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Thema: Gewindeschneiden im Objektivbereich

  1. #1
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Standard Gewindeschneiden im Objektivbereich

    Da es beim Umbau und den Arbeiten an Objektiven bzw. deren mechanischen Komponenten desöfteren vorkommt, das Gewinde geschnitten werden müssen, wenn man die neuen Adapterplatten befestigen will, ist ein wenig Wissen um diesen Teilbereich nicht unerheblich.

    Bei Umbauten ist es öfters nicht möglich, alle bisherigen Gewinde der alten Schrauben zu benutzen, weil durch eine neu einzubringende Blendensteuerung diese es erfordert, genau dort eine Verbindung zum Blendenring aussen herzustellen und so die Schraube an ihrem normalen Platz der Lösung im Wege steht und diese behindert.

    Auch kommt es vor, dass beim demontieren des alten Anschlusses Schrauben im Tubus des Objektivs so festgerottet sind, das sie sich nichteinmal mit Erwärmen, Rostlösern oder sonstigen Versuchen aus ihren Gewinden lösen lassen. Oftmals sind dann "runde" Kreuzschlitzköpfe vorprogrammiert.. und damit die Möglichkeit die Schraube überhaupt noch aus dem Gewinde zu bekommen. Dann muss der Kopf der Schraube sauber ausgebohrt werden und mit etwas Glück bleibt nach Abnahme des Bajonettanschlusses dann noch ein "Schrauben-Stumpf" stehen, der aus dem Objektivtubus herausragt und mit etwas Glück mit einer geeigneten Zange herausgedreht werden kann.

    Wenn all dies aber versagt, weil auch die Zange den Stumpf nicht mehr greifen kann, oder nur noch das Metall "ab-raspelt", wird es Zeit für das Setzen eines neuen Gewindes.

    Auch in diesem verlinkten Fall wäre ein Schneiden passender Gewinde eine Lösung des Problems gewesen..

    http://www.digicamclub.de/showthread.php?t=17928

    Nun schrecken viele Bastler von uns noch davor zurück, selbst mal ein Gewinde zu schneiden, weil ihnen das Werkzeug fehlt oder sie schlicht nicht wissen, wie sie sich die Informationen einholen können.

    Deshalb hier ein kleiner Kurzabriss der notwendigen Schritte.

    Die meisten von uns besitzen eine Bohrmaschine in ihrem Haushalt, in vielen sind Akku - Bohrschrauber vorhanden.. eine ideale Voraussetzung, wenn man auch noch damit umgehen kann. Das Bohrfutter sollte gestatten, HSS Metallbohrer von wenigstens 1,5mm aufzunehmen. Ein Dremel oder ein Proxxon wäre natürlich noch besser, vorzugsweise mit Ständer. Diese letztgenannten Maschinen haben feinste Spannzangen-Aufnahmen, die Bohrer bis hinunter zu 1mm und darunter aufnehmen und sicher halten können und sind daher ideal.

    Zum Schneiden von Gewinden ist es wichtig, sich den Begriff des Kernlochs zu eigen zu machen.

    Das notwendige Kernloch (also die Bohrung und der Bohrer selbst) ist in Tabellenform in vielen Büchern und auch Fundstellen im Internet für die verschiedenen Gewindearten angegeben. Hier mal die wichtigsten, die mir so untergekommen sind im Laufe der Zeit bzw. die ich nutze.. (metrisches Gewinde)


    M Steigung mm maximaler
    Kerndurchmesser in mm
    Bohrer mm
    1.6 0,35 1,321 1,25
    1.8 0,35 1,521 1,45
    2 0,4 1,679 1,60
    2.2 0,45 1,838 1,75
    2.5 0,45 2,138 2,05
    3 0,5 2,599 2,50

    eine komplette Tabelle findet man hier.. http://www.hug-technik.com/inhalt/ta..._metrisch.html

    (als Fausformel reicht Kernlochdurchmesser x 0,8 bei Gewinden ab M2)

    Nehmen wir mal eine Schraube M2, so ist aus der Tabelle zu entnehmen, das wir für die Herstellung zunächst einen HSS Metallbohrer in 1.6mm benötigen..
    bei M3 eben den 2,5mm Bohrer..

    Wo bekomme ich so fein abgestufte Bohrer her?

    Na hier.. http://www.hoffmann-tools.com/Zerspa...l#.UbT88NjT8WM

    Alle Größen erhältlich, die wir benötigen..

