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Thema: Minolta XG-M: den eitrigen Zahn gezogen (Elko ausgelötet)

  1. #1
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    Standard Minolta XG-M: Den eitrigen Zahn gezogen (Elko ausgelötet)

    Nicht nur die Minolta X-700/500/300 haben Kondensatoren verbaut, sondern auch die - etwas ältere - XG-M. Dabei kann es sich entweder um Elektrolyt-(Elkos) oder Tantalkondensatoren handeln.

    Kritisch sind die Elkos, denn die können über die Jahrzehnte auslaufen. Der freigewordene Elektrolyt kann dann die Platine, auf der die Kondensatoren und andere Bauteile angelötet sind, beschädigen. Ein Vorgang, der langsam abläuft.

    Eine Kontrolle ist daher sinnvoll.


    Meine XG-M zur Untersuchung

    Heute war meine XG-M auf dem Behandlungsstuhl

    Die Bodenplatte - übrigens solide aus Metall - wird von zwei Schrauben gehalten. Mit einem Phillips-00-Kreuzschraubendreher werden sie gelöst:

    Name:  W_20.jpg
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    Der Behandlungsstuhl ist ein kleiner Tischschraubstock. In schwindelnder Höhe die XG-M mit demontierter Bodenplatte.

    Die Untersuchung beginnt:

    Name:  W_21.jpg
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    Zu sehen ist die Platine rechts auf der Unterseite der Kamera.

    Verbaut ist ein Elektrolytkondensator.

    Und tatsächlich, es ist bereits ausgelaufener Elektrolyt zu sehen! Die kleine türkise Ablagerung auf einem Anschlussbeinchen des Elko, auf die der Pfeil zeigt.

    Der Zahn muss raus - und zwar gleich

    Name:  W_22.jpg
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    Die Behandlung beginnt unverzüglich

    Da der Elko auf die Unterseite der kleinen Platine positioniert ist, muss die Platine demontiert werden.

    Zwei Schrauben sind dafür zu lösen, s. die beiden Pfeile:

    Name:  W_23.jpg
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    Upps! Schon hat sich die Einfassung aus Kunststoff für die drei Motorkontakte gelöst.

    Kein Drama, sie war nur angeklebt. Später kommt sie wieder auf ihren Platz:

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    Die Platine wird noch von den beiden Anschlüssen der Batteriekammer gehalten, s. Pfeil:

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    Die muss ich ablöten, da ich die Platine sonst nicht anheben kann.

    Damit ich an die Lötstellen kann, muss das grüne Kabel weichen. Ein Zahnstocher, mit Klebeband an der Kamera fixiert, hält das Kabel auf Abstand:

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    Auf dem Tisch wird es nun eng - die Lötgeräte-Abteilung ist dazugekommen:

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    Zum Entlöten der beiden Batteriekontakte kommt meine Entlötpumpe zum Einsatz.

    Hier ist sie schon einmal probehalber aufgesetzt. Es braucht ausreichend Platz und die Spitze muss möglichst nahe an die Lötstelle.

    Mit der Entlötpumpe wird das Lot abgesaugt. Vorher mache ich es mit der heißen Lötspitze flüssig:

    Name:  W_28.jpg
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    Da ich zum Löten beide Hände benötige, gibt es vom Entlötvorgang leider kein Foto.

    Aber der Eingriff ist gelungen, die Batteriekontakte sind abgelötet, die Platine hängt nun nur mehr an den angelöteten Kabeln.

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    Mit Geduld und Feingefühl wird die Platine herausgedreht und mit Klebeband an der Kamera fixiert.

    Nun ist die Unterseite mit dem Elko zugänglich. Und dafür musste ich keine Kabel ablöten

    Zu sehen ist, dass der Elektrolyt bereits auf die Platine ausgetreten ist. Ein türkiser Fleck:

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    Hier die Oberseite der Platine mit den beiden Lötstellen für die Beinchen des Elko.

