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Thema: Zoll – einmal richtig zum abfrusten

  1. #1
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    Böse Zoll – einmal richtig zum abfrusten

    Ein lieber Freund aus USA hatte mir ein Angebot gemacht, das ich nicht abschlagen konnte: er wollte mir alle Teile eines Fehlkaufes, die er nicht brauchte, schenken. Es waren Zubehörteile zur Praktina: ein auf "Infrarot" umgebautes Flektogon, stark müffelnd und trübe (das hatte er mir so geschildert), ein Feder-Motor, kaum gebraucht, aber korrodiert, ein Prismensucher mit Pünktchen im Spiegel sowie zwei Praktina-Kartons samt Bedienungsanleitung (in English) – ebenfalls stark müffelnd.

    Gegen Übernahme der Versandkosten (46 USD) wäre alles "mein".

    Fein!

    Ich hatte nicht mit dem Zoll gerechnet

    Dort ließ man mich heute Morgen erst mal alles schön auspacken. Ich reichte eine Kopie der Mail-Korrespondenz dazu, aus der hervorging, dass ich ein glücklich Beschenkter war.

    Beim Zoll hatten sie heute einen schlechten Tag, vermute ich. Die beiden fleißigen Beamten warfen erst mal eBay an und suchten nach den von mir erhaltenen Artikeln (siehe oben). Und tatsächlich: solche Teile findet man auch bei Händlern, die dafür Mondpreis verlangen. Das wurde addiert, meine Versandkosten dazugerechnet und hopps! ich sollte über 50 EUR Einfuhrsteuer zahlen.

    Beim besten Willen, selbst wenn ich mir das schönsaufe: das ist der Kram nicht wert. 34 EUR Versand und noch mal 53 EUR – ON TOP!

    Ich versuchte noch kurz, zu argumentieren, dass das bei eBay reine Fantasiepreise seien (man möge doch bitte auch nach "verkauften" Artikeln, also realen Preisen suche!!), das Paket nur Bastelware enthält und ZU RECHT als Geschenk mit Wert 10 USD deklariert war: aber keine Chance. Der freundliche Beamte meinte sogar, dass das Flektogon vielleicht sogar noch mehr wert sein könne: Infrarot! Man wisse ja nicht.

    Also verweigerte ich die Annahme, schieße 46 USD Lehrgeld in den Wind und gehe mit leeren Händen wieder nach Hause …

    Ohne die müffelnde Kiste.

    Die geht jetzt wieder auf eine lange, lange Reise Richtung Seattle …
    … und dort wird die Annahme verweigert … und geht wieder auf die lange Reise … und hier wird die Annahme verweigert …

    (oder die Kiste wird gesprengt. Ich hatte – ich kann’s nicht lassen – den Federmotor aufgezogen. Ob da wohl ab und an ein leises "Surr" oder "Tick tick" aus der Kiste dringt?? Hehehe ...)
    Geändert von praktinafan (23.12.2013 um 13:04 Uhr)

  2. #2
    Spitzenkommentierer Avatar von OpticalFlow
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    Mein Beileid.

    Ich durfte einmal zum Zoll, seit ich wieder in DL wohne. Wegen eines Helicoid-Adapters, der kaputt war. Der Haendler schickte mir auf Kulanz einen neuen umsonst zu (aus Hong-Kong). Sowas geht natuerlich gar nicht - obwohl ich den defekten Adapter zum Zoll mitgenommen hatte und auch dort haette im Austausch zerstoeren lassen koennen.

    Also erstmal zwei Din A4 Seiten mit Formularen von Hand ausfuellen. Dann wurden diese Seiten eingetippt. Dann wurde eine Art Zahlungsbescheid ausgedruckt. Mit diesem durfte ich dann in eine andere Abteilung zum Bezahlen laufen (die nicht besetzt war, es war ein Schild da "bin kurz weg"). Irgenwann kam dann der zustaendige Beamte von seiner Zigarttenpause zurueck (man konnte es riechen). Dort durfte ich dann bezahlen. Die Positionen auf dem Zahlungsbescheid wurden dann noch einmal haendisch in eine Quittung uebertragen. Damit wieder zurueck zum ertsten Buero. Nochmal Formulare. Dann wurde mir der Adapter ausgehaendigt.
    Bezahlen musste ich 13 EUR.

    Dafuer gingen dann ca. 25 minuten Beamtenzeit drauf und fuer mich mit An- und Abfahrt ca. 90 minuten.
    Das Ding lag ueberigens laut Tracking der Post ueber 5 Wochen auf dem Zoll bevor ich einen Brief von denen erhielt.
    Manchmal wuenscht man sich doch eine Freihandelszone.