    Wenn also so die häufigst benötigten Bohrer angeschafft werden, ist auch der Rest künftig mit den nachfolgenden Tools ein Kinderspiel.
    -------------------------

    Wir müssen nun die passenden Gewindeschneiden finden.. die Dinger nennen sich vielfach auch "Gewindebohrer" obwohl es das nicht ganz trifft, weil diese schlechterdings in die
    Bohrmaschine gehören und hier nichts weiter "gebohrt" sondern nur in die Flanken des Bohrlochs das Gewinde geschnitten wird.

    Zum Beispiel hier gibt es die benötigten "Gewindebohrer" und ein großes Sortiment passender Schrauben.. http://www.modellbauschrauben.de/sho...php?gruppid=39

    Die sind gut und günstig..

    Um diese feinen Innen-Gewinde vernünftig schneiden zu können, benötigen wir zudem ein sogenanntes Windeisen..

    Das hat nix mit den hier bei uns an der Küste sehr häufig auftretenden Stark-Winden zu tun, sondern ist aus dem Wort "Gewinde" entnommen..

    Das Windeisen, das wir für so feine Gewinde benötigen, nennt sich korrekterweise "Rund-Windeisen" oder Rundwindeisen als Suchbegriff.

    so sieht es aus..

    Name:  windeisen.png
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Größe:  110,4 KB

    In dieses Windeisen wird unser Gewindebohrer ein- und mit der kleinen Rändelschraube festgesetzt. Damit können "Gewindebohrer" von M1 bis M3 noch sinnvoll eingespannt werden.

    Mit diesem Rundwindeisen ist ein sehr gleichmäßiges und sauberes Eindrehen des Gewindes möglich.. man sollte nichts anderes dafür verwenden als dieses Rundwindeisen..
    Andere Windeisen mit "Flügeln" fassen oftmals nicht so kleine Gewindebohrer und sind nach meiner Ansicht viel Schlechter mit der Hand "steuerbar", weil zu sperrig.

    Auf ebay findet man die Holex Rundwindeisen gelegentlich, jedoch hier wieder ein Link zur Hoffmann Gruppe, da es dort am günstigsten ist..

    http://www.hoffmann-tools.com/Zerspa...l#.UbUEE9jT8WM

    Zu Erwähnen bliebe noch, das vor dem Ansetzen des Gewindebohrers die Kernlochbohrung mit einem Senker leicht geweitet werden sollte, damit der einzuführende Gewindebohrer eintauchen kann.. so bekommt er gleich einen passenden Seitenhalt beim Eindrehen..

    Hoffe, das war für den einen oder anderen Bastler und Objektivumbauer brauchbar..

    LG
    Henry
    Geändert von hinnerker (10.06.2013 um 14:08 Uhr)
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  2. #2
    Kennt sich aus
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    Standard

    Ich habe bisher noch keine Spiralbohrer gefunden, die "Komma Null Fünf" Durchmesser hatten. Die Bohrer die ich kenne und auch bei Hoffmann sind 1/10mm -weise abgestuft. Es ergibt sich also die Frage, ob man kleiner oder größer bohren sollte, als es die Tabelle theoretisch vorgibt. Bei kleinerem Durchmesser kann der Gewindebohrer eher klemmen und brechen; bei größerem Durchmesser und etwas unsauberer Arbeit, reißt das Gewinde leichter aus. Ich tendiere aber immer zum aufgerundeten Durchmesser. Im Link zu "Modellbauschrauben" sind auch diese Zuordnungen zu sehen. Gruß Hans

  3. #3
    optikus64
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    Standard

    Hallo,

    ich tendiere zum nächst kleineren Durchmesser und vorsichtigem Arbeiten. Das geht i.d.R. gut. Ein winziges bisschen Öl schadet auch nicht.

    Jörg

  4. #4
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Auch ich tendiere zum etwas kleineren als dem errechneten Kernloch-Durchmesser und sehr langsamer Drehweise unter Zuhilfenahme von einem "Hauch" Schneidöl.
    Man sollte hierbei nicht unerwähnt lassen, dass es für jeden Gewindeschnitt auch komplette Vor- Mittel und Fertigbohrer gibt (kosten aber als Satz mehr und sind nicht unbedingt erforderlich, wenn man vorsichtig und genau arbeitet)..

