Moin, moin!
Vor einigen Tagen konnte ich ein Olympus OM-System Zuiko Auto-Zoom 50-250mm 1:5 erwerben und da man über dieses Objektiv im deutschsprachigen Raum nur wenige Testberichte findet,
sollte wenigstens im Digicamclub etwas zu finden sein.
Olympus hatte in den 80er Jahren drei lange Zoom-Objektive im Angebot, zuerst das 5/85-250mm später das 4/65-200mm und das 5/50-250mm, wobei letztere dem Zeitgeist folgend Schiebezooms waren. Das 85-250mm ist ein Drehzoom und wegen seines Gewichts und der Größe mit einer abnehmbaren Stativschelle versehen. Das Olympus 5/100-200mm ist für einen anderen Anwenderbereich bestimmt und findet hier nur am Rand Erwähnung.
Meines Wissen gab es nicht viele Zooms, die mit 50mm anfingen und über die 200mm hinausgingen. Tokina hat mit dem AT-X 4-5.6/50-250mm für den Normalkonsumenten den Anfang gelegt, das Canon FD 4.5/50-300L wurde Juli 82 eingeführt, war aber mit 1,8 Kg und dem entsprechenden Preisschild sicher nicht jedermanns Sache. Später sind dann eher die 60-300mm Objektive (Soligor, Tokina, Tamron, Osawa, etc.) bzw. die 70/75-300mm auf der Wunschliste der Amateure gelandet.
Was spricht nun in der heutigen Zeit noch für ein Olympus 5/50-250mm? Oft wird es ja nicht angeboten und die vermeintliche Lichtschwäche ist ja nicht sehr "sexy"!
Ein paar Daten im Vergleich zu ähnlich teuren Objektiven dieser Zeit:
Olympus 5/50-250mm Olympus 5/85-250mm Zeiss Vario-Sonnar T* 4/80-200mm Canon FD 4/80-200mm L Gewicht 780g 890g 680g 675g Linsen/Baugruppen 13/10 15/11 13/10 14/12 Blendenstufen 5 - 8 - 11 - 16 - 22 - 32 5 - 8 - 11 - 16 - 22 - 32 4 - 5.6 - 8 - 11 - 16 - 22 4 - 5.6 - 8 - 11 - 16 - 22 - 32 Naheinstellgrenze 1,8m (Macro 1,5m) 1,97m 1m 0,95m kürzeste Baulänge 140mm 196mm 153mm 153mm Durchmesser 72mm 69mm 68mm 72,8mm Filtergewinde 55mm 55mm 55mm 58mm Streulichtblende intergriert integriert extra BT-58 ca. Preis 1986 995 DM 1125 DM 1469 DM 989 DM
Die Haptik des Olympus ist aus meiner Sicht tadellos, überall Metall, Fokusring und Blendenring sind angenehm zu bedienen, die eingebaute Streulichtblende ist ob des großen Brennweitenbereichs nur "kurz".
Die Entscheidung, die Lichtstärle auf 1:5 zu reduzieren, sorgt für eine beachtlich kompakte Bauweise. Interessanterweise der Frontlinsendurchmesser exakt gleich groß, wie der beim Tokina AT-X 4-5.6/50-250mm.
Olympus hat sich für eine konstante Lichtstärke über den gesamten Brennweitenbereich entschieden, daher wird am kurzen Ende die Blende mechanisch etwas geschlossen und ist nicht mehr kreisrund. Ich hätte es vernünftig gefunden, wenn die Blende bei 5.6 einen Rastpunkt gehabt hätte, der Sprung von 5 zu 8 ist ungewohnt.
Hier eine Übersicht und ein Eindruck über den Platzbedarf in der Fototasche:
#1
und Detailbilder des Objektivs
#2
#3
Die Nahgrenze ist mit 1,8m nicht so prickelnd
#4
In den Close Focus gelangt man nur bei 250mm Brennweite
Und was leistet das Objektiv im täglichen Gebrauch? Es soll ja schließlich mindestens 5 Objektive überflüssig machen.
Am Tubus des Objektivs sind neben der Anfangs- und Endbrennweite 75mm, 100mm und 150 mm graviert.
