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Thema: Hasselblad Magazine - Unterschiede und Reparaturen

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    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Standard Hasselblad Magazine - Unterschiede und Reparaturen

    Unterschiede der Magazin-Reihen C12 zu A12

    Wie bei allen Dingen, die über die Jahre stetig verbessert werden, sind auch die Magazine der Hasselblad 500er Reihen einigen Veränderungen unterworfen gewesen.
    Die Hasselblad Magazine sind mit zunächst kaum sichtbarem, hohem mechanischen Aufwand gebaute Wunderwerke und werden zu recht auch heute noch recht teuer auf dem Gebrauchtmarkt gehandelt.

    Zunächst möchte ich anhand von Bildern und schriftlichen Ausführungen die Besonderheiten der beiden wohl wichtigsten Magazine herausarbeiten, damit klar wird, wo Gemeinsamkeiten der verschiedenen Baureihen vorhanden sind und wo die Unterschiede liegen.

    Erwischt man günstig ein gebrauchtes Magazin, sollte man wissen, wie man es zeitlich den Baureihen zuordnen kann, wenn Ersatzteile notwendig werden oder wie man sich mit ein wenig handwerklichem Geschick behelfen kann, die Dinge wieder ins Laufen zu bekommen.

    Ich beschränke mich zunächst auf die 120er Magazine, weil es nur noch sehr selten (bis gar nicht mehr) Rollfilme in 220er oder gar Meterwaren-Konfektionierung gibt, wie sie z.B. für die alten 70er Magazine noch genutzt wurden. Auch gehe ich in Ermangelung eines neueren Magazins der E-Reihe nicht auf diese ein, sondern bleibe bei den wohl meistverkauften Typen.


    --------


    Grundsätzlich unterscheiden sich die Gehäuse der Magazine für den Laien auf den ersten Blick recht wenig voneinander… sie sind aber auch in den neueren Versionen „abwärtskompatibel“ geblieben.

    Dies bedeutet, man kann ein Hasselblad C12 Magazin genauso wie ein A12 oder E12 Magazin an einer Hasselblad 500 einer beliebigen Baureihe verwenden.


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    C12_A12-aussen.jpg


    Erst die nähere Betrachtung macht die Unterschiede deutlich:



    Ein altes C12 Magazin der ersten Kameras verfügt einige Besonderheiten, an denen man sein Alter schon von außen erkennen kann:

    1. Der Entriegelungsknopf eines alten Magazins trägt ein großes V wie Viktor eingraviert

    Entriegelung-C12.jpg

    Im Unterschied dazu besitzt ein neueres Magazin einen Entriegelungsknopf mit einer aufgedruckten Zahl... also 12 für ein A12er oder 24 für ein A24 Magazin...

    Entriegelung-A12.jpg

    2. Das C12 der ersten Kameras besitzt hinter einer runden , wegklappbaren Filmmerkscheibe


    c12filmmerker.jpg

    ein rundes „Guckloch“, durch das hindurch die Markierungen auf dem Filmpapier beim manuellen Vorspulen des Films beobachtet werden, bis die auf jedem Rollfilm aufgedruckte "1" sichtbar wird. Dann ist gewährleistet, dass im eingesetzten Filmhalter der Anfang des Filmstreifens auf dem Papierträger erreicht ist (bei 120er Rollfilm).

    Guckloch.jpg

    3. Die C12 Magazine besitzen keine Plastikkurbel ab Werk sondern zum „Vorspulen des Films im Magazin wird ein klappbarer, halbrunder Bügelclip benutzt.

    verriegelungaussen.jpg


    Da das Herausklappen mit den Fingernägeln sehr unpraktisch war, ging man dazu über, eine extern an diesen Klappbügel fest zu schraubenden Plastikkurbel als Zubehör anzubieten.

    alte-Kurbel.jpg

    Mit dem A12 Magazin kam dann die neue Plastikkurbel, die sich schnell etablierte...