    An einer der beiden Lötstellen ist auch ein braunes Kabel angelötet:

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    Damit ich den Elko ablöten kann, kommt es weg - kurz mit der Lötspitze an die Lötstelle, sanft am Kabel ziehen - und fertig:

    Name:  W_33.jpg
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    Jetzt kann ich den Elko ablöten.

    Auch dazu wieder kein Foto vom Vorgang ...


    +++


    Und hier ist er, der eitrige Zahn der XG-M!

    An den Beinchen der ausgelaufene Elektrolyt.

    Es war wirklich an der Zeit, den Zahn zu ziehen

    Name:  W_34.jpg
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    Die Platine nach dem Eingriff.

    Der Elko ist weg, geblieben ist der Elektrolyt-Fleck.

    Der Schaden an der Platine ist erfreulicherweise gering. Darum kümmere ich mich später:

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    Auf der Oberseite der Platine ist an beiden Lötstellen noch Lot vorhanden. Es verdeckt die Bohrungen für die Anschlüsse.

    Die Pfeile zeigen, wo:

    Name:  W_36.jpg
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    Entlötpumpe und Lötspitze kommen wieder zum Einsatz.

    Hier das Ergebnis, die Bohrungen für die Anschlüsse sind nun frei:

    Name:  W_37.jpg
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    Mit dem Platinenwerkzeug wird eine der Bohrungen vorsichtig erweitert, es war noch etwas Lot drin:

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    Sichtkontrolle - die Bohrungen sind nun sauber.

    Ein neuer Elko kann eingelötet werden:

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    Die Platine kommt nun wieder an ihre ursprüngliche Position, wird aber noch nicht befestigt bzw. verlötet. Ich muss erst einen neuen Elko als Ersatz besorgen.

    Ein kurzer Check, ob auch keine der angelöteten Kabel abgegangen sind; es war durch das Ausdrehen und Fixieren der Platine mit Klebeband doch einiger Zug drauf.

    Alles ok:

    Name:  W_40.jpg
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    Der alte Elko und abgesaugtes Lot, das die Entlötpumpe ausgespuckt hatte:

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    Einige Helden des heutigen Tages

    Gutes Werkzeug ist immer etwas Feines!

    Name:  W_42.jpg
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    Die XG-M darf sich jetzt ausruhen, die ausgebauten Kleinteile sind mit Klebeband an der Bodenplatte fixiert, damit nichts verlorengeht bis zur nächsten Sitzung:

    Name:  W_43.jpg
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    Welchen Elko muss ich besorgen?

    Die Werte sind

    • 100 uF (Mikrofarad)
    • 6,3 Volt


    Das sollte nichts Exotisches sein, ich mach mich auf die Suche.

    Ich kauf am besten gleich mehrere Stück, ein kleiner Vorrat ist immer gut und die Versandkosten werden wohl höher sein als die Kosten für die Elkos


    Fortsetzung folgt




    Alle Hinweise selbstverständlich ohne Gewähr. Was in meinem Fall klappte, muss bei anderen nicht funktionieren. Bzw. gibt es sicher auch geeignetere Vorgangsweisen.
    Geändert von Ando (27.02.2022 um 19:08 Uhr)
    Gruß,

    Andreas


  2. #2
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    Natürlich gibt es bei solchen Arbeiten keine Garantie, dass alles glatt geht und die Kamera nach dem Eingriff bzw. der Reparatur wieder einwandfrei funktioniert.

    Aber das Risiko hat jeder bereits dann, sobald er entschlossen einen Schraubendreher in die Hand nimmt

    In diesem Fall kann es zB sein, dass die Löttemperatur und -dauer benachbarte Bauteile auf der Platine überfordert haben. Das ist immer ein Grenzgang, obwohl die Bauteile in der Regel sehr robust und ja auch für das Einlöten vorgesehen sind.

    Aber dann suche ich halt nach einer aufgegebenen XG-M, baue dort die Platine aus und in meine wieder ein. Natürlich auch hier Risiko, denn da ist schon mehr zu löten.

