Moin,
vor ein paar Wochen konnte ich ein sehr beanspruchtes Tokina AT-X SD 2.8/300mm mit Nikon F Mount erwerben, leider ohne Streulichtblende, die irgendwo in den Alpen verschollen ist.
Eine solche ist auf dem freien Markt nicht aufzutreiben und so habe ich für die Testaufnahmen erstmal "etwas" provisorisch gebastelt, um zu viel Licht von der großen Frontlinse fernzuhalten.
Das Objektiv ist groß und schwer!
Gewicht 2,184 Kg inkl. Nikon/Canon EF-Adapter
Länge ca. 22 cm
Durchmesser 116 mm
Frontfilter 112 mm
Einsteckfilter 35,5 mm
7 Blendenlamellen
Blendenstufen 2.8 - 4 - 5.6 - ... - 32, von 4-22 in halben Blenden rastend
rotierbare Stativschelle
Innenfokussierung
Naheinstellgrenze ist 2,4 m
von 2,4 bis unendlich sind ca. 170° Drehwinkel
Steulichtblende MH112
Die Verwendung eines Stativs oder Einbeins ist fast Pflicht, ansonsten erspart man sich das Hanteltraining...
So sieht es aus:
Hier meine Bewertung:
Bei Offenblende ist mein Exemplar kontrastarm und mäßig scharf (vor allem bei entfernten Motiven), neigt zum Überstrahlen und zeigt CAs an harten Kontrastkanten.
Blendet man auf 4 oder 5.6 ab, so erhält man gute bis sehr gute Schärfe und ein weitgehend farbfehlerfreies, kontrastreiches Bild.
Gegenlicht mag es nicht und es straft mit Kontrastverlust. Man sollte eher knapp belichten.
Das klingt erst einmal ernüchternd, oder?
Auf der Haben-Seite ermöglicht das Tokina vor allem bei Offenblende ein cremiges Bokeh und hat durch die extrem geringe Schärfentiefe ein sehr hohes Freistellungspotential.
Hier sollen ein paar Bilder - aufgenommen mit der Canon 6D - sprechen
(aus Raw mit Faststone Image Viewer, verkleinert, Offenblende ohne Bearbeitung, außer wenn beim Bild angegeben):
Gut zu sehen die Vignettierung bei Offenblende, etwas zu reichlich belichtet.
Ein 100% Crop daraus - CAs und "geringe" Schärfe sichtbar, wobei das eine Freihand Aufnahme schnell fliegender Tauben ist!
Der gleiche Ausschnitt, um den CAs den Schrecken zu nehmen mit DXO korrigiert
Kontrastverlust rechts unten durch Gegenlicht, Kontrast und Schärfe bereits leicht angehoben
Kontrast und Schärfe leicht angehoben.
ohne weitere Korrektur
ist schon schön zu sehen, wie eine Backsteinhauswand im Bokeh verschmilzt
Ein100% Crop daraus - man würde sich einen besseren Kontrast und mehr Details wünschen.
Gegen unendlich wirkt das Bild bei Offenblende eher flau und unscharf
Daraus der 100% Crop ist ernüchternd - für Fernaufnahmen ist dieses Exemplar nicht geschaffen!
Als spezielles Portrait Objektiv ist es eher gut geeignet, hier mal an der Nikon D300 - wobei ich dieses Bild eher in Schwarzweiß entwickeln würde...
Eine Anmerkung hierzu sei noch, dass der harte Spiegelschlag der Nikon eine spürbare Erschütterung durch das gesamte Objektiv jagt - bei der Canon ist davon fast nichts zu spüren.
Der Charakter des Objektivs kommt an der "Vollformat" Kamera besser zur Geltung und man kann mit der Canon deutlich länger verwacklungsfrei belichten.
Zum Abschluss, weil Herbst ist... für solche Motive ist das Objektiv sehr gut geeignet!
LG Jörn