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Thema: Leica Elmarit 2.8/180mm

Baum-Darstellung

  1. #1
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Standard Leica Elmarit 2.8/180mm

    Es war ein Sch... tag gestern!

    Vor einiger Zeit habe ich ein Elmarit 2.8/180mm in der letzten Ausführung vor der Apo Version erhalten.

    Wie Murphy es so wollte, bin ich mit dem Objektiv bei ausgezogener Sonnenblende vor einiger Zeit mal "angeeckt"..
    Erfolg war, die Sonnenblende hat eine Delle bekommen.
    Schön wieder ausgebeuelt. Flutscht alles wieder sauber und ordentlich. Aber nun nach etlichen Wochen
    fängt die Linsengruppe im Tubus an zu wackeln. So ein Riesenmist. Das 2.8/180er hab ich lange gesucht und in absolutem Top Zustand quasi als Beifang erhalten. Und nun das

    Ich also bei Leitz in Solms angerufen und mich nach dem Telefonat tierisch geärgert über die Jungs dort.
    Einschicken, Kostenvoranschlag 40 Euro. Porto dazu.. 60 Euro schon mal weg. Alles ok, Kostenvoranschlag wird verrechnet. Aber als ich dann hörte, ich solle quasi sagen, was ich (wie sich nun rausstellte) für das anziehen von 5 Schrauben ausgeben will, also sagen, bis zu welchem Betrag ich einer Reparatur zustimme, platzte mir dann innnerlich dann doch der Kragen.
    Ich wollte eigentlich wissen, was da passiert sein kann und wie aufwendig das werden könnte. Wollte dann noch wissen, wie schnell das erledigt sein kann und zu welchen voraussichtlichen Kosten. Zudem sei unter 2-3 Wochen da nix zu machen. Zudem auch recht unfreundlich und gelangweilt
    der Mensch am Telefon.

    Ich kann nur sagen, gut das ich darauf so reagiert habe, das ich mich herzlich bedankte und den Telefonhörer auflegte.

    Dann wuchs in mir der Entschluss.. das machst Du selbst. Ich hab bisher ca. 15- 20 Objektive zerlegt, gereinigt, wiederum auch
    andere zerlegte aus der Bucht gezogen und instandgesetzt.

    Soll doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich nicht auch das Teil reparieren kann. Etwas mulmig war mir dann aber doch bei diesem sauteuren Objektiv.

    Aber das Fazit vorweg, es hat geklappt. Das Objektiv ist komplett wieder in astreinem Zustand.

    Hier ein Bericht, wie vorzugehen ist, falls jemandem das selbst mit einem
    Elmarit 180er neuerer Bauart passiert:


    Das Elmarit 180mm in der neueren Version besitzt einen Schneckengang-Tubus gleicher Größe wie das 135er Elmarit.

    Die 5 Linsen des Objektives sind in einer eigenen Alu Einheit montiert, die im Schneckengang-Tubus eingedreht ist.
    2 der 5 Linsen stecken dabei im Schneckengang Tubus, die 3 großen Linsen sind aufgrund des Durchmessers von 75mm ausserhalb des Tubus vorstehend in der Alu Einheit angeordnet.

    Nun wurde durch den Schlag gegen die Sonnenblende der vordere Teil der Alu Einheit mit den 75mm Linsen leider wackelig.
    Das bedeutete, der ausladende Kopf mit den 3 Linsen, die ausserhalb des Tubus stecken, bekam Spiel und wackelte so vor sich her.

    Das Objektiv wird durch Abschrauben des Bajonettes von hinten geöffnet.
    Mehrere Schälchen zum Sammeln der Schrauben nach Gruppen bereit zu stellen und zu benutzen ist eine gute Idee.

    Erster Schritt, die 3 winzigen Schrauben hinten am Bajonett abschrauben, die ein nach innen ragendes Stück Plastik, das als Reflektionssschutz der Linsen gegen Streuungen der Metallfassung dient, zusammen mit diesem Schutz abnehmen und weglegen.

    Dann die 6 Schrauben mit denen das Leica R Bajonett am Tubus befestigt ist Abschrauben. (Merken) Roter Punkt des Bajonetts ist auf Höhe des roten Leica Punktes.
    Bajonettring vorsichtig abnehmen, da der Bajonett-Flansch Vertiefungen hat, in denen eine kleine Kugellagerkugel per Feder gegen den Bajonettring drückt und damit die Rastungen der Blende bewerkstelligt.

    Also die Kugel und auch die Andrückfeder der Kugel gegen das Bajonett sichern. Diese Feder steckt im nun zum Vorschein kommenden Messingkranz, der die Übertragung der Blende vom Blendenring nach innen ins Objektiv regelt.