    Aber das ist der Spaß an der Sache
    Gruß,

    Andreas

  3. #3
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    Zitat Zitat von Ando Beitrag anzeigen
    ... benachbarte Bauteile auf der Platine überfordert haben.

    Nachbarn der Lötstellen, an denen ich gearbeitet hatte sind (laut Service Manual zur XG-M) zwei Transistoren (gekennzeichnet mit LL) sowie schräg darüber zwei Widerstände (weiß).

    Im Gegensatz zum Elko, den ich ausgelötet hatte, handelt es sich bei diesen Bauteilen um sogenannte SMD-Versionen (Surface mounted device), also elektronische Miniaturbausteine, die direkt auf die Platine gelötet werden. Diese Bauteile sind platzsparend, was natürlich ein Vorteil ist bei den begrenzten Platzverhältnissen in einer Kamera.

    Der Elko ist noch für die Durchsteckmontage (through-hole technology) vorgesehen, daher hat er auch zwei Anschlussbeinchen, die durch die Bohrungen in der Platine kommen und festgelötet werden.

    Name:  W_40.jpg
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    Gruß,

    Andreas

  4. 2 Benutzer sagen "Danke", Ando :


  5. #4
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    Siehe zum Thema auch

    Minolta XG-M Capacitor Replacement von Simon Hawkett:

    https://simonhawketts.co.uk/2016/05/...r-replacement/


    Service Manual Minolta XG-M:

    https://learncamerarepair.com/produc...=0&secondary=0


    Da die XG-M demnach noch weitere Elkos verbaut hat, geht die Arbeit nicht aus.

    Ich werde hier berichten.
    Gruß,

    Andreas

  6. Folgender Benutzer sagt "Danke", Ando :


  7. #5
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    Hier ist der gesuchte Kondensator - für welche Kameras sonst gibt es nach 40 Jahren noch Ersatzteile

    https://www.reichelt.at/at/de/elko-r...ct=pos_2&nbc=1
    Gruß,

    Andreas

  8. #6
    Spitzenkommentierer Avatar von aibf
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    Hallo Ando,

    vielen Dank für den Einblick in die "Minolta Operations-Welt".
    Da braucht es schon viel Wissen und Geschick. An sowas würde ich mich nicht rantrauen. Ich bin mehr fürs "Grobe" (Holz, Stein, Beton).
    Die Frage stelle ich mir: wozu der Aufwand für eine alte Kamera, die nur noch mit Film bedient werden könnte?
    Bei mir stehen auch noch Kameras aus den 50iger rum (Voigtländer), aber nur zum Anschauen in Vitrinen.
    VG Ekkehard


  9. 2 Benutzer sagen "Danke", aibf :


  10. #7
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    Zitat Zitat von aibf Beitrag anzeigen
    Hallo Ando,

    vielen Dank für den Einblick in die "Minolta Operations-Welt".
    Da braucht es schon viel Wissen und Geschick. An sowas würde ich mich nicht rantrauen. Ich bin mehr fürs "Grobe" (Holz, Stein, Beton).
    Die Frage stelle ich mir: wozu der Aufwand für eine alte Kamera, die nur noch mit Film bedient werden könnte?
    Bei mir stehen auch noch Kameras aus den 50iger rum (Voigtländer), aber nur zum Anschauen in Vitrinen.
    Gerne

    Ich fotografiere Hybrid, also Analog - Scan - Photoshop und auch Digital. Dazu hab ich eine Sammlung an Kleinbildkameras mit Objektiven und Zubehör.

    Analog ist mir Herzensangelegenheit.

    Ich bewundere die Ingenieursleistungen, die Technik, die Lösungen, die damals diese Geräte hervorgebracht hatten. Jedes Stück ist es wert, erhalten zu werden.

