Vor allem auf Reisen möchte man gerne mit so wenig wie möglich Gepäck durch die Gegend laufen, trotzdem aber flexibel sein, was das Fotografieren anbelangt. Mir persönlich ging es zumindest im Juli 2006 so, als ich in New York City meine Hochzeitsreise verbrachte. Damals hatte ich mir das Tamron 18-200 ausgeliehen, welches ich als "Immerdrauf"-Objektiv oft genutzt habe. Leichter Weitwinkel für die Häuserschluchten, volle Brennweite für Aufnahmen von Ellis Island nach Manhattan rüber - da war der Zoombereich schon ideal für mich. Es war mir klar, dass man Abstriche in der Bildqualität machen muss, wenn man mit einem so kompakten Objektiv einen so großen Zoombereich abdecken will. Eher negativ werden solche Objektive auch als Suppenzoom statt Superzoom betitelt.
Meine NYC-Bilder möchte ich nicht verkaufen, sie sollten eine schöne Erinnerung von NYC und meiner Hochzeitsreise sein, einige der Bilder habe ich auch in meinem DigicamClub gezeigt - dafür ist alles super.

Tamron hatte dann Anfang 2007 das Objektiv nochmal erweitert, nun ist es bei einer Brennweite von 18-250mm im Vergleich zum KB-Format anbelangt. Somit bietet es praktisch einen 14fach optischen Zoom, was derzeit von keinem anderen Hersteller übertroffen wird. Das Konzept vom 18-200er Objektiv wurde übernommen, sodass die Außenmaße praktisch gleichgeblieben sind. Der Endbrennweitenbereich wurde lediglich um 50mm verlängert. Diese 50mm bei einer Canon 350D entsprechen aufgrund des Corpfaktors immerhin 80mm. Wenn wir die gesamte Brennweite mal mit 1,6er Crop rechnen, sind wir bei 28,8mm bis 400mm im KB-Format. Das ist enorm viel - leider hat Tamron auf einen Bildstabilisator verzichtet, was man bei etwas längeren Belichtungszeiten durchaus merkt, dazu später aber mehr.

Die genaue Bezeichnung des Objektivs lautet:

AF 18-250mm F/3,5-6,3 Di II LD Aspherical [IF] MACRO

Ich kannte ja schon von 3 Wochen Intensivnutzung das Tamron 18-200, sodass ich einen guten Vergleich zum 18-250 ziehen konnte. Qualitätsmäßig konnte ich keinen Unterschied feststellen. Das Objektiv wirkt hochwertig verarbeitet, der gummierte Zoomring lässt sich über alle Brennweiten hinweg sehr gut bedienen, die gut verarbeitete Kunstofffassung mit Metallbajonett konnte mich ebenfalls überzeugen.
Schön ist, dass das 18-250er auch einen Lock-Schalter hat, um das ungewollte Hinausfahren des Tubus zu verhindern. Kratzerempfindlich erscheint mir das Objektiv nicht, lediglich die Sonnenblende weist die üblichen Gebrauchsspuren auf - aber das war bisher bei jedem Objektiv so.

Gehen wir einmal etwas mehr in die technischen Details für die, die es interessiert.
Die Anfangsblende im Weitwinkel liegt bei F/3.5, im Telebereich bei F/6.3 - das ist okay, aber als richtig lichtstark kann man dieses Objektiv sicherlich nicht betrachten. Die kleinste Blende ist 22, die Naheinstellgrenze liegt bei 45cm, das ist brauchbar. Der Abbildungsmaßstab liegt bei 1:3,5 - die Filtergröße muss 62mm betragen, um ohne Adapter direkt am Objektiv genutzt werden zu können.
Das Gewicht des Objektivs liegt bei angenehmen 430 Gramm bei einer Größe von 74,4 (Durchmesser) x 84,3mm (Baulänge). Das 18-250er kann kann an folgenden DSLRs betrieben werden: Canon, Nikon (Achtung, Einschränkung!), Pentax und Sony/Minolta. Bei Nikon müssen Besitzer der D40/D40x darauf achten, dass aufgrund der Bauart der DSLR der Autofokus nicht funktioniert. Hierauf hat Tamron keinerlei Einfluss!

Tamron hat diverse Fachbegriffe, um die Vorzüge des 18-250 genauer zu beschreiben. Diese möchte ich euch nicht vorenthalten:

Di II
Die Bezeichnung Di II steht bei Tamron für Objektive, die ausschließlich für den Einsatz an digitalen Spiegelreflexkameras mit kleineren Bildsensoren (kleiner als 24x16mm) entwickelt.

Die optische Systeme dieser Objektive wurde optimal auf die Leistungseigenschaften digitaler Spiegelreflexkameras abgestimmt. Die Objektive zeichnen aus durch:

1. Hohes Auflösungsvermögen
2. Minimierung des Lichtabfalls zum Rand hin
3. Optimierung des Streulicht.verhaltens
4. Minimierung der chromatischen Aberration.

So wurde z.B. eine hocheffiziente Mehrfachvergütung auf den Linsenoberflächen sowie teilweise eine sogenannte interene Vergütung, bei der verklebte Glaselemente beschichtet werden, aufgebracht. Dies garantiert eine effektive Reduzierung von, besonders bei digitalen Bildsensoren auftretendem, qualitätsminderndem Streulicht.

