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Thema: Canon T90: erweiterte Reinigung verklebter Verschlusslamellen

  1. #1
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    Standard Canon T90: erweiterte Reinigung verklebter Verschlusslamellen

    Dieser Bericht schließt an

    “Canon T90: Die beiden Hauptfehler nachhaltig beheben“

    https://www.digicamclub.de/showthread.php?t=26330

    ***


    Sticky Shutter bei EOS

    Nano Burger gibt unter

    “Manage Your EOS Camera‘s Sticky Shutter“

    https://www.instructables.com/Manage...ticky-Shutter/


    eine Anleitung, wie verklebte Verschlusslamellen in einer EOS gereinigt werden können.

    Ursache für die Verklebung ist ein kleiner Dämpfer unter den vertikal ablaufenden Verschlusslamellen, der sich über die Jahrzehnte zersetzt.

    Nanos Methode ist der Königsweg, ich beschreibe hier eine Ergänzung mit Werkzeug bzw. Alternative, was Lösungsmittel und Medium zum Aufnehmen der klebrigen Dämpferreste betrifft.


    Situation bei der T90

    Dieses Problem betrifft bereits die T90 als Vorgängerin der EOS-Reihe.

    Daher lässt sich die Methode von Nano auch auf die „Ahnherrin“ anwenden.


    Wie die Situation in der T90 vor Ort aussieht, habe ich nach der Sektion einer T90 hier beschrieben:

    https://www.digicamclub.de/showthread.php?t=26330


    Mein Fazit war, dass das Problem einfach durch Reinigung behoben werden kann, wenn diese Stelle unter dem Verschluss zugänglich ist.

    Aufgrund der komplexen Bauweise der T90 kann der Verschluss jedoch nur nach massiver (und immer risikoreicher) Demontage, insbesondere der Elektronik, erreicht werden.

    Daher scheidet dieser Weg aus, insbesondere, wenn man mehrere Exemplare reinigen möchte, da dieses Problem zeitbedingt mehr und mehr (meiner) T90 betrifft.


    Spitze Sonde, Löschpapier und Aceton

    Da ich durch das Zerlegen einer T90 auch ihren Verschluss im Detail betrachten konnte, stellte ich fest, dass die Stelle, an der der Dämpfer sitzt, auch ohne Zerlegen der Kamera gut erreichbar ist. Nämlich nicht nur für in Wundbenzin getauchte Kartonstreifen zur Säuberung, sondern auch für eine abgewinkelte spitze Sonde.

    Sind beide Verschlussvorhänge geschlossen, gleitet die Sonde über das Filmfenster an der Rückseite der Kamera an den Lamellen entlang zum Boden des Verschlusses, ohne dabei Schaden anrichten zu können.

    Der Boden des Verschlusses besteht aus Metall und sitzt auf einer Platte aus Druckguss im Kunststoffchassis der Kamera. Unterhalb der Lamellen ist Spielraum für die Sonde, im linken Bereich kann der Dämpfer in seiner Befestigungsöffnung wahrgenommen werden beim Bewegen der Sonde.

    So können die klebrigen Reste mit der Sonde herausgeholt werden, was den Reinigungsvorgang verkürzt.

    Zur Nachreinigung benutzte ich statt Wundbenzin das aggressivere Aceton auf einem gefalteten Streifen Löschblatt das sehr saugfähig ist. Damit kann der Boden des Verschlusses mit horizontalen Bewegungen ausgewischt werden.


    Experimentelles Vorgehen

    Es handelt sich gewissermaßen um ein experimentelles Vorgehen, da ich davon ausgehe, dass Aceton das hier anzutreffende Metall (Verschlusslamellen, Verschlussrahmen, Druckguss im Chassis) nicht angreift.

    Meine bisherigen Versuche mit Aceton am Verschluss und Druckguss der zerlegten T90 verliefen positiv, ich konnte keine negativen Auswirkungen durch die Behandlung feststellen. Eine Langzeitbeobachtung steht noch aus.

    Aceton beseitigt das klebrige Material direkt und hinterlässt nur schwache Wischspuren, die ohne Bedeutung sind.

    Durch das Arbeiten mit der Sonde kamen zusätzlich klebrige Verunreinigungen auf die Lamellen, die sich einfach mit einem in Aceton getränkten Wattestäbchen entfernen ließen.

    Auch die Vorderseite der Lamellen muss durch die Objektivöffnung gereinigt werden.

    Dafür den Spiegel vorsichtig hochklappen und mit Aceton auf Wattestäbchen arbeiten.

    Die Verschlusslamellen sind robust, dennoch muss vorsichtig vorgegangen werden, insbesondere mit der spitzen Sonde.

    Ich habe die gereinigte T90 im Motorbetrieb laufen lassen, es sind keine Verklebungen mehr sichtbar.

    Der Verschluss arbeitet wie gewohnt.

    Ich werde über die nächsten Tage beobachten, ob diese Kur nachhaltig erfolgreich war bzw. ob Probleme auftreten.


    Hinweis

    Ich beschreibe hier ein Vorgehen, das sich bisher für meine Anwendung bewährt hat, eine Langzeitbeobachtung steht aus.

    Der Umgang mit reizenden und feuergefährlichen Lösungsmitteln und spitzen Sonden/Werkzeug sowie deren Anwendung an einem empfindlichen Kameraverschluss, ist kritisch und sollte - wenn überhaupt - nur mit größter Vorsicht erfolgen.

    Keinesfalls übernehme ich die Verantwortung für allfällige Schäden an Gesundheit und Kamera, die sich durch ein Nachmachen ergeben können. Anwendung auf eigene Gefahr.

    Es ist immer die richtige Entscheidung, solche Arbeiten durch konzessionierte Professionisten durchführen zu lassen.




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    Der vertikal ablaufende Verschluss der T90 mit geschlossenen Vorhängen.



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    Ansicht nach Abnahme der vorderen Abdeckung.

    Links unten ist die Öffnung für die Befestigung des Dämpfers zu sehen.



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    Arbeitsbereich der Sonde



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    Die Sonde bei abgedecktem Verschluss.



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    Das Chassis der T90 aus Kunststoff.

    Der Verschlussbereich besteht aus Druckgussmetall, ebenso die Bodenplatte unter dem Verschluss (Pfeil).




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    Material nach Durchführung der Reinigung



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    Die Sonde im Echteinsatz an der T90



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    Nach der Reinigung mit Sonde und in Aceton getauchtem Löschblattstreifen.
    Geändert von Ando (03.03.2023 um 14:23 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

  2. 3 Benutzer sagen "Danke", Ando :


  3. #2
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    Standard Verschluss im Detail - und eine Überraschung

    Ich habe den gestern ausgebauten Verschluss aus einer T90 weiter zerlegt und dabei etwas Neues entdeckt

    Im Verschluss gibt es noch einen zweiten Dämpfer, der für den vorderen Verschlussvorhang (Blick durchs Okular) zuständig ist. Er sitzt zwischen Verschlussrahmen und Verschlusstrenner, welcher die beiden Vorhänge auseinanderhält.

    Obwohl er wesentlich größer und ebenso klebrig ist, macht er offenkundig keine Probleme, da er nur mit der oberen Kante Kontakt mit dem vorderen Verschlussvorhang hat.

    “Das Biest“ ist also der kleine Dämpfer für den hinteren Vorhang ;-)

    Hier in Reihenfolge der Demontage.

    Den kleinen Dämpfer habe ich wieder an seinen Platz gesetzt, unglaublich, was das Zeug klebt!

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    Rückseite des Verschlusses (Blick durchs Okular)



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    hinterer Verschlussvorhang



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    Verschlusstrenner



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    vorderer Verschlussvorhang

    Der größere quadratische Dämpfer unten ist für den vorderen Vorhang zuständig. Der kleinere darunter - der „Problemdämpfer“ der für die Verklebungen verantwortlich ist - für den hinteren Verschlussvorhang.



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    Verschlussrahmen



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    Übersicht



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    Effekt der Sonde beim Fassen des kleineren Dämpfers.



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    Aushub nach einer horizontalen Bewegung mit der Sonde

    Hier ohne Abdeckung am Verschlussrahmen, dh im Echteinsatz kann weniger an der Sonde kleben bleiben, da enger Spalt.



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    Sauerei pur, anschließende Reinigung der Werkzeuge mit Aceton


    ***

    Zur Funktionsweise eines vertikalen Schlitzverschlusses dieser exzellente Beitrag auf gletscherbruch.de:

    „So funktioniert der Verschluss einer Spiegelreflexkamera“

    http://www.gletscherbruch.de/foto/ve...erschluss.html
    Geändert von Ando (03.03.2023 um 13:36 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

  4. 7 Benutzer sagen "Danke", Ando :


  5. #3
    Hardcore-Poster Avatar von Optikus64
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    Hallo,

    toller Bericht, Chapeau!

    Frage: Wenn der Reinigungsprozess durch ist, ist dann noch genug Dämpfer da, um ein hartes Anschlagen der Verschlusslamellen zu verhindern oder steht da mittelfristig die Ersatzfrage an? Kannst Du das abschätzen?

    LG Jörg

  6. Folgender Benutzer sagt "Danke", Optikus64 :


  7. #4
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    Zitat Zitat von Optikus64 Beitrag anzeigen
    Frage: Wenn der Reinigungsprozess durch ist, ist dann noch genug Dämpfer da, um ein hartes Anschlagen der Verschlusslamellen zu verhindern oder steht da mittelfristig die Ersatzfrage an? Kannst Du das abschätzen?
    Nein, es sollte dann nichts mehr oder nur mehr wenig vom Dämpfer übrig sein, was gut ist, da es nur mehr reine Schmiere ist, die teuflisch klebt und sich offenkundig selbst verteilt ;-)

    Ich hab mir die Verschlusslamellen angesehen, die sind inklusive Aufhängung sehr stabil (Copal S?), daher denke ich, dass es auch ohne Abfederung geht. Vermutlich sind die Dämpfer zur Stabilisierung des Werkes gedacht, da kenn ich mich aber zu wenig/gar nicht aus.

    Jan kann dazu sicher etwas sagen.
    Gruß,

    Andreas

  8. Folgender Benutzer sagt "Danke", Ando :


  9. #5
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    Ich werde von meinen neun T90 nur diejenigen auf diese Weise reinigen, die Verklebungen auf den Verschlussvorhängen haben.

    Jeder Eingriff bedeutet Risiko.

    „Don‘t be screwdriver happy“ (Thomas Tomosy) ist der beste Ratschlag, den man als Kamerafixer bekommen kann
    Gruß,

    Andreas

  10. 2 Benutzer sagen "Danke", Ando :


  11. #6
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    Zitat Zitat von Optikus64 Beitrag anzeigen
    Frage: Wenn der Reinigungsprozess durch ist, ist dann noch genug Dämpfer da, um ein hartes Anschlagen der Verschlusslamellen zu verhindern oder steht da mittelfristig die Ersatzfrage an? Kannst Du das abschätzen?
    Hier lese ich zum Verschluss der Canon T90:

    Im Untergeschoss ist das ausgeklügelte zweistufige Bremssystem für die Jalousien untergebracht: zunächst moderates Abbremsen und dann endgültiges Abbremsen.

    [Originaltext Italienisch, übersetzt mit Google Translator]
    http://sistemacanonfd.blogspot.com/p...age_3.html?m=1
    Gruß,

    Andreas

  12. #7
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    Kann jemand etwas zum Material dieser Dämpfer im Verschluss der T90 und EOS sagen?

    Woraus bestand die klebrige Schmiere einst und woraus besteht sie jetzt?

    Mich erinnert das an Bitumen oder Teer.
    Gruß,

    Andreas

  13. #8
    Hardcore-Poster Avatar von waldbeutler
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    Hallo Andreas,

    ich vermute, dass diese Verschluss-Dämpfer aus dem gleichen schwarzen Schaumstoff gemacht sind wie die Spiegeldämpfer ähnlich alter Kameras.
    Dieser Schaumstoff denaturiert bekanntlich im Laufe der Zeit zu klebrigen Bröseln, und wenn zusätzlich Öle und Fette aus der Verschlussmechanik dazu kamen, verbinden sich diese Brösel zu Brei.
    Gruß, Michael

  14. 2 Benutzer sagen "Danke", waldbeutler :


  15. #9
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    Zitat Zitat von Ando Beitrag anzeigen
    ... Jan kann dazu sicher etwas sagen.
    Negativ. Also doppelt ;-)

    Hier in der Sache kann ich nix dagen (aber die Dämpfer werden schon zu irgendetwas Nutze gewesen sein, auch, wenn das Material ein billiger Trick war) und über Canon weiß ich mit wenigen Ausnahmen auch nur Negatives zu sagen.

    In anderen Konstruktionen gibt es "Dämpfer" und "Bremsen" manchmal um ein "Prellen" (hier: erneutes Öffnen des Verschlussses) zu verhindern.

  16. #10
    Spitzenkommentierer
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    Zitat Zitat von Jan Böttcher Beitrag anzeigen

    In anderen Konstruktionen gibt es "Dämpfer" und "Bremsen" manchmal um ein "Prellen" (hier: erneutes Öffnen des Verschlussses) zu verhindern.
    #6 hier?
    Gruß,

    Andreas

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