Maßstäbe ergeben sich aus dem Vergleich. Das gilt besonders wenn man wie ich erst am Anfang steht bei der Beschäftigung mit manuellen Objektiven. Nicht selten fällt es mir schwer, die Leistungsfähigkeit eines Objektivs absolut betrachtet einschätzen zu können. Man sieht vielleicht, wo die Stärken und die Schwächen liegen aber wo es auf der großen Qualitätsskala steht, das ist oft kaum zu sagen ohne jahrelange Erfahrung.
Daher wollte ich hier mal die Gelegenheit ergreifen und zwei direkte "Konkurrenten" nebeneinander stellen: Das Nikkor 2,0/85mm und das Zuiko Auto-T 2,0/85mm.
Um es vorweg zu nehmen: Entweder die beiden Objektive liegen in vielen Eigenschaften wirklich sehr nah beieinander oder meine Wahrnehmung ist (noch) nicht geschärft genug. Bei einer ganzen Reihe von Vergleichsbildern konnte ich kaum einen Unterschied erkennen und das was ich hier zusammengestellt habe, sind schon die Beispiele, an denen ich am ehesten etwas im Detail differenzieren kann.
Falls jemand noch Ideen hat, was ich fotografieren sollte, um den Unterschied zwischen diesen beiden Objektiven herauszuarbeiten, sind Hinweise stets wilkommen.
Fangen wir an mit den "technischen Daten":
Beide sind für lichtstarke 85er ausgesprochen kompakt und leicht: Das Nikkor bringt 307 g auf meine Küchenwaage, das Zuiko unterbietet es sogar noch deutlich mit nur 261 g und kommt mit einem zierlichen 49mm-Filtergewinde aus (Nikkor: 52mm).
Die 7 Lamellen des Nikon lassen sich von 2,0 bis 22 in ganzen Schritten verstellen, die 8 des Zuiko ebenfalls in ganzen Schritten von 2,0 bis 16. Auffällig ist beim Zuiko die Blende 2,8 bei der ein "Kreissägeblatt" als Blendenöffnung sichtbar wird.
Das Design folgt offensichtlich unterschiedlichen Konzepten: Beim Nikkor ist alles extrem leichtgängig, handschmeichelnd, sanft und die glatten, glänzenden Oberflächen machen Eindruck. Das Zuiko dagegen setzt auf mattschwarz, einen geradezu ruppig profilierten aber dafür äußerst griffigen Fokusring, der ebenso wie der vorneliegender Blendenring deutlich "kerniger" im Gefühl aber ohne das geringste Stocken oder Kratzen ist.
Ich versteige mich jetzt mal zu dem nicht ganz ernst gemeinten Vergleich, dass das Nikon eher "weiblich" und das Zuiko eher "männlich" wirkt. Dazu passend sind auch die komplett unterschiedlichen Vergütungsfarben:
Die ersten Vergleichsfotos mit Offblende ließen mich wie gesagt etwas ratlos zurück: Ich kann da beim besten Willen keinen signifikanten Unterschied erkennen. Nicht in der Schärfe, nicht im Schärfeverlauf und auch nicht im "Charakter" des Bildes:
(links Nikkor, rechts Zuiko)
Ähnlich auch bei Bildern im Freien bei Sonnenschein (Ebenfalls bei 2,0). Bei desem Beispiel könnte man vielleicht das Bokeh bei den Blättern am linken Rand zur Differenzierung heranziehen. Das Zuiko hat hier für mein Empfinden die Nase ganz leicht vorn, das Nikon wirkt etwas unruhiger:
(links Nikkor, rechts Zuiko)
Um dem etwas auf den Grund zu gehen, habe ich daraufhin Motive mit Spitzlichtern ausgesucht und siehe da, die ersten reproduzierbaren Unterschiede ließen sich feststellen: Das Nikon bildet Lichter im unscharfen Bereich mit einem deutlich ausgeprägten hellen Rand ab während das Zuiko sehr gleichmäßige helle Kreise produziert und daher auch insgesamt das weichere Bokeh erzeugt. Außerdam kann man bei diesen Bildern sehen, dass das Nikon etwas wärmer bzw. rötlicher wirkt (Weißabgleich manuell und identisch eingestellt):
(links Nikkor, rechts Zuiko)
Fortsetzung folgt...