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Thema: Hasselblad Magazine - Lichtdichtungen erneuern und funktionen testen

  1. #1
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Standard Hasselblad Magazine - Lichtdichtungen erneuern und funktionen testen

    Kommen wir im zweiten Beitrag zur Erneuerung der Lichtdichtungen der Hasselblad Magazine.

    Im Internet gibt es diverse Anleitungen, wie man es macht... fertig zugeschnittene Lichtdichtungs-Sätze haben zumeist auch eine Anleitung dabei.

    Da es dabei aber zu zwei bzw. drei kleinen "Fallstricken" kommen kann, möchte ich hier in Bildern zeigen, worauf man achten sollte... abseits davon, das man schlicht "Schaumstoff wechselt"...

    Zunächst einmal wird die mit insgesamt 9 Schrauben am Magazin befestigte Platte mit der Seriennummer abgeschraubt und die Schrauben der Reihe nach so vor sich ausgelegt, wie sie saßen.

    Auch wenn auf dem ersten Blick die Schrauben gleich lang aussehen, sind aufgrund einer anderen Befestigungsart der gleich gezeigten Platte bei den C12 Magazinen mit einer längeren Schraube gegen die Magazinseite verschraubt... also bitte beachten, sonst muss das erst mühsam wieder auseinander gebaut werden um sich klar zu machen, wo die lange Schraube des C-Magazins hingehört !!!

    IMG_8506.JPG

    Unter der Abdeckplatte sieht es dann so aus...

    Hier ist noch eine mehr oder minder brauchbare "Original Dichtung" sichtbar.

    dichtung-original-eingelegt.jpg

    Diese setzt sich aus zwei Teilen zusammen:

    1.

    Eine 0,1mm dicke , gefalzte Plastikfolie in schwarz, oberer Teil im Bild

    dichtung-und-plaste.jpg

    2.
    ein auf einem gebogenen Folienträger verklebter Schaumstoffstreifen aus offenporigem Schaumstoff in 2,5mm Stärke.

    Dichtung-original-schaumstoff.jpg


    Zur Erklärung:

    Der gefalzte Plastikstreifen ist die eigentliche Abdichtung gegen das Licht, dass durch den Schieberkanal eindringen könnte.
    Der gebogene, metallene Folienträger mit dem verklebten Schaumstoffstreifen sorgt nur für den Andruck der Folie... weshalb er eigentlich auch durchgängig aus Schaumstoff hätte hergestellt sein können.

    Durch die Biegung des Metalls auf dem der Schaumstoff aufgebracht ist, wird lediglich durch seine partielle Nachgiebigkeit ein einschieben der Darkslide = dem Schieber mit geringerem Widerstand erreicht.

    In den Lichtdichtungssätzen die im Internet erhältlich sind, wird aus dem Grunde ein entsprechend dickerer, offenporiger Schaumstoff genutzt, der mit 5mm dicker ausfällt, als das nur 2,5mm dicke Original. Man spart sich so diesen Alu-Blechunterbau...

    Hier nochmal ein Bild davon...

    5mm-schaumstoff-neu.jpg

    Von der Funktion her das Gleiche und ich hab bislang kein Problem mit den Lichtdichtungsset gehabt.

    Es gibt aber noch eine weitere Stelle, an der ein zusätzlicher "Lichtschutz" eingebaut ist... auf der Rückseite der soeben abgenommenen, mit den 9 Schrauben befestigten Platte...

    gewebebanddichtung-nah.jpg

    Diese Dichtung dient dazu, das abgenommene Magazin auch lichtdicht gegen ein seitliches Eindringen an der Darkslide zu machen und gleichzeitig die Darkslide= den Schieber zu säubern, der ja auch im Laufe der Zeit diverse male mit Fingerfett und verunreinigungen in Berührung kommt.

    Diese Gewebedichtung ist in der Regel aber unkritisch... sie muss gereinigt werden... und sollte sie sich gelöst haben, so kann man sie mit dem in den Sets mitgelieferten sehr dünnen Schaumstoffstreifen, die dafür geschlossene Poren haben, also recht starr sind, ersetzen...

