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Thema: Nebel in Doublette

  1. #1
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    Standard Nebel in Doublette

    Im hinteren Doublett meines Mamiya 645 80mm f/1.9 hat sich Nebel gebildet. Das Problem ist bekannt. Der Kleber (Epoxid) altert und bildet diesen Nebel. Als Lösung wir geraten das entsprechende Doublett zu backen. So habe ich das auch gemacht, der Nebel verschwand, ich kann wieder damit fotographieren. Die Linse hat jetzt aber einen Gelbstich.

    Mit dem Gelbstich bin ich nicht glücklich, gleichzeiting wollte ich mir mit einer weiteren Reparatur nicht das funktionierende Objetkiv zerstören, also habe ich mir ein zweites, defektes besorgt um eine nachhaltige Reparatur zu wagen: den Kleber ersetzen. In diesem Thread werde ich die Reparatur dokumentieren, für den Fall, dass jemand auf ähnliche Probleme stößt.

    Hier mal ein Bild des Nebels:

    Name:  _DSF0713.jpg
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Größe:  580,4 KB

    Vergrößert man das Bild, sieht man, dass sich blasen gebildet haben:

    Name:  _DSF0714.jpg
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Größe:  408,9 KB

    Epoxidkleber zu trennen ist nicht ganz einfach. In der Literatur findet man etwa heißes Dimethylsufloxid(DMSO) [1] oder eine Kombination aus DMSO und N-Methyl-Pyrrolidon (NMP) [2] als effektive Lösungsmittel. Ein Hausmittel ist eine Mischung aus Aceton und Iso-Propanol. Ich habe es mit dem Hausmittel probiert. Nach einer Woche sah die Linse so aus:

    Name:  _DSF0754.jpg
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Größe:  940,5 KB

    Man sieht, langsam löst sich der Kleber.

    Momentan bin ich noch am Warten, bis der Kleber sich endlich auflöst. Danach wird vorraussichtlich mit Canada-Balsam geklebt. Eine Frage hätte ich aber an der Stelle: Könnt ihr mir eine Schwarze Farbe empfehlen, die sich in Iso-Propanol nicht löst? Die schwarze Lackierung der Linsen hat sich gelöst und ich werde sie erneuern müssen.


    Quellen:
    [1] https://www.sciencedirect.com/scienc...56053X12004655
    [2] https://www.sciencedirect.com/scienc...85894715008463

  2. 7 Benutzer sagen "Danke", Unkraut :


  3. #2
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    Wenn Du es ganz genau nehmen willst mit der schwarzen Farbe, dann fragst Du bei Zeiss an und bekommst eine wo der Brechungsindex des Binders in der Farbe nahe dem des Glases ist ;-)

    Wenn Du es nicht ganz so genau nimmst und zu Kompromissen (zu Gunsten des Preises und der Beschaffbarkeit) bereit bist, greifst Du zu Humbrol "Enamel" (schwarz glänzend, Nr. 21) oder Revell "Email" (RAL 9005, alt Nr "7") Kunstharzlack aus dem Modellbau. Als Laie halte ich das für Alkydharzlack und wenn der erstmal durchgetrocknet ist (kann bei Glanzlack gerne mal 60 Stunden sein!), dann soll der gegen Alkohol beständig sein. Mit Nitro- oder Universal-Verdünnung bekommt man den Lack auch wieder von Glas ab.

    Und ich rate zu "glänzend", weil der Lack ja "nahtlos" auf der rauhen Glasfläche anliegen soll und nicht durch Mattierungsmittel (Kieselsäure, Glasmehl, Talkum, ...) unnötige interne Reflexe bilden soll.

    Das vergilbte Doublet hat wohl etwas viel Wärme abbekommen, noch etwas mehr Wärme und der gebräunte Kleber gibt auf, die Linsen lassen sich gegen einander verschieben (wie immer: Bruchgefahr, wenn man die Temperatur zu schnell ändert oder versucht, die Linsen auseinander zu "biegen"), und die Reste der braun gewordenen Kitts gehen mit Knochenschmalz, Lappen und Aceton auch noch runter).

    Ich drücke die Daumen für die erneute Verkittung (ohne Bläschen und ohne Staub)! Und bin auf den Erfahrungsbericht gespannt.

  4. 6 Benutzer sagen "Danke", Jan Böttcher :


  5. #3
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    Hm.. wenn der Brechungsindex passen soll, könnte man schwarze Pigmente mit Canada Balsam mischen.

