MS-Optical Apoqualia 28mm f/2

[gladstone]

Hallo zusammen,

ich hatte die Möglichkeit (relativ) günstig an ein MS-Apoqualia 2/28mm direkt aus Japan zu kommen.

Ich habe ja insgeheim schon lange mit den Objektiven von MS-Optical geliebäugelt, weil es echte
"Nischenobjektive" sind, handwerklich gut gemacht und in der Form einmalig sind.

Auch sind die produzierten Stückzahlen eher als gering zu bezeichnen. Pro Serie im niedrigen 3-stelligen
Bereich. Wenn ich mir dagegen die Preise für manches Elcan Objektiv von Leitz/Leica anschaue, dann
sind die aufgerufenen Preise von MS schon fast moderat. Allerdings sind diese gebraucht nur sehr
schwer erhältlich, da sich offenbar kaum jemand davon trennen mag.

Hinter dem Kürzel MS verbirgt sich Herr Sadayasu Miyazaki.


Nun zum Objektiv:







Wie man sieht, wurde hier die Miniaturisierung ins Extreme getrieben, dennoch: mir gefällt das und genau
deshalb habe ich es auch erworben.

Hier ist das Datenblatt:



Die Anmerkungen in Rot wurden nach einem individuellen Test nachträglich angebracht. Das nenne ich mal
eine Qualitätskontrolle.

Überhaupt ist die Verarbeitung tip, top. Die Vergütung der Linsen ist auf allerhöchstem Niveau und was man
so liest, wurden nur hochbrechende Gläser (Tantalium ?) verbaut.

Die Einstellung der Blende ist extrem fummelig, aber für die abendliche Streetfotografie bleibt diese ohnehin
voll geöffnet.

Die optischen Eigenschaften sind für das Anwendungsgebiet der Streetfotografie gut bis sehr gut, für Menschen
die Testtafeln fotografieren eine mittlere Katastrophe.

Man muß immer im Hinterkopf haben, dass dieses Objektiv eine massive Bildfeldwölbung besitzt. Fokussiert auf
die Naheinstellgrenze von 80cm, sind die Objekte in der Bildmitte scharf, zu den Bildecken hin, werden die weit
entfernten Objekte scharf.

Ich muß noch lernen, das bei der Bildgestaltung zu berücksichtigen, aber ein paar Fotos kann ich Euch schon
zeigen.

Alle Fotos sind mit der Sony A7R II im FX-Format entstanden. Die Ausgangsbilder sind ungecropt. Auch war es
schon recht dunkel.

Und nun seht selbst:

#1


crop:



#2


crop:



#3


crop:



#4


crop:



#5


crop:



#6


crop:



#7


crop:


#8
hier sieht man recht deutlich die ausgeprägte Bildfeldwölbung



Als subjektives Fazit kann ich momentan nur sagen, dass ich sehr angetan von dem kleinen Edelstein
bin. Sofern mein Städtetrip Anfang November stattfinden sollte, werde ich sicher mehr wissen und
auch darüber berichten.

LG, Christian

[witt]

Ich finde sowas immer sehr spannend, es ist original für Leica M? Ohne Adapter ist es ja nochmal kleiner. Toll! Glückwunsch!

Gruß Michael

[gladstone]

Hallo Michael,

vielen Dank. Ja, ohne Adapter ist es natürlich nochmal eine ganze Nummer kleiner. Es hat ein natives
Leica-M Bayonett (ohne 6-Bit Codierung), aber mit Steuerkurve für die Entfernungsmessung.

Ich habe nochmal Fotos davon:

von der Seite:


von hinten:


und von den 10 Blendenlamellen:


LG, Christian

[gladstone]

Hallo zusammen,

ich demonstriere jetzt mal die ausgeprägte Bildfeldwölbung und die damit verbundenen Einschränkungen in
der Landschaftsfotografie.

Ausgangsfotos fei f/2 und 4:


crops aus der Mitte:


crops der Ecke:



Ausgangsfotos fei f/8 und 16:


crops aus der Mitte:


crops der Ecke:



jetzt habe ich versucht bei f/8 einfach den Fokus leicht zu verschieben, so dass die Bildmitte
bedingt durch die Tiefenschärfe weiter scharf bleibt, um zu sehen, ob sich das auf die Ecken
auswirkt.

a = Fokus auf Unendlich
b = Fokus leicht verschoben

crops aus der Mitte:


crops der Ecke:


Es hat einen Effekt, aber nicht sehr ausgeprägt. Ich denke ich muß da noch viel probieren und
mich sozusagen in das Objektiv hineinversetzen.

Nun noch eine Demonstration der ausgeprägten Unenpfindlichkeit gegenüber Flares (beide bei f/16):






Wenn ich mal eine Hochgebirgstour mache, dann kann ich es aber auf jeden Fall mitnehmen, denn
da ist man ja über jedes Gramm weniger froh und die A7 kann mit diesem Objektiv wirklich überall
verstaut werden.

LG, Christian

[CanRoda]

Mein Dank für Deine sehr informelle Vorstellung des Apoqualia! Die Feinstrukturen der Gebäude geben die perfekte Vergleichsmöglichkeit. Genial auch die Idee und die Bilder mit der Fokusverschiebung. Das Apoqualia erinnert mich ein wenig an das Leica SUMMARON 35 mm f 2,8 aus den 60er Jahren, dieses hatte 6/4 Linsen und es wurde für das schwache Weitwinkel da auch Abblendung empfohlen. Soweit keine asphärische Linse Verwendung findet hat sich seither nicht zuviel geändert.
Grüße Ulrich

[Namenloser]

Auch von mir Danke für die Vorstellung -
ich hatte davon vorher noch nie gehört!

Ich finde die Leistung in Anbetracht der Größe sehr beachtlich -
die Schärfe in der Mitte passt doch, sogar bei Offenblende.

Und weit abgeblendet auf f16 wird doch der Bildrand fast scharf, damit kann man doch gut arbeiten,
zumal die Beugung hier keinen extremen Einfluß zu nehmen scheint.

Wirklich sehr interessant, wenn man den Formfaktor minimieren will.

[LucisPictor]

Cool!

Das sind ganz besondere oder "spezielle" Objektive, in mehrfacher Hinsicht.

Die werden (auch) von Ballamy Hunt (JapanCameraHunter) vertrieben und sie sind ziemlich hochpreisig.

Schön, wenn du eines gefunden hast.

Habe vor einiger Zeit mal mit einem fotografieren können. Das ist echt außergewöhnlich. Nicht "außergewöhnlich gut", aber ein besonderes Gefühl.