    Professionelle Reparaturbetriebe muss man je nach Typ und Problem suchen. Wenn man Glück hat und eine gute Werkstatt findet, braucht man entsprechendes Budget. Denn die Arbeitszeit ist teuer, es gibt keine Originalersatzteile mehr, daher braucht es oft Improvisationsgeschick beim Reparieren usw. Das lassen sich die Werkstätten zu Recht gut bezahlen.

    Ich versuche, die üblichen Leiden möglichst selbst zu kurieren, es geht ja Gott sei Dank oft relativ einfach wie zB bei den Minoltas mit den Elkos. Dabei lerne ich von Mal zu Mal dazu und freue mich, meiner kleinen Kamerafamilie hier selbst helfen zu können Und das Werken macht mir großen Spaß.

    Ich gehöre also zu den Enthusiasten - das ist meine Motivation
    Geändert von Ando (28.02.2022 um 16:26 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

  11. 6 Benutzer sagen "Danke", Ando :


  12. #8
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    Nach der gestrigen Extraktion des ausgelaufenen Elkos auf der Unterseite der Kamera machte ich mich zu den drei weiteren Kondensatoren auf, von denen ich wusste, dass sie da sind

    Einer sitzt auf der flexiblen Leiterplatte über dem Prisma und zwei weitere auf der Platine unter dem Override für die Belichtungskorrektur. Alle drei sind erfreulicherweise mehr oder weniger bequem zugänglich.


    Auf gehts!

    Die XG-M steht nun wieder auf ihrer Bodenplatte, die ich provisorisch montiert hatte. Hier fehlt ja noch der neue Elko.

    Die Abdeckkappe wird abgenommen.

    Dazu müssen, wie bei den X-Kameras, einige Teile entfernt werden, der Ablauf entspricht im Wesentlichen dem bei der X-700 (s. dazu "Minolta X-700: Expedition zu Kondensator II": https://www.digicamclub.de/showthread.php?t=25799).

    Die "Extrakte" kommen in der Reihenfolge ihres Ausbaus auf die Arbeitsmatte:

    Name:  Wa_01.jpg
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    Die Schrauben für das Gehäuse werden wieder nach ihrer jeweiligen Position abgelegt.

    Oben: Kamerarückseite
    Rechts: linke Seite der Kamera
    Vorne: links und rechts vorne am Prisma

    Name:  Wa_02.jpg
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    Die Abdeckkappe ist runter.

    Hier sollte man vorsichtig vorgehen, da sie über zwei angelötete Kabel mit der Kamera verbunden ist:

    Name:  Wa_03.jpg
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    Ein rascher erster Blick auf die beiden Elkos unter dem Override.

    Und hier sieht es übel aus.

    Bei beiden Kondensatoren ist reichlich Elektrolyt ausgetreten. Der Anblick erinnert mich an eine Tropfsteinhöhle

    Diese beiden Elkos müssen natürlich raus.

    Bemerkenswert, dass die Kamera bisher trotz dieser Schäden einwandfrei funktionierte:

    Name:  Wa_04.jpg
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    Hier der Elko auf dem Prisma. Er sitzt quasi frei auf der flexiblen Leiterplatte und sieht einwandfrei aus.

    Aber seine Tage sind gezählt, denn es ist wohl nur eine Frage der weiteren Jahre, bis auch er ausläuft.

    Er kommt raus:

    Name:  Wa_05.jpg
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    Auch auf den Leiterbahnen um das Override ist Korrosion zu sehen. Links, und rechts über der Achse für das Drehrad des Overrides, die grünen Ablagerungen.

    Die werde ich, so gut es geht, vorsichtig abtragen.

    Bei der grünen Farbe im Halbrund um die Achse handelt es sich nicht um Korrosion, sondern vermutlich um eine Isolierung oder Schutzlack.

    Gott sei Dank

    Name:  Wa_06.jpg
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    Über dem Operationstisch leuchtet das Service Manual zur XG-M auf dem Monitor.

    Zu sehen ist die Seite mit der Explosionszeichnung für die äußere Demontage der Kamera.