  6. 2 Benutzer sagen "Danke", Unkraut :


  7. #4
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    Ich fürchte das (mit Canada Balsom) bliebe ewig klebrig. Wenn Kron- und Flintglas verkittet werden, kann der Kitt ja auch nicht "den" Brechungsindex "des" Glases treffen, der ist einfach viel dichter an den beiden Indexen dran als der der Luft und evtl. "ganz dicht" an dem des einen Glases (aber die Schicht ist sehr dünn).

    Das Investment für eine Dose Humbrol/Revell ist ja überschaubar. Andere Alkydharzfaben sollten auch funktionieren, die für den Modellbau sind mit Chance höher pigmentiert als "Heimwerkerfarben" da im Modellbau auch dünne Schichten gut decken sollen. Als Lösemittel bietet sich Waschbenzin / Feuerzeugbenzin an (wer weiß, was das mit dem Balsam macht? Mit Pech muß das schnell genug verdunsten ;-).

    Lackstifte (Autozubehör) wären auch eine bezahlbare Option, aber das wäre wahrscheinlich Nitrolack und ist in aller Regel "dickflüssiger" als Modellbaufarbe und mit Pech löst das Lösemittel darin dann wieder das Canada Balsam.

    Wasserbasierten Farben aus der Heimerker- und Modellbauecke (Akrylharz) traue ich zu, von Alkohol wieder gelöst zu werden (würden aber das Canada Balsam mit Chance weniger angehen).

    "Alternative" Farben (Plakafarbe, Gouache, ...) benetzen mit Pech das Glas nicht gut (und trocknen matt und man kriegt Schneideritits). Der Asbach-Uralt-Klassiker wäre wohl Ruß in Leinöl - mit entsprechenden Trocknungszeiten für Ölfarbe und schwieriger Abstimmung der Viskosität (streifenfreie Deckung bei dünner Schicht, endliche Trockenzeit, passable Abriebfestigkeit).

    Die Lösemittelsorgen wäre man allesamt los, wenn man UV-härtenden Kleber verwendete (aber da muß nach der ersten Härtung auch alls sitzen).


    Ich fand das hier
    https://asset-downloads.zeiss.com/ca...E_JAN_2021.pdf
    ganz interessant, wer weiß, was deren Produkte kosten? Und dann muß man nachher ein 2K Produkt anrühren ...

    Bei "anderen Lacken" kann man oft im www das Sicherheitsdatenblatt finden, dann kann man auch erfahren, was drin ist. Vielleicht ist es ja OK wenn man sich auch als Hobbyist ein wenig Mühe gibt und trotzdem schon zufrieden ist, wenn man "nicht ganz so gut wie Zeiss" ist.

  8. 6 Benutzer sagen "Danke", Jan Böttcher :


  9. #5
    Fleissiger Poster
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    Zitat Zitat von Jan Böttcher Beitrag anzeigen
    Ich fürchte das (mit Canada Balsom) bliebe ewig klebrig. Wenn Kron- und Flintglas verkittet werden, kann der Kitt ja auch nicht "den" Brechungsindex "des" Glases treffen
    Meines Wissens ist es eher so, daß der Brechungsindex selbst mit reingerechnet wird, weshalb ein Kleberwechsel per se schon mal ein anderes Ergebnis als original liefern wird.
    Ob das dann sichtbar wird? Keine Ahnung, und davon viel :-)

  10. 2 Benutzer sagen "Danke", Unschärfe :


  11. #6
    Spitzenkommentierer Avatar von aibf
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    Lohnt denn der Aufwand mit ungewissem Ergebnis?
    Ich habe 2018 für ein fast neuwertiges Exemplar nur 240,00 EUR bezahlt.
    An der Fujifilm GFX 50S Mark II macht es eine gute Figur. Was auch schon an der Sony Alpha A7r bestätigt wurde.
    VG Ekkehard


  12. Folgender Benutzer sagt "Danke", aibf :


  13. #7
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    Zitat Zitat von aibf Beitrag anzeigen
    Lohnt denn der Aufwand mit ungewissem Ergebnis?
    Ich habe 2018 für ein fast neuwertiges Exemplar nur 240,00 EUR bezahlt.
    An der Fujifilm GFX 50S Mark II macht es eine gute Figur. Was auch schon an der Sony Alpha A7r bestätigt wurde.
    Nein. Das ist so gesehen kompletter Käse.

    a) Ist schon alles fotografiert und man könnte sich überallvon ein Foto aus dem www downloaden (man muß auch nirgends mehr hinfahren!).
    b) Was noch nicht fotografiert wurde könnte man sich von einer AI als Foto generieren lassen.
    c) Adaption von Fremdobjektiven lohnt sich nicht, wenn es doch so viele gute Originalobjektive mit voller Funktion (AF und Blende) gibt.

