Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 24

Thema: Versuch: Aus- und Einlöten eines IC mit 92 Pins

  1. #1
    Spitzenkommentierer
    Registriert seit
    03.01.2016
    Ort
    Wien
    Beiträge
    2.537
    Danke abgeben
    1.486
    Erhielt 2.788 Danke für 1.104 Beiträge

    Standard Versuch: Aus- und Einlöten eines IC mit 92 Pins

    Heute wollte ich wissen, wo die Grenzen für mich verlaufen, wenn ich einen IC mit vielen kleinen Pins aus- und wieder einlöten möchte.

    Zum Beispiel, wenn ich einen defekten IC mit einem intakten aus einer aufgegebenen Kamera tauschen möchte.

    Zur Verfügung steht mir konventionelles Lötwerkzeug für die Arbeit mit TTH-Bauteilen. Also Widerstände, Kondensatoren Transistoren etc., die bedrahtet und auch mit den Fingern noch gut zu manipulieren sind, zum Einlöten durch Löcher in Platinen gesteckt und auf der Rückseite verlötet werden, wie zB hier zu sehen ist:

    Name:  IC_16.JPG
Hits: 144
Größe:  383,4 KB

    Name:  IC_17.JPG
Hits: 137
Größe:  664,1 KB



    Weiters sind hier eine Kopflupe mit 7facher Vergrößerung, Sonden, feine Pinzetten, Entlötlitze und Lötspitzen, wobei die kleinste runde eine Spitze mit 0,5 mm hat.

    Als Kandidaten für den Versuch mussten der mutmaßlich defekte IC und seine Platine herhalten, die ich unlängst aus einer T90 mit Displayfehler herausgeholt hatte.

    Der IC hat 92 Pins (Anschlüsse) und ist sauber auf die Pads (Lötstellen) der Platine aufgelötet.

    Im Versuch ging es darum, den IC möglichst schonend von seiner Platine zu holen und dann wieder aufzulöten.

    So wollte ich feststellen, ob ein derartiger Vorgang Chancen auf Erfolg hat, wenn ich einmal in einer Kamera ICs tauschen muss.


    Los geht‘s


    IC und Platine auf dem Platinenhalter:

    Name:  IC_1.jpg
Hits: 134
Größe:  335,5 KB

    Name:  IC_2.jpg
Hits: 135
Größe:  382,7 KB



    Die einzelnen Pins sind mit Lot auf den Anschlüssen aufgebracht.

    Ich möchte so viel wie möglich davon entfernen.

    Entlötlitze aus Kupfergeflecht saugt flüssiges Lot, das mit dem Lötkolben erhitzt wird, auf:

    Name:  IC_3.jpg
Hits: 133
Größe:  276,8 KB



    Auf einen Streifen Litze trage ich Flussmittel auf, damit Lot, Litze und Hitze gut aufeinander reagieren:

    Name:  IC_4.jpg
Hits: 154
Größe:  166,2 KB



    Die Litze in Position über einer Pinreihe:

    Name:  IC_5.jpg
Hits: 134
Größe:  298,8 KB



    Und das Ergebnis:

    Name:  IC_6.jpg
Hits: 138
Größe:  323,8 KB



    Da ist schon einiges Lot weggekommen, das sich nun fix in der Litze befindet:

    Name:  IC_7.jpg
Hits: 158
Größe:  165,8 KB



    Ich setze die Lötspitze auf ein Pin, und versuche, es abzuheben. Eine dünne Lotschicht hält es noch an seinem Platz.

    Es will aber nicht.

    Ich nehme die Sonde, und heble die Pinreihe vorsichtig von der Platine ab.

    Name:  IC_8.jpg
Hits: 133
Größe:  293,6 KB



    Das funktioniert gut und - bis auf Aufbiegen - ohne sichtbare Beschädigung der Pins.

    Es knackt leise in Serie und die Pins auf allen vier Seiten des IC sind frei:

    Name:  IC_9.jpg
Hits: 138
Größe:  320,0 KB



    Mit der feinen Spitzpinzette und der Sonde richte ich die aufgebogenen Pinreihen aus:

    Name:  IC_10.jpg
Hits: 134
Größe:  278,8 KB



    Die Platine mit den Pads, auf denen sich noch Lotreste befinden:

    Name:  IC_11.jpg
Hits: 132
Größe:  331,0 KB



    Diese Lotreste entferne ich wieder mit Entlötlitze:

    Name:  IC_12.jpg
Hits: 131
Größe:  288,5 KB



    Auf die Pads trage ich frisches Lot auf und probiere dabei verschiedene Techniken.