    Bevor man sich an das Auseinandernehmen macht, sollte man hier reinschauen. Es kann Überraschungen ersparen.

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    Die Abdeckkappe hängt noch an der Kamera. Sie würde beim bevorstehenden Eingriff stören.

    Ich entscheide mich, die Kabel mit dem Seitenschneider zu kappen.

    Ablöten wäre die Methode der Wahl, aber ich habe mein Lötzeug noch nicht aufgebaut und mit dem Seitenschneider geht es rasch.

    Später werde ich die Kabel abisolieren, verzinnen und wieder anlöten. Das ist keine große Sache:

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    Die Abdeckkappe ist jetzt von der Kamera getrennt und stört nicht mehr:


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    Um an die beiden Elkos unten auf der Platine heranzukommen, löse ich die beiden Befestigungsschrauben.

    Auch an einer der Schrauben ist Korrosion zu sehen. Dabei sieht die Kamera von außen aus wie neu:

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    Wie erhofft, lässt sich die Platine ausreichend hoch anheben. Sie wird nur mehr von der flexiblen Leiterbahn über dem Prisma und zahlreiche, auf der Platinenunterseite angelötete, Kabel gehalten.

    Die Kabel haben genug Spielraum, nichts muss daher abgelötet werden:

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    Zur Abstützung der Platine kommt wieder ein passend gekürzter Zahnstocher zum Einsatz.

    Jetzt sind die beiden Elkos gut zugänglich:

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    Ich überlege, ob ich beide Elkos auslöten oder mit dem Seitenschneider abkneifen soll. Da die Lötpunkte zum Teil derart korrodiert sind, dass vom Lot nichts mehr zu sehen ist, mache ich beides.

    Hier fehlt dem rechten Elko schon ein Beinchen:

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    Die Nahaufnahme zeigt die zerstörerische Wirkung des ausgelaufenen Elektrolyts.

    Leiterbahnen und Lötstellen werden durch die Korrosion zerfressen und eines Tages fließt kein oder zu wenig Strom durch. Dann fällt die Kamera ganz oder zum Teil aus.

    Immerhin hat sie bis jetzt 40 Jahre lang gehalten. Das verdient Respekt

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    Durch das Arbeiten an der Stelle bröseln Teile der Ablagerungen auf die Arbeitsmatte. Der Swiffer ist schon zur Stelle und macht sauber:

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    Wieder geht es auf den Behandlungsstuhl:

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    Für die Operation ist alles angerichtet

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    Die Elkos sind nun entfernt.

    Zu sehen sind die korrodierten Lötstellen und teilweise korrodierte Leiterbahnen.

    Ein Kabel ist noch angelötet:

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    Das Kabel wird abgelötet und kommt später, wenn die neuen Elkos eingelötet sind, wieder an seinen ursprünglichen Platz.

    Bei der Reinigung der Stelle wäre es nur im Weg:

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    Der Elko auf dem Prisma ist rasch abgelötet, hier sind die beiden Lötstellen direkt und frei zugänglich.

    Der Vorgang:

    Die Lötspitze mit Lot verzinnen für eine bestmögliche Wärmeübertragung, an die Lötstelle halten und zuerst das eine und dann das andere Beinchen aus dem flüssigen Lot ziehen.

    Je kürzer das dauert, desto besser. Immerhin sind 340 Grad Celsius an der Lötspitze und elektronische Bauteile und Leiterbahnen mögen Hitze nicht so sehr

    Auch heute leider wieder kein Bild vom Vorgang selbst, weil keine Kamerahand frei war.

    Aber hier das Resultat, der Elko ist weg:

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    Hier liegen sie nun, die zur Strecke gebrachten Elkos.

    In meiner Begeisterung habe ich nicht darauf geachtet, welcher Elko zu welcher Position in der Kamera gehört und wie die Polarität festgelegt ist (ein Elko ist ein gepoltes elektronisches Bauelement mit einem Plus- und einem Minusanschluss, er muss korrekt angeschlossen werden).

