Petri 40mm f1.7 aus Petri ES Auto

[Namenloser]

Liebe Forumskollegen,

im Urlaub hat man manchmal etwas Bastelmuße (und da man ja eh nirgends hinfahren kann/will....),
so dass ich mir vorgenommen habe, aus einer defekten

Petri ES Auto



das eingebaute Objektiv 40mm f1.7 auszubauen und zu adaptieren.

Leider stellte sich das Vorhaben als nicht so einfach heraus,
da das Objektiv nur wenig aus dem Kamerabody herausschaut und dementsprechend viel Mechanik im Inneren der Kamera verbaut ist.

Aber dazu später mehr, hier mein "Weg":

Zuerst muss man die "Belederung" der Kamera rund um das Objektiv entfernen,
dann werden die ersten Schrauben sichtbar:

#1


#2


Bei diesem Modell muss man auch den unteren Deckel abschrauben, da die Platte mit dem Objektiv unter diese reicht:

#3


#4


Auch den oberen Deckel muss man abmachen, ich habe hier die "robuste" Variante - also Abhebeln - gewählt:

#5



Jetzt kommt man an die Platte "ran" - da die Kamera einen "Electronic Shutter" hat, sind ein paar Kabel dann zu entfernen...

#6



So sieht die Platte dann von hinten aus:

#7


Das Gute ist, dass der Verschluss ohne Strom offen bleibt, man also keine Verschlusslamellen "rupfen" muss.
Das Schlechte an der Mini-Bauform sieht man aber auch: Vieles an Mechanik (z.B. die Blendensteuerung) liegt in der Kamera,
da war für meine handwerklichen Fähigkeiten "nichts zu holen" - also wird es ein Offenblende-Objektiv

Ich habe also alle Anbauten entfernt, um das Objektiv von der Platte abzubekommen.

Dann die nächste große Schwierigkeit: den Ring , mit dem das Objektiv mit der Platte verbunden ist, muss man mit etwas Gewalt vom Objektiv lösen,
er dient gleichzeitig als Konterring für den eingebauten Helicoid - dieser fällt also zur Fokussierung flach.

Ich habe dann den äußeren Ring zur Fokussierung entfernt, dann sieht das ganze so aus:

#8


#9


Auf einen 12-17mm Helicoid mit M42-Nex Umkehrplatte gehalten, wäre ich so noch im Nahbereich - also musste einiges Material weg....

Hier sieht man schon, dass ich ca. einen halben Zentimeter wegflexen musste:

#10


Ich habe mir dann überlegt, den Fokusring soweit wie möglich über das Objektiv zu stülpen (bis zum Blendenring) und dort festzukleben mit 2-Komponentenkleber.
Anschließend sollte dieser Fokusring als Verbindung zum M42-Helicoid dienen, ebenfalls verklebt - hier die 3 Elemente:

#11


Hier der Fokusring schon übergestülpt - wie man an der blanken Kante sieht, musste ich auch da noch ca 1mm abfeilen für unendlich:

#12


Ja, dremeln ohne abzurutschen muss ich mal üben... - zum Glück ist der Rücklinse nichts passiert

#13


Und so sieht das gute Ding fertig aus:

#14


#15



An der Kamera ist es "todschick" - ich habe sogar den Alustreifen mit den Meterangaben nochmal mitangeklebt:





Helicoid eingefahren:


...und maximaler Auszug:



Also kein "einfacher Fall", und leider geht die Blende nicht - aber abblendbare Objektive für "alles scharf" habe ich ja genug....

[Namenloser]

Ich habe dann ein paar mit den normalen LR-Einstellungen geschärfte (40) "Testbilder" gemacht, um zu sehen, ob alles wie gewünscht funktioniert.