    Diese erlauben es, sich stückchenweise dem abschließenden Gewinde anzunähern.. so dass es nicht zu dem befürchteten Abbrechen wegen eines zu kleinen Kernlochs bei zuviel Kraftaufwand kommt.

    Dabei "ritzt" der erste, dünnere Gewindebohrer das Gewinde in die Flanke, in das dann im zweiten Gang die Mittelschneide greift und ihrerseits "tiefer" in die Flanken schneidet. Mit dem "Fertigschneider", also dem dritten Gewindebohrer im Set wird dann das fertige Gewinde hergestellt.

    Diese Sets pro Gewindedurchmesser bieten sich an, wenn man vorab schon weiß, welche Schrauben immer wieder verarbeitet werden..

    Bei mir sind das hauptsächlich M1.6, M1.8 , M2 und M3... letzteres beim VNEX.. aber M2 auch oft als Ersatztyp für die häufig nicht auftreibbaren 1.7mm Gewindeschrauben bei Canon FD Objektiven.

    Ansonsten ist es immer eine gute Sache, von jedem Exemplar zwei Stück im Hause zu haben, denn wie schon treffend bemerkt wurde, brechen sowohl Bohrer als auch Gewindeschneiden gern mal ab, wenn man nach einiger Übung zu unkonzentriert zu werke geht.

    Das Rundwindeisen aber ist mir inzwischen unersetzlich geworden und eines meiner wichtigsten Werkzeuge, auf das ich nie mehr verzichten will.
    Canon EOS 5D MKIII, 5D MKI, Canon 1D MK IV, Sony A7, NEX7, A7 II.. und viele, viele feine Objektive aus dem Altglas-Container..

  5. #5
    Spitzenkommentierer Avatar von OpticalFlow
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    Standard

    Danke fuer die Anleitung.

    Auf der von Dir verlinkten Seite: http://www.modellbauschrauben.de/sho...php?gruppid=39
    gibt es auch einen "Werkzeughalter", der mir einen aehnlichen Zweck zu erfuellen scheint wie das Rundwindeisen. Taeusche ich mich da ?

  6. #6
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Zitat Zitat von OpticalFlow Beitrag anzeigen
    Danke fuer die Anleitung.

    Auf der von Dir verlinkten Seite: http://www.modellbauschrauben.de/sho...php?gruppid=39
    gibt es auch einen "Werkzeughalter", der mir einen aehnlichen Zweck zu erfuellen scheint wie das Rundwindeisen. Taeusche ich mich da ?
    Kann ich Dir nicht sagen, da ich das Teil nicht kenne.

    Beim Schneiden der hier angeführten Gewindegrößen würde ich aber immer auf das Rundwindeisen zurückgreifen, denn das ist sicherlich die bessere Alternative in Sachen ausgewogene Kraftübertragung beim Gewindeschneiden.

    Ich könnte mir vorstellen, das dieser "Kugelschreiber" eher für noch kleinere Gewinde gedacht ist. Aber wie gesagt.. ohne Gewähr.

    LG
    Henry
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  7. #7
    optikus64
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    Hallo nochmal,

    wie Henry schreibt - im Zweifel dann ein dreiteiliger Satz, aber nie ein zu großes Loch. Das nimmt dem Gewinde den Halt und reduziert die bei den kleinen Gewinden geringen Tragkräfte weiter, keine gute Lösung. Lieber mehr Vorsicht und Sorgfalt und dafür tragfähige Verbindungen. So fummelige Gewinde sind eh nichts für stressige Tage ...

    Jörg

  8. #8
    Ist oft mit dabei
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    Standard ...

    hallo Henry

    vielen Dank für die Anleitung und besonders für den Link für die Bezugsquelle der feingestuften Vorbohrer, So etwas suche ich schon lange.

    lG

    Wolfgang
    Canon EOS 500D, 5D MKII u Nikon D70s

    Leitz Elmarit R 2.8/28mm,
    Leitz Elmarit R 2,8/35mm, Summicron R 2/50mm, Summicron R 2/90mm, Leitz Makro Elmarit R 2.8/60mmmit 1:1 Adapter, Leitz Elmar R 4/180mm, Canon EF 4/24-105mm L,
    Sammlung Vivitar Linsen - dabei Series 1 komplett, Sammlung Macroobjektive,

  9. #9
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Gern geschehen..

    Hier noch eine Übersicht aller Gewinde (metrisch, UN etc.. ) eine umfangreiche Informationsquelle...

    http://www.gewinde-normen.de/

    LG
    Henry
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