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Thema: Zusammenbau Zeiss Pancolar 50 1.8

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Waalf
    Gast

    Standard Zusammenbau Zeiss Pancolar 50 1.8

    Nachdem ich hier die vielen Pancolar-Beitäge las, musste ich nun doch endlich mal ein schon länger rumliegendes Pancolar 1.8 50 wieder in die Gänge kriegen. Die Blende hing, der äußere Zustand war sehr gut. Ich hatte es vor ein paar Monaten für wenige Euro auf dem Trödel erstehen können. Wie alle meine bisherigen Zeiss-Fänge hatte also auch dieses eine Reparatur nötig. Bislang ist mir noch keines untergekommen, welches nicht irgendwelche Macken hatte. Verklebte Blenden und schwergängige Fokusringe scheinen ja bei den alten Zeiss-Optiken schon irgendwie dazuzugehören, abgesehen von dezentrierter Optik usw. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass alle meine Zeiss-Käufe Schnäppchen waren und mir der Fehler schon beim Kauf bekannt war. Habe ja keins bei Ebay erstanden.

    Dieses Objektiv nun wartetete mit der Besonderheit auf, innen "verharzt" zu sein. Der Begriff kommt ja immer mal wieder vor, wenn es um Fehlerbeschreibungen geht, doch ist dies nun meine erste Optik, die mir vor Augen führte, was das tatsächlich heißen kann. Als ich das Objektiv öffnete, war zu sehen, dass komplett alles, was hinter dem Bajonttdeckel zutage kam, mit einer Schicht verkleistert war, die teilweise so fest war, dass erst stundenlange Tauchgänge in Waschbezin die Teile voneinander lösen konnte. Dies betraf nicht nur die Blendenlamellen, sondern fast alle Teile. Seltsam war nur, dass die Optik frei davon war. Es blieb mir also nichts anders, als das Objektiv komplett zu demontieren. Ich dachte mir, dass ich den Zusammenbau ja hier dokumentieren könnte.

    Hier ein Bild der gereinigten Teile, darunter dann eins mit den verklebeten Blendenlamellen. Die waren so fest miteinander und der Führung verklebt, dass ich sie in Aceton tunken musste.
    Name:  IMG_0189.JPG
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    Name:  IMG_0178.JPG
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    So, weitere Bilder von Zusammenbau folgen dann...

  2. #2
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Standard

    Na das nenn ich doch mal eine Komplettzerlegung..

    Das "schockt" am Meisten wenn man es nachher wieder zusammengebaut hat. Dann ist das oft ein Objektiv, das aufgrund des bei der Überholung entstandenen Erfolgserlebnis fürs Leben im Hause bleibt ..


    LG
    Henry
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  3. #3
    Waalf
    Gast

    Standard

    Na ja, es ist nicht mein erstes Objektiv, welches ich zerlegt habe. Jedoch ist das Pancolar nicht ganz so unkompliziert. Manchmal fragt man sich, was sich die Konstrukteure da gedacht haben. Warum einfach, wenn es auch umständliche geht. Jedenfalls war der Zusammenbau der Blendenmechanik nicht ganz so simpel. Wenn man das schafft, ohne Schreikrämpfe zu bekommen und das Ganze aus dem Fenster zu schmeissen, ist man gerüstet für fast alle Aufgaben. Man benötigt eine ruhige Hand und gute Nerven.

    Hier nun Bilder:

    Die Teile müssen zusammengefügt werden für den Blendenmechanismus:

    Name:  IMG_0202.JPG
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    So sieht es nach dann nach den ersten Schritten aus. Ist nicht so easy, die Lamellen auf dem Boden zu positionieren, dann die zwei Führungen darauf zu positionieren und anschließend zu fixieren.

    Name:  IMG_0203.JPG
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Größe:  357,2 KB

    Anschließend kommt ein weiterer Ring drauf, der für die Blendenvorwahl zuständig ist. Dann wird das Ganze mit einem Ring befestigt. Dies ist die schwierigste Aufgabe. Ein Ruckler reicht, um das Ganze wieder durcheinander zu wirbeln.

    Name:  IMG_0204.JPG
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Größe:  357,5 KB

    Nun werden die restlichen Teile montiert. So sieht das Ganze dann aus, wenn alles soweit fertig montiert ist.

    Name:  IMG_0205.JPG
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    Nun wir das Ganze wieder eingefädelt in den Fokusring und der Fokusschnecke.

    Name:  IMG_0206.JPG
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    Nun montiert:

    Name:  IMG_0208.JPG
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    So, das war nun der aufwändigste Teil, der Rest geht dann vergleichsweise schnell und einfach. Die restlichen Bilder folgen dann noch. Hoffe, es einigermaßen anschaulich dokumentiert zu haben.