    Hab das aber bisher nur bei einem von mittlerweile 11 überholten Magazinen machen müssen, wo sich diese Gewebedichtung zerfaserte.

    Soweit denke ich, sind die Schritte klar.

    Kommen wir nun zu den Fallstricken über die man stolpern kann.

    Beim Austausch der Lichtdichtungen sollte man aufpassen, dass unterhalb der abgenommenen Platte befindliche Teile in Position bleiben... leider kommt es aber immer wieder vor, dass sich
    Teile aus der vorgesehenen Halterung lösen oder Dinge verspringen auf dem Tisch.

    Daher ist es wichtig zu wissen, wo da die einzelnen Dinge sind, die man wieder anbringen muss, damit das Magazin nach dem Tausch der Lichtdichtungen wieder einwandfrei arbeitet.

    Beginnnen wir mit der mechanischen Sperre, welche bei eingelegtem Darkslide-Schieber die Kamera blockiert und damit ein Auslösen verhindert in einer kleinen Sequenz von Bildern

    ausloeserblockierung.jpg

    Man sieht hier den Bereich, wo diese Auslöseblockierung stattfindet... links im unteren Bereich des Magazins mit einer Wippe, die mit einer kleinen Feder vorgespannt wird und die nur am Drehpunkt mit einem Loch in den Gegenpin am Magazinboden greift...

    Und das passiert, wenn die Darkslide eingeschoben wird...

    ausloeserblockierung2.jpg

    Man erkennt deutlich, wie sich die Wippe beim Einschieben der Darkslide bewegt und das linke "Loch" schließt. Das ist das Signal an die Kamera, hier nicht mehr auszulösen, weil das Gegenstück an der Kamera nicht in die nun verdeckte Nut eindringen kann.

    ausloeserblockierung3.jpg

    Diese Wippe kann jederzeit wieder unter die Federvorspanung gesetzt werden... für das letzte Foto hatte ich sie aber deaktiviert (die Feder abgehängt), damit die Wippe während der Aufnahmen an ihrem Platz verbleibt.

    Dafür ist also dieses Teil im Magazin zuständig..

    Der zweite, wichtige Teil ist die notwendige Blockade beim Magazinwechsel, wenn kein Schieber eingesetzt ist.

    Damit sich ein Magazin nicht ohne eingelegten Schieber von der Kamera nehmen läßt und damit der Film ruiniert wäre, gibt es im HaBla Magazin eine weitere, wichtige Sperre...

    Die Blockade des Verriegelungsknopfs...


    Ziemlich "filigran" sorgt ein kleiner, extrem dünner Hebel/eine Wippe dafür, dass der Ver- oder Entriegelungs- Knopf erst bei eingelegtem Magazinschieber soweit aufgeschoben werden kann, dass das Magazin von der Kamera entfernt werden kann...

    abnahmesperre.jpg

    Wie man in dem Bild sehen kann, ist diese zarte Wippe dafür zuständig, zu ertasten, ob ein Magazinschieber eingeschoben ist, oder nicht.

    Ist er nicht eingeschoben, blockiert der Hebel/die Wippe ein ebenso schmales Gegenstück an der Verriegelungsplatte und schon kann der Verriegelunsknopf nicht mehr so weit verschoben werden, dass das Magazin von der Kamera abnehmbar wäre... er wirkt dann wie ein Schiebeweg-Begrenzer, weil er sich der Schiebeplatte mit ihrem dünnen Arm am Ende "entgegenstellt"

    Sobald der Schieber ins Magazin gesteckt wurde, wird - genau wie im erstgenannten Mechanismus - dieser Hebel in die obere (mit den beiden Auf-Ab-Pfeilen angedeutete Richtungen" verdrängt und gibt so bei eingeschobenem Schieber den vollen Weg der Entriegelung frei. Das Magazin kann in der oberen Stellung dann von der Kamera gelöst werden.