    A12-Kurbel.jpg


    Kennt man diese Merkmale, kann man auch recht schnell erkennen, ob ein Magazin noch im Originalzustand ist, oder ob Teile ersetzt oder gar ein Magazin aus Teilen verschiedener Baureihen zusammengefügt wurde.

    ---------------

    Im Inneren der C12 Magazine wurde für das Guckloch eine lichtdichte Konstruktion benötigt, die dafür sorgt, dass auch nach dem Verriegeln des Filmeinsatzes im Magazin kein Licht auf den Film kommen konnte.

    Hier sieht man die Konstruktion des C12 Guckloch Magazins an der Rückwand innen...
    Verbindung-guckloch-zur-Filmplatte.jpg

    Dieser „Guck-Kanal“ für die Beobachtung der Filmpapier – Beschriftungen auf der Rückseite is technisch gesehen ein langer Konus, der sich durch das gesamte Magazin schieben musste, bis an die Rückseite der Filmbühne, die deshalb ebenfalls ein Loch aufweisen musste um die auf der Rückseite des Papierträgers aufgedruckten Markierungen und Zahlen sehen zu können.
    So griffen dann die Teile Filmhalter und Magazin ineinander.

    Verbindung-guckloch-zur-Filmplatte2-eingeschoben.jpg

    Sehr schön erkennt man im Bild, wie der Guck-Konus durch eine Aussparung hindurch mit der Rückwand zusammengleiten wird.

    Im nächsten Bild sieht man, wie der Guck-Kanal bis auf die Rückseite der Filmandruckplatte herunterreicht..

    filmandruckplatte-C12-gucki.jpg



    Diese an die Rückwand eines C12 Magazin genietete Verbindung/Abdichtung zum Filmhalter ist einer der Gründe, weshalb später die A12 Filmeinsätze nicht mehr in die C12 Magazine passten, aber angepasst werden konnten, wenn man die Deckel eines C12 Einsatzes umsetzte oder ganz wegließ. Die an die Rückwand genietete Abdichtung war dem Filmeinsatz schlicht im Wege...

    Hier ein Bild von beiden Abdeckplatten... links die C12 Version mit der Aussparung, rechts die A12 Version. Schraubt man nun A12 Abdeckung herunter, so kann selbstverständlich der Filmhalter auch in einem alten C12 Magazin verwendet werden. Man muss dann lediglich noch die silbernen Laschen wieder anschrauben (6 Schrauben lösen und die silbernen Bleche wieder anschrauben).

    Einsatz-C12_A12-unterschiede.jpg

    Hier noch einige Blicke unter die Filmandruckplatte und einige mechanische Dinge...

    Blick unter die abgenommene Filmandruckplatte... mit aufgelegtem Federblech, der die Filmbühne andrückt um den Film plan zu halten.
    Zu sehen ist auch eine lange Stange... das ist die Magazinverriegelung.

    federblech-unter-Filmbuehnenandruckplatte.jpg

    Die Magazinverriegelung wird auf der einen Seite mit dem äußeren Knopf über ein Drehgelenk bzw. eine lange, drehbare Achse verbunden...

    verriegelung-innen.jpg

    und auf der anderen Seite dieser langen Achse sitzt ein Teil mit Mehrfachfunktion...

    1. Verriegelung des Halters im Magazin... Hierzu rutscht der Filmhalter in einen spitzen, konischen PIN im Magazin und der Hebel zieht sich in eine NUT in diesem PIN

    verriegelungs-im-Filmhalter-im-Magazin1.jpg

    verriegelungs-im-Filmhalter-im-Magazin.jpg


    2. Freigabe und Andruck der Filmführung beim Einlegen eines Filmes

    filmbuehne-C12-unmontiert.jpg

    Um den Film sauber zu führen und ihn beim Einlegen in den Filmhalter fixieren zu können, hat jeder Andruckplatte einen vorgespannten Zusatz für die "Klemmführung" auf der Rückseite der Platte montiert..