    Mit runder Lötspitze, mit meißelförmiger, Pad für Pad oder zwei nebeneinander, auch lasse ich die Lötspitze mit dem Lötdraht über eine Reihe wandern oder lasse das Lot nur über die Lötspitze auf die Pads fließen.

    Die Ergebnisse sind unterschiedlich:

    Name:  IC_13.jpg
Hits: 130
Größe:  331,4 KB



    Die untere Reihe sieht gut aus.

    Rechts Wildnis und zwei abgeheizte Pads.



    Ich setze den IC wieder auf seinen Platz und probiere, wie ich die Pins gut anlöten kann.

    Zuvor richte ich einzelne Pins noch aus.

    Es funktioniert, wenn auch nicht so, wie ich es gerne hätte.

    Lötbrücken bilden sich da und dort zwischen zwei Pins, die sich jedoch gut mit der Entlötlitze entfernen lassen.

    Aber der IC sitzt schlussendlich auf seinem Platz und die Verbindungen scheinen zum größten Teil intakt:

    Name:  IC_14.jpg
Hits: 133
Größe:  297,7 KB



    Dass dieser IC elektrisch einwandfrei leitet, ist auszuschließen.

    Dazu wird es zu viele ungewollte Kontaktschlüsse zwischen den Pins geben bzw. kann es auch sein, dass beim Ablöten zu viel Hitze einwirkte oder die Pins mechanisch gelitten hatten.

    Aber das macht hier nichts.

    Ziel war ja, herauszufinden, was ich mit meinem Lötequipment schaffe.

    Alle Beteiligten im Größenvergleich:

    Name:  IC_15.jpg
Hits: 133
Größe:  273,8 KB



    Fazit

    • Immerhin gelangen Trennung und Wiedervereinigung von IC und Platine relativ schonend, wenn auch elektrisch nicht einwandfrei.
    • Für diese Größenordnung ist mein Lötequipment nicht mehr geeignet.
    • Die eingesetzten Techniken haben sich unterschiedlich bewährt.
    • Mit einer feineren Lötspitze und Lötdraht < 0,5 mm sollte ein besseres Ergebnis zu erzielen gewesen sein.
    • Aber ICs mit weniger/größeren Pins (wie zB in der Minolta X-700 und der Canon AE-1) haben gute Chancen, auf diese Weise erfolgreich aus- und eingelötet werden zu können.
    • Lötausrüstung für kleine SMD-Bauteile würde die Erfolgschancen erhöhen. Allerdings sind die Verhältnisse in Kameras beengt. Heißluft würde die Kunststoffisolierung benachbarter Kabel bzw. andere Bauteile beeinträchtigen.
    • Ein weiterer Versuch an einer X-700 ist geplant
    Geändert von Ando (18.03.2023 um 18:03 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

  2. 4 Benutzer sagen "Danke", Ando :


  3. #2
    Spitzenkommentierer
    Registriert seit
    02.12.2012
    Beiträge
    1.520
    Danke abgeben
    3.460
    Erhielt 4.165 Danke für 924 Beiträge

    Standard

    nimm nen regelbares Heissluftgebläse und eine gute Entlüftung, deck den Kunststoffkrempel mit Alufolie oder Captan-Tape ab, spar beim Aus- und Anlöten nicht mit Flussmittel und los gehts. Ist viel schonender für die Lötpads und den IC.

    Klar, bei ICs auf Flexkabel wird das so nix, da musst Du händisch an jeden Pin ran.

  4. #3
    Spitzenkommentierer
    Registriert seit
    26.08.2019
    Beiträge
    1.448
    Danke abgeben
    1.643
    Erhielt 2.001 Danke für 874 Beiträge

    Standard

    Kapton

  5. Folgender Benutzer sagt "Danke", Jan Böttcher :


  6. #4
    Spitzenkommentierer
    Registriert seit
    03.01.2016
    Ort
    Wien
    Beiträge
    2.537
    Danke abgeben
    1.486
    Erhielt 2.788 Danke für 1.104 Beiträge

    Standard

    Zitat Zitat von barney Beitrag anzeigen

    Klar, bei ICs auf Flexkabel wird das so nix, da musst Du händisch an jeden Pin ran.
    Darum gehts.
    Gruß,

    Andreas

  7. #5
    Spitzenkommentierer
    Registriert seit
    03.01.2016
    Ort
    Wien
    Beiträge
    2.537
    Danke abgeben
    1.486
    Erhielt 2.788 Danke für 1.104 Beiträge

    Standard

    SMD-Löten - ein durchaus vielgestaltiges Thema ohne Gold Standard:

    https://www.mikrocontroller.net/articles/SMD_Löten


    Für Kameras meines Kreises (80er-Jahre, schon mit gut Kunststoff und integrierter Elektronik) kenne ich keine besondere Anleitung/Besprechung.