  3. #3
    Ist oft mit dabei Avatar von Kai E.
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    Das tut mir echt Leid für dich, Willi :(

    Aber das scheint typisch Zoll zu sein. Haben keine Ahnung, wissen aber alles besser...
    Dass die eBay als Referenz zu Wertermittlung einer Ware nutzen dürfen finde ich ohnehin etwas merkwürdig. Da darf doch eh jeder verlangen was er will.
    Realistische Preise stehen in entsprechenden Katalogen und nicht auf einem Internetflohmarkt...

    Und wenn man denen dann mal was erklären möchte, wird man direkt abgeblockt, gern mit dem Hinweis, dass die Beamten sich mit der Materie nicht auskennen.
    Wenn die Herrschaften sich aber nicht auskennen, können sie doch die ganze Sache eh nicht beurteilen. Somit dürften sie meiner Auffassung nach eigentlich auch keine nachverzollung verlangen.
    Das ist so ein typischer Fall von "Ich hab zwar keinen blassen Schimmer, aber ich sag mal einfach einen Zahl an..."

    Das ist einer der Gründe, warum ich generell ungern außerhalb der EU bestelle. Einfach zu viele Milchbrötchen im Staatsdienst...
    Beste Grüße,
    Kai

  4. 3 Benutzer sagen "Danke", Kai E. :


  5. #4
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Immer das Gleiche mit den Zoll-Pappnasen...

    Meine Anteilnahme sei Dir gewiß... bei denen ist ohnehin Hopfen und Malz verloren, denn die interessiert eigentlich nur eines... Hand aufhalten und als deutscher "Staatsdiener" pünktlich zur Stempeluhr und in den heimischen Garten zu kommen. Sich möglichst nur einmal im Monat bewegen... zur Lohnauszahlung.

    Ansonsten beobachte ich bei denen eigentlich immer nur kollektives Internetsurfen und Langeweile. Hauptberuf = Menschen das Leben schwer machen...

    Wenn ich mir vorstelle, was diese unproduktiven "Beamten" den Steuerzahler jedes Jahr kosten... mir wird immer übel bei den kumulierten Zahlen kollektiven Unverstandes.
    Am tollsten war es in der Zollstation meines letzten Wohnorts... überall Geweihe an den Wänden und die Beamten rannten dort in Jägerkluft durch das Amt. Ich kam mir vor wie auf einem Treffen von Jägersleuten. Hätte nur noch der "Jägermeister" auf dem Tisch gefehlt und das Bild wäre komplett gewesen.
    Canon EOS 5D MKIII, 5D MKI, Canon 1D MK IV, Sony A7, NEX7, A7 II.. und viele, viele feine Objektive aus dem Altglas-Container..

  6. Folgender Benutzer sagt "Danke", hinnerker :


  7. #5
    Spitzenkommentierer Avatar von ralf3
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    Meine Efahrungen mit dem Zoll waren bisher eigentlich immer ganz positiv. Die Beamten waren immer freundlich, auch wenn ich immer vor halb Acht schon an der Tür warte. Ich hatte bisher aber auch immer Belege, die den Preis belegten. Und wenn die Beamten den Wert per Ebay ermitteln, ist ja eigentlich noch ein Service von denen, denn auf dem Brief vom Zoll steht, dass im Zweifelsfall ein Gutachter bestellt wird, den man dann auch noch bezahlen kann. Allerdings sollten sie sich bei Ebay tatsächlich an den verkauften Artikeln und nicht an den Wunschpreisen der Verkäufer orientieren.

  8. Folgender Benutzer sagt "Danke", ralf3 :


  9. #6
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    Meine Erfahrungen mit "Zoll" sind alle durchaus positiv. Ich gehe halt davon aus, daß die Damen/Herrn Zöllner eher keine realen Vorstellungen außerhalb ihrer Zollkataloge haben. Deswegen habe ich es mir angewöhnt, ihnen die Arbeit abzunehmen. Das kostet mich zwar etwas Zeit, aber dafür ist der "Abholablauf" sehr geschmeidig. Dem Suchen von Preisinformationen bei ebay zum Beispiel begegne ich mit einer eigenen ebay-Liste der "verkauften Artikel". Das können sie leicht prüfen und es spart ihnen Arbeit und mir "Mondpreisdiskussionen". Bei Speditionen, die z.B. am Flughafen FFM die Flugfracht abwickeln, erfrage ich gelegentlich für "ungewöhnliche" Artikel die Tarifnummern - die Zollmenschen sind dann immer ganz glücklich. Und im Übrigen verkneife ich mir jede Rede und Geste der Geringschätzung - das poliert deren Bewußtsein, denn sie erfüllen ja hoheitliche Aufgaben, oder? Mit Zöllnern diskutieren zu wollen ist etwa so fruchtbar wie die Diskussion mit einer Politesse nutzlos ist.

