Vor einigen Tagen stand in unserer Regionalzeitung (Nordbayerischer Kurier) ein Artikel über HDR und Tonemapping! Da einige Sachverhalte falsch dargestellt waren, konnte ich mich nicht erwehren, diese richtig zu stellen! Unter anderem waren HDR-Bilder als „unwirklich, farbenfroh und brillant“ beschrieben worden, außerdem stand im Artikel, dass bei RAW-Bildern im Nachhinein die Belichtung geändert werden kann - was natürlich nicht stimmt, im RAW-Konverter „heißt“ der Regler nur so! Wenn ich daran denke, wer so eine Tageszeitung im Allgemeinen liest, kommt mir mein Leserbrief ziemlich „realsatirisch“ vor – hätte auch nie gedacht, dass die Zeitung ihn druckt. Entweder (a) die haben auch einen unglaublichen Wahrheitsdrang oder (b) sie hatten noch Platz in der Zeitung oder (c) sie haben Humor!
Hier ist er also der Leserbrief zu HDR und Tonemapping:

„Als passionierter Amateurfotograf freue ich mich, in der Zeitung etwas über mein Hobby zu lesen, gleichzeitig fallen mir im Artikel von Herrn Reichstein jedoch einige sachliche Mängel auf, etwa die Aussage, dass HDR-Bilder per se „unwirklich, farbenfroh und brillant“ seien – es ist eher das Gegenteil der Fall! Zugegeben, das Thema ist relativ abstrakt und muss in einer Tageszeitung allgemeinverständlich dargestellt werden.
Am besten ist es, man fasst eine Digitalkamera als eine Art Messinstrument auf, welches das einfallende Licht punktweise in einen Zahlenwert übersetzt! Durch die Digitalisierung wird aus dem kontinuierlichen Helligkeitsumfang des Motivs sozusagen eine Art „Treppe“ gebildet; dummerweise ist diese „Treppe“ zu kurz für Motive mit großem Kontrastumfang, etwa Bildern mit Gegenlicht oder abgebildeten Lichtquellen wie bei Nachtaufnahmen! Die Lösung: man legt den Maßstab, die „Treppe“ einfach mehrfach hintereinander an, wie man es auch beim Abmessen größerer Gegenstände mit einem Meterstab auch tun würde, und setzt dann die Messergebnisse einfach zusammen! Dies passiert bei der Methode des HDR durch die Reihenbelichtung! Ein HDR-Bild hat also einen realitätsgerechten, jedoch nicht durch eine Aufnahme erfassbaren Kontrastumfang, der nun leider auch nicht per normalem Monitor oder Fotopapier dargestellt werden kann!
Was tun? Der übergroße Kontrast wird einfach wieder in den darstellbaren Bereich „zurückgerechnet“, dabei werden die Kontraste gestaucht und das Bild wird erst einmal „flau“, also kontrastarm! Um diesen Mangel zu korrigieren, wurde nun das „Tonemapping“ entwickelt, eine Art digitaler Prozedur, welche in die flauen Bilder wieder Kontrast hineinbringt; allerdings wird nur der Mikrokontrast erhöht (also die Textur des Motivs), der großflächige Kontrast wird belassen (der ist ja begrenzt!). Das Tonemapping hat sich mit der Zeit verselbständigt zu einer Art digitaler Filter, welcher auch bei Nicht-HDR-Bildern dazu angewandt wird, die Textur und Brillanz eines Fotos zu erhöhen! Diese Bilder wirken stilisiert und „märchenhaft“ irreal – was ein HDR per se eben nicht ausdrückt!
Ein Wort noch zum RAW-Format: auch hier kann nicht im „Nachhinein die tatsächliche Belichtungszeit verlängert oder verkürzt“ werden – dies wäre pure Magie! – sondern man nutzt die Tatsache des RAW-Formats, dass es mehr Bit Farbtiefe („feinere Treppchen“) besitzt als das Ausgabeformat JPG, in welches die Kamera das Ursprungsbild wandelt! Dadurch kann in sehr dunkle und sehr helle Bildbereiche noch „Zeichnung“ gebracht werden.

Hans Gruber“