    Aber ansonsten gibt es zwei Aspekte die einen Mann motivieren können, morgens aufzustehen und außer essen, trinken und Videos gucken irgendetwas zu tun: Selbstwirksamkeit und Sex.

  14. #8
    Ist oft mit dabei Avatar von mhiller
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    Zitat Zitat von Unkraut Beitrag anzeigen
    Im hinteren Doublett meines Mamiya 645 80mm f/1.9 hat sich Nebel gebildet. Das Problem ist bekannt. Der Kleber (Epoxid) altert und bildet diesen Nebel. Als Lösung wir geraten das entsprechende Doublett zu backen. So habe ich das auch gemacht, der Nebel verschwand, ich kann wieder damit fotographieren. Die Linse hat jetzt aber einen Gelbstich.

    Mit dem Gelbstich bin ich nicht glücklich, gleichzeiting wollte ich mir mit einer weiteren Reparatur nicht das funktionierende Objetkiv zerstören, also habe ich mir ein zweites, defektes besorgt um eine nachhaltige Reparatur zu wagen: den Kleber ersetzen. In diesem Thread werde ich die Reparatur dokumentieren, für den Fall, dass jemand auf ähnliche Probleme stößt.

    Epoxidkleber zu trennen ist nicht ganz einfach. In der Literatur findet man etwa heißes Dimethylsufloxid(DMSO) [1] oder eine Kombination aus DMSO und N-Methyl-Pyrrolidon (NMP) [2] als effektive Lösungsmittel. Ein Hausmittel ist eine Mischung aus Aceton und Iso-Propanol. Ich habe es mit dem Hausmittel probiert. Nach einer Woche sah die Linse so aus:

    Momentan bin ich noch am Warten, bis der Kleber sich endlich auflöst. Danach wird vorraussichtlich mit Canada-Balsam geklebt. Eine Frage hätte ich aber an der Stelle: Könnt ihr mir eine Schwarze Farbe empfehlen, die sich in Iso-Propanol nicht löst? Die schwarze Lackierung der Linsen hat sich gelöst und ich werde sie erneuern müssen.
    Hallo,
    eine kleine Anmerkung zum Umgang mit DMSO und NMP: beide Lösungsmittel sind in der Lage die menschliche Hautschranke zu durchdringen, heißt: gerade DMSO gelangt ziemlich ungehindert in den Blutkreislauf. DMSO als solches ist nicht giftig, wird sogar in diversen Arzeneicremes verwendet um eben Arzeneistoffe (z.B.: Diclofenac) schnell in das lokale Gewebe zu bringen, aber leider auch jede andere zufällig gelöste Substanz wie hier gelöste Kleber Moleküle... Gummihandschuhe helfen da nur wenn man mindestens ein Paar Baumwollhandschuhe darunter trägt...
    NMP ist mittlerweile selbst als gesundheitsschädlich gelistet.
    Aceton und Isopropanol sind zwar etwas langsamer in der Lösekraft aber nicht so leicht die Haut durchdringend.
    Grüße
    Michael


  15. #9
    Spitzenkommentierer Avatar von Anthracite
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    Zitat Zitat von Jan Böttcher Beitrag anzeigen
    Aber ansonsten gibt es zwei Aspekte die einen Mann motivieren können, morgens aufzustehen [...]: Selbstwirksamkeit und Sex.
    So wie ich euch kenne, fällt das alles hier in die zweite Kategorie. (schnell weg bevor ich Ärger kriege)

  16. 2 Benutzer sagen "Danke", Anthracite :


  17. #10
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    Standard

    Hallo zusammen,


    meine 2 Cent dazu...

    Wieso habe ich schon ungezählte Stunden mit dem Zerlegen, reparieren, Restaurieren, Säubern und Zusammensetzen von Objektiven verbracht,
    die teilweise keine 10 Euro wert sind?

    Ganz einfach, weil mich der Erfolg einer jeden solchen Aktion mit einer tiefen, geradezu diebischen Freude erfüllt hat und weil ich sagen konnte:
    "yes I can".

    Also in diesem Sinne viel Erfolg mit der Reparatur der verkitteten Linsengruppe und ich hoffe Du hältst uns auf dem Laufenden.

    Übrigens möchte ich Michael beipflichten, also sei bitte vorsichtig mit allzu aggressiven und/oder giftigen Lösungsmitteln.


    LG, Christian
    Geändert von gladstone (20.03.2024 um 15:32 Uhr)

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