    Diese beiden Wippen/Hebel sind also die Ursache, wenn ein Magazin auch ohne eingeschobene Darkslide von der Kamera getrennt werden kann und den Film unbrauchbar machen würde, oder im zweiten Fall das Magazin sich trotz eingeschobener Darkslide nicht mehr von der Kamera trennen kann...(dann allerdings wird es kompliziert, weil das gesamte Magazin an der Kamera hängend zerlegt werden muss).
    Also bitte, bitte unbedingt auf diese Hebel aufpassen !

    Wenn trotz korrekt eingelegtem Film, gezogener Darkslide, einwandfrei geladenen Akkus der Kamera, Rückstellung des Filmzählwerks bei den alten Magazinen wo die Gegenbewegung noch erforderlich ist, die Kamera nicht auslösen will, so sollte man immer auch in Betracht ziehen und prüfen, ob sich dieses unten rechts befindliche Loch mit dem einschieben der Darkslide= des Schiebers - auch ordnungsgemäß öffnet und schließt, wie ich es in den Bildern weiter oben angedeutet habe.

    Insgesamt also ein mit frischen Lichtdichtungen ausgestattetes Magazin immer auf diese Grundfunktionen testen, um später keine unangenehmen Überraschungen zu erleben, denn entweder verliert man einen eingelegten Film oder im schlimmsten Fall bekommt man ein Magazin nicht mehr von der Kamera.... also immer testen danach.



    Beim Wiederzusammenbau ist noch auf die Andruckplatte zu achten...

    andruckplatten.jpg

    Das Magazin hat zwei davon, die mit der gewölbten Seite so wie im Bild nach oben in den Aussparungen sitzen sollten. Beim Montieren der abgenommenen Platte mit den 9 Schrauben, unbedingt darauf achten, dass die Dinger korrekt sitzen. Wer zu sehr "zittert", kann auch einen winzigen Tropfen Kleber oder Fett nutzen, die Dinger am korrekten Platz zu halten. Bei Hasselblad waren die Dinger ab Werk eingeklebt, jedoch ist über die Jahre und Jahrzehnte der Kleber einfach nur noch irgenein Gummiuntergrund und nichts, was noch kleben würde...


    Abschließend noch für diejenigen, die sich selbst solche Dichtungen herstellen wollen und können, hier die Maße in einem Bild..

    Die Stärke des Plastik ist mit 0,1mm anzusetzen... die Maße sind hier im Bild eingezeichnet... offenporöser Schaumstoff in 5mm x 5mm tut es.

    bemassung.jpg

    Sehe grad, das letzte, leider nicht eingetragene Maß beträgt 66mm... für das untere Rechteck der Vorlage.

    Zum Abschluss vor dem Wiederaufsetzen und Verschrauben der Platte also unbedingt darauf achten, dass diese Hebelchen/Wippen und die Abstandsbleche allesamt vorhanden und ordnungsgemäß verbaut sind.
    Die Funktionen wurden erklärt, so dass selbst bei diesen beiden Wippen und den Federn kein Problem mehr auftauchen sollte.

    Beim Wiederzusammenbau ist zunächst die Darkslide zu Hilfe zu nehmen... um die Lichtdichtung nieder zu drücken... dann wird die Platte wieder aufgelegt... und die insgesamt 9 Schrauben verschraubt. Hilfreich ist ein magnetisierter Schraubendreher oder Fett, mit der die Schraubenköpfe am Schraubendreher kleben bleiben, denn die zweite Hand drückt die Darkslide auf der Dichtung nieder, so dass man eigentlich eine 3. Hand bräuchte...

    darkslide1.jpg


    > Fortsetzung folgt... nächstes Kapitel.. die Spiegeldämpfer. an der Kamera
    Geändert von hinnerker (05.01.2019 um 09:12 Uhr)
    Canon EOS 5D MKIII, 5D MKI, Canon 1D MK IV, Sony A7, NEX7, A7 II.. und viele, viele feine Objektive aus dem Altglas-Container..

  2. 9 Benutzer sagen "Danke", hinnerker :


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