7Artisans 1,4/55 (APS-C)

[ulganapi]

Eigentlich ist es ja ein Etikettenschwindel, ein neues manuelles Objektiv für APS-C, das sich ähnlich verhält wie ein Altglas für KB
es sieht so aus:

ein paar Daten:

Brennweite: 55mm
Anschluss: Sony E, Fujifilm fx, mft
Anzahl Blendenlamellen: 14
Blende: 1,4-16 (Blende 11 fehlt als Zahl siehe Foto)
Filtergewinde: 49 mm
Optik : 5 Gruppen, 6 Elemente (Doppel-Gauss lt.Hersteller)
Rahmenmaterial: Metall
Mindesteinstellabstand: 0,35 m
Gehäusedurchmesser: 53 mm
Länge: 55 mm
Gewicht: 272 g
Blendenring: keine Klicks (leider)
Fokus: Manueller Fokus

Linsenschema:

Grundsätzlich erinnert es mich an meine 1,4er Altgläser mit einer Brennweite um die 50mm, die sind fast alle offen ein wenig weich und nicht ganz so scharf, wie z.B. bei Blende 4.
Nun es ist nicht so malerisch verhuscht wie ein Primoplan oder im Bokeh auffällig wie ein Kuribayashi Petri, sondern geht eher in Richtung 1,4er Mamiya, also recht scharf und butterweiches Bokeh, kurzum überall recht gut, nie Spitzenklasse aber in der Gesamtheit der Eigenschaften sehr weit oben.

ein paar Anmerkungen:

Chromatische Aberrationen sind sehr gut kontrolliert. Als Pixelpeeper kann man sie bestenfalls in der Übersicht erahnen, nur bei starker Vergrößerung sieht man etwas.

Bokeh ist sehr angenehm, in den meisten Situationen ist es einfach schön, old fashioned wunderbar abgestuft.
Die 14 abgerundeten Blendenlamellen erzeugen bei Spitzlichtern Kreise, auch beim Abblenden bleibt es kreisförmig.

Das Objektiv verträgt normalerweise Seitenlicht.
Flare-anfällig ist es nicht, doch wenn man es provoziert erzeugt dieses Objektiv Flares mit schönen Farben und Formen.
Das bekommt man mit den meisten modernen Objektiven nicht hin.


Interessant ist es, daß bei Portraitaufnahmen mit Blende 1,4 die Schärfe bei 1,5m wesentlich beeindruckender wirkt als wenn das Objekt 3m weg ist.
Bei Blende 2,8 wird die Schärfe in der Bildmitte sehr gut und an den Rändern zufriedenstellend und eignet sich dann generell für Land und Stadtfotografie.
Als Porträt-Optik ist das 7Artisans sehr gut geeignet; auch für Landschaftsfotografie läßt es sich dank des weichen Unschärfehintergrundes gerade bei f 1,4 und f 2 gut verwenden, will man aber alles scharf haben, dann abblenden auf 4-5,6, wie erwähnt.

Es gibt praktisch keine echten Mängel, die mich davon abhalten, dieses Objektiv auf meine Touren mitzunehmen. Mir macht es viel Spaß, damit zu fotografieren.
Es ist natürlich nicht auf dem gleichen „modernen“ Niveau der Original-Objektive von Fujifilm oder Olympus, aber es fühlt sich gut an, es ist klein, ganz aus Metall, etwas schwer, aber letztendlich sehr logisch zu bedienen und die Bilder sind einfach ansprechend.
Die Schärfe ist rundum in Ordnung. Man erreicht eine sehr schöne Schärfe in der Mitte mit einem leichten Abfall zu den Ecken und Kanten, das ist aber nur bei Offenblende feststellbar.
Es weist insgesamt nicht die Schärfe- und Kontrastwiedergabe der Fuji-Originalobjektive auf, ist aber aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften doch ein ein sehr interessantes und nützliches Objektiv.

Generell hat dieses Objektiv viel mehr Charakter hat als die meisten dieser modernen Festbrennweiten.

Daher stellt sich eigentlich die Frage, warum ein 1,4/55 aus China für APS-C, wo es doch viele Altglas-Objektive mit einer solchen Lichtstärke und Brennweite für Kleinbild gegeben hat, ich habe selbst eine stattliche Anzahl solcher Objektive.

Nun es ist um einiges kleiner, weil es natürlich keinen Adapter braucht, hat eine tolle Anfaßqualität und ist neu. Außerdem hat man eine Nahgrenze von 35cm, das ist für Nah- und Bokehaufnahmen schon sehr von Vorteil und in der Summe der guten Eigenschaften fallen mir bei Altgläsern nur einige wenige ein, die da (selbst bei APS-C) mithalten können.


ein paar Bilder (bei Wetter mit leichtem Nieselregen)