    klemmfuehrung-hinter-Filmandruckplatte.jpg


    Und damit ist auch die zweite Funktion dieser langen Achse geklärt... mit der unteren Nase verriegelt sich der Filmhalter-Einsatz im Magazin und gibt mit der oberen Nase dann die Klemmführung für den Film wieder frei nach der Verriegelung des Halters.

    klemmung-und-verriegelungsseite.jpg

    Der abgewinkelte Teil im vorletzten Bild muss bei einer erneuten Montage oder einem Wechsel der Filmandruckplatte unbedingt in diese Aussparung der Verriegelungsachse, damit diese Mimik wieder funktioniert.



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    Wie wir hieraus gelernt haben, musste am C12 Magazin der Filmanfang beobachtet und das Bildzählwerk manuell synchronisiert werden, in dem der Vorspulknopf mit einer gegen den Uhrzeit gerichteten Bewegung den Bildzähler auf den Wert 1 zurücksetzte, unabhängig davon auf welcher Zahl das Bildzählwerk bei Entnahme des Filmhalters stand. Wurde das Bildzählwerk nach Einsetzen des Filmhalters nicht auf 1 zurück gestellt durch die Gegenbewegung, konnte die Kamera nicht ausgelöst werden. Eine mechanische Sperre verhinderte die Auslösung solange, bis das Zählwerk auf 1 synchronisiert wurde.

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    Die A12 Magazine beendeten diese bei alten C12 manuell vorzunehmende Synchronisierung mit dem Bildzählwerk bei Erreichen des ersten Bilds. Die mechanische Sperre und das umständliche Handling aus Guckloch – Beobachtung und Synchronisation des Zählwerks mit der Gegendrehbewegung um den Bildzähler auf das erste Bild einzustellen waren ein „Dauer-Ärgernis“, weil sehr oft in hektischen Situationen genau diese Aktivierung des Bildzählwerks vergessen wurde und der Fotograf sich wunderte, weshalb die Kamera nicht auslöste.

    Dies kostete wertvolle Zeit…

    Aus diesem Grunde erfuhr die nächste Generation der Hasselblad Magazine mit der Bezeichnung A12 die wohl wichtigste Änderung… das automatischen Einrasten des Bildzählwerks bei Erreichen einer bestimmten Anzahl von Drehbewegungen der Vorspulkurbel, die nun auch als „Kurbel“ ausgeführt war und nicht separat zugekauft werden musste.

    -

    A12-Kurbel.jpg

    Dazu wurde der Film beim Einlegen und Vorspulen in den Filmhalter mit einer auf dem Papier aufgedruckten Pfeil-Markierung auf einen am Magazin Einsatz aufgedruckten Index ausgerichtet.

    A12-index-filmhalter.jpg

    Danach wurde der Filmhalter ins Magazin eingesetzt und mit der Vorspulkurbel so lange vorgespult, bis mechanisch ein kleiner Sperrhebel das weitere Vorspulen begrenzte. In der Regel erschien dann nach ca. 6 Umdrehungen im Zählwerkfenster die „1“, also das erste Bild des Films war an der richtigen Stelle.

    Die Transportmechanik der Kamera übernahm dann die Freigabe nach erfolgter Belichtung, so dass das Filmzählwerk mit jedem erneuten Aufzug der Kamera um genau ein Bild im Zählwerk weiter gezählt wurde. Ein ziemlich komplexer Vorgang aus Zahnradbewegungen im Magazin und dem Aufzugszahnrad der Kamera.

    Beim A12 Magazin entfiel also das „Guckloch“ mit der Filmmerkscheibe… die beim C12 Magazin dazu diente, dem Fotografen die Art des Films und die Filmempfindlichkeit einzustellen um bei Nutzung mehrerer Magazine sowohl den Typ (also ob schwarz – weiß Negativ oder Farbnegativ oder Diafilm) als auch die Empfindlichkeit zu erkennen.

