Guten Abend liebe Forengemeinde. Heute ein weiteres Objektiv aus meiner Sammlung, was eher unfreiwillig im Rahmen eines Konvoluts in mein Haus kam. Fangen wir vielleicht mit der zeitgenößischen Werbung zu diesem Objektiv an:
Das Vivitar 35mm f/1,9, hergestellt ca. 1974 von Komine mit 8 Linsen in 6 Gruppen. Für ein 35mm ist es ziemlich lang und erinnert stark an das 135mm aus gleichem Hause. Blende geht von 1,9 - 16 und Naheinstellgrenze liegt bei ca. 30cm. Der Filterdurchmesser beträgt 55mm und es finden sich 6 Blendenlamellen in diesem Schmuckstück. Und ein Schmuckstück ist es wahrlich von der Verarbeitung. Ganz Metallgehäuse, die Blende meiner AR Version rastet saftig ein, der Fokusring bewegt sich butterweich und selbst der Objektivdeckel ist aus Aluminium.
Mit NEX / AR Adapter
Auch an der A7 macht es eine gute Figur (sorry hab ein Outdoorhandy):
Doch kommen wir erstmal zum klassischen Mauertest, mit einer Sony A7 bei ISO 100, ca. 4m Abstand und vom Stativ:
f/1,9
f/2,8
f/4,0
f/5.6
f/8,0
f/11
f/16
Die Randabdunklung bei 1,9 & 2,8 ist echt heftig bessert sich dann aber ab f/4. Die Schärfe ist ab eben da vor allem in der Mitte gut gegeben und nimmt bis f/8 am Rand zu. Danach kommt es wie gewohnt wieder zu einer leichten Unschärfe. Aber macht euch am besten selber ein Bild.
Aber wir wollen ja nicht nur Mauern fotografieren, dafür gibt es sicherlich bessere Objektive. 35mm als klassische Reportagebrennweite soll wohl genau da hin, in die Reportage. Bevor ich die nächsten Tage noch ein paar Naturbilder auf unendlich präsentiere, folgen hier zwei Beispiele (jpeg ooc) für die Stärke, aber auch Schwäche dieser Linse:
A7, ISO 400, 1/50s, f/1,9, Freihand:
Ich finde hier zeigt sich die Stärke dieses Objektivs. Gute Freistellung, ausreichende Schärfe und durch die Vignette entsteht ein hinlenken zum Bildmittelpunkt. Außerdem gefällt mir in dieser Situation die relative Kontrastarmut (oder flaue/kühle Farbwiedergabe), die aber in der Landschafts- und Partyfotographie ein deutlicher Nachteil ist.
A7, ISO 3200, 1/80s, f1,9, Freihand:
Das Glas flared wie verrückt. Natürlich könnte man das jetzt als künstlerische Freiheit interpretieren und es gibt sicherlich Situationen, in denen das noch mehr Atmosphäre bringt. Aber leider sind diese Lichtkreise überhaupt nicht zu kontrollieren. Auch ein GeLi bringt nur leichte Verbesserung, in dem Beispiel garnichts (und sieht zusätzlich an diesem Objektiv auch doof aus....)
Ich bin etwas zwiegespalten. Man kann sehr schöne Fotos mit Charakter erstellen, jedoch habe ich das Gefühl mich nicht wirklich auf die Linse "verlassen zu können". Die Bildfehler und der zeitweise schlechte Kontrast / flaue Farbwiedergabe sorgen dafür, dass ich lieber das Canon FD 35mm f/2,8 mitnehme, auch wenn ich ein wenig auf Lichtstärke verzichten muss. Denn wenn ich diesen überzeichneten "Retrolook" haben möchte, füge ich diesen lieber punktuell in der EBV ein.
Bald folgen weitere Bilder zum Thema unendlich und Naheinstellgrenze ausreizen.
Bis dahin :-)