietet sich vielleicht ein ISO400 Film an.

    Sehr gute Erfahrungen habe ich gemacht mit: Kodak TMax (wenn es etwas körniger und "deftiger" sein soll der Tri-X, das ist aber ein Hammer-Universalfilm, der so ziemlich alles mitmacht!), AGFA APX und Ilford-Filme aber auch den den neueren Rollei RPX Filmen. Recht günstig und dennoch gut sind die Kentmere Filme.

    Als Standardentwickler habe ich Adonal (Alternative Tetenal Paranol S, ist so ziemlich das gleich) zuhause - in der Tat unglaublich vielseitig nutzbar (und lange haltbar). Da würde ich aber eine Verdünnung von 1:50 empfehlen, da 1:25 zwar schneller geht aber doch zu deutlichem Korn führen kann.

    Als eiserne Reserve (und für ein paar Spielereien, wenn ich irgendwann mal Zeit habe) liegen bei mir auch noch ein paar Pulverentwickler, die halten sich als Pulver ewig!
    pulverentw.jpg

    Ich fixiere in Tetenal Superfix.

    Ich kann als Quelle FotoImpex absolut empfehlen. Die haben Spürsinn als meinen Lieblingshändler abgelöst!!#

    Bestelle dir doch einfach mal drei, vier verschieden Filme und probiere sie aus. Vielleicht findest du deinen Favoriten.
    Carsten, berufsbedingt immer mal wieder auf Forum-Pause. In grün schreibe ich als Mod.
    ​Leica, Sony, Nikon, Fuji, Olympus, Pentax, Panasonic, Canon, Sigma und viel zu viele Linsen sowie andere digitale und analoge Kameras.
    >> Einführung | Meine "Uralt" (Stand 2015) Linsenliste | Noch eine Linsenliste | RetroCamera.de (Blog) | Altglasphase : 10
    >> Aktuelle Verkaufsangebote! <<>> Auf EBAY <<

  9. #7
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    Ganz lieben Dank erst mal für die vielen Infos. Das Selbst-Entwickeln ist (im Moment) erst mal nicht vorgesehen. Von daher die Entscheidung für den C41-fähigen Ilford XP2. Der Hinweis auf RAW-Dateien beim Selber-Scannen ist natürlich wichtig. Muß mal schauen, ob es auch Scanservices gibt, die sowas anbieten.

    Möchte im Moment erst mal nicht weiter in Ausrüstung investieren, sonder einfach ausprobieren, ob ich Freude am analogen Mittelformat habe. Daher der vermeintlich leichte Weg....

    Freue mich auf jeden Fall über weitere Empfehlungen.

    Danke
    Steffen

  10. #8
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    Zitat Zitat von Helge Beitrag anzeigen

    Möglicherweise musst Du die Lichtdichtungen austauschen (so war es bei meiner), aber ansonsten sehr solide Technik.
    Wo gibt's denn dafür Ersatz? Und zum anderen: Ist das direkt erkennbar oder merke ich das erst nach dem ersten Film, daß es Lichteinfall gab??

  11. #9
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    Wenn Du den Rückdeckel des Filmmagazins aufklappst, dann solltest du links und rechts in den Rillen des Magazins sowie unten unterhalb des Randes einen weichen, elastischen, schwarzen Schaumstoff sehen. Wenn Du da mit einem Zahnstocher o.ä. vorsichtig hineindrückst, sollte dieser danach wieder in die Ausgangsposition zurückgehen. Falls dort gar nichts mehr ist oder Dir das Material mehr oder weniger spröde entgegenbröselt, sollten neue Dichtungen angebracht werden. Ich habe das bei meiner damals von einer Fachwerkstatt machen lassen, weil sowieso noch etwas anderes repariert werden musste.

  12. Folgender Benutzer sagt "Danke", Helge :


  13. #10
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    Zitat Zitat von sauberli Beitrag anzeigen
    Wo gibt's denn dafür Ersatz? Und zum anderen: Ist das direkt erkennbar oder merke ich das erst nach dem ersten Film, daß es Lichteinfall gab??
    http://www.kameradoktor.de/


    der machts möglich
    Thomas

    Glas ist magnetisch - mein Linsenschrank ist der Beweis

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