Ich war ganz erstaunt, zu sehen, dass das E.Zuiko Auto-T 3.5/135mm noch nicht mit einem Testbericht im DCC-Forum vertreten ist, da es sich dabei um ein recht gängiges Objektiv handelt, das man problemlos und sehr preiswert auf dem Gebrauchtmarkt bekommen kann. Es handelt sich um einen typischen Vertreter der manuellen Zuikos: Klein, leicht, scharf. Kein herausragendes Objektiv aber in Anbetracht des Preises von deutlich unter 50 € ein sehr guter Gegenwert.
Die technischen Daten:
Gewicht: 290 g
Länge min.: 73 mm
Filtergewinde 49 mm
Naheinstellgrenze 1.5 m
Blende 3.5 - 22 in ganzen Stufen
8 Blendenlamellen
Ausziehbare Streulichtblende
Optischer Aufbau: 5 Linsen in 4 Gruppen
Das Handling ist typisch für Zuiko: Vergleichsweise filigran aber sehr solide gebaut, extrem griffig gummierter Fokusring, angenehmer Fokussierwiderstand, nur der Blendenring rastet etwas klapprig und geräuschvoll ein. Der Fokussierweg ist kurz, nur knapp über 180° was aber völlig ausreicht, um präzise und schnell scharf zu stellen.
Die folgenden Bilder sind alle am KB-Formatsensor (EOS 5D MkII) gemacht:
f/3.5
f/3.5
f/3.5 - 100%-Crop
f/3.5
f/3.5
f/5.6
Das sieht alles sehr manierlich aus: Kompromisslos scharf schon bei Offenblende, gute Kontraste, auch bei Offenblende kein Überstrahlen an Kontrastkanten und ein für Zuiko ungewohnt weiches und gleichmäßiges Bokeh, zumindest solange keine Spitzlichter im Spiel sind. Aber schon bei den angeleuchteten Regentropfen in dem einen Bild kann man bei den helleren Scheibchen einen deutlichen grünen Rand sehen, der den Gesamteindruck etwas unruhiger macht. Und das ist dann auch die wichtigste Schwäche des Zuiko 3.5/135, die Neigung zu CAs an harten Kontrastkanten, insbesondere wenn diese vor oder hinter der Schärfeebene liegen - sogenannte Längs-CAs. Im 100%-Crop aus dem obenstehenden Kirchturm sieht man, dass die scharfen Konturen auch am Rand des KB-Sensors nur verschmerzbare (und leicht per EBV zu entfernende) Farbsäume zeigen:
f/5.6 - 100%-Crop
Bei Spitzlichtern, vor allem wenn sie relativ knapp vor oder hinter der Schärfeebene liegen, wird es dann aber ganz schön "bunt" - ich kenne das bisher in dieser Intensität eigentlich nur von manchen Canon-FD-Objektiven:
f/3.5
f/3.5 - 100%-Crop
Mein Eindruck ist, dass dieser Effekt am Crop 2 (Olympus E-P1) noch stärker hervortritt und dort insgesamt die Bildqualität mehr beeinträchtigt als am Vollformatsensor. Im Hintergrund sind z.B. bei dem folgenden Bild alle Kontrastkanten mit deutlichen blaugrünen Säumen versehen, was mich persönlich doch erheblich stört:
f/3.5
Dafür hat man am Crop 2 mit dem Zuiko 3.5/135 aber auch ein praktisches Mini-Teleobjektiv mit fast 300mm KB-äquivalenter Brennweite, um den ein oder anderen überraschenden Schnappschuss machen zu können wenn man mit dem kleinen Gepäck unterwegs ist:
f/5.6
Mein Kurzfazit: Für den Preis macht man mit dem Zuiko 3.5/135 auf keinen Fall etwas falsch. Wer Schärfe, Kontraste und ein solides, unproblematisches Werzeug will, hat damit definitiv viel Freude. Wer hauptsächlich auf eine perfekte Hintergrundgestaltung wert legt, der sollte aber aus der unüberschaubaren Menge guter bis hervorragender 135er ein anderes Objektiv herausfischen oder zumindest das Zuiko nur in Situationen ohne harte Kontrastkanten und Spitzlichter im out-of-focus Bereich anwenden.