Gleichzeitig wurde der Randlichtabfall minimiert, so dass Digitalbilder gleichmäßig von der Bildmitte bis in die Ecken ausgeleuchtet werden. Die Di II Objektive werden inzwischen in allen von Benutzern digitaler SLR Kameras bevorzugten Brennweitenbereichen angeboten.

LD (Low Dispersion)
Die chromatischen Aberration ist eine Form des optischen Rauschens, das die Schärfe und die Brillanz eines Bildes reduziert. LD -Elemente werden aus speziellen Glasmaterialien hergestellt, die einen extrem niedrigen Farbzerstreuungs-Index aufweisen (ein Maß, welches die Fähigkeit eines Glases angibt, einen Lichtstrahl in seine Spektralfarben zu zerlegen). Dies führt zu einer effektiven Kompensation der chromatischen Aberration, welche ein spezielles Problem von Teleobjektiven ist.

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Genug mit techinschen Daten, gehen wir ins Eingemachte.
Im MF (manuellen Fokus) fotografiere ich praktisch nie. Bin ich kein Fan von, interessiert mich nicht sonderlich. Wirklich ganz selten mal bei Makroaufnahmen oder Nachtaufnahmen fokussiere ich manuell, um auch den letzten Rest Schärfe zu erwischen, wenn der AF (Autofokus) mal schlapp macht. Das manuelle Fokussieren ist denkbar einfach.

Der Autofokus ist treffsicher und recht schnell, bei Tageslicht wie auch bei Kunstlicht. Bei Dämmerung wirds enger, man merkt die fehlende Lichtstärke. Jedoch sind mittels Stativs noch gute Aufnahmen machbar. Der Motor ist (leider) nicht mit einem USM von Canon oder HSM von Sigma zu vergleichen. Er ist lauter und etwas langsamer, was bei einigen Situationen schon etwas störend war (bei Flugzeugaufnahmen zum Beispiel).

Die Verzeichnungen bei 18mm sind sichtbar (klar...), aber durchaus vertretbar und mittels EBV auch schnell entzerrt.

Die besten Bildergebnisse in Sachen Qualität habe ich bei 40mm bis 150mm erzielt. Von 18-40mm sind halt die Verzeichnungen zu sehen, ab 150mm nimmt die Farbbrillanz und Schärfe etwas ab. Bei vollen 250mm können bei schönem Wetter wirklich gute Aufnahmen entstehen, jedoch merkt man hier deutlich einen Verlust der Bildqualität. Die Farben werden flauer (habs mit Photoshop aber gerettet), die Schärfe vor allem zum Rand hin lässt nach.

Wer sich ein wenig mit Bildbearbeitung beschäftigt oder aber hauptsächlich Urlaubsbilder oder Bilder fürs Internet machen möchte, der wird durchaus zufrieden und dankbar für diesen Brennweitenbereich sein. Wer jedoch die Ambitionen hat, seine Bilder in A4-Größe zu verkaufen, muss sich schon besser mit EBV auskennen, zumindest dann, wenn das Licht schlechter wird oder aber der Brennweitenbereich die 150mm übersteigt.

Hinzu kommt noch, dass Tamron erst jetzt langsam mit der Bildstabilisatortechnik anfängt (im Jahr 2007 wird es ein 28-300 mit Stabilisator geben, mein Test folgt dann) und hier bei 250mm und Dämmerung die Bilder regelmäßig verwackelt sind - zugegeben, jeder von uns hat eine andere, ruhige Hand. Aber ich bilde mir mal ein, nicht so sehr zu wackeln. Ich selbst habe noch ein Canon 100-400L mit Stabilisator und zuvor auch ein 70-300 mit IS gehabt... als ich dann das 18-250er ausgeführt hatte zum Flughafen habe ich deutliche (!) Unterschiede gemerkt, sodass ich -nach Möglichkeit und wenn bezahlbar- nie mehr auf den Stabilisator verzichten möchte.

Die Preise liegen im Internet bei etwa 440 Euro +/- die üblichen Preisspielereien einiger Onlinehändler.
Im Vergleich ist das 18-200er für etwa 330 Euro zu haben, wieder +/- einiger Euronen, die je nach Marge vom Händler einkalkuliert werden können:

Wer viel Wert auf wenig Objektivwechseln legt, der wird sich über ein 18-250mm sicherlich freuen. Leichter Weitwinkel (für NYC reichts meistens) und relativ großer Zoombereich - das ist die Kombination, auf die die meisten Hobbyfotografen abfahren, wenn sie nicht mehr Geld für mehrere Objektive ausgeben wollen.

Ich kann eine Kaufempfehlung aussprechen, wenn man auf obige "Mängel" gelassen reagieren kann.

Marc´s PRO-Punkte:

+ großer Zoombereich
+ gut verarbeitet
+ Lock-Schalter
+ AF recht schnell und treffsicher
+ guter Allrounder

Marc´s CONTRA-Punkte:

- kein Bildstabilisator
- preislich mit etwa 440€ noch zu teuer (meine Meinung...)
- abfallende Schärfe und flaue Farben bereits ab 150mm, bei 250mm deutlich sichtbar (ohne EBV Bearbeitung)

18-250.gif