  10. #7
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    Hallo Willi,

    tröste Dich, auch andere sind vermutlich wütend, wie war das noch mit Rummenigge und den 2 geschenkten Rolex-Uhren ...

    Dafür haste das nächste Mal Glück und ein Booster geht ohne Zoll und Märchensteuer über die Grenze ...

    Gruß Gerhard
    LG aus Sachsen Gerhard

  11. #8
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    Nun ja, ich war einfach der – vielleicht naiven – Vorstellung erlegen, ein geschenkter Artikel sei ein geschenkter Artikel. Ein – im Grunde – Wegwerf-Ding.

    Der Herr vom Zoll wurde von mir in keiner Weise belehrt oder bedrängt. Ich habe freundlich darauf hingewiesen, dass diese Artikel "nicht brauchbar" waren und durchweg reparaturbedürftig sind. Das wurde hier (Infrarotumbau vielleicht sogar wertsteigernd?) "im Zeifel" zu meinen Lasten ausgelegt.

    Ich habe nichts gekauft. Wie soll ich denn den Wert von Bastelware dokumentieren?
    Wenn ich dann ein bei eBay verkauftes Objektiv als Vergleich heranziehe, wie soll ich dann noch "beweisen", dass mein Teil nur Bastelware ist, deren Reparaturkosten einen wirtschaftlichen Totalausfall darstellt. Also: Wert = 0. So gesehen waren die 10 Dollar sogar eine richtige Wertangabe!

  12. #9
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    Zitat Zitat von gewa13 Beitrag anzeigen
    wie war das noch mit Rummenigge und den 2 geschenkten Rolex-Uhren ...

    Dafür haste das nächste Mal Glück und ein Booster geht ohne Zoll und Märchensteuer über die Grenze ...
    Der Vergleich ist extrem schräge. Es geht hier nicht um eine versuchte Steuerhinterziehung oder Schmuggel.

    Es war der ernstgemeinte Versuch, Teile vor der Mülltonne zu retten.
    Meine Belege dazu waren die ausgedruckten Mails, die dokumentieren, wie ich überhaupt zu der Ehre kam, dieses Paket erhalten zu dürfen: weil sie mein Freund einfach nicht brauchte und er an dem Kram kein Interese hatte.

    Die Mails waren übrigens teilweise recht lang, es ging um alles Mögliche (unter anderem die neue Sony alpha 7 sowie schöne Angenieux-Gläser), ich hatte die wichtigen Passagen mit gelbem Marker hervorgehoben.

    Da ich sowieso keine Lust hatte, zu diskutieren (ich wusste, dass dies zwecklos war, ich kenne mich mit Ämtern auch "von hinterm Tresen" aus) und mein Hinweis, eBay-"Angebote" mit Mondpreisen seien der falsche Maßstab zur Wertermittlung, nicht brachte, musste ich notgedrungen die Reißleine ziehen und die Annahme verweigern. So bleib mein Schaden wenigstens im Rahmen.

    Ich schätze mal, ein Verkauf bei eBay hätte bei korrekter Beschreibung des Zustandes maximal 20 bis 30 EUR gebracht.

    Mit einem verwaschenen Bildchen und einer etwas naiven Beschreibung auf Englisch (Zeiss Flektogon – original Box! – do not know anything, but looks good for me) wären vielleicht 150 EUR draus geworden – bei hoher Wahrscheinlichkeit der Einschaltung des Käuferschutzes.
    Geändert von praktinafan (19.11.2013 um 08:31 Uhr)

  13. #10
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    Zitat Zitat von praktinafan Beitrag anzeigen
    Der Vergleich ist extrem schräge. Es geht hier nicht um eine versuchte Steuerhinterziehung oder Schmuggel.
    Es mag ja sein dass der Wert klein war/ist, aber trotzdem: Geschenke mit einem Wert von mehr als 45 Euro sind einfuhrsteuerpflichtig,
    ab 150 Euro kommt dann noch uU. Zoll dazu.

    http://www.zoll.de/DE/Privatpersonen...html?nn=115522

    Und was hätte der Zollbeamte anderes machen können als den Wert zu ermitteln wenn es keine Rechnung gibt?


    Viele Grüße

    Helmut

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