Wegen der kleinen Blendenöffnung ist das Fokussieren durch den Sucher nicht wirklich einfach.
Alle Bilder sind mit der Canon 6D entstanden.
#5
5/50mm
#6
5/75mm
#7
5/100mm
#8
5/150mm
#9
5/250mm
Das Obejktiv ist ein "echtes" Zoom, die Fokuseinstellung muss bei Änderung der Brennweite nicht angepasst werden.
Die Bildschärfe und der Kontrast sind über das gesamte Bild erfreulich gut, ein Randabfall ist vorhanden, aber nicht dramatisch.
CAs an harten Kontrastkanten sind ebenfalls vorhanden, aber eher moderat. Die Vignettierung finde ich unauffällig, nach Verzeichnungen habe ich noch nicht geschaut.
Hier mal ein Beispiel, wo auf das Vorschiff fokussiert im Mittelschiff und Heck an der Reeling CAs deutlich werden. Das sind aber Situationen, wo nur "APO" Objektive fehlerfrei bleiben.
#10
5/250mm
#11
Die typischen Farbfehler im Bokeh von Ästen habe ich hier versucht einzufangen
#12
#13
Das habe ich schon deutlich schlechter gesehen.
Was ist mit Lichtreflexen bei Gegenlicht...
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#15
Wie bei derart alten Zooms zu erwarten, zeigt sich der Unterschied zu modernen Objektiven deutlich.
Wie scharf ist es bei Offenblende?
#16
Rathausturm 5/250mm
#17
Crop F5
Schärfevergleich mit dem Canon EF 4,5-5.6/100-300 USM und dem Olympus 5/85-250mm bei Offenblende und 250mm
#18
Zentrum
#19
rechte untere Ecke
Hier ist mein Eindruck, dass die beiden alten Zooms bei Offenblende im Zentrum mit Canons Consumer Zoom der 90er Jahre ebenbürtig sind und bereits im erweiterten Zentrum und erst recht am Rand deutlich besser sind.
Der Unterschied zwischen 85-250 und 50-250mm ist meiner Ansicht nach nicht relevant, vielleicht ist das 50-250mm eine Idee vorn.
Und weil es so schön ist, noch ein Schärfevergleich zwischen dem Canon EF 4/70-200 @4/200mm und dem Olympus 5/50-250 @5/200mm, ich zeige nur die 1:1 Crops aus dem Zentrum und der Ecke...
#20
Crop Zentrum Canon
#21
Crop Zentrum Olympus
#22
Rechte untere Ecke Canon
#23
rechte untere Ecke Olympus
Im Zentrum schlägt sich das Olympus ganz erstaunlich gut, am Rand sind Defizite sichtbar.
Ich hatte das Objektiv jetzt 3 Tage nacheinander an der Canon 6D montiert und zeige Euch einfach noch ein paar Bilder:
#24
Bokeh @5/250mm mit der Sonne
#25
Bokeh @5/250mm gegen die Sonne
#26
Blendensterne sind nicht sehr definiert.
#27
Macro Modus
#28
daraus ein 1:1 Crop mit violetten Farbfehlern vor und grünen hinter der Schärfeebene
#29
Rinder @5/250mm
#30
Rinder @8/250mm - hier kann man ganz gut erkennen, dass bei Offenblende eine Vignettierung vorhanden ist.
So, nun ist die 30 Bilder Grenze erreicht, dann sollte ich wohl aufhören.
Vielleicht noch ein Fazit:
Von den Zooms der 80er Jahre ist das Olympus 5/50-250mm eins der besseren - nicht fehlerfrei, aber sehr gut brauchbar.
Ich denke dass es ergänzt mit dem Olympus 4/28-48mm und dem 1.4/50mm ein feines Reisezoom für den OM-Liebhaber ist.
Die optische Leistung ist gut und es ist kompakt genug für die Fototasche. Die schlechte Naheinstellgrenze ist ärgerlich.
Mal sehen, ob ich noch einen Teil 2 mit etwas mehr Vergleichsbildern zwischen dem 85-250 und dem 50-250mm hinbekomme.
LG Jörn