Zu den Rollei Spiegelreflexkameras mit QBM-Bajonett gab es zwei Serien von Objektiven: Die auch heute noch sehr teuren Zeiss-Objektive und die "normalen" Rolleinar bzw. Voigtländer-Objektive. Zu dieser zweiten Serie gehört das von Mamiya gefertigte Rolleinar-MC 4/21mm, das ich hier in einer Kurzvorstellung zeigen möchte:
Technische Daten:
Kameraseitiger Anschluss: QBM
Gewicht: 250 g
Baulänge min. ab Auflagefläche: 49 mm
Filtergewinde: 58 mm
Blende 4 - 16 in ganzen Stufen
5 Blendenlamelllen
Naheinstellgrenze 0.45 m
Fokusweg ca. 120°
9 Linsen in 8 Gruppen
Linsenschnitt und weitere Informationen zum Objektiv bei Olypedia:
Das Rolleinar ist ein recht kleines, leichtes Superweitwinkelobjektiv, das ab und zu noch zu relativ vernünftigen Preisen zu finden ist - generell sind die Preise für Altglas in diesem Brennweitenbereich ja eher "sportlich". Die Leistung ist nicht herausragend, aber nach meinen Eindrücken zumindest ordentlich und eine Stufe über dem was Dritthersteller wie Vivitar oder auch Tamron zu bieten hatten. Ein Problem ist dafür die Adaptierung an Canon EOS: Es gibt keine normalen Adapter, die eine Einstellung auf unendlich ermöglichen, sondern man hat hauptsächlich folgende drei Optionen:
- Die Verwendung eines Umbausatzes, bei dem das Bajonett ausgetauscht wird
- Die Verwendung eines normalen QBM/EOS-Adapters mit anschließender Justierung des Unendlich-Anschlags
- Die Verwendung eine speziellen, sehr dünn abgedrehten QBM/EOS-Adapters
Empfehlenswert sind eher die ersten beiden Varianten aber da ich auch noch ab und zu meine Rolleiflex verwende, blieb mir nur die letzte Möglichkeit, um das Rolleinar 4/21 auch an der EOS 5D MkII zu nutzen. Das ist aber eine heikle Sache, denn der Adapter gerät damit an die Grenze der mechanischen Stabilität, vor allem was die Arretierung betrifft, und erfordert eine gefühlvolle und vorsichtige Behandlung, wenn man nicht Adapter, Objektiv oder auch Kamera beschädigen will. Henry kann ein Lied davon singen. Ein Problem mit dem Spiegel gibt es bei der Adaptierung glücklicherweise nicht. Natürlich kann man das Objektiv auch an spiegellosen Kameras verwenden und am APS-C-Sensor der NEX-5N benutze ich es ab und zu als "normales" Weitwinkelobjektiv:
f/5.6
Heringsgrund (Sächsische Schweiz)
Alle folgenden Bilder sind an der EOS 5DII (KB-Format) entstanden. Um einen Eindruck von Vignettierung, Verzeichnung, Mitten- und Randschärfe zu zeigen, erst einmal ein paar langweilige Testfotos:
f/4
f/11
100%-Ansicht Mitte, f/4
100%-Ansicht Mitte, f/11
100%-Ansicht, rechte obere Ecke, f/4
100%-Ansicht, rechte obere Ecke, f/11
Die VIgnettierung ist bei f/8 verschwunden, die Verzeichnung nicht übermäßig ausgeprägt (minimal stärker als z.B. beim Nikkor Ai-S 2.8/20) aber leider komplex wellenförmig und daher nur schwer nachträglich zu korrigieren. Zum Glück sieht das bei solchen Testfotos meistens schlimmer aus als in der Realität und in der Praxis lässt sich auch Architektur recht ordentlich ablichten mit dem Rolleinar, solange nicht gerade Linien genau parallel in der Nähe des Bildrandes verlaufen.
f/8
Kopenhagen
100%-Ausschnitt, rechte obere Ecke
Generell empfiehlt es sich bei dem Rolleinar 4/21, mindestens auf f/8 abzublenden, um auch die Randbereiche richtig scharf zu bekommen, es sei denn dies ist aufgrund des Motives nicht erforderlich. Großartiges Freistellen oder gar Bokehspielereien sind aber eher limitiert, da die Naheinstellgrenze mit 45cm dafür in der Regel nicht ausreicht. Falls man aber ein solches Motiv hat, ist die Mittenschärfe bei f/4 durchaus schon in Ordnung dafür (s. auch obenstehendes Testbild):
f/4
EZB hinter Nato-Stacheldraht
100%-Ausschnitt, Mitte
Das Verhalten bei Gegenlicht ist nicht schlecht, aber Ghosting/Blendenflecke werden spätestens beim Aufhellen der Schatten sichtbar, wie auch in dem folgenden, bearbeiteten Bild:
f/11
Vorläufiges Fazit: Das Nikkor 2.8/20 würde ich jederzeit vorziehen, aber wenn man das Rolleinar günstig bekommen kann, mit einem normalen Adapter + Justierung oder per Umbausatz an die EOS adaptiert und nicht allzu hohe Ansprüche hinsichtlich Verzeichnung und Quer-CAs stellt, ist es eine Alternative.