Hier kommt mal wieder die Vorstellung eines zweckentfremdeten und an die Sony A7 adaptierten Röntgenobjektivs:
Das Rodenstock XR-Heligon 1:1,1 f=75mm
Wie üblich muss man auch bei diesem Röntgenobjektiv etwas Kreatitivität aufbringen, um es fokussierbar an eine Digitalkamera zu bringen. Allerdings ist das Rodenstock 1.1/75 in dieser Hinsicht relativ harmlos. Ich musste an der Rücklinsenfassung gar nichts verändern und nur den hinteren Teil des Tubus um etwa einen Millimeter "verschlanken" um das Objektiv in einen fokussierbaren Adapter OM/NEX einsetzen zu können. Eine Fokussierung ist damit vom Makrobereich bis unendlich möglich. Allerdings wird der KB - Sensor nicht voll ausgeleuchtet, sondern es bleiben vignettierte Ecken unbelichtet.
Ein paar technische Daten:
Kameraseitiger Anschluss: nicht definiert, Durchmesser der Rücklinse ca. 30mm
Gewicht incl. Adapter: ca. 870 g
Gesamtlänge: ca. 99 mm
Durchmesser Frontlinse: 69 mm
Blende: f/1.1 nicht abblendbar
Details zum optischen Aufbau unbekannt
Hier erst mal ein unbeschnittenes und unkorrigiertes Bild am KB -Format, das den belichteten Bildkreis und das erhebliche Ausmaß der Randunschärfe und Verzeichnung zeigt:
Wenn man das Bild nachträglich entzerrt, bleiben auch etwas weniger große vignettierte Ecken übrig, aber ganz verschwinden sie nicht. So sieht das dann aus:
Diese Bearbeitung habe ich mir in LR als Objektivprofil für das Heligon 1.1/75 hinterlegt. Alle folgenden Bilder sind damit entzerrt.
Im Makro-/Nahbereich ist die Vignettierung fast nicht mehr vorhanden. Allerdings scheint dort nicht unbedingt die Stärke des Objektivs zu liegen. Wobei sich natürlich grundsätzlich die Frage stellt, ob es sinnvoll ist, mit Blende 1.1 im Nahbereich zu fotografieren und bis auf einen halben Millimeter Schärfentiefe alles in Bokehbrei zu ertränken:
Vor allem intensives Koma ("Glühen") überzieht alle Kontrastkanten, die nicht absolut präzise im fokussierten Bereich liegen. Hier ist das ganz gut zu erkennen:
100%-Ausschnitt
Richtig interessant wird das XR-Heligon im mittleren Entfernungsbereich, für Portraits oder sogar eher noch Halbportraits. Da ist die Schärfe im mittleren Bildbereich völlig ausreichend für normale Bildschirmauflösungen und der Hintergrund kombiniert ein schönes, weiches Bokeh mit einem deutlichen aber nicht zu wilden Swirl in den Randbereichen:
Auf große Entfernungen (unendlich ist wie gesagt an der A7 erreichbar) ist ein nicht abblendbares so lichtstarkes Objektiv naturgemäß weniger interessant, zumal dann die Vignettierung auch immer deutlicher wird. Aber der Vollständigkeit halber auch davon ein Beispiel:
100%-Ausschnitt:
Überraschenderweise scheint das Objektiv eine relativ geringe Neigung zu Flares zu haben und kommt mit Gegenlichtsituationen ganz gut zurecht. Insofern nutze ich es ganz gerne auch bei Konzerten, um die ein oder andere stimmungsvolle Aufnahme auch bei ungünstiger Beleuchtung zu machen:
Aufgrund der vergleichsweise leichten Adaptierbarkeit und der durchaus brauchbaren optischen Ergebnisse kann ich das XR-Heligon 1.1/75 insofern durchaus empfehlen als Einstieg in das Thema Röntgenobjektive für neugierige Bastler.