    Beim A12 Magazin verzichtete man – auch weil das „Guckloch“ nicht mehr gebraucht wurde – vollends auf diese mechanisch beim Laden des Films einzustellende Erinnerungshilfe und baute stattdessen einen klappbaren Mechanismus an das Magazin, in den die abgerissene Filmlasche der Verpackung des Films eingeklemmt wurde. Es verblieb nur noch ein einzustellender Drehkranz auf dem der Fotograf nur noch – falls nicht auf der Papplasche der Filmverpackung ersichtlich, die Empfindlichkeit einstellen konnte.

    filmmerkscheibe-A12.jpg

    Die Filmeinsätze veränderten sich dagegen kaum. Das beim A12 nun nicht mehr benötigte Loch in der Filmandruckplatte (wie noch beim C12 erforderlich) verschwand.
    Zudem wurde in neueren Versionen der Magazine ein Mechanismus eingebaut, der hinter den Führungsblechen des Filmes einen den Wickelzustand der Filmspulen abtastete und nach aussen in ein kleines Fenster führte, so dass man ungefähr auch abschätzen konnte, ob das Magazin ob ein Film schon zu Teilen belichtet war. Diese Mechanik findet sich unterhalb der Filmandruckplatte und führt unter die silberfarbenen Bleche der Filmführungen links und rechts...

    Da ich aber hier nur einen riesigen Fundus an Ersatzteilen von C12 Magazinen und Kamerateilen habe, konnte ich die Bilder nur aus diesen C12 Alt - Teilen nachbilden und wollte dafür kein neues Magazin zerlegen.

    magazinteile-grober-ueberblick.jpg

    schlachtungsteile.jpg

    Dieser Fundus reicht bis zu einer vollständig zerlegten 500 EL/M, bei der Spiegelmechanismus und Motorblock das zeitliche segneten... so kann dann auch das Innenleben der 500er später in Bildern gezeigt werden... z.B. wenn es in einem weiteren Thema um den Tausch/die Erneuerung der Spiegeldämpfer gehen wird, denn durch die zerlegte Kamera läßt sich so einiges Zeigen, was normal kaum in Bildern sichtbar gemacht werden kann, weil es sich in der Kamera hinter Abdeckblechen verbirgt oder man nicht mit der Kamera in den Spiegelkasten kommt um Bilder zu machen.

    schlachtfest-III.jpg

    Dieser Fundus gibt mir die Möglichkeit, sowohl die Teile eines Magazins, als auch den von motorisierten 500 EL/M/X Kameras zu zeigen und an all meinen inzwischen 5 oder 6 Magazinen selbst Service zu machen, sollte mal irgendwas nicht wie gewünscht funktionieren.

    Im nächsten Teil geht es um die Lichtdichtungen und die Funktionen des Magazins bzw. der Kopplung Magazin und Kamera, die für das Ansetzen und Abnehmen des Magazins verantwortlich sind.
    Diese Funktionen sind oftmals ziemlich undurchsichtig und es wird anhand von Bildern und Beschreibungen gezeigt werden, wie sich dies bei alten und neuen Magazinen verändert hat und wenn mal etwas nicht so funktioniert wie gewünscht (z.B. wenn sich ein Magazin trotz herausgezogener "Darkslide", also dem Schieber von der Kamera trennt...

    Hier weiterlesen über die Lichtdichtungen und die Fallstricke beim Wechseln, Funktionen einfach erklärt... https://www.digicamclub.de/showthrea...l=1#post279218
    Geändert von hinnerker (05.01.2019 um 08:58 Uhr)
    Canon EOS 5D MKIII, 5D MKI, Canon 1D MK IV, Sony A7, NEX7, A7 II.. und viele, viele feine Objektive aus dem Altglas-Container..

  2. 8 Benutzer sagen "Danke", hinnerker :


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