Ich komme minimal hinter unendlich:


Crop hieraus:



Die Naheinstellgrenze ab Sensor (Ich habe den Maßstab auf Höhe der Sensor-Markierung an der Kamera "angelegt") beträgt 33cm:


Crop:



Über das gesamte Bild sieht es recht ordentlich aus, was den Randabfall bei Offenblende angeht (Fokus auf dem Geländer)



Unsere Katze musste dann für ein paar High-Iso-Portraits "herhalten"



Crop:





Crop:


Die Schärfe ist schonmal klasse - und das Rendering gefällt mir auch soweit schon sehr gut:




Auf das Bokeh bin ich gespannt, ein erster Schuß draussen an den "sterbenden" Blumen verheißt schonmal "Funkyness" :



Morgen werde ich dann mal ernsthaft damit Fotografieren - ich freue mich schon

[Bessamatic]

Darf ich Dich Bastelkönig nennen? Sehr fein. Woran ist die Kamera denn gestorben? Wollte der elektronische Verschluss nicht mehr?

Ich habe nur die grosse Anzahl von diesen bunten tropfenförmigen Bauteilen bemerkt, so wie diese hier:

Das sind Tantal-Kondensatoren. Viel Kapazität auf geringem Raum. Leider nicht langzeitfest. Sie schliessen gerne kurz nach ein paar Jahrzehnten.
Aber da man dort auch nicht so ohne weiteres herankommt, hätte es (falls es denn überhaupt das Problem war) die Kamera nicht gerettet. Und wer belichtet schon noch Film?

Ich bin auf die Bilder gespannt. Sieht ja nach einer brauchbaren bis guten Optik aus.

[Namenloser]

Darf ich Dich Bastelkönig nennen? Sehr fein. Woran ist die Kamera denn gestorben? Wollte der elektronische Verschluss nicht mehr?

Ich bin auf die Bilder gespannt. Sieht ja nach einer brauchbaren bis guten Optik aus.

Nein, die Bastelkönige sind andere hier im Forum, die hätten bestimmt auch die Blendensteuerung hinbekommen, an der ich Amateur gescheitert bin

Ich habe die Kamera als defekt gekauft - da tat sich nichts mehr.

Die Optik hat heute einen vielversprechenden Eindruck gemacht - sie ist bei Offenblende schon scharf im Zentrum, aber genaueres kann ich erst nach ernsthaften Fotos sagen.

[Namenloser]

Manchmal ist es zum Haare raufen
Das Wetter bei uns ist so besch..., dass es bisher immer noch nicht zu "richtigen Fotos" gereicht hat.

So habe ich auf einer "15 Minuten mal kein Regen"-Runde nur ein bißchen geknipst.

#1 Zuerst mal die Schärfe auf weite Distanz:


100%-Crop:


Das ist schonmal eine Ansage - richtig gut!


#2 Die Ösen am Spielplatz kennt ihr:


100%-Crop:


Autsch, sind die Fasern des Seils so gut aufgelöst - da geht richtig was, es sind auch keine Farbfehler zu bemerken.


#3 Bokeh und Schärfe:


100%-Crop:


Schöne Bubbles, die zum Rand hin zu Katzenaugen werden, dezenterer Swirl als das Canonet 45mm f1.9...


#4 Schärfe und Bokeh an der Nahgrenze:


100%-Crop:



#5 Fokusdistanz ca. 50-60cm:


100%-Crop:


Auf diese Distanz ist der Swirl nicht extrem.


Noch ein paar Bilder ohne Crops:

#6


Sehr schönes Rendering an der Nahgrenze


#7



#8



#9



#10


Fokus nicht 100% getroffen - aber der Hintergrund ist wunderschön


#11



#12 Ein ähnliches Bild habe ich mit dem Canonet auch gezeigt:



Ich bin froh, dass die Schärfe bei Offenblende auf alle Distanzen sehr gut ist - somit hat sich der Umbau gelohnt.
Denn das Bokeh ist cool - swirly, aber nicht übertrieben mit schönen Highlights und weichen Übergängen.

[gladstone]

Hallo Nikolaus,

willkommen im Club der Bastel-Wastel...

Ich finde Deine Adaption sehr gelungen, auch vom ästhetischen Aspekt her. Mein 1,7/40 Revuenon
(Rokkor) macht da leider keinen so schönen Eindruck.

Allerdings habe ich es geschafft, den Ring, mit dem man die Veschlußzeiten steuern konnte, als
Blendenring umzufunktionieren. Dazu habe ich diesen Ring mit der Steuerkurve der Blendenein-
stellung verbunden, nachdem ich die komplette Verschlußmechanik und die Blendenlamellen des
Verschlusses entfernt habe.

LG, Christian