Der Dreilinser Trinar war als günstiger Einstieg in das Rodenstock-Universum der Vergrößerungsobjektive gedacht. Zielgruppe waren also Hobbyfotografen, die nur selten eine Vergrößerung vornehmen und keinen Wert auf höchste Qualität legen. Es wurde übrigens vor Jahrzehnten schon als klassisches Anastigmat in Messucherkameras verbaut.
Das Trinar erhält man für einen geringen zweistelligen Betrag, mit etwas Glück bekommt man es auch günstiger.
Das Vergrößerungsobjektiv verliert sich schnell in der kleinsten Fototasche und der dünnsten Jacke. Und auf Grund des Fliegengewichts funktioniert der Trick "Objektiv immer auf der schweren Jackenseite suchen" definitiv nicht. Das Trinar sieht eher aus wie eine "Spielzeuglinse", entsprechend unaufgeregt waren meine Erwartungen. Aber - das zeigt sich auch hier - es ist am Ende eben doch ein Rodenstock.
Aufbau: Dreilinser/Triplet, 3 Elemente in 3 Gruppen, vergütet
Anzahl Blendenlamellen: 6
Blendenstufen: 1:3.5 - 1:16 in ganzen Blenden
Anschluss: M39
Gerechnet für: Kleinbildformat
Filtergewinde: nicht vorhanden
Material Gehäuse: Plastik
Verwendetes System: Sony A7, VNEX short, ISO 100. Fotos Briefmarken und Münze mit ISO 400 und mit Makrotubus anstatt Wandlerring. Als Streulichtblende verwendete ich eine 42mm-Auftsteckblende.
Unveränderter Export der RAW-Dateien aus LR, Verkleinern und Bildausschnitte in Photoshop, unveränderter Export der Webgrößen.
Als in unserem Garten die Magnolie blühte, habe ich u.a. auch das Trinar an das VNEX geschraubt.
Unendlichkeitseinstellung, Blende 8
Details: Linke obere Ecke, Mitte linker Rand, Bildmitte
An den Bildrändern und in den Ecken erkennt man eindeutig, dass der Dreilinser auch bei Blende 8 am Vollformat an seine Grenzen stößt, die Ecken saufen sogar ab. Die Schärfe in Bildmitte zeigt aber bereits, wo das Trinar seine Stärken hat. Vignettierung ist kaum erkennbar, Farben kühl, aber angenehm neutral.
Bildschärfe Bildmitte (Naheinstellung VNEX), Offenblende
In der Bildmitte des Nahbereiches zeigt das Trinar im Zusammenspiel mit dem VNEX eine sehr gute Schärfe und einen prima Kontrast auch bei Blende 3.5, besser als meine "klassischen" 50er Industar- oder Jupiter-Objektive am VNEX. Das kleine Rodenstock-Teil ist also perfekt für Freistellungen im Bereich der Bildmitte.
Bokeh (Naheinstellung VNEX), Offenblende
Auch wenn die Blendenlammellen nicht vollständig im Tubus verschwinden und sie darüberhinaus derart gerade sind, dass man sie als Mikro-Lineal verwenden könnte, produziert das Trinar dennoch kein allzu störendes und unruhiges "Stoppschilder"-Bokeh.
Überstrahlungen/CAs (Naheinstellung VNEX), Offenblende
Bei starken Kontrasten neigt das Objektiv bei Offenblende zu leichten Überstrahlungen, die bei Blende 4 fast, bei Blende 5.6 komplett verschwunden sind. Farbige CAs sind dagegen fast nicht vorhanden.
Makro, Detail Blendenreihe 3.5 bis 8, Bildmitte
Hier zeigt sich auch im Vergleich, dass das Trinar bezüglich der Schärfe in der Bildmitte eine sehr gute Leistung abgibt (Foto/Ausschnitt Blende 5.6 eventuell nicht optimal getroffen), aber eben schon sehr gut bei Blende 3.5, große Qualitätssprünge bis Blende 8 sind da nicht zu sehen.
Schärfe Makro, Detail 20 Cent-Münze, Offenblende
Auch hier zeigt sich die gute Schärfe in der Bildmitte und ein angenehmer Unschärfeverlauf.
Fazit
Das Trinar bietet eine schöne Leistung für kleines Geld, ein unscheinbarers Leichtgewicht mit mittelprächtiger Anfangsblende, das mich aber voll überzeugen konnte. People-, Street- oder Landschaftsfotografie ist damit nicht zu realisieren, aber in der Naheinstellung und als Makro mit Fokus auf der Bildmitte zeigt es hervorragende Leistungen. Tipp: schon das Abblenden auf f/4 lohnt sich bezüglich Schärfe und Kontrast.
Grüße
Nils