    Das ist aber wichtig, da jeder Elko einen anderen Wert hat.

    Gut, dass ich fotografiert habe:

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    Name:  Wa_23.jpg
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    Die abgeräumte Platine mit den korrodierten Passagen.

    Das muss bestmöglich gereinigt werden. Sonst geht der Fraß weiter:

    Name:  Wa_24.jpg
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    Ich probiere ein paar Methoden zur Reinigung durch. Kenntnisse in Chemie wären jetzt hilfreich - was löst was?

    Platinenreiniger und Isopropylalkohol führen nicht zum Erfolg, also bleibt mir nur der mechanische Weg mit dem Platinenwerkzeug und dem Glasfaserstift.

    Und das ist kein ungefährlicher, denn beim Abschaben der Ablagerungen von den empfindlichen und dünnen Leiterbahnen kann es rasch zu Beschädigungen kommen. Aber mir bleibt nichts anderes übrig.

    Hier das Ergebnis. Die Korrosion ist fast ganz entfernt. Leider aber auch ein Teil der äußeren Leiterbahn, so sieht es zumindest aus :(

    Kollateralschaden nennt man das, hm:

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    Gewissheit verschafft der Durchgangsprüfer auf meinem Multimeter.

    Dazu werden vor und nach der beschädigten Stelle die Messspitzen des Gerätes angehalten.

    Das Gerät stellt eine geringe Messspannung zwischen den Spitzen her.

    Wenn die Leiterbahn intakt ist, fließt entsprechend Strom und das Gerät piept.

    Wenn nicht, dann fließt entweder zu wenig oder gar kein Strom.

    Und so ist es in diesem Fall - die Leiterbahn leitet nicht mehr.

    Man muss aber immer genau überlegen, was man misst.

    In komplexen Schaltungen wie dieser kann der Strom ja über viele Wege laufen, da es viele Verbindungen und Abzweigungen gibt. Da wird dann ggf. ein Durchgang festgestellt, wo gar keiner ist, weil der Strom einen besseren Weg gefunden hat.

    In diesem Fall sollte es eindeutig sein. Die eine Messspitze liegt quasi am Ende der Leitung, der Strom kann nur über den zu prüfenden Teil zur zweiten Messspitze laufen, einen anderen Weg gibt es nicht.

    Hier tut sich nichts.

    Name:  Wa_26.jpg
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    Ich habe mir Selbstvorwürfe inzwischen abgewöhnt

    Denn ohne Eingriff wäre die Kamera früher oder später funktionsuntüchtig und der Schaden an der Platine größer geworden. "Bestmöglich" in der Behandlung heißt eben "bestmöglich" und nicht "optimal".

    Aber es gibt eine Lösung: Die beschädigte Passage wird überbrückt, ein neuer Leiter wird gezogen und der Strom kann wieder fließen.

    Dafür brauche ich ein möglichst dünnes Kabel, da ich nichts Dickes reinklotzen möchte. Es würde auch die Lötstellen größer machen und hier ist kein Platz bzw. die Gefahr, dass es beim Löten zu einer ungewollten Verbindung von zwei benachbarten Leiterbahnen kommt.

    Fündig werde ich in einem aufgegebenen MD-4 Motor Drive zur F3, den ich zu Selbstlehrzwecken geöffnet hatte.

    Die Entnahme des Spenderkabels erfolgt mit dem Seitenschneider.

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    Ein Ende isoliere ich mit der Zange ab (das ist bereits auf dem oberen Bild geschehen), verdrille die Kabel (es handelt sich um ein Litzenkabel, bestehend aus mehreren Metallkabeln) und verzinne das Ende mit der Lötspitze. Dh. ich bringe Lot auf das Ende, damit es sich im Anschluss gut einlöten lässt.

    Dann wird es spannend, das Kabel wird eingelötet und - es hat geklappt

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    Die schadhafte Leiterbahn ist nun überbrückt.