  4. #4
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Standard

    Zitat Zitat von Waalf Beitrag anzeigen
    ......
    Die Teile müssen zusammengefügt werden für den Blendenmechanismus:

    Name:  IMG_0202.JPG
Hits: 4691
Größe:  385,0 KB

    So sieht es nach dann nach den ersten Schritten aus. Ist nicht so easy, die Lamellen auf dem Boden zu positionieren, dann die zwei Führungen darauf zu positionieren und anschließend zu fixieren.

    Name:  IMG_0203.JPG
Hits: 4748
Größe:  357,2 KB

    Anschließend kommt ein weiterer Ring drauf, der für die Blendenvorwahl zuständig ist. Dann wird das Ganze mit einem Ring befestigt. Dies ist die schwierigste Aufgabe. Ein Ruckler reicht, um das Ganze wieder durcheinander zu wirbeln.

    Name:  IMG_0204.JPG
Hits: 4570
Größe:  357,5 KB
    ....
    Sehr schön.. danke fürs Zeigen bis hierher..

    An dieser zitierten Stelle noch ein kleiner Tipp von mir für die Mitleser..

    Wenn man das Objektiv so weit wie hier zerlegt hat, und dann beim Zusammenfügen der Blendenlamellen auf den Ringen schon bei der kleinsten Erschütterungen wieder alles durcheinander gewirbelt wird (ist z.B. auch beim CZJ MC 3.5/135mm Sonnar der Fall..) hab ich mir einen kleinen Trick überlegt, wie man die Lamellen klasse "fixieren" kann..

    Hierzu nehme ich dann sogenannten "Discofilm", der früher bei der Plattenreinigung und in Zeiten der Canon 5D zur Sensorreinigung verwendet wurde, um die zusammengesetzten Lamellen zu fixieren.

    Jede Lamelle wird damit eingestrichen, eingesetzt und dann die nächste zugefügt. Wenn alle Lamellen beieinander sind, den Discofilm eintrocknen lassen und dann die zusätzlichen Ringe und Verschraubungen für die Sicherung der Lamellen einbringen..

    Im Anschluss wenn die Lamellen alle sitzen und gesichert sind mit dem zweiten Ring, die gesamte Einheit einige Minuten in warmen Wasser durchspülen und bewegen.
    Discofilm ist komplett wasserlöslich und wird dann vollständig "ausgeschwemmt".. Ergebnis ist dann eine völlig saubere Blende, die einwandfrei arbeitet. So kann man schwer wieder einzusetzende Lamellen, bis zur endgültigen Schließung des Blendenmoduls an Ort und Stelle halten.

    Bei CZJ MC Sonnar war dies der einzige Weg, die Lamellen wieder zusammen zu bringen.. bestimmt 40 oder 50 Versuche dies "Freihand" zu machen.. endeten im Chaos.
    Ich konnte mir eigentlich nur vorstellen, das die Lamellen mal mit einem Vakuumgreifer in die Ringe gebracht wurden. Kein Mensch kann eine so ruhige Hand mitbringen um in zwei gegeneinander verdrehbare Scheiben die "Nieten" der Lamellen sauber einzupassen ohne beim Auflegen des zweiten Ringes wieder alles durcheinander zu bringen.

    Sorry für das leichte OT, aber ich dachte mir, das dies ein guter Hinweis zu dem Problem an der Stelle sein könnte und mich die Ausführungsform des Blendenmoduls eben auch an das CZJ Sonnar erinnerte, mit dem ich damals so "gekämpft" und mir deshalb die beschriebene Methode überlegt habe...

    LG
    Henry
    Geändert von hinnerker (20.03.2012 um 21:07 Uhr)
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  5. #5
    Waalf
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    Das mit dem Discofilm wäre ja DER Tip. Auf die Idee wäre ich nie gekommen. Und das Ganze ist wirklich völlig rückstandsfrei?