    Nachdem auch die Feder gesichert ist, nehmen wir den schwarzen Blendenring einfach ab. Er ist nur aufgesteckt und korrespondiert über zwei seitlich in Führungen angebrachte, eingeschraubte Bolzen mit dem Messingkranz.

    Diese werden als nächstes rausgeschraubt und aufbewahrt. Nun kann der Messingkranz fast herausgenommen werden.
    Beim Herausnehmen sperrt noch ein Mitnehmer, der vom Messing-Kranz in den eigentlichen Blendenschließer laufende Mitnehmer.
    Mit einem kleinen Schraubendreher den Blendenschließer im Tubus sanft nach innen zur Linse drücken und damit entriegeln. Dann kommt der Messingkranz ganz raus.

    Nun sind wir am Kernstück des Objektives. Die Verschraubung innerer gegen den äußeren Tubus.
    Und da musste ich ran. Hierzu die 4 Schrauben rausdrehen, die auf einem am Tubus befestigten Ring sitzen.
    Mit den 4 Schrauben wird eine darunter befindliche "Platte"gehalten, die mit zwei Führungen den Geradeauslauf der Linsengruppe
    regelt. Durch das Abschrauben dieser Platte ist nun die gesamte Linseneinheit "herausdrehbar.

    Ab hier wird es spannend !

    Der Alukörper, der mit seinem Gewinde im Tubus per Schneckengang läuft wird frei beweglich. Das bedeutet, er kann auch
    aus dem Schneckengang herausgedreht werden! Also absolute Vorsicht, denn wir wollen nachher nicht den Einstieg in das Gewinde
    neu suchen, um korrekt auf unendlich zu kommen. Eine gute Idee ist es aber in jedem Falle, sich zu merken, wie innerer und äußerer Teil zueinander standen, sollte es mißlingen und die Teile Tubus und Alu-Linseneinheit sich doch trennen.



    Weiter:
    Sehr vorsichtig die Linsengruppe (vorderes Element) langsam drehen in Richtung Nahbereich. Die Alu Einheit mit Linsen und Sonnenblende kommt immer weiter aus dem Tubus gefahren und langsam kommt ein Spalt zum Vorschein. In diesem Spalt befinden sich insgesamt 5 Schrauben, die das Ganze Übel ausmachten. Mit diesen Schrauben ist an der Alueinheit die vordere Linsengruppe (mit den 3 großen 75mm Linsen) befestigt. Und genau hier lag das Problem. 3 der 5 Schrauben waren gelockert durch den Schlag gegen die Sonnenblende. Der Sicherungslack war geplatzt und die Schrauben hatten sich im Laufe der Wochen durch die Bewegung stückchenweise gelöst.

    Wieder festgeschraubt, Lack drüber und zurückdrehen der ganzen Mimik und wiederzusammenbau in der umgekehrten Reihenfolge.


    Fazit:

    Leica kann mich mal gernhaben mit dem telefonischen Anraten mein Objektiv einzusenden.

    Allein schon zu sagen, was mir eine Reparatur "wert" ist um mir auf jeden Fall 40 Euro plus Porto für einen Kostenvoranschlag für das Festschrauben von 3 Schrauben abnehmen zu wollen, ist ein Witz, wenn man den Aufbau des Objektives kennt und weiß, das aufgrund der Konstruktion nur die Schrauben los sein können.
    Hätte ich es nicht selbst gemacht, wären daraus vermutlich schnell
    200 Euro und mehr bei Leica geworden.
    Nachdem ich nun weiß, wie das Ganze ineinander greift, mutete es geradezu lächerlich an, dem nachfragenden Kunden nicht
    einmal sagen zu wollen, wie man sich der Sache nähert, wenn man es denn selbst machen will, geschweige denn ihm einen knappen Preis für das Festschrauben zu nennen, wenn man, so wie die Leute von Leitz den inneren Aufbau des Objektives kennt.

    Festbrennweiten von denen werde ich künftig nur noch selbst reparieren.

    Die Reparatur hat geklappt, die Linsen sind absolut zentrisch aufgrund der soliden Bauweise und was will ich mehr...

    Hier ein paar Beispielbilder, die mit dem Objektiv nach der Arbeit gemacht wurden.







    Sorry für das einstellen der großen Bilder, aber um die gelungene Operation zu zeigen...



    LG
    Henry
    Geändert von hinnerker (19.09.2009 um 07:49 Uhr)

  2. 6 Benutzer sagen "Danke", hinnerker :


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