Freistellen über Extrahieren
Gerade bei - ansonsten gelungenen - Portraitaufnahmen ist es oftmals ärgerlich, wenn der Hintergrund unschön ist, oder so dominant, dass der Betrachter vom eigentlichen Motiv abgelenkt wird. Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Hintergrund dann weg zu retuschieren. Schwierig wird es aber immer dann, wenn wir ein Motiv mit fein ziselierter Kontur haben, wie z.B. einen Menschen mit wuscheligen Haaren oder einen Baum mit seinen feinen Blättern.
Ein ideales Wekzeug, um auch feine Strukturen freizustellen, möchte ich hier in einem kleinen Tutorial vorstellen: Extrahieren
Das Foto hat mir freundlicherweise Fraenzel zur Verfügung gestellt.
Hier das Original:
Fraenzel.jpg
Der Arbeitstisch
Wenn ich in Fotoshop arbeite, habe ich immer die Werkzeugpalette, die Ebenenpalette und das Protokoll geöffnet, so hat man schnellen Zugriff auf die wichtigsten Funktionen. Die im Folgenden verwendeten Wekzeuge sind mit dem roten Pfeil markiert.
Werkzeugpalette.jpg Ebenenpalette.jpg
Vorbereitung
Bild laden und zwei Kopien erstellen. Dazu zieht man in der Ebenenpalette die „Hintergrundebene“ auf das Symbol mit dem Papierblatt links vom Mülleimer. Wir erhalten nun „Hintergrund Kopie“. Das gleiche wird nochmals wiederholt: Es entsteht „Hintergrund Kopie 2“.
Nun werden die Ebenen zur einfacheren Orientierung fürs weitere Arbeiten umbenannt:
Mit der rechten Maustaste in die Ebene „Hintergrund Kopie“ klicken, im Aufklappmenue den Punkt Ebeneneigenschaften anklicken. In Die Box den Namen „Gauß“ eintragen --> ok.
Nun die Ebene „Hintergrund Kopie 2“ auf die gleiche Weise mit dem Namen „Ausschnitt“ versehen.
Im nächsten Schritt erstellen wir noch eine weitere Ebene: Ebene „Gauß“ markieren, auf das weiße Blatt „neue Ebene erstellen“ klicken. Über der zuvor aktivierten Ebene "Gauß" entsteht nun eine neue leere Ebene, die dann zu „Füllung“ umbenannt wird.
Die richtige Ebenenreihenfolge sollte nun wie in der oben angegebenen Ebenenpalette sein. Falls nicht kann man durch drag and drop die Ebenen untereinander verschieben.
Die Ebene „Füllung" wird nun mit schwarzer Farbe gefüllt. Am schnellsten geht es mit Shortcuts: Den Buchstaben D drücken, dann hat man automatisch die Vordergrundfarbe schwarz und die Hintergrundfarbe weiß ausgewählt. Zu sehen unten in der Werkzeugpalette. Nun „Alt“ + „Delete“ drücken: Hurra, die Fläche ist mit schwarz gefüllt.
Nun kann die eigentliche Arbeit losgehen:
Das Vordergrundmotiv herauslösen
Zuerst wird die Ebene „Ausschnitt“ mit einem Klick aktiviert (ist dann blau markiert). In der Menueleiste Filter --> Extrahieren wählen. In dem Fenster, das sich öffnet, oben links den Pinsel anwählen, auf der rechten Seite eine Pinselgröße von 20 einstellen. Für die Markierung habe ich die Farbe grün, für die Füllung die Farbe blau gewählt.
Nun wird das Motiv, das wir haben möchten, mit der hübschen grünen Farbe ummalt. Dabei muss die grüne Farbe immer ein wenig vom eigentlichen Motiv mit erfassen, sowie von dem was wir wegretuschiert haben wollen. Darauf achten, dass der Pinselstrich ununterbrochen von einem Bildrand bis zum Anderen reicht.
Extrahieren_4.jpg
Nun klicken wir auf den Farbeimer und gießen die blaue Farbe in das Motiv, das wir erhalten möchten. OK
Extrahieren_5.jpg
Die Feinarbeit
Jetzt wird deutlich, welche Rolle die Ebene Füllung spielt, denn mit dem schwarzen Hintergrund wird erkennbar, wo noch nachgearbeitet werden muss. Der hier gezeigte Bildausschnitt hat so einige Problemzonen. Im Haar fehlen einige Pixel (standen beim Markieren noch über die grüne Umrandung hinaus), die mit dem Protokollpinsel (Pinselgröße = 9, Kantenschärfe = 0) wieder hergestellt werden.
Mit dem Radiergummi (Pinselgröße 17, Kantenschärfe 0) werden nun die überstehenden Reste vom Hintergrund entfernt. So geht man das ganze Bild durch und beseitigt die Fehler. Dabei ist es an manchen Stellen erforderlich die Pinselgrößen der Werkzeuge anzupassen.
Korrekturen.jpg
Ein kleiner Tipp am Rande: Da es oft nicht so einfach ist mit der Maus für den Pinsel oder Radiergummi eine gerade Führung hinzubekommen nehme ich oft die Hochstelltaste zu Hilfe: Den Anfangspunkt dessen was wegradiert werden soll im Bild anklicken und bei gedrückter Feststelltaste den Endpunkt festlegen. So wird sauber in einer Linie zwischen den beiden gewählten Punkten ausradiert. In diesem Bild z.B. die Überstände an der Kiste, oder am Hemd des Kunstschmiedes.
Im nächsten Schritt wird der Hintergrund gestaltet. Dazu wird zunächst die Ebene „Füllung“ mit Klick auf das Augensymbol unsichtbar gemacht, dann in die Ebene „Gauß“ geklickt, die jetzt die aktive Bearbeitungsebene wird. Im Menue Filter -> Weichzeichnungsfilter -> Gaußscher Weichzeichner anwählen. In der Box ein Häkchen bei Vorschau machen und eine Pixelgröße von 23 einstellen --> OK.
Fraenzel_4.jpg
Nun ist der gute Mann noch von einem Heiligenschein umgeben. Wenn wir den nicht als Gag behalten wollen, können wir zumindest an seinem Rücken ganz großzügig alles wegradieren (Pinselgröße 300). Es kommt nun die unterste Ebene (das Original) zum Vorschein.
Der Hinterkopf, mit den wuscheligen Haaren hebt sich schön wieder ab. Vorn aber, sieht alles ziemlich platt aus:
platt.jpg
Die Plastizität wird folgendermaßen erhöht:
Noch mal zur Überprüfung: Die Ebenen "Ausschnitt“, „Gauß“ und "Hintergrund" sind sichtbar (Augensymbol). Ebene „Gauß“ ist zur Bearbeitung aktiviert (blau).
Nun nehmen wir das Nachbelichter- Werkzeug mit einer Pinselgröße von 100, Kantenschärfe = 0, Bereich = Mitteltöne, Belichtung 18%. Mit dem Nachbelichter werden dann die Konturen des Mannes, seines Hammers und die des Kastens mehrfach umfahren, bis das Ergebnis zufriedenstellend ist. Wohlgemerkt die Arbeitsebene ist "Gauß", unser Motiv selbst bleibt dabei unbeeinflusst.
Fraenzel_gauss.jpg
Und das war`s dann auch schon.
Abschließend wird die Ebene „Füllung" in den Papierkorb gezogen und die übrigen auf eine Ebene reduziert.
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