Ich bin sicher, die meisten Leica M Fans sind sich der Fakten sehr wohl bewusst und genießen es dennoch, damit zu fotografieren.
Es geht mir zum Beispiel gar nicht um die "Leistung". Wie eingangs im Thread erwähnt, kann heute JEDE neuere Kamera mehr als man als Alltags-Fotograf braucht.
Es geht mir vielmehr um den Prozess des Fotografierens. Und der unterscheidet sich je nach Anwendung erheblich.
Ich will meinen Sohn beim American Football fotografieren? Da passt mir am besten eine DSLR mit einem schnellen Telezoom.
Ich will möglichst viele manuelle Objektive ausprobieren und deren unterschiedliche Charaktere genießen? Dann kommt meine Sony A7II zum Einsatz.
Ich will mal ganz was anderes, eine völlig "entschleunigte" (ja, Begriff ist abgehalftert, passt aber sehr gut) Fotografie? Dafür habe ich mich kürzlich in eine Mamiya 645 verliebt.
Ich will in das Fotografieren "eintauchen", ein Werkzeug in der Hand haben, dass sich nicht wie ein Fremdkörper anfühlt, sondern als ob es tatsächlich dazu gehört?
Das macht die Leica M für mich.
Ob das Rauschen bei 12800 da nun besser ist als bei der Sony oder bei der Df ist für mich völlig vernachlässigbar. Ebenso ob die Auflösung höher oder niedriger ist oder wie viele Bilder ich pro Sekunde aufnehmen kann.
Für mich fühlt sich das Fotografieren mit einem Messsucher völlig natürlich an. Alles im Bild ist scharf wie ohne Sucher und in der Mitte kann ich dennoch das Bild scharf stellen und zwar mit einer Haptik am Objektiv, die kaum erreicht ist.
Ich finde es es auch saublöd, dass das so teuer sein muss. Kann es aber nicht ändern und muss es entweder in Kauf nehmen oder eben darauf verzichten. Jede dieser Entscheidungen hat gute Argumente.
Da ich mit Leica erst nach dem Ende des R-Systems angefangen habe - vorher war einfach das Geld absolut nicht da - bin ich auch von dem Ende dieser Ära weder betroffen noch enttäuscht. Natürlich kann ich die Verärgerung darüber nachvollziehen, doch fast alle ehemaligen Leica R-Fotografen, die ich kenne, haben sich damit arrangiert und nutzen entweder eine Canon DSLR, eine spiegellose "Fremdmarke" oder sogar eine SL und sind wieder ziemlich glücklich mit ihren R-Objektiven. (Ich habe nur nur zwei R und die nutze ich fast nur noch analog.)