Das Voigtländer Snapshot-Skopar 4/25mm trägt seine hauptsächliche Bestimmung schon im Namen. Es ist ein modernes aber rein manuelles Objektiv für Messsucher- oder spiegellose Digitalkameras, das darauf ausgelegt ist, schnell, klein, leicht und problemlos ohne Autofokus fotografieren zu können.
Am APS-C Sensor der NEX ist es das Objektiv für die klassische Reportagefotografie entsprechend ca. 35mm am Kleinbildformat. Das Besondere an dem Objektiv ist der hintenliegende Fokusring, der in den Positionen 1 m, 1,5 m und 3 m spürbar einrastet. Zusammen mit den Anschlägen bei 0,7 m und unendlich und einem kleinen Hebel am Fokusring, ist mit etwas Übung eine sehr einfache "blinde" Bedienung möglich. Ab Blende 5.6 hat man so die Möglichkeit mit einer Fingerbewegung zwischen Panoramas, "Streetlife"-Schnappschuss (3m), Personenfotos (1.5m) und Halbportraits (1m) hin- und herzuschalten und trifft damit fast immer den Fokus.
Abmessungen und technische Daten:
Kameraseitiger Anschluss: M39
Gewicht: 90 g incl. kurzer Streulichtblende, die auch entfernt werden kann
Baulänge min. ab Auflagefläche: 30 mm
Filtergewinde: 39 mm
Blende 4 -22 in halben Stufen
10 Blendenlamelllen
Naheinstellgrenze 0.7 m
Fokusweg ca. 90°
7 Linsen in 5 Gruppen
Linsenschnitt bei http://www.taunusreiter.de/Cameras/Bessa_RF.html
Auffallend an dem Objektiv ist die auch im Linsenschnitt erkennbare plane Vorderseite der Frontlinse. Dass Voigtländer hier trotz der wenig spektakulären Lichtstärke einigen Aufwand in die Konstruktion gesteckt hat, sieht man den Ergebnissen auch an. Das ist eine ganz andere Qualitätsklasse als die einfachen Schnappschussobjektive mit Fixfokus, die es auch für moderne Systemkameras hier und da gibt. Alle Beispielbilder sind an der NEX 5N gemacht.
Sehr erfreulich ist die nahezu vollständige Abwesenheit von CAs, auch in den Randbereichen des Objektivs:
f/8
100%-Ausschnitt vom Bildrand:
Generell gehören Landschaftsaufnahmen zu den Stärken des Objektivs. Auch ohne Polfilter sind Farben und Kontraste hervorragend.
f/8
Dadurch fällt zum Glück ein Problem normalerweise nicht so auf, das leider beim Betrieb des Snapshot-Skopar an der NEX auftritt: Die Farbverschiebung in Richtung der Bildränder. Sobald man aber eine farb- und kontrastarme Situation per Nachbearbeitung etwas "pushen" möchte, wird es durch die sehr schräg auf den Sensor einfallenden Strahlen ziemlich "bunt" in den Ecken. In LR nutze ich daher in solchen Fällen ein Plug-In namens DNG Flat-Field. Dafür nimmt man ein Kalibrierbild auf (z.B. eine weiße, gleichmäßig beleuchtete Wand) und verrechnet die zu bearbeitenden Bilder mit diesem Kalibrierbild. Der Effekt ist in dem folgenden Bild gut zu sehen:
f/5.6 ohne Korrektur:
mit Korrektur:
Der zweite Hauptaufgabenbereich des Objektivs ist bei mir die Streetlife-Fotografie. Die NEX mit Schlaufe am Handgelenk unauffällig mittragend, mit einem Finger die sehr leichtgängige Fokussierung blind einstellen und dann aus der Hüfte auf gut Glück abdrücken, das funktioniert ziemlich gut.
f/5.6 (Santiago de Cuba)
Der Nahbereich unter 1 m ist sicher nicht das Haupteinsatzgebiet des Skopar und bei 0,7 m ist sowieso Schluss. Insofern muss man über das Thema Bokeh nicht lange reden. Bei 0.7m und f/4 sieht das so aus:
f/4
100%-Ausschnitt
Sehr schön sind die ausgeprägten Sterne, die das Voigtländer mit seinen 10 Blendenlamellen abgeblendet an punktförmigen Lichtquellen erzeugt. Leider sind aber manchmal auch Flares auf der jeweils von der Bildmitte abgewandten Seite heller Lichter dabei. Da diese, wenn sie überhaupt auftreten, meistens sehr klein und scharf umrissen sind, kann man sie zum Gück häufig einfach wegstempeln. Hier habe ich sie unverändert belassen:
f/11
Bei der Verwendung am APS-C-Sensor sollten für KB-Kameras gerechnete Objektive theoretisch wenig Probleme mit Eckenschärfe und Vignettierung haben. Bei manchen Altgläsern bleibt das Theorie, aber hier stimmt es tatsächlich. bei f/4 ist noch eine geringe Vignettierung zu sehen, die ab f/5.6 weg ist. Ich habe das hier durch deutliche Verstärkung des Kontrastes sichtbar gemacht. In realen Aufnahmen mit dem Skopar habe ich bisher noch nie eine Vignettierung gesehen:
f/4
f/8
Die Verzeichnung bewegt sich in einem so geringen Rahmen, dass man sie schon mit messtechnischem Aufwand suchen müsste. Für Architekturfotos eine feine Sache. Und die Schärfe ist schon bei Offenblende bis in die extremen Ecken völlig ausreichend.
f/4; 100%-Ausschnitt aus der Ecke:
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit diesem kleinen, leichten aber auch von der Haptik sehr hochwertigen Objektiv. Natürlich ist ein AF in vielen Situationen noch schneller und präziser, aber wenn man auf manuelles Fotografieren steht, dann ist das Snapshot-Skopar eine Empfehlung wert. Im Idealfall sollte man es sich aber vorher ausleihen und ausgiebig testen. Bis auf die leicht zu korrigierende Farbverschiebung sind die optischen Leistungen zwar sehr überzeugend aber das Bedienkonzept muss man mögen.