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Thema: Summicron 2/35mm Innenleben und Einstieg ins Objektiv...

Baum-Darstellung

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    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Standard Summicron 2/35mm Innenleben und Einstieg ins Objektiv...

    Hallo,

    ich hatte mal vor einiger Zeit ein Summicron 2/35mm in recht bescheidenem Zustand erworben.

    Da ich vom Typus her einen starken Forscherdrang habe, eine Einigung mit dem privaten Verkäufer zudem scheiterte, blieb mir nix weiter übrig, als dieses Objektiv selbst zu zerlegen und so weit wie möglich zu reinigen.

    Ich will hier einige Bilder zeigen, damit der Interessierte an einem Summicron 2/35mm, falls mal eine Reinigung oder Justage notwendig wird, sieht, wie dieses Objektiv mechanisch aufgebaut ist.
    Gleichzeitig soll es zeigen, das man gerade auch bei hochwertigsten Objektiven von einer mechanisch guten Ausführung der Gruppen ausgehen kann, so das eventuelle Eingriffe in das Objektiv längst nicht so schwer beherrschbar sind, wie es meist gedacht wird.

    Hier der Kandidat...



    Der Einstieg in das Objektiv kann von vorne und hinten gleichermaßen gut erfolgen, falls mal eine verölte Blende gangbar gemacht werden muss (hab ich allerdings bei Leica noch nicht gehabt) oder wie hier eben, gereinigt werden muss..

    Vorne muss der Beschriftungsring runter. Dafür hat der Ring eine kleine Madenschraube, die mit einigen Windungen gelöst werden muss. Dann läßt sich der Ring herausdrehen. Hier ein Bild mit der Schraube, im oberen Bereich sichtbar.




    Nachem dieser Ring herausgedreht wurde, läßt sich die ausziehbare Streulichtblende abheben und die komplette, eingedrehte Frontgruppe bis Blende herausnehmen/drehen. Sie ist in einem Stück ausgeführt und in sich und gegen den Tubus verschraubt... coole Lösung.



    Nach Abnahme der Frontgruppe sieht man auch die Mimik für die Unendlichkeitsjustierung. Dies ist wieder einmal so ausgeführt, das 4 Schrauben den von uns beim Einstellen benutzten Fokusring gegen den Helicoid sichern. Durch lösen der Schrauben und erneutem Anziehen nach der Justage ist das ein leichtes Spiel. Hab ich gleich mit erledigt.

    Aber zurück zur Frontgruppe:

    Die Frontgruppe mit den Einzellinsen läßt sich mit dem rechts am Block sitzenden Dreh-Verschluss öffnen und die Einzellinsen werde der Reihe nach entnehmbar.

    Die Reihenfolge der Elemente habe ich mal im nächsten Bild festgehalten. Wichtig ist hier beim Zerlegen genau darauf zu achten, wie das extrem dicke verkittete Glied herauskommt und wie es wieder eingebaut wird, denn das ist sonst nicht mehr zu erkennen, weil die Wölbung rein mit dem bloßen Auge gleich aussehen. Hier ist also unbedingt "Markierungs-Arbeit" oder wie in meinem Falle die exakte Ablage der Gruppe in der Reihe des Ausbaus erforderlich (obwohl ich mit einem Lackstiftpunkt vorn und hinter markiert habe, man weiß ja nie).. Die Teile liegen auf dem Bild also in der exakten Reihenfolge ...



    Einige Anmerkungen zur Zerlegung der Gruppe:

    Da Leica die Objektive mit der höchsten mir bekannten Präzision fertigt, bekommt man nach Lösen des Verschlussrings die Elemente nicht einfach heraus, sondern muss etwas nachhelfen. Die Linsen sitzen so exakt in dem Tubus, das diese keine Chance haben, sich selbst zu bewegen. Dies bedeutet, die Einzellinsen müssen mit kleinen "Erschüterungen", die durch gleichförmiges Klopfen mit dem gummierten Griff einer Kleinstzange (hier hab ich eine Spitzzange benutzt, wie sie zum biegen von Silberdraht benutzt wird) gegen den Elementetubus (im Kreis um den Tubus klopfen) herausfallen. So stramm und genau sitzen die Gläseran ihrem vorgesehenen Platz. Vorbildliche mechanische Ausführung.

    Insbesondere das lange/dicke Linsenelement braucht einige Zeit, bis es sich aus dem Tubus heraus bewegt durch das Klopfen mit der Zange.. für eine dicke, weiche Unterlage sorgen, damit die Linsen beim Herausfallen weich landen.

    Beim Wiederzusammenbau nach der Reinigung, sind die Elemente durch sanften Druck und/oder eben durch wiederum leichtes Klopfen gegen den Gruppentubus wieder in ihre Lage zu bringen. Dies ist deshalb notwendig, da die Luft aus den Linsenzwischenräumen erst langsam wieder entweichen muss. Es ist fast wie bei einer pneumatischen Säule. Nicht vergessen, den kleinen Abstandshalter (dünner Ring in der Mitte des Bildes) wieder zwischen das Dicke und das letzte Element zu legen.

    Soweit die vordere Gruppe bis zur Blende...

    Kommen wir zur hinteren Gruppe. Diese ist mit zwei gefassten Linsen ausgeführt und durch einen Sperring verriegelt. In diesem Sperr-Ring sind zwei kleine gegenüberliegende Löcher, die mit einem geeigneten Werkzeug gefasst und aufgedreht werden.

    Hier ein Bild nach der Öffnung mit der korrekten Reihenfolge für den Zusammenbau...



    Sperrverschraubung ist der letzte, schwarze Ring rechts.

    Die beiden in Metallverschraubungen gefassten Linsen sind alles, was hinter der Blende zu liegen kommt und unkritisch einzubauen.

    So sieht es also in diesem Objektiv aus und ist damit dokumentiert für die, die es mal wissen müssen.
    Ich werde in lockerer Form immer mal wieder von solchen Reparaturen/Zerlegungen berichten, denn Informationen über den Service an den alten Schätzen sind im Internet selten und schwer zu finden.
    Ich denke mal, je mehr man darüber berichtet, umso leichter wird es, wenn mal jemand sowas sucht. Und interessant ist ein Blick in so ein Objektiv allemal.

    LG
    Henry
    Geändert von hinnerker (19.04.2010 um 18:42 Uhr)

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