  6. #6
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Zitat Zitat von Waalf Beitrag anzeigen
    Das mit dem Discofilm wäre ja DER Tip. Auf die Idee wäre ich nie gekommen. Und das Ganze ist wirklich völlig rückstandsfrei?
    Jepp..
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  7. #7
    Waalf
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    Zitat Zitat von hinnerker Beitrag anzeigen
    Kein Mensch kann eine so ruhige Hand mitbringen um in zwei gegeneinander verdrehbare Scheiben die "Nieten" der Lamellen sauber einzupassen ohne beim Auflegen des zweiten Ringes wieder alles durcheinander zu bringen.
    Genau so ist aber auch das Pancolar mit den Lamellen aufgebaut. Ein Ring greift in die äußeren Nieten, ein zweiter Ring in die inneren Nieten. Keine Ahnung wie es jetzt genau beim Sonnar ist, aber es ging, zumindest hier beim Pancolar. Schwierig war nur, das Ganze zusammen zu halten. Ist mir drei mal verrutscht beim Zusammenbau. Ich habe mich auch gefragt, wie die das bei der Produktion bewerkstelligten. Mit Discofilm wäre das eine recht flotte Sache. Werde es demnächst mal versuchen. Eine volle Flasche habe ich noch hier.

  8. #8
    Waalf
    Gast

    Standard

    Frage: wie justiert man eigentlich den U-Punkt des Objektivs. Schon beim Flektogon blieb mir das ein Rätzel. Man muss beim Auseinanderbau des Objektivs alles penibel makieren, um die alte Stellung zu erwischen. Das ist etwas lästig, da Klebestreifen die Reinigung nicht überstehen und ich nicht immer kleine Striche in die Eloxierung ritzen will, auch wenn die nachher unsichtbar sind.
    Der Fokusring mit der Skala ist bei den meisten Zeiss-Linsen fest mit dem inneren Gewinde verbunden. Bei anderen Objektiven ist das ja anders, da ist meist der äußere Ring mit dem inneren Gewinde verschraubt und läßt sich versetzen. Bei den Zeiss-Linsen geht das meist nicht...
    Geändert von Waalf (21.03.2012 um 16:30 Uhr)

  9. #9
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    Zitat Zitat von Waalf Beitrag anzeigen
    Name:  IMG_0208.JPG
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    Vielen Dank für den Einblick! Damals wurde in Jena noch ganz schön um die Ecke gedacht ...
    An einem späteren Modell von 1982 sieht man, dass die Konstruktion vereinfacht bzw. die Fertigung rationalisiert wurde:

    Name:  Pancolar electric 1.8-50 MC (A).jpg
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    Das Objektiv benötigt nun weniger Federn und Teile, und die Mechanik ist vergleichsweise einfach zu demontieren bzw. wieder zusammenzubauen. Nach wie vor ist es sehr solide konstruiert, wenn auch kein Messing mehr vorkommt, dafür hat (z.B. beim Hebel am Federzug und einigen weiteren Teilen der Blendenmechanik) "Plaste und Elaste aus Zschopau" Einzug gehalten.

    Zitat Zitat von Waalf Beitrag anzeigen
    Wie alle meine bisherigen Zeiss-Fänge hatte also auch dieses eine Reparatur nötig. Bislang ist mir noch keines untergekommen, welches nicht irgendwelche Macken hatte. Verklebte Blenden und schwergängige Fokusringe scheinen ja bei den alten Zeiss-Optiken schon irgendwie dazuzugehören, abgesehen von dezentrierter Optik usw. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass alle meine Zeiss-Käufe Schnäppchen waren und mir der Fehler schon beim Kauf bekannt war.
    Mit dem obigen Exemplar ist es mir ähnlich ergangen, die Dinger haben ja auch meistens schon einiges durchgemacht. Es gehört jetzt vielleicht nicht hier her, aber es gibt schon einige konstruktive Schwachpunkte an der äußeren Fassung und am Getriebe: der Überwurfring (das feststehende Fassungsteil mit dem Feingewinde, in welches der Fokussierring als Gegenstück mündet), ist praktisch viel zu dünn und war somit prompt an einigen Stellen fast unmerklich eingedellt. Dies trug zu einem ruckartigen Fokussiergefühl bei, sauber ausbeulen war kaum möglich, die Fassung wurde, da sie an dieser Stelle lang genug war, einfach etwas zurückgeschliffen (auf dem folgenden Foto kann man es vielleicht sehen, inklusive Schleifspuren der ehemaligen Dellen). Die Einstellschnecke hatte sehr viel ungleichmäßiges Spiel und musste ungewöhnlich satt nachgefettet werden, ein häufiger Job auch für CZJ-Reparaturwerkstätten, wenn sich das Fett in den mit großzügigem Spiel gefrästen Scheckengängen etwas ausgelassen hat. Auch die nadelspitzen, metallischen Pyramiden am Fokussierring sind mir persönlich zuwider, nach kurzer Zeit tun einem die Finger weh, also wurden sie gekappt - das fühlt sich gleich unvergleichlich angenehmer an.


    Name:  Pancolar electric 1.8-50 MC (B).jpg
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    Geändert von APO-Teufel (13.04.2015 um 12:08 Uhr)

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