    Ein Check mit dem Durchgangsprüfer bringt ein helles Piepen - hier fließt wieder Strom

    Deshalb sollte die Überbrückung passen.

    Wissen werde ich es, wenn ich die neuen Elkos eingebaut habe


    Hier endet die heutige Sitzung.

    Ich muss nun Ersatz auch für die drei restlichen Elkos finden.

    Es handelt sich um die Werte

    • 33 uF, 6,3 V
    • 22 uF, 6,3 V
    • 2,2 uF, 50 V


    Da ich bei http://reichelt.at gestern bereits zum Elko mit 100 uF, 6,3 V, fündig geworden bin, bin ich optimistisch

    Warum hier ein Elko eingebaut ist, der 50 V Ladespannung aushält, erschließt sich mir nicht. Die Betriebsspannung beträgt 3 V. Aber vielleicht gab es ja keinen anderen Wert.

    Schaden tut es aber auf keinen Fall. Sonst hätte Minolta diesen Elko wohl nicht verwendet

    Hier die XG-M ohne Elkos:

    Name:  Wa_30.jpg
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Größe:  291,8 KB



    Ich hoffe, dass es nur diese vier sind, werde aber zur Sicherheit noch im Service Manual nachschauen.
    Geändert von Ando (28.02.2022 um 20:05 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

  13. 7 Benutzer sagen "Danke", Ando :


  14. #9
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    Standard

    Hier noch ein Blick auf das eingelötete Überbrückungskabel, das graue in der Bildmitte.

    Wenn ich nicht wüsste, dass es vorher noch nicht da war ...

    Name:  Wa_32.jpg
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    Die Korrosion im Bereich des Overrides habe ich soweit wegbekommen:

    Name:  Wa_34.jpg
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Größe:  297,1 KB



    Die XG-M ist wieder zusammengebaut. Nur der Aufzughebel fehlt noch.

    Und upps, da hab ich beim Zusammenbauen den Entsperrknopf für das Zeitwahlrad vergessen.

    Aber mit dem Schraubendreher lässt sich das Rad zwecks Funktionsprüfung auch entsperren und die Rastungen stimmen.

    Name:  Wa_35.jpg
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    Jetzt ist einmal Pause.

    Wenn ich die passenden Elkos besorgt habe, geht es wieder weiter


    Name:  Wa_36.jpg
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    Alle Hinweise selbstverständlich ohne Gewähr. Was in meinem Fall klappte, muss bei anderen nicht funktionieren. Bzw. gibt es sicher auch geeignetere Vorgangsweisen.
    Geändert von Ando (28.02.2022 um 21:33 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

  15. 8 Benutzer sagen "Danke", Ando :


  16. #10
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    Standard

    Übrigens - Schäden an der Platine einer Kamera zu beheben, heißt noch lange nicht, dass man von der elektronischen Schaltung dahinter etwas weiß.

    Sicher, es sind bekannte elektronische Bauteile zu sehen wie Transistoren, IC, Widerstände, Elkos, Dioden etc. Aber wie diese verbunden sind und zusammenspielen, erschließt sich nur aus dem Schaltplan zur Kamera.

    Zu finden ist der Schaltplan im Service Manual.

    Je nachdem, wie sehr man mit der Materie vertraut ist, bekommt man zumindest eine Vorstellung, was da alles abläuft.

    Da aber auch IC, also hochintegrierte Minischaltungen in einem Bauteil, dabei sind, wird es noch schwieriger. Denn diese IC sind selten dokumentiert - quasi Herstellers Geheimnis

    Auf jeden Fall handelt es sich auch bei der XG-M um eine geniale Ingenieursleistung. Mechanik und Elektronik auf kleinstem Raum, funktionssicher, ausreichend stabil - 40 Jahre bis jetzt, in einwandfreiem Betriebszustand.

    Und das trotz ausgelaufener Elkos!
    Geändert von Ando (28.02.2022 um 19:54 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

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