    In der mir bekannten Fachliteratur zum Thema „Fotogeräte reparieren“ bleibt die Elektronik und ihre Praxis meist Stiefkind.

    Offenkundig ein Thema, das gerne gemieden wird ;-)

    Daher ist der Weg selbst zu finden.

    Eine dünne Lötnadel an 12 Volt hatte ich schon probiert, aber da lässt sich die Temperatur über das Labornetzgerät lediglich per Spannungseinstellung regeln. Damit wurde ich nicht froh, aber ich werde es nochmals versuchen.
    Gruß,

    Andreas

  8. #6
    Spitzenkommentierer
    Registriert seit
    03.01.2016
    Ort
    Wien
    Beiträge
    2.537
    Danke abgeben
    1.486
    Erhielt 2.788 Danke für 1.104 Beiträge

    Standard

    Zitat Zitat von barney Beitrag anzeigen
    nimm nen regelbares Heissluftgebläse ...
    Schon da:

    Name:  Hot.jpg
Hits: 125
Größe:  293,7 KB
    Gruß,

    Andreas

  9. #7
    Spitzenkommentierer
    Registriert seit
    04.02.2019
    Beiträge
    2.016
    Danke abgeben
    431
    Erhielt 4.380 Danke für 1.281 Beiträge

    Standard

    Zitat Zitat von Ando Beitrag anzeigen
    Schon da:
    Das meinst Du jetzt aber nicht ernst, oder? Suche nach "smd heißluft lötstation" - die Geräte sind deutlich kleiner und feiner.

  10. #8
    Hardcore-Poster Avatar von Optikus64
    Registriert seit
    01.12.2022
    Ort
    Patersberg/Rh.
    Beiträge
    760
    Bilder
    42
    Danke abgeben
    1.698
    Erhielt 701 Danke für 351 Beiträge

    Standard

    Hallo Andreas,

    machst Du ein Hüttenwerk auf?

    CS
    Jörg

  11. #9
    Hardcore-Poster Avatar von waldbeutler
    Registriert seit
    17.09.2019
    Ort
    Kutzenhausen
    Alter
    68
    Beiträge
    956
    Danke abgeben
    1.180
    Erhielt 1.711 Danke für 615 Beiträge

    Standard

    Manchmal muss ich CF-Kartenslots reparieren, denen ein paar Pins fehlen (umgebogen, abgebrochen oder durch die Kunststoffhalterung ins Kamerainnere durch gedrückt), dabei habe ich die gleichen Probleme beim wiederanlöten der Pin-Füße.
    Mein Trick dabei ist, zwischen dem anzulötenden Pinfuß und seinen Nachbarn links und rechts jeweils die Spitze einer Stecknadel zu halten, die ich dann, während das Lot noch flüssig ist, schnell durch den Abstand zwischen den Füßen durch ziehe.
    Gruß, Michael

  12. Folgender Benutzer sagt "Danke", waldbeutler :


  13. #10
    Spitzenkommentierer
    Registriert seit
    03.01.2016
    Ort
    Wien
    Beiträge
    2.537
    Danke abgeben
    1.486
    Erhielt 2.788 Danke für 1.104 Beiträge

    Standard

    Zitat Zitat von Bessamatic Beitrag anzeigen
    Das meinst Du jetzt aber nicht ernst, oder? Suche nach "smd heißluft lötstation" - die Geräte sind deutlich kleiner und feiner.
    Mit der im Bild aufgesetzten Düse verfehle ich keinen der winzigen Bauteile mehr!

    Es gibt tatsächlich auch einen Aufsatz zum Löten, und auch einen zum Schrumpfschlauchen.
    Gruß,

    Andreas

Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte

Ähnliche Themen

  1. Kürzen des 5D Spiegels.. Versuch 1.
    Von hinnerker im Forum "Café Manuell" - Hier wird geplaudert..
    Antworten: 22
    Letzter Beitrag: 10.12.2011, 18:06
  2. Erster Versuch eines Studio-Shootings
    Von Dan im Forum Fotografieren
    Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 26.02.2007, 07:49

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •