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Thema: Nebenbei-Versuch: Infrarotaufnahmen mit der alten Sony A7 (I) und Zeiss Planar C/Y

  1. #1
    Kennt sich aus Avatar von mk67ExaktaVarex
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    Standard Nebenbei-Versuch: Infrarotaufnahmen mit der alten Sony A7 (I) und Zeiss Planar C/Y

    Der Anblick des vormittäglichen Himmels und das Vorhandenseins brachte mich auf die Idee: Zwar kann man im Netz nachlesen, daß Kameras wie die A7 einen Umbau im Sensorbereich bräuchten, damit man mit ihnen auch Infrarotfotos machen kann. Aber einen Versuch mit der unmodifizierten Kamera kann man ja immerhin mal machen, dachte ich mir.

    Vielleicht ist das ja eine Anregung für den einen oder anderen, so was auch mal zu probieren.
    Bei mir selbst ergab sich das als Vorbereitung für den Einsatz des Rollei-Infrarotfilms - sobald ein paar meiner Analog-Kameragehäuse mit erneuerten Lichtdichtungen aus der Werkstatt zurück sind.

    Alle Aufnahmen mit Zeiss Planar 1,4/50 mm AE für die Contax/Yashica, Blende 1,4, und mit dem Hoya Infrarot-Filter R72, das also alles sichtbare Licht unterhalb von 715 nm sperrt und nur Infrarotstrahlen passieren läßt.

    Faulerweise habe ich die Kamera direkt auf Schwarzweiß gestellt, weil ich keine Lust hatte, die Fotos erst im Rechner auf Schwarzweiß umzupolen. Nach dem Import gab es also keine weitere Bearbeitung, außer dem Skalieren der Bilder in GIMP auf ein Viertel der Pixelanzahl.

    Hier erst mal ein "normales" Bild der Szenerie - mit Gelbgrünfilter YG 2,5: bei ISO 100/21° ergaben sich Blende 8 und 1/200 sek.:

    DSC01330N.JPG

    Mit dem Infrarotfilter sieht das dann tendenziell so aus:

    DSC01320N.JPG

    Da der Filter wirklich extrem wenig sichtbares Licht durchläßt und ich nicht wußte, wie weit der Sensor überhaupt auf Infrarot anspricht, habe ich ihm direkt ISO 25600 / 45° spendiert. Bei der voll aufgerissenen Blende brauchte es für das obige Bild 1/2 sek.

    Zu sehen ist natürlich der bekannte Infrarot-Effekt bei Blattgrün: Das frische wird sehr hell, das nicht-frische schon deutlich dunkler. Sobald sich die Sonne hinter den Wolken verkriecht, ist der Reiz in den Grautönen weg: es gibt eine ziemlich trübe Sauce.

    Man hätte bei der hellen Sonne allerdings offenbar etwas mutiger sein können - denn bei 1/4 sek. sieht es auch noch ganz gut aus:

    DSC01321N.JPG

    Flau wird es erst bei 1/8 sek.:

    DSC01322N.JPG

    Und in die Knie geht die "Emulsion", pardon, der Sensor bei 1/15 sek.:

    DSC01323N.JPG

    Grundsätzlich scheint sich der A7-Sensor "linear" zu verhalten, wenn man es mit ISO 12800 / 42° probiert - hier die 1/2 sek, die der 1/4 sek. oben doch ähnelt:

    DSC01325N.JPG

    Mau wird es allerdings bei 1/4 sek.:

    DSC01326N.JPG

    Und bei 1/8 sek. ist der Ofen aus:

    DSC01327N.JPG

    Man sollte es allerdings auch mal mit Überbelichtung" versuchen. Hier scheint der Sensor allerdings nicht mehr "linear" zu reagieren - die 1 sek. bei ISO 12800 / 42° kommt schon heller als oben die 1/2 sek. bei ISO 25.600 / 45°:

    DSC01328N.JPG

    Und der Vollständigkeit halber noch 2 sek. - da ist dann Feierabend:

    DSC01329N.JPG


    Der "Verlängerungsfaktor" für das R72-Filter ist bei der unmodifizierten A7 natürlich umpustend hoch: wenn ich mich nicht verrechne, sind es gegenüber dem Gelbgrünfilter mit seinem Faktor 2,5 nicht weniger als 20 Lichtwert-Stufen (5 Blendenstufen + 7 Zeitstufen + 8 Empfindlichkeitsstufen). Macht 1.024.000, richtig?
    Beim Rollei-Analogfilm wäre es Faktor 32 bis maximal 64 gewesen. Sieht also für mich so aus, daß der A7-Sensor ohne Nachbearbeitung wirklich nur ein klein wenig Infrarotlicht aufnehmen kann. Aber dieses Wenige macht doch schon mehr her, als ich vorher gedacht hatte.

    Michael
    Geändert von mk67ExaktaVarex (28.05.2022 um 13:02 Uhr)

  2. 6 Benutzer sagen "Danke", mk67ExaktaVarex :


  3. #2
    Spitzenkommentierer Avatar von classicglasfan
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    Auf die Schnelle finde ich jetzt keine Transmissionskurve vom Sensorfilter der A7. Man kann aber davon ausgehen, dass dieser über 720nm nicht mehr als 5% vom (roten) Licht durchlässt. Darunter sperrt der R72. Der Gelbgrünfilter lässt sicher noch genug Lichtanteile in einem Bereich durch, wo auch der Sensorfilter mehr Licht durchlässt. Du kannst also nicht nur von Gelbgrünfilter im Vergleich zum R72 ausgehen, sondern musst den Sensorfilter der A7 zusätzlich berücksichten.
    P
    Du kannst auch hier im Infrarot-Thread stöbern. Ab und zu stehen die Aufnahme-Parameter (zur Orientierung) mit bei den Fotos dabei.
    Gruß, André
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  4. #3
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    Meine Erfahrungen mit Infrarotfotografie an unmodifizierten Kameras hier in der Fotogruppe ist, dass Nikon und Fuji gut gehen, Canon und Sony hingegen sehr schlecht. Mit letzteren war trotz hochwertigen IR-Filters teilweise kein IR-Bild möglich. (Damit Infrarot funktioniert, muss der vorgeschraubte IR-Filter das sichtbare Licht stärker filtern als der Sperrfilter das IR-Licht filtert.)

    Nun kriegst du zwar einen IR-Effekt hin, aber
    Zitat Zitat von mk67ExaktaVarex Beitrag anzeigen
    Der "Verlängerungsfaktor" für das R72-Filter ist bei der unmodifizierten A7 natürlich umpustend hoch: wenn ich mich nicht verrechne, sind es gegenüber dem Gelbgrünfilter mit seinem Faktor 2,5 nicht weniger als 20 Lichtwert-Stufen (5 Blendenstufen + 7 Zeitstufen + 8 Empfindlichkeitsstufen). Macht 1.024.000, richtig?
    das ist heftig.

    An der Nikon D600 hatte ich mit dem genannten Hoya einen Verlängerungsfaktor von etwa 5.000. Bei gutem Licht, Blende 5,6 (nicht Offenblende wie bei dir; durchgehende Schärfe tut den IR-Bildern gut) und ISO 100 bin ich auf Zeiten von 5s bis 20s gekommen, was auf dem Stativ handhabbar ist und gute Ergebnisse liefert. Die D780 habe ich für IR kaum benutzt, da ich mittlerweile eine modifizierte Fuji habe, aber die kam auf ähnliche Zeiten, und die erlaubt sogar Scharfstellung im LifeView. Der Heliopan-Filter R850, der bis 850nm sperrt, kam auf den Faktor 20.000.

    Mit der Fuji X-A1 (vor dem Umbau) konnte man bei ISO 2000 sogar frei Hand fotografieren.

    Zitat Zitat von classicglasfan Beitrag anzeigen
    Auf die Schnelle finde ich jetzt keine Transmissionskurve vom Sensorfilter der A7. Man kann aber davon ausgehen, dass dieser über 720nm nicht mehr als 5% vom (roten) Licht durchlässt.
    Wenn man davon ausgeht, dass 10% des Lichts, das am Sperrfilter ankommt, IR ist (grob über den Daumen geschätzt), dann lässt der Sperrfilter der A7 nur 0,001% des IR-Lichts durch, derjenige der Nikon D600 etwa 0,2%.

  5. 2 Benutzer sagen "Danke", Anthracite :


  6. #4
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    Die 0,001, also 1/1000, würden ja mit meinem "Verlängerungsfaktor" immerhin schon mal in dieselbe Richtung gehen . Wie dem auch sei - mir war bewußt, daß das eigentlich nicht gehen sollte, was ich da vorhatte, von daher war die Spielerei immerhin ergiebiger, als ich zuvor gedacht hatte.
    Ein bißchen irritiert haben mich die Unschärfen auf den IR-Bildern - aber das könnte auch damit zu tun haben, daß es an dem Tag ziemlich windig war: also schlichte Bewegungsunschärfe beim Laub. Und ich bin mir bei dem erstmals eingesetzten Rollei-C6i-Carbonstativ auch nicht gaaaanz sicher gewesen, ob es wirklich verwindungsfrei wie eine Eins gestanden hat.

    Einen teuren Umbau der alten A7 auf Infrarot-Tauglichkeit wäre es mir dann auch nicht wert. Letztlich war die Geschichte vor allem ein Warmlaufen für den Rollei-Infrarot-Film mit Umkehrentwicklung . Mit der 40fachen Verlängerung für den R72 (also gerade mal 5 bis 6 Blendenstufen) bei ISO 400/27° Nennempfindlichkeit kann man mit einem 1:1,4-Objektiv ja glatt noch aus der Hand fotografieren; vielleicht sogar noch mit dem 1:2 / 135mm...

    Michael

  7. 2 Benutzer sagen "Danke", mk67ExaktaVarex :


  8. #5
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    Zitat Zitat von mk67ExaktaVarex Beitrag anzeigen
    Ein bißchen irritiert haben mich die Unschärfen auf den IR-Bildern
    Du hast mit Offenblende fotografiert. Wie gut ist dein Objektiv, wenn du im sichtbaren Licht bei Offenblende Landschaft fotografierst?

    Dann kommt hinzu dass das Objektiv für sichtbares Licht gerechnet wurde. Im IR-Licht braucht die Rechnung nicht zu stimmen. Eine besondere Enttäuschung war da z. B. das Nikon 28/1,4 AF-D, das zwar völlig frei von Hotspots ist, aber in IR nur bei etwa f/5,6 eine gute Schärfe hat.

    Es gibt aber auch andere Objektive, die in Infrarot sogar schärfer sind als im sichtbaren Licht. Denen tut der geringere Wellenlängenbereich (gemeint ist das Verhältnis längster zu kürzester Wellenlänge des abgebildeten Lichts) gut.

    Und zu guter Letzt, hast du auch korrekt fokussiert? Das ist nicht so einfach. Der IR-Index am Objektiv stimmt nicht immer, und die vorzunehmende Korrektur hängt vom verwendeten IR-Filter ab (je langwelliger die Grenzwellenlänge, desto größer die Korrektur).

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  10. #6
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    Ah, sieh mal. Ich hatte ganz simpel nach dem Infrarotindex eingestellt. Aber das mit den unterschiedlichen Wellenlängen im IR-Bereich und ihrer Wirkung auf die Entfernungseinstellung war mir nicht bewußt.
    Lädt dazu ein, mit dem Film erst mal etwas abzublenden und die Schiefentärfe zu vergrößern.

    Zitat Zitat von Anthracite Beitrag anzeigen
    Du hast mit Offenblende fotografiert. Wie gut ist dein Objektiv, wenn du im sichtbaren Licht bei Offenblende Landschaft fotografierst?
    An sich kann ich über das 1,4er Planar da nicht klagen; mit Film ist mir nie was negativ aufgefallen, auch nicht mit meinem geliebten und arg vermißten Kodachrome 25. Hier wird es ausführlicher beschrieben. Ok, ich bin kein Schärfe-Fanatiker bis in die Ecken - und Landschaft bei Offenblende, da müßte ich noch mal einen Haarspalter-Versuch mit der A7 machen.

    Michael

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  12. #7
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    Das ist der Aufdruck auf der Rückseite vom Hoya R72. Ich denke, dass die bewusst keine Anzahl der Blendenstufen für den R72 angeben, weil das stark von der IR-Empfindlichkeit des Aufnahmemediums bzw. von der IR-Durchlässigkeit des Sensorfilters abhängig ist.

    002A0333.jpg
    Gruß, André
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